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36. Hallenturnier in Frankfurt "Frankfurtcup 2014" |
Sonntag, 05.01.2014
in der Ballsporthalle in Höchst
3.900 Zuschauer
SpVgg Greuther Fürth |
SV Wehen Wiesbaden |
FSV Frankfurt | SC Paderborn | Eintracht Frankfurt |
Kickers Oxxenbach |
Team: Felix Wiedwald, Marco Aulbach, Baldo Di Gregorio, Hassan Amin, Takashi Inui, Stephan Schröck, Marvin Bakalorz, Kristian Maslanka, Sonny Kittel, André Fliess, Marc-Oliver Kempf, Luca Waldschmidt Trainer: Oscar Corrochano
Gruppe A
Halbfinale
Spiel um Platz 3
Finale
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Krampf, Tratsch und Rang Zwei zum Jahresauftakt Krampf Lange sind sie vorbei. Die Zeiten, in denen der DFB noch offizielle “Hallenmasters“ ausrichtete oder Preisgelder im fünf- oder gar sechsstelligen Bereich die Vereine zur Teilnahme lockten. Doch allen Unkenrufen, sinkenden Zuschauerzahlen und verkürzten Winterpausen zum trotz schafft es Organisator Gerd Trinklein noch in jedem Jahr, ein Hallenfußballturnier in Frankfurt auf die Beine zu stellen. So findet bereits die 36. Auflage des Turniers statt, an dem die Eintracht zwei Tage vor dem offiziellen Trainingsstart natürlich teilnimmt. Doch während Friedhelm Funkel - mit dem die Frankfurter 2007 letztmals den “Cup“ holten - ein Freund des Bandenkicks war, findet Armin Veh diese Veranstaltung nur lästig: "Hallenfußball interessiert mich nicht. Das ist ein Krampf." So bleibt er dem Geschehen in der Frankfurter Ballsporthalle fern, ernennt Co-Trainer Oscar Corrochano zum Chef an der Bande und verschont seine Stammkräfte weitgehend vom Auftritt auf dem Kunstrasen. Neben Torhüter Wiedwald müssen daher nur Schröck, Inui, Bakalorz und nach überstandener Knieoperation auch Sonny Kittel ran, während der ursprünglich vorgesehene Djakpa sich noch ausruhen darf. Dazu gesellen sich neben den Nachwuchsspielern Kempf und Waldschmidt sowie vier weiteren Spielern der U 23 auch der 29-jährige U 23-Routinier Baldessare “Baldo“ Di Gregorio, der unter Willi Reimann 2002-2004 zwar zum Kader der Profis, aber nie zu einem Pflichtspieleinsatz kam. Tratsch und zwei Neue
Wenn es schon sportlich ohne Mehrwert ist, so ist es für die Zuschauer und die Verantwortlichen ein schöner Ort zum plauschen, diskutieren und spekulieren, was allerdings Heribert Bruchhagen wenig behagt, als er auf das heißeste Gerücht - die vermeintliche Rückkehr von Jermaine Jones - angesprochen wird: “Das ist völliger Blödsinn.“ Gut so, denn bereits der erste Neuzugang des jungen Jahres sorgte bei einigen für ein leichtes Kopfschütteln. Eigentlich war es Ziel des Trainers, nur eine “echte Verstärkung“ zu holen, “die sofort Akzente setzen kann und die Bundesliga kennt“. Immerhin die kennt der 31-jährige Verteidiger Alexander Madlung, der bereits 247 Bundesliga-Spiele für Hertha und den VfL Wolfsburg auf dem Buckel hat. Doch sein letzter Einsatz war just das 2:2 des VfL am letzten Spieltag der vorherigen Saison gegen die Eintracht, danach hielt sich der vereinslose Spieler beim Fünftligisten Freie Turnerschaft Braunschweig fit. “Nach Abwägung aller Pros und Contras sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass er uns mit seiner Robustheit, Erfahrung, Aggressivität