Eintracht Frankfurt -
FC Augsburg |
Bundesliga 2012/2013 - 12. Spieltag
4:2 (2:1)
Termin: 17.11.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 47.700
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 1:0 Sascha Mölders (7., Eigentor), 2:0 Stefan Aigner (32.), 2:1 Ja-Cheol Koo (45.), 3:1 Alexander Meier (52.), 3:2 Sascha Mölders (64.), 4:2 Alexander Meier (75., Handelfmeter)
Eintracht Frankfurt |
FC Augsburg |
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Einfach nur ein überzeugendes und eindrucksvolles Spiel "Er hat sich das verdient, Sebi hat einen weiteren großen Schritt nach vorne gemacht." Unglaublich, aber wahr, nachdem einige Spieler abgesagt haben, nominiert Jogi Löw einen Frankfurter Spieler für das Freundschaftsspiel gegen die Niederlande nach, was nicht nur Armin Veh angenehm überrascht. Auch wenn Jung nicht zum Einsatz kommen wird, ist er doch der erste für die Nationalelf nominierte Eintracht-Spieler seit Horst Heldt, der am 30. Juli 1999 kurz nach seinem Wechsel zu den Frankfurtern zu seinem zweiten und gleichzeitig letzten Länderspieleinsatz kam. “Das zeigt, dass man nicht den Verein wechseln muss, sondern auch in Frankfurt zum Nationalspieler werden kann“, freut sich Manager Hübner, während ein anderer Ex-Frankfurter, der sich selbst fast in der Nationalmannschaft wähnte, an der ehemaligen Haustür kratzt. Der in Wolfsburg aussortierte Marco Ruß bringt sich ins Gespräch, was der Trainer allerdings nicht kommentiert. Zumal seine Abwehrsorgen inzwischen wieder kleiner geworden sind, denn überraschend steht Armin Veh Carlos Zambrano wieder zur Verfügung, der seinen Zehenbruch auskuriert hat. “Er hat uns gefehlt, er ist schon ein cleverer Hund“, freut sich der Trainer über die schnelle Genesung. So wird der Peruaner anstelle von Demidov neben Anderson in der Abwehr beginnen, während im Sturm wie schon bei der 0:2-Niederlage in München Matmour den Vorzug vor Occean erhält. Nach zuletzt nur vier Zählern aus den letzten fünf Spielen soll gegen das aktuelle Tabellenschlusslicht aus Augsburg, bei dem Trainer Armin Veh das Fußball spielen gelernt hat, wieder ein Sieg her: “Gute Kritiken alleine nutzen uns nichts, es ist ja nicht der Sinn des Spiels, nur gut auszusehen. Es ist an der Zeit, dass wir anfangen, wieder zu punkten." Endlich wieder einen Dreier und den Abstand auf die Nichtabstiegsplätze verringern wollen sie hingegen beim FC Augsburg, auch wenn die bisherige Auswärtsbilanz mit zwei Unentschieden ohne Auswärtstreffer mehr als dürftig ist. "Wir haben uns in allen Spielen Chancen erspielt und erarbeitet. Doch wir müssen uns nun auch endlich einmal belohnen. Daher ist es für mich zweitrangig, ob wir schön spielen, wir wollen in Frankfurt punkten", schwört Trainer Weinzierl seine Mannschaft ein, die er nach der Verletzung von Stammtorhüter Jentzsch und der unbefriedigenden Torquote umstellen muss. So hütet Mo Amsif den Kasten und Mölders bildet anstelle von Oehrl die einzige Spitze, während der in Frankfurt nicht eben wohlgelittene Ex-Mainzer Bancé nach elf Einsätzen ohne Treffer nicht einmal im Kader steht. Nur kurz ist die Abtastphase an diesem nasskalten Novembernachmittag, danach werden die meisten der 47700 Zuschauer schnell erwärmt. Denn nachdem ein Angriff der Gäste abgefangen wird und es über Inui und Meier schnell nach vorne geht, gibt es den ersten Freistoß am linken Strafraumrand, nachdem Langkamp eine Flanke von Oczipka mit der Hand ins Toraus lenkt. “Ich habe gesehen, dass der Torwart die kurze Ecke nicht zugemacht hat“, erzählt Schwegler, der nicht in die Mitte flankt, sondern einfach frech draufhält. Das Leder klatscht an den linken Pfosten, prallt nach vorne, trifft das Bein von Mölders und landet zur 1:0-Führung im Netz (7.). “Das war reine Intuition. Versucht habe ich das schon öfter mal, geklappt hat es aber noch nie“, strahlt der Kapitän, der vom Trainer gelobt wird: “Er ist wieder in der Form vor seiner Verletzung.