Eintracht Frankfurt -
1. FSV Mainz 05 |
Bundesliga 2012/2013 - 14. Spieltag
1:3 (0:2)
Termin: 27.11.2012, 20:00 Uhr
Zuschauer: 47.800
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Andreas Ivanschitz (18.), 0:2 Shawn Parker (42.), 0:3 Nikolce Noveski (52.), 1:3 Adam Szalai (55., Eigentor)
Eintracht Frankfurt |
1. FSV Mainz 05 |
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Hinten und vorne stimmt es nicht "Ob das lokal ist oder nicht, ist mir relativ wurscht, mir sind die Punkte wichtig", erklärt Armin Veh vor Beginn der englischen Woche, die am Dienstag mit dem Heimspiel gegen Mainz beginnt und bereits am Freitag in Düsseldorf weitergeht. Denn der Trainer hat wichtigere Probleme als eine wohlformulierte Derbystimmung zu verbreiten, nachdem sich die Bauchmuskelverletzung von Anderson als so schwerwiegend erweist, dass er operiert werden muss und auch Demidov seine Adduktorenprobleme noch nicht ausgestanden hat. Butscher ist für ihn keine ernsthafte Alternative und Jung ins Zentrum zu ziehen, behagt Armin Veh nicht. So muss neben Zambrano der 17-jährige Marc-Oliver Kempf ran, der unter der Woche die Schulbank drückt, während die Profis trainieren. Doch nicht nur in der Abwehr, vorne hat der Trainer ebenfalls “ein bisschen eine Not“, nachdem Matmour gelbrot-gesperrt ausfällt, Hoffer aufgrund von Sprunggelenkschmerzen nicht einsatzfähig ist und Occéan seit Wochen verzweifelt seine Form sucht. “Stürmer zu sein ist der schwerste Job, weil man da kreativ sein muss. Er braucht einfach mal ein gutes Spiel. Wichtig ist, dass er nicht verkrampft und sich nicht so viele Gedanken macht“, meint Armin Veh, der dem 31-jährigen Stürmer heute eine weitere Chance von Beginn an geben wird, um die Mannschaft auf den aktuellen Tabellenneunten einzustimmen: “Mainz hat eine richtig gute Mannschaft mit viel Erfahrung. Sie hätten auch die letzten Spiele, nicht nur das Dortmund-Spiel, auch immer gewinnen können. Gerade auswärts, weil sie da eigentlich auch die bessere Mannschaft waren.“ Dies sieht 05-Trainer Tuchel naturgemäß genauso, der wie sein Kollege klagt: "Man hat gemerkt, dass uns die Breite fehlt." Dennoch gibt er sich für die Partie im Waldstadion pathetisch und siegessicher, auch wenn einmal mehr nur wenige Fans die Mannschaft nach Frankfurt begleiten: "Wir müssen uns warm anziehen, denn die Eintracht spielt wirklich guten Fußball. Aber wir fühlen uns in der Lage, ihr wehzutun. Wir fühlen uns bereit für ein gutes Spiel und einen Sieg." Während er dafür in der Abwehr auf seine erfahrenen Kräfte wie Noveski und Svensson setzt und zudem Polanski für Müller auf der rechten Außenbahn beginnen lässt, überrascht Thomas Tuchel mit der Hereinnahme des 19-jährigen Shwan Parker, der sein Debüt neben dem achtfachen Torschützen Szalai geben wird. Beide bekommen die Aufgabe, die Frankfurter Innenverteidiger bereits beim Spielaufbau zu stören, was sie zum Leidwesen der Eintracht effektiv erledigen werden… 47.800 Zuschauer sind es beim Anpfiff durch Schiedsrichter Stark, doch die Kulisse ist gespenstisch ruhig. Bundesweit schweigen die Fankurven genau 12 Minuten und 12 Sekunden, um ihre Ablehnung gegenüber dem DFL-Konzept “Sicheres Stadionerlebnis“ auszudrücken, welches am 12. Dezember den Vereinen zur Abstimmung vorgelegt wird. "Der Protest soll den Vereinen vor Augen führen, wie die Situation sein würde, wenn wir nicht da wären", erklärt ProFans-Sprecher Markhardt und auch die Trainer sind hinterher beeindruckt. "Ich fand die Atmosphäre grausam", meint Armin Veh, während sein Kollege sagt: "Das war einmalig. So macht es keinen Spaß." Den haben immerhin die Zuschauer in den ersten Minuten des Spiels, als sie Torhüter Wetklo “anfeuern“, dessen Abschläge eine unglaubliche Streuung ins Nirgendwo haben. Ansonsten dauert es bis zur 7. Minute, bis die Eintracht das erste Mal halbwegs gefährlich vor den Strafraum der geschickt verteidigenden Gäste kommt. Doch der Kopfball des aufgerückten Kempf ist eine sichere Beute für Wetklo, während