Al Jazira Club - Eintracht
Frankfurt |
Freundschaftsspiel 2012/2013
5:4 (2:3)
Termin: 06.01.2013, 16:15 Uhr
Zuschauer: 250
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Alexander Meier (9.), 0:2 Alexander Meier (15.), 1:2 Ricardo Oliveira (17.), 2:2 Ricardo Oliveira (23.), 2:3 Alexander Meier (37.), 2:4 Olivier Occéan (50.), 3:4 Fernandinho (61.), 4:4 Ahmed Jumaa (72.), 5:4 Ricardo Oliveira (85.)
Al Jazira Club |
Eintracht Frankfurt |
eingesetzt:
|
|
Wechsel |
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Der zweite Anzug zwickt und zwackt “Der Charakter unserer Spieler ist so geartet, dass sie das alles genau einzuschätzen wissen. Sie sollen das hier als Highlight mitnehmen. Es gibt für Wintertrainingslager nur zwei Kriterien: Klima und Rasen“, erklärt Heribert Bruchhagen, während er das gigantische Luxushotel “Emirates Palace“ in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Emirate, in Augenschein nimmt. Rund 3 Milliarden Euro hat das prachtvolle Bauwerk gekostet, doch allzu viel vom Luxus werden die Spieler im achttägigen Trainingslager nicht haben, kündigt Armin Veh rein vorsorglich an: “Wir sind zum Arbeiten hier.“ So geht es nach dem gut sechsstündigen Flug sofort zu einer ersten Trainingseinheit, der sich nach kurzer Nacht ein arbeitsreicher Vormittag bei 25 Grad und besten Bedingungen anschließt. Auch am frühen Abend gibt es kein Ausruhen, denn es wartet bereits das erste von zwei Testspielen auf die Eintracht. Im 42.000 Zuschauer fassenden Sheik Mohamed bin Zayed Stadium, welches in den nächsten Jahren in eine vollklimatisierte Arena umgebaut werden soll, treffen die Frankfurter auf den Vorjahres- und Hinrundenzweiten der Premier League (UAE). Es ist der Hauptstadtverein Al Jazira Club, der ebenso wie die Eintracht eine vierwöchige “Winterpause“ in der Liga einlegt. Während Armin Veh bei seinem Kader jedoch aus dem Vollen schöpfen kann, muss der neue brasilianische Trainer Paulo Bonamigo improvisieren, denn gleich sechs seiner Spieler sind für den Afrika Cup abgestellt worden. Dafür kann er auf seine ehemaligen brasilianischen Nationalstürmer “Fernandinho“ Pereira da Silva und den für 15 Millionen Euro aus Sevilla gekommenen Ricardo Oliveira zurückgreifen. “Aufgrund der kurzfristigen Ansetzung konnten leider weder wir noch die Eintracht das Spiel angemessen vermarkten“, erklärt der Vorsitzende von Al Jazira, dessen Club in den kommenden Tagen auch noch gegen den ebenfalls in Abu Dhabi trainierenden Hamburger SV antreten wird. Daher sind es höchstens 250 Zuschauer, die sich in dem mit schwarz-weiß-roten Sitzen staffierten weiten Rund verirren, um den aktuellen Tabellenvierten der Bundesliga zu bestaunen. Der zu Beginn mit seiner vermeintlich besten Elf antritt, so dass Russ mit der Trikotnummer 4 sein Debüt feiert. In der Innenverteidigung neben Jung, Zambrano und Oczipka, der aufgrund eines gebrochenen Daumens mit Schiene spielt. Im Sturm soll Occéan vor der offensiven Dreierreihe mit Aigner, Meier und Inui für Unruhe sorgen, während Schwegler und Rode vor der Abwehr agieren. Wie fast schon gewohnt, beginnt die Eintracht mit druckvollem Direktspiel, dem Al Jazira zunächst wenig entgegen zu setzen hat. Obwohl sich die Wüstensöhne weit zurückziehen, finden sich auf der rechten Außenbahn Lücken, die Jung gleich prima nutzt. Seine scharfe Flanke vor den Fünfmeterraum findet aber eben so wenig einen Abnehmer wie sein Distanzschuss das Ziel nur eine Minute später. Viel schöner ist da die nächste Aktion, als sich Jung erneut auf rechts durchsetzt, zwei Abwehrspieler auf sich zieht und im richtigen Moment vor den Strafraumrand zu passt, wo