“ Augsburg berappelt sich schnell und antwortet mit mutigem Spiel, doch die Eintracht wird von Minute zu Minute stärker und ballsicherer, um nach 14 Minuten zur nächsten Möglichkeit zu kommen, die Klavan gegen den durchbrechenden Matmour vehement mit einem Klammergriff unterbindet. Glück für den Estländer, dass Schiedsrichter Meyer dies nicht als Notbremse wertet und nur Gelb zückt. Aber auch gegen elf Mann übernehmen die Frankfurter die Spielkontrolle. “Die frühe Führung hat uns gut getan, wir waren im Vergleich zum letzten Heimspiel wieder viel spritziger.“ In der Tat, diesmal geht es über rechts dem enorm fleißigen, immer wieder auf die Flügel ausweichenden Matmour und Jung, der für Meier im Strafraum auflegt. Dessen Direktschuss kann Langkamp für seinen bereits geschlagenen Torhüter nach vorne blocken, wo Matmour aus der Drehung allerdings nur das Außennetz trifft (22.). Der zweite Treffer liegt in der Luft, wieder treibt Jung nach einem öffnenden Pass von Meier die Kugel voran und will es wissen. Aber sein Schuss aus gut 20 Metern rauscht weit über die Latte, während Trainer Weinzierl den ebenso überforderten wie rotgefährdeten Innenverteidiger Klavan vom Platz nimmt und Sankoh bringt (29.). Drei Minuten später wird der Einsatz der Eintracht belohnt. Oczipka fängt einen Angriff der Augsburger ab und spielt die Kugel auf der linken Seite zu Inui, der mal eben Ottl austanzt, um einen wahrlich tödlichen Pass butterweich in die Schnittstelle der Abwehr zu servieren. Aigner ist schneller als Langkamp, sprintet auf halblinks vorbei am Torhüter und schiebt die Kugel aus sechs Metern zum 2:0 ins Tor. Was für eine Vorlage, die nicht nur Präsident Fischer begeistert: “Unsere Tore sind nicht zu verteidigen. Sie sind es einfach nicht. Punkt. Aus. Ende.“ Auch der Trainer freut sich für den wieder erstarkten Inui: “Er hat sein kleines Tal überwunden.“ In der Tat, nur zwei Minuten später schlenzt der 24-jährige Japaner den Ball aus 35 Metern wieder zentimetergenau vor die Strafraumlinie. Matmour will volley abziehen, aber in letzter Sekunde hält Langkamp den Schlappen dazwischen, so dass der Ball knapp neben den Kasten rauscht. Und Augsburg? Außer einem Schüsslein von Ottl, der vor drei Jahren ein Engagement bei der Eintracht ablehnte, ist nichts von ihnen zu sehen. Dafür bekommt Rode die Mittelfranken schmerzhaft zu spüren, nachdem ihm Ottl bei einem Kopfballduell mit dem Ellbogen ins Gesicht schlägt, so dass dieser blutüberströmt zu Boden sinkt und zum verarzten in die Kabine geht. “Seppl ist es mir wert, fünf Minuten in Unterzahl zu spielen“, erklärt Armin Veh, während Matmour zu seiner nächsten Gelegenheit kommt. Torhüter Amsif spielt ihm den Ball nach einem Rückpass genau vor die Schlappen, doch der Mittelstürmer wider Willen beweist, dass er leider kein Knipser ist. Er legt sie sich zurecht, schlenzt die Kugel aber dennoch aus 18 Metern über den verwaisten Kasten (43.). Dies rächt sich, als es in der 45. Spielminute Eckstoß für die Gäste von der linken Seite gibt, den Beyer scharf vor den kurzen Pfosten flankt. Oczipka klärt nicht energisch genug, so dass sein Kopfballaufsetzer bei Koo landet, der aus 14 Metern per Dropkick zum 1:2 verwandelt. Mit Wut im Bauch gehen die Frankfurter in die Kabinen und kommen als Elf wieder heraus. Denn Rode wurde mit sechs Stichen über der rechten Augenbraue genäht, um jetzt so richtig aufzudrehen. Augsburg wird an den Strafraum zurück gedrängt, während Oczipka nur das Außennetz trifft (49.) und ein immerhin spektakulärer Fallrückzieher von Anderson neben dem Kasten landet (50.). Kurz darauf darf wieder mit der Zunge geschnalzt werden, als Rode nach einer Balleroberung von Jung einen schönen Außenristpass zu Aigner spielt, der den Ball im Sprint mitnimmt, um ihn nicht blindlings in die Mitte zu flanken, sondern an der Torauslinie zurück zu legen. Genau zu Meier, der die Kugel aus elf Metern präzise gegen die Laufrichtung des Torhüters ins rechte obere Toreck setzt (52.). Klasse! Und nicht nur der Trainer denkt: “Da war das Spiel eigentlich gegessen.