Hannover 96 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2018/2019 - 23. Spieltag

0:3 (0:0)

Termin: 24.02.2019, 15:30 Uhr
Zuschauer: 39.100
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 0:1 Rebic (53.), 0:2 Jovic (63.), 0:3 Kostic (90.)

 

 

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Hannover 96 Eintracht Frankfurt

 


  • Trapp
  • Da Costa
  • Toure
  • Hinteregger
  • Ndicka
  • Kostic
  • Hasebe
  • Rode
  • Rebic
  • Jovic
  • Haller

 

Wechsel
  • Wood für Bakalorz (65.)
  • Muslija für Müller (65.)
  • Jonathas für Asano (75.)
Wechsel
  • Willems für Rode (75.)
  • Paciencia für Haller (86.)
  • Gacinovic für Rebic (90.)
Trainer Trainer

 

 

Souveräner Auftritt

In abgezockter Manier kauft die Eintracht Kellerkind Hannover 96 den Schneid ab und gewinnt am Ende deutlich mit 3:0. Rebic (53.), Jovic (63.) und Kostic (90.) stellen die Weichen.

Ausgangssituation: Plötzlich Favorit

Nach dem Monat der Spitzenspiele war die 2019 ungeschlagene Eintracht als Favorit an die Leine gereist. Was zum einen mit dem eigenen Formhoch und Rückenwind aus dem fulminanten Europapokalsieg gegen Shakhtar Donetsk, aber auch mit der sportlichen Situation beim abstiegsbedrohten Gastgeber zusammenhing. Somit standen beide Seiten mehr oder weniger unter Zugzwang: Die einen wollten das rettende Ufer nicht aus den Augen verlieren, die anderen den Kontakt zum oberen Tabellendrittel nicht abreißen lassen – und nicht zuletzt nach vier Unentschieden hintereinander auch in der Bundesliga wieder dreifach punkten.

Pause für Abraham, Debüt für Toure

Im Vergleich zu Donnerstagabend nahm Adi Hütter die angekündigte leichte Rotation vor und tauschte zwei Mal. Für David Abraham feierte Winterneuzugang Almamy Toure sein Debüt und anstatt Mijat Gacinovic begann Ante Rebic hinter den Spitzen. Makoto Hasebe übernahm die Kapitänsbinde und den absichernden Part der Doppelsechs.

Die Null steht

Der Siegeswille war beiden Seiten von Beginn an anzusehen. Die Hausherren versteckten sich nicht, kamen nach dem ersten Strohfeuer aber kaum zu zielführenden Aktionen. Auch die Adler agierten vorwärtsgewandt, aber spätestens beim Torabschluss fehlte die entscheidende Genauigkeit. Die größte Gelegenheit hatte Luka Jovic kurz nach Anpfiff, als er nach einer verunglückten Grätsche von Felipe allein vor Michael Esser auftauchte, das Spielgerät aber in die Arme des Torhüters lupfte (4.). Der Keeper stand wenig später wieder im Mittelpunkt, als er einen Ausflug Richtung Eckfahne wagte, der flankende Sébastien Haller vor dem leeren Tor aber keinen Abnehmer fand (8.). Nachdem Danny Da Costa nach einer Ecke unbedrängt knapp neben den Kasten geköpft hatte (14.) war gegen aufopferungsvoll dagegenhaltende Niedersachsen lange kein Durchkommen. Dies beruhte auf Gegenseitigkeit, weil auch die Hessen gegen den Ball keine Kompromisse kannten. Erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs fanden die um vertikale Kombinationen bestrebten Gäste das eine oder andere Schlupfloch, doch Jovic fand zwei Mal in Esser seinen Meister. Erst außerhalb (40.), dann innerhalb des Strafraums (41.).

Eintracht eiskalt

Ausschlaggebend war nach der Pause einmal mehr das Verhalten im Strafraum. Während die Hausherren ihren einzigen verheißungsvollen Abschluss durch Henrik Weydandt, der aus spitzem Winkel Kevin Trapp prüfte (48.), vergab, machten die Frankfurter Stürmer nach einer Stunde kurzen Prozess. Erst steckte Jovic das Leder in den Lauf von Rebic durch, der von der linken Seite knallhart ins lange Eck traf (53.). Zehn Zeigerumdrehungen darauf war der Toptorjäger der Bundesliga selbst zur Stelle, als eine Flanke von Filip Kostic im zweiten Versuch auf dem Kopf seines serbischen Landsmannes landete, der mutterseelenallein zum 2:0 einköpfte (63.). Dass dessen 15. nicht noch der 16. Saisontreffer folgte, lag an 96-Torwart Esser, der gegen den unbehelligt in den Strafraum gedribbelten Jovic im Eins-gegen-eins-Duell die Oberhand behielt. Für den ultimativen Schlusspunkt sorgte der nach einem Eckball Hannovers aus der eigenen Hälfte durchgestartete Kostic selbst, als er die Pille auf Steilpass Jovics in die Maschen wuchtete (90.).

