FC Augsburg - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2012/2013 - 29. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: 14.04.2013, 17:30 Uhr
Zuschauer: 30.700
Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)
Tore: 1:0 Dong-Won Ji (27.), 2:0 Dong-Won Ji (55.)
FC Augsburg |
Eintracht Frankfurt |
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Unterirdisch und trotzdem galaktisch … “Das wird ein wegweisendes Spiel. Wenn wir gewinnen sollten, dann haben wir eine große Chance, da oben dranzubleiben“, meint Armin Veh vor dem ersten Spiel der Eintracht in seiner Heimatstadt Augsburg seit Bestehen der Bundesliga. Der FC steht unter Zugzwang, denn Hoffenheim konnte am Vortag einen Punkt aus Wolfsburg entführen und sich an den bayerischen Schwaben vorbei auf den Relegationsplatz vordrängeln. So warnt der Trainer seine Mannschaft eindringlich: “Augsburg hat eine ziemlich robuste Mannschaft, die körperlich sehr präsent ist und für die es fast schon um alles geht. Sie werden daher auch gegen uns versuchen, das Spiel zu machen.“ Immerhin kann er wieder auf Meier und Schwegler zurückgreifen, die bei der 1:0-Niederlage gegen die Bayern noch verletzungsbedingt fehlten, so dass Russ auf die Ersatzbank muss und Lanig gar aus dem Kader fällt. Außerdem spielt Lakic anstelle von Matmour im Angriffszentrum. Seit Beginn der Saison kämpfen sie gegen den Abstieg, nur am dritten Spieltag konnten sie kurz die Abstiegsplätze verlassen, um sich seit dem 23. Spieltag auf dem Relegationsplatz festzubeißen. Doch nach zuletzt zwei Niederlagen gegen Dortmund und Hannover ist auch dieser in Gefahr. “Es wird eng und spannend bis zuletzt“, betont Augsburgs Trainer Weinzierl, um sich kämpferisch zu geben: “Wir haben noch drei Heimspiele und wollen vor allem diese gewinnen. Gegen Frankfurt wollen wir wieder ein Ausrufezeichen im Abstiegskampf setzen." Und zwar mit Alexander Manninger im Tor, der im Alter von 35 Jahren sein Bundesligadebüt in der Rückrunde gegen Düsseldorf feierte, nachdem Amsif ein wenig zu oft patzte. Ansonsten gibt es gegenüber der 2:4 in Dortmund nur eine Änderung, Moravek spielt anstelle von Vogt hinter der einzigen Sturmspitze Mölders im Vierermittelfeld mit Hahn, Ji und Werner. Gerade mal eine halbe Minute ist bei herrlichem Frühlingswetter gespielt, da knickt Meier nach einem Zweikampf am Mittelkreis unglücklich mit dem rechten Fuß um. Das ist schmerzhaft, doch Meier beißt auf die Zähne und versucht, weiterzumachen. Währenddessen spielt Augsburg mit viel Druck nach vorne, aber Rode kann einen Angriff abfangen und nach schönem Doppelpass mit Jung auf rechts Richtung Strafraum sprinten, um quer auf Inui zu legen. Doch der bekommt keinen Druck hinter den Ball, so dass Torhüter Manninger sein Schüsschen problemlos festhalten kann (2.). Sofort streben die Gastgeber wieder in Richtung Frankfurter Hälfte. Um jeden Zentimeter kämpfen sie mit viel Einsatz und kaufen den Gästen so den Schneid ab. “Wir haben völlig den Faden verloren, haben die zweiten Bälle verloren, kein Kopfballduell gewonnen. Wir hatten keine Ordnung mehr, weder hinten, noch vorne“, analysiert Armin Veh nach zehn Minuten messerscharf. In der Tat, Augsburg läuft, Frankfurt trabt. Zudem häufen sich die Fehlpässe und in der Mitte humpelt der angeschlagene Meier mehr als das er läuft. Bissig sind die Gastgeber, selbst Nikolov