Aigner das Leder butterweich vor den langen Pfosten flankt. Wer sonst außer Meier könnte es sein? Der 29-Jährige steht goldrichtig und köpft das Leder aus vier Metern zum 1:0 ins linke Toreck (9.). Weiter geht das Spiel in Richtung Emiratekasten, auch wenn die Wüstensöhne auf Konter lauern und Trapp bereits einmal bei einem schnellen Gegenstoß prächtig parieren muss (14.). Davon lassen sich die Frankfurter in ihrem Sturmdrang nicht beeindrucken, weiter geht es über die linke Seite mit Oczipka, der Inui zum Laufen bringt. Der Japaner versetzt mit einem kurzem Hacken seinen Gegenspieler und spielt einen tollen Flachpass durch die Gasse an den Elfmeterpunkt, wo Meier pünktlich startet, Torhüter Khaled Saif austanzt und die Kugel zum 2:0 ins verwaiste Tor einschiebt (16.). Nur eine Minute später schlägt Al Jazira auf rechts zurück. Russ kann zunächst klären, passt aber haargenau vor die Füße eines Weißen, der das Leder von der linken Außenbahn aus zu Ricardo Oliveira passt. Der bringt mit einem harten Check Schwegler zu Fall, versetzt Zambrano mit einem Hakentrick und zimmert den Ball aus 13 Metern trocken ins linke Toreck zum 2:1 (17.). Weiterhin spielen sie nach vorne, doch im Mittelfeld offenbaren sie große Lücken, die Al Jazira inzwischen zu nutzen weiß. Wie einfach das geht, zeigt ihr 15-Millionen-Mann, der die wenigen Zuschauern zum Zunge schnalzen bringt. Denn Al Jazira kann sich den Ball unbedrängt im Halbfeld zuspielen, um mit einem einfachen Flachpass in die Gasse zwischen den weit aufgerückten Zambrano und Russ die Abwehr bloßzustellen. Ricardo Oliveira ist wieder zur Stelle und schlenzt den Ball aus elf Metern mit viel Gefühl an Torhüter Trapp vorbei ins linke Toreck zum Ausgleich (23.). Es gibt keine Verschnaufpause, die Frankfurter Außen machen weiter viel Wind, doch in der Mitte ist Occéan weniger als ein laues Lüftchen. Er wirkt verunsichert, steht oft am falschen Ort und hat zudem Schwierigkeiten, den Ball unter Kontrolle zu bekommen. Wie in der 30. Minute, als er an einer maßgenauen Flanke von Aigner unbedrängt vorbei grätscht. Immerhin schafft er durch seine Präsenz ein paar Räume, die Meier zu nutzen weiß. Ausgangspunkt ist diesmal Russ, der von der Mittellinie aus einen Pass zu Oczipka spielt, der ungestört aufschauen kann und von der linken Außenbahn aus eine hohe Flanke an den Elfmeterpunkt zirkelt. Occéan verpasst mal wieder, nicht aber Meier, der hochsteigt und den Ball gefühlvoll am sich vergeblich streckenden Torhüter zum 3:2 ins linke Toreck köpft (37.). Nachdem Occéan einen Kopfball ins Außennetz setzt und ein strammer Freistoß von Aigner knapp am Kasten vorbei segelt, geht es mit der knappen Führung in die Halbzeitpause. Armin Veh ist mit den gezeigten Leistungen zufrieden und gibt seiner zweiten Garde Gelegenheit, sich zu zeigen, so dass außer Trapp, Russ, Inui und Occéan die Stammspieler jetzt die Ersatzbank füllen. Rode allerdings wird kurz in die Klinik gebracht, doch zum Glück zog er sich bei einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler keine Innenbandverletzung sondern nur eine Prellung im linken Knie zu. Derweil wirbelt Djakpa wie ein Irrwisch auf der linken Außenbahn. Erst jagt er einen Ball aus gut 30 Metern Richtung Oman, läuft kurz darauf aber goldrichtig, als Inui den Ivorer nach einem Doppelpass mit Aigner einsetzt. Kurz vor der Eckfahne zirkelt Djakpa den Ball aus dem Lauf vor den Elfmeterpunkt, wo Occéan alle Freiheiten hat und ihn als Aufsetzer zum 4:2 ins rechte Toreck köpft (48.). Das war es dann allerdings mit Wirbel. Lanig und Köhler sind kaum in der Lage, das Spiel zu ordnen, zumal sich immer mehr