Fazit: Verlässlichkeit auf allen Ebenen

Nach zwei europäischen Festtagen und hart erkämpften Punkten gegen die nationalen Spitzenteams beweist die Eintracht, dass sie auch das Brot- und Buttergeschäft der Bundesliga zu nehmen weiß. Frankfurt nahm die Rolle des Favoriten erfolgreich an, ließ sich auf die leidenschaftliche Gangart der Roten ein und agierte sowohl vor dem eigenen, als auch gegnerischen Tor mit großer Konsequenz.

Stimmen zum Spiel

Cheftrainer Adi Hütter: Ich habe heute einen verdienten Sieg meiner Mannschaft gesehen. Die erste Halbzeit hat sich noch etwas ausgeglichener gestaltet, nach dem Seitenwechsel hatten wir mehr Klarheit in unseren Aktionen. Die Mannschaft hat nach der Pause eine gute Reaktion gezeigt. Es ist nicht selbstverständlich, bei einer Mannschaft, die gegen den Abstieg spielt und sich mit allen Mitteln dagegenstemmt, so deutlich zu gewinnen.

Kevin Trapp: Unsere Leistung in der ersten Halbzeit war alles andere als zufriedenstellend. Spielt Hannover seine Möglichkeiten in der ersten Halbzeit besser aus, kann der Schuss auch nach hinten losgehen. Aber die Reaktion, in der zweiten Halbzeit noch drei Tore zu schießen, war gut. Das war ein Pflichtsieg, um oben dabeizubleiben. Dass es nach dem intensiven Spiel am Donnerstag schwer werden würde, war uns bewusst.

Martin Hinteregger: Es war sicher nicht vorherzusehen, dass ich mich so schnell einfinden würde. Auf der anderen Seite wurde ich auch geholt, um sofort zu helfen. Dafür ist es sicher ein Vorteil, dass ich Adi schon länger kenne. Meine Kollegen mit ihrer Qualität erleichtern mir natürlich die Integration. Deshalb ist das nicht nur mein Verdienst, sondern der der gesamten Mannschaft. Es war wichtig, mal wieder drei Punkte eingefahren zu haben, wenngleich die zurückliegende Ausbeute angesichts unserer Gegner auf jeden Fall akzeptabel ist.

Almamy Toure: Wir wussten, dass wir uns den Sieg heute hart erarbeiten würden müssen. Im zweiten Durchgang sind wir anders aufgetreten und haben ein folgerichtiges Ergebnis erzielt. Ich denke, auch mein persönlicher Einstand ist gut verlaufen, die Kollegen haben mich in den ersten Wochen auch sehr unterstützt. Ich habe mich auf dem Platz wohlgefühlt und mein Bestes gegeben. Jetzt gilt es, mich im Training weiter anzubieten.

Thomas Doll: Wir haben heute ein anderes Gesicht, eine andere Einstellung gezeigt als letzte Woche. Das hat man vor allem in der ersten Halbzeit gehen und gespürt. Wir haben versucht, höher anzulaufen und waren auch gut in den Zweikämpfen drin. Uns hat bei den eigenen Möglichkeiten im Strafraum die Coolness gefehlt. Die Entstehung des 0:1 hat mir gar nicht gefallen. Das 0:2 geht auch nicht, weil wir im Zentrum am Mann stehen müssen. Das Tor war natürlich wunderschön, aber nicht gut verteidigt. Die Kontersituation war für Frankfurt der krönende Abschluss.

Fantasie und Wirklichkeit

Nach dem deutlichen Erfolg in Hannover liegen Vergleiche zur Initialzündung des goldenen Herbstes nahe. Doch es geht nicht von allein.