beim Schuss von Inui nur Sekunden später Polanski für seinen Torhüter blocken kann. Richtig glänzen muss auf der anderen Seite Trapp bei einem Flachschuss Richtung rechtes Toreck von Ivanschitz, den er um den Pfosten lenken kann (9.). Trapps Kollegen wirken hingegen nicht ganz so wach. Immer wieder werden ihnen die Passwege bereits vor der eigenen Abwehr zugestellt, während sich Rode und Schwegler engster Bewachung durch Parker, Polanski und Soto erfreuen. Da Meier fahrig wirkt und von der Mainzer Defensive ebenfalls ziemlich abgemeldet wird, probieren es die Gastgeber über die Außenbahnen, doch auch hier sind die Wege schnell zugestellt. Weite Flanken und die Suche nach dem Mitspieler regieren das Geschehen. So luchst Debütant Parker dem zögernden Meier die Kugel vor dem Frankfurter Strafraum ab, dreht sich und zieht sofort ab. Sein Schuss saust am linken Pfosten vorbei, während sich die Fans pünktlich nach 12 Minuten und 12 Sekunden lautstark zurück melden. Um zu verfolgen, wie Schwegler nach Fehlpass von Rode mit einem Handspiel den Konter unterbindet, seine fünfte Gelbe kassiert und folglich in Düsseldorf fehlen wird (16.). Es kommt noch schlimmer, nach einem Ballverlust der Eintracht in der Hälfte des Tabellenneunten läuft der nächste Gegenstoß. Kempf klärt, doch genau zu Ivanschitz, der die die Kugel zu Parker am rechten Strafraumrand passt. Der 19-Jährige narrt mit einem angedeuteten Schuss Zambrano, um an ihm vorbei zu ziehen und in die Mitte zu passen. Jung grätscht fast hilflos in den Raum, als der nachrückende Ivanschitz in seinem Rücken Maß nimmt und das Leder aus zehn Metern zum 1:0 für die Gäste ins linke Toreck versenkt (18.). Nur Sekunden später tankt sich Rode sich auf der rechten Außenbahn durch und flankt nach innen, wo Svensson zum Querschläger ansetzt und seinen Torhüter zu einem Reflex zwingt. Rode, der sich nach seinem Sprint kurz außerhalb des Spielfeldes befindet, setzt sofort nach. Noweski grätscht, trifft Ball und den in hohem Bogen fallenden Rode. Elfmeter, schallt es durch das Waldstadion, doch Schiedsrichter Stark hört auf seinen Assistenten, der - unglaublich genug - in dieser Szene eine Abseitsposition gesehen haben will (19.). Kurz darauf erlahmt der Schwung der Eintracht leider wieder, Aigner und auch Inui stehen weiterhin neben sich, Occéan kämpft mit allem, nur nicht mit dem Ball und die Streuung in den Pässe von Meier und Rode ist zu hoch, um die meist einen Schritt schnelleren Mainzer in Schwierigkeiten zu bringen. Die wiederum spielen nicht umständlich, sondern direkt. Wie nach einem abgefangenen Angriff, der im Halbfeld bei Polanski landet. Der 26-Jährige zieht aus 25 Metern ab, Trapp aber kann den wuchtigen Dropkick parieren (33.). Nach einigem Mittelfeldgeplänkel läuft bereits die Schlussphase der ersten Halbzeit, Mainz vertändelt im Aufbau und die Eintracht nutzt dies über Rode, der einen gescheiten Pass zu Inui spielt. Der Japaner setzt sich auf der linken Außenbahn durch und zieht Richtung Tor, bringt jedoch kurz vor dem Torhüter nur einen Querpass zustande, der genau in den Armen von Wetklo landet (40.). Das Zielwasser fehlt heute, kurz darauf landet ein Einwurf von Jung beim Mainzer Zabavnik, der sofort zu Polanski spielt, der erst Schwegler stehen lässt, dann im Sprint Rode vernascht und die Kugel schließlich in den Lauf von Parker schiebt. Der kommt am Sechszehner unter freundlicher Begleitung von Kempf ans Leder und kann es in aller Seelenruhe zum 2:0 ins linke untere Toreck schießen (41.). "Beim zweiten Tor hätte er den Ball blocken müssen. Aber dafür, dass er gerade erst aus der B-Jugend gekommen ist, hat er ein gutes Spiel gemacht. Wir hätten die Dinge einfach früher klären müssen“, nimmt Armin Veh den 17-Jährigen in Schutz. Nach der Pause kommt beim FSV Nicolai Müller für Ivanschitz, um die Defensive zu verstärken, während bei der Eintracht die Mannschaft durcheinander gewirbelt wird. “Er ist völlig neben der Spur, zurzeit schafft er es einfach