wird bei einer Rückgabe sofort von Ji angegangen, lässt den Japaner aber mit einem Haken lässig aussteigen (14.). Gar nicht locker geht es dafür zwei Minuten später zu, als Moravek Mölders auf der rechten Außenbahn steil schickt, der bedrängt von Anderson flach in den Strafraum passt. Freundlich begleitet von Oczipka zieht Verhaegh halbrechts aus zehn Metern ab, trifft zum Glück aber nur die Latte (16.). Während die pomadige Eintracht mit unglaublich vielen Querpässen versucht, irgendwie über die Mittellinie zu kommen, spielt Augsburg einfach direkt. So wird ein weiter Abschlag des Torhüters mit dem Kopf verlängert, Ji ist zur Stelle und lässt Zambrano mit einem artistischen Heber ins Leere laufen, um allerdings seinen Schuss weit über die Querstange zu zimmern (21.). Dann die 27. Spielminute, im zentralen Halbfeld spielen Moravek und Ji einen Doppelpass, während die Frankfurter Hintermannschaft gelangweilt zuschaut. Ji zieht nach rechts und bekommt erneut das Leder. Rode setzt nicht nach und Oczipka spekuliert auf einen Pass zu Hahn, aber der Japaner stoppt nur, legt sich den Ball zurecht und zieht vom rechten Strafraumeck aus ab. Anderson versucht mit einer Grätsche zu retten, fälscht die Kugel aber so blöde ab, dass sie über Nikolov hinweg zum 1:0 für Augsburg im linken Toreck landet. Endlich reagiert auch Armin Veh und nimmt den immer heftiger humpelnden Meier aus dem Spiel. Der 30-Jährige hat sich einen Kapseleinriss und eine Bänderdehnung im rechten Sprunggelenk zugezogen, so dass jetzt Celozzi kommt (29.). Weiter geht es mit den Gastgebern, die die Eintracht auf rechts schwindlig spielen. Moravek flankt in die Mitte und Mölders legt quer zu Verhaegh, der am rechten Fünfereck von Inui einfach umgestoßen wird. Klare Sache, es gibt Elfmeter, den Callsen-Bracker mittig über die Latte hämmert (32.). Es ist zum Haare raufen, hinten offen wie ein Scheunentor, vorne harmlos, dazwischen zu ungenau. “Es war ein ganzheitliches Problem, nicht das eines Einzelnen. Wir waren läuferisch und geistig nicht auf der Höhe“, urteilt Armin Veh, der kurz darauf wieder heftig durchatmen muss, als Ostrzolek nach einem Lupfer von der linken Seite in den Strafraum strebt und fällt, nachdem Zambrano ihn ungestüm angeht. Diesmal bleibt der Pfiff jedoch aus (34.). Dann ein Novum, denn die Eintracht spielt nach einem abgefangenen Ball schnell und direkt. Rode ist es, der nach Pass von Schwegler Inui auf der linken Außenbahn prima in Szene setzt. Klasse, wie er mit hoher Geschwindigkeit zwei Gegenspieler mit einem Haken versetzt, um in die Mitte zu ziehen. Wieder schießt er flach und ins kurze Toreck, was Torhüter Manninger aber ahnt und die Kugel im Nachfassen festhalten kann (36.). Kurz darauf probiert es auch Aigner, trifft aber nur das Außennetz und ein Freistoß des bislang fast unsichtbaren Schwegler rauscht knapp am linken Pfosten vorbei. Das war es schon wieder, Augsburg spielt. Diesmal durch die Mitte mit Ostrzolek, der das Leder in den Lauf von Moravek legt. Der 23-jährige Tscheche rennt bedrängt von Zambrano in den Strafraum, kommt kurz ins Straucheln, zieht aber ab. Doch Nikolov ist zur Stelle und kann mit einer Fußabwehr parieren (42.). Nur Sekunden später bringt ein Fehlpass von Lakic die Abwehr erneut ins Schwitzen. Mölders passt zu Ji, der direkt vor den Elfmeterpunkt zum freistehenden Werner passt. Zum