„Unsere Leistung in der ersten Halbzeit war alles andere als zufriedenstellend“, räumte Kevin Trapp nach dem ungefährdeten Auswärtssieg unumwunden ein. Auch wenn die Eintracht wettbewerbsübergreifend als einziger Bundesligist neben Werder Bremen 2019 noch ungeschlagen ist, lechzten die Adler sichtbar nach dem ersten Dreier in der Liga seit dem Auftakterfolg gegen den SC Freiburg. „Es war wichtig, mal wieder drei Punkte eingefahren zu haben, wenngleich die zurückliegende Ausbeute angesichts unserer Gegner auf jeden Fall akzeptabel ist“, wog Martin Hinteregger die Ausbeute entsprechend ab. Immerhin waren 2018 noch die Aufeinandertreffen mit Bremen, Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund verloren gegangen. Einen neuen Vereinsrekord in Form des fünften Unentschiedens in Folge wollten die Hessen dennoch vermeiden. Der sechste Ligasieg hintereinander gegen Hannover war schon eher ein Rekord im Sinne der Frankfurter, die damit nicht nur auf Platz vier der imaginären Auswärtstabelle kletterten, sondern auch wieder Rang sechs im Gesamttableau zurückeroberten.

Waren die jüngsten Begegnungen mit den Roten zumeist mit maximal einem Treffer Unterschied ausgegangen, gestaltete sich bereits das 4:1 im Stadtwald eher eindeutig. Es war der Startschuss eines Laufes mit 19 von 21 möglichen Punkten. Dass dieses Szenario weder als Schablone nutzen noch als Zielvorgabe dienen kann, zeigt allein der Vergleich zur Situation Ende September. Was damals als Befreiungsschlag galt, war am Sonntag „ein Pflichtsieg, wenn wir oben dranbleiben wollen“, wie der an der Leine weitgehend beschäftigungslose Trapp befand. Auch hinsichtlich des Personals finden sich derzeit mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten: Aus dem damaligen Dreiermittelfeld mit Lucas Torró, Jonathan de Guzman und Allan Souza spielte am Sonntag keiner. Dafür reaktivierte Cheftrainer Hütter zum zweiten Mal binnen vier Tagen Makoto Hasebe als defensiven Mittelfeldspieler, neben dem seit Winter Sebastian Rode abräumt und antreibt und vorne vertraut der Cheftrainer in schöner Regelmäßigkeit auf drei nominelle Stürmer. Der vor einer Woche gegen Mönchengladbach lange geschonte Luka Jovic war nun einer der auffälligsten Akteure, verzeichnete mit sechs die meisten Torschüsse, war an allen drei Treffern direkt beteiligt und köpfte mit dem 2:0 sein 15. Saisontor.

Zweikampfmonster an beiden Enden

In puncto Torverhinderung verrichteten die Adler einen gleichermaßen zuverlässigen Job, was umso bemerkenswerter ist, als gleich zwei Winterneuzugänge in der Innenverteidigung aufliefen. Allen voran Martin Hinteregger, der seine Blitzintegration nicht nur bestätigte, sondern sich als zentraler Fixpunkt in Windeseile zum Abwehrchef aufschwang. So verzeichnete der Österreicher mit 68 die meisten Ballkontakte und dirigierte gemeinsam mit Strukturgeber Hasebe (62) das Eintracht-Ensemble. Die 41 angekommenen Pässe des Linksfüßers überbot wiederum nur der Japaner (44). Rechts daneben feierte Almamy Toure ein unaufgeregtes Debüt und entschied sogleich die meisten Zweikämpfe für sich. 19 gewonnene Duelle verbuchte sonst nur Sébastien Haller, der sich zwar nicht in die Torschützenliste eintrug, aber als gewissermaßen erster Verteidiger seiner Hintermannschaft den größtmöglichen Dienst erwies.

Dass die gegenseitige Unterstützung weit über die 90 Minuten herausreicht, betonten nach dem Spiel Hinteregger und Toure aus einem Munde, als sie die große Hilfe ihrer Kollegen als ausschlaggebend für die rasche Eingliederung ins Gesamtgefüge hervorhoben. Dass neben dem Platz genauso wenig wie auf dem grünen Rechteck zufällig geschieht, hat Coach Hütter seinen Mannen nach der schwerfälligen ersten Halbzeit offenbar erfolgreich verklickert: „Die Mannschaft hat nach der Pause eine gute Reaktion gezeigt.“ Gleichwohl weiß der Fußballlehrer nur zu gut, dass es „nicht selbstverständlich“ sei, „bei einer Mannschaft, die gegen den Abstieg spielt, so deutlich zu gewinnen.“ Wodurch die Eintracht erstmals seit 29 Jahren nach sechs Rückrundenspielen ungeschlagen ist. 1989/90 gelangen drei Siege und drei Remis, überhaupt zwischen dem 13. und 24. Spieltag zwölf unbesiegte Spiele. Am Ende stand Platz drei. Derlei Gefilde sind drei Jahrzehnte später sicher mehr Fantasie als Realität. So oder so: Es geht nicht von allein.

 

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Bericht und Fotos von www.eintracht.de




 

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