und seinem Kopfballspiel weiterhelfen wird“, erklärt Manager Bruno Hübner zur Verpflichtung des 31-jährigen, der 2009 bereits von Armin Veh trainiert wurde und als Alternative in der Innenverteidigung zum Einsatz kommen könnte. Also keine Rückkehr des Bonamesers, aber eine andere Option für das defensive Mittelfeld soll ausgeliehen werden, verkündet der Hallensprecher kurz darauf. Der 28-jährige Tobias Weis, der ebenfalls zuletzt im Mai 2013 ein Pflichtspiel für Hoffenheim bestritt, soll bis zum Ende der Saison vom Dorfklub ausgeliehen werden. Dazu schweigt der Manager noch, denn erst zwei Tage später wird der Kontrakt unterschrieben, so dass sich Weis, den Armin Veh aus seiner Zeit beim VfB Stuttgart kennt, am Mittwoch ebenfalls ins Trainingslager nach Abu Dhabi begeben wird. Doch zurück zum “Krampf“, dem Hallenfußball: Die Vorrunde Wie es der “Zufall“ so will, bekommt es die Eintracht mal wieder mit dem inzwischen nur noch viertklassigen, aber noch immer ungeliebten Nachbarn von der anderen Mainseite zu tun, der aufgrund der Vorgaben des übertragenden Senders “Sport1“ als Nicht-Profi-Verein eigentlich nicht teilnehmen dürfte. Doch da mit dem SC Paderborn nicht eben ein Zuschauermagnet in der Gruppe B spielt und das “Derby“ Zuschauer lockt, hat der Sender seine Regularien im zweiten Anlauf mal eben über den Haufen geworfen. So dürfen sich die Ostwestfalen, die in der Zweiten Liga aktuell auf Rang sieben liegen, im Auftaktspiel der Gruppe B mit dem Tabellenzwölften der Regionalliga Südwest auseinander setzen und sich mit 2:2 trennen. Danach bekommt es die Eintracht mit den FC Paderborn zu tun, der ebenso wie die Frankfurter ohne seinen Cheftrainer und die meisten Stammspieler angereist sind. Mit der Startformation Wiedwald, di Gregorio, Bakalorz, Schröck und Kittel beginnt die Eintracht das Spiel, bei dem sich vor allem Schröck und Kittel in Spiellaune zeigen. Auch Inui darf wenig später zusammen mit Waldschmidt und Kempf ran, zeigt sich bislang allerdings eher fahrig. Zudem hält der Zweitligist ziemlich humorlos dagegen, so dass Torhüter Burchert ebenso selten eingreifen muss wie Felix Wiedwald auf der anderen Seite. Schade, ein bisschen mehr Lametta wäre schön, aber nur der 22-jährige U23-Spieler Hassan Amin kommt zu einer Chance für den Bundesligisten, die vereitelt werden kann. Immerhin, kurz vor dem Pausenpfiff erobert sich Schröck am eigenen Neunmeterraum die Kugel und sprintet sofort in die Hälfte der Ostwestfalen, um das Leder quer auf den mitlaufenden Kittel zu legen. Der lässt nichts anbrennen und schlenzt den Ball aus halblinker Position zum 1:0 ins kurze Eck, mit dem es in die Halbzeit geht (9.). Jetzt wird es ein wenig offener, Paderborn sucht den Ausgleich, während die Frankfurter auf Konter lauern und sich Marvin Bakalorz mit Weitschüssen gegen seinen künftigen Arbeitgeber versucht. Denn der 24-Jährige wird bis zum Saisonende an den Zweitligisten ausgeliehen, nachdem sich die Meldungen über die Neuzugänge Madlung und Weis bestätigen. Zurück zum Spiel, bei dem es in der 14. Minute Freistoß nach einem Foul des Frankfurters Amin an Brückner gibt, den Johannes Wurtz aus zwölf Metern zum 1:1 flach ins rechte Toreck zimmert. In der Halle kann es auch rasend