Glück braucht der gefühlte Minuten, um sich das Runde zurecht zu legen, so dass Anderson klären kann. Unglaublich, kaum zwei Minuten später sind sie wieder durch. Ji pflückt eine abgefälschte Flanke von Werner mit dem Fuß runter und überwindet Nikolov mit einem Flachschuss aus elf Metern. Doch dann ist er fassungslos, denn Schiedsrichter Winkmann entscheidet zur Überraschung aller auf gefährliches Spiel, so dass es für die Eintracht nur mit einem mehr als schmeichelhaften 0:1-Rückstand in die Pause geht. "Das war mit Abstand unsere schlechteste erste Halbzeit in der Saison", flucht Sportdirektor Hübner und Recht hat er. Zum zweiten Abschnitt kommt Matmour für den indisponierten Lakic, was am Spiel der Frankfurter allerdings herzlich wenig ändert. Es bleibt unterirdisch. Diesmal mit Zambrano, der als letzter Mann versucht, Mölders auszuspielen, statt den Ball einfach weg zu dreschen. Plumps, da liegt er am Boden und Mölders kann sich aus 13 Metern frei vor Nikolov die Ecke aussuchen, entscheidet sich aber für einen Schuss neben den linken Pfosten (46.). Wieder heftiges Haareraufen, diesmal bei Fastglatzkopf Mölders und beiden Trainern. “Wir hätten deutlich mehr Tore machen können“, schimpft FC-Trainer Weinzierl und Armin Veh kann nur gnoddern: “Einige haben gedacht, wir könnten die Aufgabe in Augsburg spielerisch lösen.“ Sie wachen einfach nicht auf, diesmal ist es Inui, der sich warum auch immer am eigenen Strafraum mit einem Tunnel gegen Moravek versucht. Der Tscheche blockt den Ball, spielt ihn zu Ji vor das linke Fünfereck und der trifft in der 55. Minute aus acht Metern ins rechte untere Eck zur völlig verdienten 2:0-Führung. “Wir waren nach vorne ohne Ordnung, nach hinten aber auch – das ist uns in dieser Saison nicht so oft passiert“, schüttelt der Trainer mal wieder den Kopf, während Werner sich mit einem Sprint versucht, aber Nikolov den geblockten Schuss aufnehmen kann (58.). Auch wenn Augsburg jetzt vom Gas geht, Besserung bei der Eintracht ist nicht in Sicht. Dafür kassiert der ebenfalls unterirdisch spielende Jung für ein überflüssiges Foul an der Eckfahne seine fünfte gelbe Karte und darf gegen Schalke zuschauen (67.). Der Rest ist Schweigen… (tr)
Armin Veh: “Nach dieser Leistung brauchen wir nicht von Europa zu sprechen. Heute sind wir so aufgetreten, wie man nicht auftreten darf, wenn man weiß, dass man gegen eine Mannschaft spielt, bei denen es ums Überleben geht. Wir müssten auch so fighten, wenn es spielerisch nicht klappt. Dass habe ich nicht gesehen, im Gegenteil, wir haben heute die mit Abstand schwächste Leistung der Rückrunde geboten.“ Bruno Hübner: "Wir haben uns den Schneid abkaufen lassen und wie eine Schülermannschaft gegen Senioren gespielt.“ Danach verkündet er, dass sich sein Vertrag als Manager der Eintracht mittels Option um ein weiteres Jahr verlängert hat: “Das war reine Formsache“ Dr. Bernd Giezek, Professor für quantitative Methoden: "Aktuell hat die Eintracht 42 Punkte bei 42 geschossenen Toren und 42 Gegentoren erreicht. Und wir wissen, dass die Zahl 42 die Antwort auf die Frage ist nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest aus dem Roman 'Per Anhalter durch die Galaxis' von Douglas Adams. Also spielt die Eintracht bis jetzt scheinbar eine galaktische Saison."
Fotos von www.eintracht.de:
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