Abspielfehler einschleichen und die Ordnung in der Mitte verloren geht. Auch Russ verliert den Zweikampf gegen einen Weißen, der den Ball zu Fernandinho vor das linke Strafraumeck passt. Russ setzt nach, hat aber ebenso wie Celozzi das Nachsehen, der von dem 27-jährigen Brasilianer mit zwei schnellen Haken verladen wird. Lanig grätscht Fernandinho entgegen, der ihn aber ebenso wie den heraus stürzenden Trapp ausspielt und die Kugel vom linken Fünfmetereck aus zum 4:3 ins rechte Toreck schiebt (61.). “Man hat gesehen, dass Marco lange nicht mehr gespielt hat. Er hat auch nicht klug gespielt, hätte sich mehr fallen lassen und tiefer stehen müssen. Es ist wichtig, dass Zambrano und Russ jetzt diese Woche zusammen hier trainieren können. Das tut uns gut“, meint der inzwischen unzufrieden wirkende Trainer zur Leistung des Neuzugangs und bringt Hoffer für den enttäuschenden Occéan ins Spiel. Vorne bleibt es weiterhin Stückwerk. Köhler vertändelt einen tollen Pass von Inui und auch Lanig verzieht einen Schuss von der Strafraumgrenze, während Al Jazira nach einem erneuten Ballverlust eiskalt kontert. Von der Mittellinie aus wird Fernandinho eingesetzt, der Celozzi überläuft und auf links in den Strafraum rennt. Die zu weit aufgerückten Russ und Butscher sprinten vergeblich dem in die Mitte startenden Jumaa entgegen, der das Leder aus 6 Metern an Trapp vorbei zum Ausgleich ins Netz zimmert (72.). “Wenn der Gegner dauernd alleine aufs Tor läuft, hat das nichts mit Qualität zu tun, das ist eine Sache der Einstellung, auch mal die entscheidenden Meter zu gehen. Wir sind Profis und keine Amateure“, schimpft Armin Veh über seine zweite Garde, die sich nun ein ums andere Mal überlaufen lässt. Gut, dass Trapp hellwach ist, sonst würde die Eintracht längst in Rückstand liegen. Noch einmal versuchen sie es, Matmour zieht aus knapp 20 Metern ab, Torhüter Khaled Saif kann den Ball nur nach vorne abklatschen und der für Inui kurz zuvor eingewechselte Friend zeigt beim Nachschüsslein, warum er bei Armin Veh keine Rolle mehr spielt (80.). Die spielt auch Kassem nicht mehr, nach dem er vom Schiedsrichter mit der gelbroten Karte zum Duschen geschickt wird. Doch auch in Unterzahl schaffen sie sich ihre Räume, nachdem Matmour die Kugel vor der linken Eckfahne verliert. Zwei Stationen läuft der Ball, dann wird er in die Gasse zwischen den an der Mittellinie stehenden Russ und Butscher gespielt. Wieder startet Ricardo Oliveira, läuft unbedrängt auf Trapp zu und überlistet ihn aus zwölf Metern mit einem rotzfrechen Heber, der zum 5:4 im Netz landet (85.). Das war es dann mit dem ersten Spiel im neuen Jahr, bei dem die Eintracht nur im ersten Abschnitt überzeugen konnte. “Da haben wir nach vorne richtig gut gespielt, da war es ein guter Test. Durch die Wechsel zur Halbzeit ist der Spielfluss abgerissen, da war es mehr eine Übungseinheit als ein richtiges Testspiel für uns“, meint Armin Veh nach dem Spiel noch diplomatisch, um einen Tag später allerdings sichtlich verärgert nachzulegen: ”Ich möchte nie ein Spiel verlieren und so schon gar nicht. Der Gegner ist acht Mal allein aufs Tor gelaufen, das geht gar nicht. Ich habe ja Verständnis dafür, das einer mal schlecht drauf ist, wenn er nicht oft spielt, aber wenn ich reinkomme, muss ich bereit sein und Gas geben. Eine Einstellung wie ‘ich habe ja eh keine Chance‘, kann und werde ich nicht akzeptieren. Es stimmt, bei mir spielen immer dieselben, aber es sind offensichtlich nicht die Falschen.“ Immerhin können die sich bereits am Freitag in besserer Form präsentieren, wenn in Dubai das zweite Testspiel gegen Mönchengladbach auf dem Programm steht. (tr)
|