![]() |
1. FFC Frankfurt - Turbine
Potsdam |
![]() |
Bundesliga 2012/2013 - 15. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: 24.04.2013, 17:45 Uhr
Zuschauer: 3.180
Schiedsrichter: Marija Kurtes (Düsseldorf)
Tore: 1:0 Behringer (21.)
1. FFC Frankfurt |
Turbine Potsdam |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer
|
Charaktertest bestanden Vielleicht gefiel ihm die ausgiebige Klatschparade der Spielerinnen des 1. FFC Frankfurt nicht. Oder die zu Fäusten geballten Hände des jungen Kollegen Sascha Glass. Jedenfalls schlüpfte Bernd Schröder, der ewige Trainer von Turbine Potsdam, für einen kurzen Moment nach Schlusspfiff in die Rolle des altbekannten Wüterichs, als der 70-Jährige mit fuchtelnden Armen seinem Lieblingsfeind Siegfried Dietrich deutlich machte, dass dieser doch bei jedem Heimspiel falsche Zuschauerzahlen durchgeben würde. Doch je mehr Abstand das Unikum und Urgestein des deutschen Frauenfußballs von der verdienten 0:1 (0:1)-Niederlage im Stadion am Brentanobad gewann, desto mehr gelangte der 70-Jährige zur Besinnung. „Es steht mir nicht zu, den schlechten Verlierer zu geben.“ Zumal das Spitzenspiel der Frauen-Bundesliga weitgehend in einem fairen Rahmen ablief, was nach den skandalösen Vorfällen im Hinspiel keine Selbstverständlichkeit gewesen ist. Dietrich hatte sogar den gesamten Fanbus aus Potsdam mit Freikarten ausgestattet, und ganz gleich, ob wirklich 3180 Besucher anwesend waren, bestand an der Berechtigung des Frankfurter Siegs kein Zweifel. „Es war von uns kein gutes Spiel, aber ein Spiel mit richtig viel Charakter“, resümierte Torhüterin Nadine Angerer. Vielleicht half es ja, dass Reporter-Legende Rolf Töpperwien in seiner Eigenschaft als Stadionsprecher vor Anpfiff gebrüllt hatte: „Es geht um Europa - Hessen gegen Brandenburg, Dietrich gegen Schröder!“ Das Frankfurter Starensemble hat es nun selbst in der Hand, die zur Teilnahme an der Women's Champions League berechtigende Vizemeisterschaft einzufahren. Und theoretisch wäre sogar der Titel noch möglich, wenn gleich am Sonntag (11 Uhr) auch das nächste Heimspiel gegen VfL Wolfsburg gewonnen wird. Andererseits kann der souveräne Spitzenreiter und Champions-League-Finalist Wolfsburg in Frankfurt mit einem Sieg auch selbst die Meisterschaft einfahren, „das möchten wir hier aber nicht erleben“, stellte Dietrich fest. „Es gibt wieder Licht am Horizont“, befand der hoch erfreute FFC-Manager, dessen zweiter Trainerwechsel in dieser Saison vor allem deshalb Wirkung entfaltet weil die Interimslösung Sascha Glass doch deutlich mehr Emotionen einbringt als der glücklose Philipp Dahm. „Es geht nur mit 100 Prozent“, befand der 40-Jährige, „das habe ich allen hier klargemacht.“ Auch die Umstellung auf ein offensiv ausgerichtetes 4-4-2-System fruchtet, weil jede Spielerin - angefangen von der nimmermüden Sturmspitze Kozue Ando - wieder gewillt ist, gegen den Ball zu arbeiten. Irgendwie scheint es der B-Jugendcoach also zu schaffen, bei den vielen Stars und Sternchen im FFC-Luxuskader gerade noch rechtzeitig lange verschüttete Tugenden wie Leidenschaft und Laufbereitschaft zu wecken. „Niemand war sich zu schade, defensiv zu arbeiten“, stellte Melanie Behringer treffend fest. Beispielhaft wie die rothaarige Nationalspielerin, die im Verein so oft ihr wahres Leistungsvermögen zur verstecken wusste, an diesem sonnigen Frühlingsabend vor den Augen der Bundestrainerin Silvia Neid das Tor des Tages erzielte: Nach einem Pressschlag mit Alexandra Singer beförderte die Sportfachwirtin den Ball im zweiten Versuch ins Tor (22.). „Die Gegenspielerin hat gar nicht durchgezogen. Und dann ist der Ball halt reingehopst“, feixte die 27-Jährige, wohl wissend, dass der Gastgeber auch das Quäntchen Glück auf seiner Seite hatte. Beim Freistoß von Yuki Ogimi klatschte die Kugel ans Aluminium (36.), „aber das gehört dazu, wenn man Ergebnisse abliefern muss“, konstatierte die Kapitänin Nadine Angerer. (FR)
|