Eintracht Frankfurt -
SV Werder Bremen |
Bundesliga 2012/2013 - 16. Spieltag
4:1 (0:0)
Termin: 08.12.2012, 18:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach
Tore: 1:0 Alexander Meier (47.), 1:1 Nils Petersen (54.), 2:1 Pirmin Schwegler (62.,), 3:1 Stefan Aigner (63.), 4:1 Takashi Inui (90.)
Eintracht Frankfurt | SV Werder Bremen |
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Die richtige Antwort auf dem Platz gegeben Zuletzt zwei Niederlagen und nur ein Sieg aus den letzten sieben Spielen. Ist er da, der Einbruch? “Nein, ich sehe keinen Durchhänger bei meiner Mannschaft, wir sind in keiner Weise angespannt. Ich habe keinen Gedanken daran verschwendet, die Mannschaft oder unseren Stil zu verändern, dafür spielen wir viel zu gut Fußball“, antwortet Armin Veh vor dem letzten Heimspiel des Jahres lapidar. Lediglich den unglücklich agierenden Occean hat er sich zur Brust genommen: "Er kam als Torschützenkönig der Zweiten Liga zu uns und meinte, er würde nur an seinen Toren gemessen. Das ist aber falsch. Er muss viel laufen, muss für die Mannschaft und gegen den Ball arbeiten. Das erwarten wir von ihm." Und zwar bereits gegen den Tabellenachten aus Bremen, denn Occéan wird anstelle des erneut gelbrot-gesperrten Matmour in der Spitze stehen. "Ich hoffe, er hat Spaß auf dem Feld und ich habe Spaß, wenn ich ihn spielen sehe." Dies sagt der Trainer nicht über seinen Stürmer, sondern über Heiko Butscher, der heute anstelle von Kempf sein Saisondebüt in der Innenverteidigung geben wird. Neben Zambrano, der ebenso wie Kapitän Schwegler seine Kartensperre abgesessen hat. "Ich glaube, wir kriegen langsam Konstanz ’rein." Ein schöner Satz, den Bremens Innenverteidiger Prödl nach dem 4:1-Sieg in Hoffenheim am letzten Spieltag los lies. Denn genau daran hapert es bei den Nordlichtern in dieser Saison. Nach einem Sieg folgte meist sogleich eine Niederlage, zwei Siege in Folge gab es zuletzt vor über einem Jahr. Doch dies interessiert Werders Urgestein Thomas Schaaf wenig, der die fehlende Konstanz nicht bei den Leistungen sondern bei den Resultaten ausmacht und Parallelen zur Eintracht zieht: “Man muss festhalten, dass Frankfurt eine Klasse-Saison spielt. Sie haben viele begeistert, sind sehr frisch aufgetreten, haben dabei offensiv viel bewegt und sehr gute Ergebnisse abgeliefert. Das sind positive Dinge, die man auch auf uns übertragen kann.“ So setzt er auch im Waldstadion auf seine Sturmreihe mit Elia, Petersen sowie Arnautovic und vor der Abwehr wieder auf den zuletzt gelbgesperrten Junuzovic. Bitterkalt ist es im ausverkauften Waldstadion, dazu das fast schon gewohnte Schweigen von den Rängen in den ersten zwölf Minuten und zwölf Sekunden, um gegen das DFL-Papier “Sicheres Stadionerlebnis“ zu protestieren. Auch auf dem Platz ist nicht allzu viel zu sehen, da die Gäste dem Spieltrieb der Hausherren mit einer überraschend eng und tief stehenden Defensive begegnen und auf Konter lauern. So ist außer einem Schüsschen von Peterson (6.) und einem Stoß von Selassie gegen den in den Strafraum sprintenden Rode (8.) zunächst nicht viel zu sehen. Erstmals gefährlich wird es nach 12 Minuten, als Meier nach schönem 40-Meter-Pass von Schwegler die Kugel vor dem linken Strafraumeck in Bedrängnis gekonnt annimmt und aus der Drehung abzieht, sie aber über das rechte Toreck hämmert. Langsam nimmt das Spiel an Fahrt auf, die Eintracht zeigt sich lauffreudig und auch auf den Flügeln sorgen Aigner sowie Inui mit ihren Sprints in den Rücken der Werderabwehr immer wieder für Unruhe. Doch der letzte Pass fehlt, die Zielgenauigkeit und die zündende Idee, so dass sie kaum Gefahr ausstrahlen, während die Gäste sich weiterhin nur mit schnellen Gegenstößen zeigen, die ebenfalls versanden. Einzig eine Ecke von der rechten Seite sorgt für ein Raunen, als sich Selassi davon stiehlt und zum Kopfstoß