schnell gehen, wie die Frankfurter jetzt demonstrieren. Am Anstoßpunkt spielt Schröck zu Kittel, der einen Pass antäuscht und die Kugel mit dem rechten Außenrist zur neuerlichen Führung ins rechte Toreck schlenzt (14.). Der Zweitligasiebte drückt noch einmal auf den Ausgleich, doch die Eintracht spielt ihren Stiefel jetzt wenig spektakulär runter. Mit diesem Sieg haben sich die Frankfurter bereits für das Halbfinale qualifiziert, so dass sie das zweite Spiel gegen diesen Regionalligisten locker angehen könnten. Für die längst in der Bedeutungslosigkeit Versunkenen geht es aber mal wieder um das Saisonhighlight, so dass sie mit vollem Einsatz zu Werke gehen. Wie Kittel schnell zu spüren bekommt, als im Gjasula die Kugel vor dem eigenen Neuner abnimmt und sofort abzieht. Wiedwald kann zwar klären, aber Pintol kommt an den Abpraller und verwandelt zum 1:0 für die Unterklassigen (3.). Die weiter beherzt nachlegen und die pomadig agierenden Frankfurter von einer Verlegenheit in die nächste stürzen. Gerade Inui ist kaum in der Lage, den Ball auch nur einmal unter Kontrolle zu bekommen. Natürlich, der Jetlag macht ihm nach seiner Wiederkehr aus Japan am Morgen zu schaffen, vielleicht auch der unverhoffte Ruf ins Hallenaufgebot, aber der Dribbler zeigt sich extrem unmotiviert und lustlos. Dem Regionalligazwölften ist dies egal, er drückt munter weiter, geht allerdings mit seinen zahlreichen Chancen arg fahrlässig um. So verfehlt Mosch aus kurzer Distanz das leere Tor, zieht kurz danach das Leder frei vor Wiedwald nur gegen die Deckenleuchten und auch ein sehenswerter Fallrückzieher von Korb landet nur am linken Pfosten. Im zweiten Abschnitt machen sie es dafür besser gegen die weiter zu lässig agierenden Frankfurter. So erhöht der Albaner Gjasula auf 2:0 (13.), dem Luca Waldschmidt mit schönem Dribbling und einem platzierten Flachschuss ins linke Eck den Anschlusstreffer folgen lässt (16.). Nur Sekunden später sorgt Korb mit einem Schuss, den Wiedwald wohl unterschätzt, für die neuerliche Zwei-Tore-Führung, mit der das Spiel zur grenzenlosen Freude der im Dunkeln Lebenden zu Ende geht. “Der Sieg gegen die Eintracht war für uns und unsere Fans nochmals ein schönes Highlight und ein kleines Geschenk zum Jahresbeginn“, freut sich Torschütze Benjamin Pintol nach dem Sieg. Das Halbfinale Gegner der Frankfurter im ersten Halbfinale ist der Tabellensiebte der Dritten Liga aus Wehen-Wiesbaden, der sich in der Gruppe A mit einem 4:2 gegen den FSV Frankfurt und einer knappen 1:2-Niederlage gegen Greuther Fürth als Gruppenerster durchgesetzt hatte. Hier zeigt der 32-jährige Alf Mintzel sogleich, dass ihm das blutige Fleisch zum Frühstück nicht gut getan hat. Erst hämmert er einen Distanzschuss knapp über die Latte, lässt sogleich Kempf mit einem Check fast über die Bande fliegen und auch den nächsten Torschuss setzt er statt mit Gefühl mit dem Dampfhammer neben den Pfosten. Aber auch die Frankfurter Nachwuchskräfte André Fliess, Waldschmidt und Hassan Amin agieren zu hektisch, um den glänzend parierenden Torhüter Kolke überwinden zu können. Dafür macht es der Wehener Tobias Jänicke jetzt besser, der Wiedwald mit einem abgefälschten Linksschuss zum 1:0 überwindet. Doch der Jubel ist