“ Eigentlich… Zwar spielt die Eintracht nun wie im Rausch und erarbeitet sich Chancen im Minutentakt. Doch weder Anderson noch Matmour, Meier oder Inui können den finalen Stoß setzen. “Bei unserem Spiel darf es nicht zu überraschenden Ballverlusten kommen“, unkt derweil Heribert Bruchhagen. Denn tatsächlich leitet ein leichtfertig von Aigner auf Höhe der Trainerbank gegen Ostrzolek verdattelter Ball die zweite Chance für die Gäste ein. Werner sprintet auf links nach vorne und flankt hoch in den Sechzehner zu Oehrl, der kurz zuvor für Vogt eingewechselt worden war. Der sieht den besser postierten Mölders und legt die Kugel quer, so dass dieser keine Mühe hat, sie zum 2:3 ins Netz zu schieben (64.). “Natürlich habe ich mich gefragt, warum ich den Ball nicht einfach weggehauen habe“, ärgert sich Aigner, während Armin Veh nur die Schultern zuckt: “So ein Fehler kommt immer mal vor.“ Immerhin reagieren sie auf diesen Rückschlag und spielen fortan wesentlich konzentrierter, während der FC auf den Ausgleich drängt. Aber gegen diese konzentriert spielenden Frankfurter ist kein Kraut gewachsen. Klasse, wie Rode und Schwegler in jeden Zweikampf gehen und das Spiel genau wie Meier mit seinen überlegten Pässen immer wieder an sich reißen. So wechselt Augsburg ein drittes Mal, für Werner kommt Sio in die Partie, während Oczipka auf der linken Seite Druck macht. Er passt zu Rode, der sich spielend gegen Sankoh durchsetzt, um scharf in den Strafraum zu flanken. Meier ist zur Stelle, Ostrzolek grätscht und die Nordwestkurve schreit “Hand!“. Beim Rettungsversuch springt ihn der Ball an den ausgestreckten Arm, was auch Schiedsrichter Meyer so sieht und auf den Punkt zeigt. Ein kurzer Anlauf, gefolgt von einem riesigem Jubel: Meier knallt die Kugel trocken zum 4:2 ins linke obere Toreck und trifft damit bereits zum neunten Mal in dieser Saison (75.). "So wie ich die Spiele meiner Mannschaft nicht tippe, so schaue ich beim Elfer nicht hin. Da bin ich abergläubisch. Ich warte darauf, dass die Leute schreien", meint ein erleichterter Trainer grinsend: "Ich warte jetzt darauf, dass er mal drei Tore macht." Damit ist das Spiel gelaufen, die Eintracht kontrolliert das Geschehen nach Belieben. Und kommt zu einer weiteren Chance durch Celozzi, der fünf Minuten zuvor für Aigner ins Spiel kam. Er erobert sich das Leder vor dem gegnerischen Strafraum, um nach kurzem Spurt aus spitzem Winkel abzuziehen, verfehlt aber den Kasten. Schade, ein Pass auf Matmour oder Meier wäre schlauer gewesen (86.). Auch ein Tor mehr wäre verdient gewesen, aber, meint Armin Veh: “Ich bin froh, dass wir uns Torchancen herausspielen, denn dann weiß ich, dass wir gut Fußball spielen.“ Was die Zuschauer ein paar Minuten später begeistert anerkennen. Unglaublich, aber wahr: Nach ihrem bereits siebten Saisonsieg bleiben die Frankfurter mit 23 Zählern auf Rang drei, punktgleich mit dem nächsten Auswärtsgegner, dem Tabellenzweiten aus Gelsenkirchen. (tr)
Armin Veh: "Das frühe Tor hat uns natürlich gut getan. Es war zu spüren, dass wir läuferisch besser und frischer waren als noch im letzten Heimspiel gegen Fürth. Augsburg hat immer Gas gegeben und mitgespielt, aber wir haben nach vorne einfach unheimlich gepowert und verdient gewonnen. Ich denke, es war ein schönes Spiel, auch dank des Gegners." Markus Weinzierl, Trainer Augsburg: “Wir haben alles versucht, aber gegen ein sehr gutes Frankfurter Team verloren, das zurecht da oben steht.“ Heribert Bruchhagen: “Es war einfach ein überzeugendes und eindrucksvolles Spiel von allen. Wir sind immer in der Lage, uns überragende Torchancen herauszuspielen. Es darf nur nicht zu überraschenden Ballverlusten kommen.“ Sebastian Jung: “Wir haben drei weitere Punkte gegen den Abstieg geholt.“
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