ansetzt, der allerdings weit über die Latte segelt (28.). Kurz darauf wird es aus dem Nichts plötzlich brandgefährlich, als ein Befreiungsschlag der Bremer bei Junuzovic landet, der reaktionsschnell auf links nach vorne sprintet, während Petersen und Arnautovic Richtung Strafraum streben. Gut, dass Butscher nicht hektisch wird, sondern seelenruhig den Pass von Junuzovic abwartet, um diesen zu blocken (30.). Von diesen Zufallskontern lässt sich die Eintracht allerdings nicht beirren und verstärkt den Druck, auch wenn es eng ist und die vielbeinige Gästeabwehr blockt, was das Zeug hält. Zunächst Inui beim Schussversuch, Sekunden später kann Prödl in eine Direktabnahme von Occéan spritzen und schließlich ist es wieder Inui, der nach einem Block am Ball bleibt, den aber um Zentimeter neben den linken Pfosten setzt (37.). Dafür hat die Eintracht im direkten Gegenzug nach einem Freistoß Glück, dass Schiedsrichter Aytekin mehr als genau hinsieht. De Bruyne schlenzt die Kugel als Aufsetzer in den Strafraum, Trapp ist kurz irritiert und kann nur kurz zur Seite abwehren. Der Torhüter setzt nach, Petersen bedrängt ihn leicht, um den Ball ins Tor zu setzen. Aytekin entscheidet auf Foul, was Trainer Schaaf mächtig auf die Palme bringt, während der vermeintliche Torschütze gelassen bleibt: “Das war kein Foul von mir. Ich weiß aber, dass diese Situation für die Schiedsrichter schwierig zu beurteilen sind. Die Torhüter werden im Fünfmeterraum extrem geschützt." Danach wird es hitzig auf dem Platz, de Bruye vernascht Butscher am rechten Strafraumeck, setzt seinen Schuss aus 14 Metern aber am langen Pfosten vorbei. Es mehren sich nun die Nickligkeiten auf beiden Seiten, wobei Aytekin bei den Frankfurter Fouls viel schneller die Gelbe zückt als bei denen der Gäste, so dass die Eintracht zumindest nach Verwarnungen mit 4:1 zur Pause führt. Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, die die Frankfurter energischer und bereits in der Hälfte der Gäste druckvoller beginnen. So setzt Inui erfolgreich nach, als Selassie sich den Ball vor ihm erobert, aber auf dem feuchten Geläuf wegrutscht. Zunächst scheitert der Japaner aus 15 Metern an Torhüter Mielitz, um den Nachschuss aus linker Position über die Latte zu hämmern (46.). Kurz darauf gibt es Einwurf für die Eintracht, den Oczipka ausführt und die Kugel unbedrängt zurückbekommt. Ein kurzer Blick, dann flankt er butterweich vor den Fünfmeterraum. Prödl steht und schaut, während Meier hoch steigt, um den Ball zum 1:0 genau ins linke Toreck zu köpfen (47.). Klasse, es ist bereits das zehnte Saisontor von Meier, der seinen insgesamt 68. Treffer für die Frankfurter erzielt und damit die Marke von Anthony Yeboah einstellt. Mit Wut im Bauch spielt Bremen jetzt nach vorne, doch Prödls Versuche, seinen Fehler gut zu machen, scheitern zunächst am nötigen Zielwasser (49./50.). Dann aber misslingt Occéan eine Ballannahme mit der Brust gründlich. Junuzovic schnappt sich das Leder und schlägt es auf die rechte Seite, wo Arnautovic startet und von Oczipka nicht gehalten werden kann. Der Österreicher flankt mit viel Effet nach innen, wo sich Petersen zwischen Zambrano und Butscher freiläuft und per Kopf aus kurzer Distanz ausgleicht (54.). “Da dachte ich nur: wenn wir jetzt in Wolfsburg noch Unentschieden spielen, haben wir wieder diese 26 Punkte“, meint Alexander Meier in Anspielung auf die Abstiegssaison unter Michael Skibbe. Aber in diesem Jahr gibt es kein Zaudern und Verzagen, die Frankfurter wollen gewinnen und spielen weiter nach vorne. "Das war imponierend, wie sie das weggesteckt und einfach weiter nach vorne gespielt hat. Die Mannschaft hört einfach nicht auf“, lobt Armin Veh. In der Tat, kurz nach dem Ausgleich lässt Inui Fritz ins Leere laufen und scheitert aus 14 Metern an Torhüter Mielitz, während im direkten Gegenzug de Bruyne seinen Meister