kurz, denn Bakalorz knallt die Kugel im Gegenzug zwar gegen die Torbande, doch Schröck ist zur Stelle und köpft den Ball zum Ausgleich unter die Latte (7.). Der 27-Jährige spielt weiter wie aufgezogen, kaum eine Minute später bekommt er das Leder am Mittelkreis, geht nach vorne und versetzt Jänicke mit einem kurzen Haken, um vom linken Neunereck aus zum 2:1 flach ins lange Eck zu zimmern, mit dem es in die Halbzeit geht (8.). Der zweite Abschnitt beginnt mit Marco Königs, der die Riesenmöglichkeit zum 2:1 für den Drittligisten verdattelt, während für Kittel das Turnier bereits gelaufen ist. Im ersten Abschnitt erhielt er einen Schlag auf das rechte Knie und hat so große Probleme, dass er sogar auf das Trainingslager in Abu Dhabi verzichten muss. Das Spiel wogt nun hin und her, Bakalorz und Amin prüfen Torhüter Kolke mit Schüssen aus der zweiten Reihe, Mintzel scheitert aus zwei Metern an Felix Wiedwald und auch Maciej Zieba kommt gegen den Frankfurter Torhüter einen Schritt zu spät. Am Ende wird es härter, Wehen drückt und dem Schiedsrichter wird es nach einer Rangelei zu bunt. Erst schickt er die beiden Streithähne di Gregorio und Nandzik vom Platz und nur Sekunden später Königs, der Kempf zu Boden gerissen hatte. So versuchen in der Schlussminute zwei Wehener Feldspieler gegen drei Frankfurter den Ausgleich zu erzielen, was missglückt. Das Endspiel
Nachdem im anderen Halbfinale die SpVgg Greuther Fürth Revanche für die Finalniederlage aus dem Vorjahr nimmt und diesen Regionalligisten mit 3:2 besiegt, ist der von Frank Kramer trainierte Tabellenzweite der Zweiten Liga Finalgegner der Eintracht. Das Spiel beginnt mit zwei Warnschüssen von Pledl und Marvin Bakalorz, bevor das Leder nach fünf Minuten zum ersten Mal im Netz tanzt. Drexler schlenzte die Kugel aus der eigenen Hälfte nach vorne, wo der Albaner Ilir Azemi sie am linken Neunerrand direkt nimmt und zum 1:0 für den Zweitligisten in den Kasten zimmert (5.). Die Franken bleiben überlegen und nutzen aber ihre Chancen durch Piedl sowie Füllkrug nicht, die Führung auszubauen. So kann Hassan Amin mit einem schönen Flachschuss ins rechte Toreck kurz vor dem Pausenpfiff für den Ausgleich sorgen. Im Zweiten Abschnitt nimmt das Spiel mehr Fahrt auf, Bakalorz, Waldschmidt sowie der nach wie vor sehr engagiert spielende Schröck scheitern an Torhüter Tom Mickel und diesmal machen es die Franken nach einem Konter besser. Weilandt ist es, der mit einem Schlenzer aus halbrechter Position Torhüter Wiedwald zum 2:1 überwindet (20.). Knapp zwei Minuten später zimmert der ghanaische U-20-Nationalspieler Baba das Leder aus gut 20 Metern gar zum 3:1 ins linke Toreck, aber bereits im direkten Gegenzug kann Kempf den Anschlusstreffer erzielen (22.). Kaum endet die Tor Hymne, da zappelt der Ball schon wieder im Netz. Diesmal ist es Niclas Füllkrug, der Torhüter Wiedwald mit einem Kunstschuss aus der Drehung zum 4:2 überwindet (23.). Damit ist das Finale gelaufen, die Franken siegen im
36. Frankfurter Hallenturnier und die Frankfurter können langsam
die Koffer packen, um sich auf die Reise nach Abu Dhabi vorzubereiten.
Mit Armin Veh, der Trainingslager nicht als Krampf empfindet. (tr)
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