nicht“, erklärt Armin Veh und wechselt trotz des Rückstandes den extrem unglücklich agierenden Occéan aus. Celozzi kommt für den einzigen Stürmer und rückt auf die rechte Außenbahn, so dass Aigner auf die linke Seite, Inui in die Mitte und Meier in den Sturm rutscht. Aber die Umstellung bringt zunächst nichts, ganz im Gegenteil. Nach einem Einwurf in der eigenen Hälfte kann Soto durch das Mittelfeld sprinten und Parker auf der rechten Seite schicken, der die Lücke zwischen Jung und Zambrano nutzt, um den Ball über den ihm entgegen kommenden Trapp an die Latte zu schlenzen (48.). Fünf Minuten später gibt es Ecke für Mainz von der linken Seite, den Müller vor den Fünfmeterraum schaufelt. Drei Frankfurter decken den Raum, während sich keiner für Noveski zuständig fühlt, der die Kugel einfach aus sieben Metern zum 3:0 in die Maschen köpft. Endlich reagiert die Eintracht wütend und setzt sich unmittelbar nach dem Treffer in der Hälfte der Gäste fest, die jetzt weit tiefer verteidigen, so dass Rode und Schwegler ein wenig mehr Raum im Mittelfeld haben, die Räume vor dem Strafraum allerdings zugestellt sind. Dennoch probieren sie es mit dem Mut der Verzweiflung. Inui führt eine Ecke von links kurz auf Rode aus, der sie ihm wieder vor die Füße spielt. Die Flanke kommt halbhoch in den Strafraum, wo sie Torjäger Szalai mit einem Scherenschlag klären will, jedoch nur so abfälscht, dass sie unhaltbar für Torhüter Wetklo im eigenen Kasten landet (55.). Die Initialzündung? Weiter sind die Frankfurter stürmisch unterwegs. Oczipka prüft den Keeper mit einem Fernschuss, der bei einer Flanke von Celozzi einen Hauch schneller ist als Meier (60.) und kurz darauf kann erst Pospiech mit einer riskanten Grätsche gegen den durchbrechenden Inui retten und dann Wetklo erst gegen Aigner und Sekunden später gegen Inui (64.). Trainer Tuchel reagiert noch einmal und bringt Risse für Parker, um den Vorsprung über die Zeit zu retten, während die Frankfurter Angriffsbemühungen am Erlahmen sind. Zumal Meier vorne der Platz fehlt, um halbwegs gefährlich zu agieren, so dass Armin Veh jetzt mit Kouemaha für Aigner dem 29-jährigen Stürmer aus Kamerun zu seinem Debüt bei der Eintracht verhilft (70.). Doch außer seinen orangenen Schuhen glänzt wenig bei ihm, zu geschickt verteidigen die Gäste, während die Zuspiele auf den Stürmer wenig genau sind. Dafür zeigt Schiedsrichter Stark noch einmal, dass er dabei ist. Bei einem Zweikampf am Mittelkreis fährt Nicolai Müller die Grätsche gegen Zambrano aus, der allerdings nicht zurück steckt. Während der Mainzer sich am Boden windet, hat Stark nichts Besseres zu tun, als Zambrano die gelbe Karte zu zeigen. Seine fünfte, so dass auch er gegen Düsseldorf fehlen wird. “Das ist ein drastisches Szenario, jetzt müssen wir zeigen, dass wir gefestigt sind“, meint Heribert Bruchhagen zerknirscht. Jedoch erst am Freitag, denn heute gibt es außer einem Kung-Fu-Tritt von Baumgartlinger an den Kopf von Kempf, für den er zu Recht die gelb-rote Karte kassiert, nichts mehr zu sehen (88.). So verliert die Eintracht ihr erstes Heimspiel in dieser Saison und rutscht mit weiterhin 24 Punkten von Rang vier auf den fünften Platz. (tr)
Armin Veh: “Wir haben heute gar nicht so schlecht angefangen und gut über die Außen gespielt, zentral aber keine Abnehmer gefunden. Dann haben wir in Situationen, in denen eigentlich keine Gegentore fallen müssen, gleich zwei davon bekommen. Bei uns stimmte es hinten und vorne nicht. Aber solche Spiele gibt es.“ Heribert Bruchhagen: "Mainz hat im Mittelfeld so gut gepresst, dass wir unser Spiel nicht entwickeln konnten. Dann haben sie das Spiel in der ersten Halbzeit entschieden und nach dem 0:3 war alles gelaufen. Das war kein guter Abend für Eintracht Frankfurt." Alexander Meier: “Wir haben das Spiel schon in der ersten Halbzeit verloren. Da waren die Mainzer in allen Belangen überlegen. Es war eine verdiente Niederlage, wir haben schlecht gespielt."
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