in Trapp findet (61.). Wiederum nur eine Minute später bekommt Schwegler den Ball von Rode zugespielt. Er hat Platz, sieht kurz auf und zieht aus 28 Metern in halbrechter Position einfach ab. Der Ball saust scharf am Kopf eines Bremers vorbei und senkt sich wunderbar am sich vergeblich streckenden Mielitz vorbei in die linke Ecke zum 2:1. Der Kapitän ballt die Fäuste und erzählt grinsend: "Oka Nikolov hat mir gesagt, die Bälle sind schwer zu halten, ich soll mehr schießen. Ich weiß, wenn ich den Ball richtig treffe, kommt er schön ins Flattern. Und heute ist er richtig gut ins Eck runtergegangen.“ Doch damit nicht genug. Knapp 90 Sekunden später spielt Oczipka die Kugel vor das linke Strafraumeck, wo Occéan zu spät startet, so dass Sokrates unter dem Gestöhne einiger Zuschauer an den Ball kommt. Kein Verdruss, im Gegenteil. Der Kanadier setzt nach, erobert sich das Leder und läuft in den Strafraum, um es gekonnt in die Mitte zu legen. Schmitz rutscht aus, so dass Aigner an den Ball kommt und ihn überlegt an Torhüter Mielitz vorbei zum 3:1 ins Netz schiebt (63.). Schöner als das Tor ist die Reaktion der Spieler, die sofort zu Occéan rennen, um ihn zu herzen. “Die aktuelle Mannschaft hat ihren Namen verdient, sie hält zusammen. Jeder denkt in erster Linie an das Team, stellt sich in den Dienst der Mannschaft. Das war vor zwei Jahren ein wenig anders. Auch von der Mentalität und vom Charakter her sehe ich keine Parallele zum Team von vor 2 Jahren“, erklärt Kapitän Schwegler. Aber noch ist es nicht gelaufen, denn Bremen drängt auf den Anschluss, während sich die Frankfurter jetzt etwas zurückziehen und die Räume eng machen. Trotzdem hat Arnautovic nach einem Geplänkel im Halbfeld plötzlich Platz und taucht frei vor Torhüter Trapp auf. Er könnte quer auf den völlig frei stehenden Elia passen, entscheidet sich zum Glück aber für einen Direktschuss aus 15 Metern, den Trapp parieren kann (69.). Kurz darauf muss der wie ein Rohrspatz mit Arnautovic schimpfende Elia vom Platz. Für ihn kommt Füllkrug, nachdem zwei Minuten zuvor bereits Ignjovski für Junuzovic ins Spiel kam. Bremen bemüht sich weiter, aber sie leisten sich zu viele Ungenauigkeiten, zumal die Frankfurter geschickt die Räume zustellen und den nötigen Biss zeigen. Schön für die Fans, die inzwischen wieder froh gelaunt vom Europacup im nächsten Jahr singen. Brenzlig wird es erst wieder in der 88. Spielminute, als Arnautovic sich auf der rechten Seite gegen Inui durchsetzt und in den Lauf des startenden Selassie spielt. Der Tscheche scheitert im Eins-gegen-Eins aber am stark reagierenden Trapp (88.). Wie es besser gemacht wird, zeigt Inui in der 90. Minute, nachdem ihn Jung in Richtung Mielitz schickt. Der Japaner kommt an den Ball und setzt ihn sich kurz vor dem Keeper rechts vorbei, um ihn unter dem Jubel der Zuschauer vom rechten Fünfmeterauseck aus zum 4:1 ins leere Tor einzuschieben. Ein schöner Schlusspunkt, der Inui wohl leichter fällt, als die Suche nach dem passenden Nikoloausmäntelchen. Denn bekleidet mit diesem sowie passender Mütze und Rauschebart präsentieren sich die Spieler kurze Zeit später den begeisterten Anhängern. Als Tabellenvierter und bester Aufsteiger mit jetzt 27 Punkten. (tr)
Armin Veh: “Erst nach dem 4:1 war das Spiel für mich entschieden. Es war ein enges Spiel mit einem Unterschied: Wir haben die Tore im richtigen Moment gemacht, wir waren effektiver. Nach wie vor bleibt der Klassenerhalt das primäre Ziel. Wenn mehr gehen sollte, wäre das sehr schön. Das wünschen wir uns alle, darauf arbeiten wir hin." Thomas Schaaf, Werder-Trainer: "Die Eintracht hat in einem flotten Spiel ihre Chancen konsequent ausgenutzt, wir nicht." Bruno Hübner: "Die Mannschaft hat heute die
Antwort gegeben auf die Skepsis der vergangenen Tage."
Fotos von www.eintracht.de:
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