Eintracht Frankfurt - Hannover 96

Bundesliga 2012/2013 - 8. Spieltag

3:1 (2:1)

Termin: 20.10.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.500
Schiedsrichter: Christian Dingert (Thallichtenberg)
Tore: 1:0 Karim Matmour (5.), 2:0 Sebastian Jung (18.), 2:1 Mohammed Abdellaoue (43.), 3:1 Alexander Meier (82.)

 

 

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Eintracht Frankfurt
Hannover 96

 


  • Ron-Robert Zieler
  • Steven Cherundolo
  • Mario Eggimann
  • Karim Haggui
  • Konstantin Rausch
  • Lars Stindl
  • Sergio da Silva Pinto
  • Jan Schlaudraff
  • Szabolcs Huszti
  • Mohammed Abdellaoue
  • Didier Ya Konan

 

Wechsel
Wechsel
  • Artur Sobiech für Jan Schlaudraff (30.)
  • Mame Biram Diouf für Mohammed Abdellaoue (64.)
  • Christian Pander für Sergio da Silva Pinto (77.)
Trainer Trainer
  • Mirko Slomka

 

 

Von A bis Z eine tolle Leistung

"Ich werde auch weiter die Euphorie nicht bremsen, darauf habe ich keine Lust, aber wir vergessen nie, wo wir herkommen und deshalb bleibt der Klassenerhalt unser primäres Ziel", wird Armin Veh nicht müde, auch während der Länderspielpause immer wieder zu betonen, während das Medieninteresse an den sogenannten “Bayernjägern“ ständig wächst. Unisono bleiben aber die Spieler auf dem Boden und sorgen dafür, dass die Schlagzeilenlage überschaubar bleibt. Lediglich Köhler, der “sich links liegen gelassen fühlt“, beklagt sich über sein Reservistendasein, wird aber vom Trainer zurechtgewiesen: “Ich kann verstehen, wenn ein Spieler unzufrieden ist, weil er nicht zur ersten Elf gehört. Aber so sollte er sich nicht äußern, das gefällt mir nicht, weil wir versuchen, mit allen gleich umzugehen.“

Für wesentlich mehr Unruhe bei den Anhängern sorgt das Strategiekonzept “Sicheres Stadionerlebnis“, dass die DFL dem Ligaverband im Dezember zur Abstimmung vorlegen will. Neben einem umfangreichen Maßnahmenkatalog, der unter anderem Körperkontrollen legitimieren soll, sorgt auch ein vorformulierter Kodex, den Fanclubs künftig unterschreiben müssen und der eine Kollektivhaftung beinhaltet, für massiven Unmut. Doch nachdem mehrere Vereine, darunter die Eintracht, die nicht vorhandene Einbindung von Fans sowie Fanvertretern beklagen und das Papier teilweise stark kritisieren oder gar ablehnen, kündigt die DFL notgedrungen umfangreiche Nachbesserungen an.

Doch zurück zum aktuellen Gegner aus Hannover, von dem Armin Veh mit viel Hochachtung spricht: “Die sind ein Vorbild in der Hinsicht, dass man auch mit wenig Mitteln etwas erreichen kann, wenn man einen guten Job macht. Es ist so ziemlich das einzige Team, das so viele starke Offensivkräfte hat, dass man nicht weiß, wer spielen wird." Dies gilt allerdings auch für die Eintracht, denn nachdem Occéan kurzfristig wegen einer Magen-Darm-Grippe ausfällt, ist es Matmour und nicht Hoffer, der für den 30-Jährigen im Sturmzentrum vor Inui, Meier und Aigner beginnen wird. "Er hat gut trainiert und war immer sofort im Spiel, wenn er reinkam. Deshalb war er die erste Option für mich", begründet der Trainer die Hereinnahme und gibt als Devise aus: "Früh stören, aggressiv sein, die Zuschauer mitnehmen."

Auch an der Leine wird mit Hochachtung von der Eintracht gesprochen: "Frankfurt ist ein Team mit einer sehr hohen spielerischen Qualität. Sie schlagen kaum lange Bälle, sind sehr laufstärk und üben über die Außenpositionen immens viel Druck aus. Ein solches Team, das fußballerische Lösungen findet, kann in der Bundesliga jeden schlagen“, meint Mirko Slomka, über den im Blätterwald heftig spekuliert wird, ob er in der nächsten Saison Bayern-Trainer wird. Bei so viel Lob vergisst der Trainer des Tabellenfünften allerdings nicht, dass die Niedersachsen die letzten beiden Auswärtsspiele verloren haben, so dass er der Defensivreihe vom letzten Heimspiel gegen Dortmund vertraut und nur im Sturm den wiedergenesen Abdellaoue für Sobiech neu ins Team bringt: "Wir haben großes Vertrauen in unser Team. Mit dem BVB haben wir uns zuletzt gegen einen ähnlich spielenden Gegner gut verkauft."

Nach dem Konfettiregen in der Nordwestkurve bei ansonsten herrlichem Sommerwetter legen beide Mannschaften wie angekündigt ohne großes Vorgeplänkel los. Ein Fehlpass von Rode gibt Ya Konan die Möglichkeit, seine Schussstärke aus gut 35 Metern zu demonstrieren, doch der Ball saust ein Stück weit am rechten Pfosten vorbei (1.). Die Eintracht lässt sich davon nicht beirren und setzt sich mit schnellem Kombinationsspiel in der Hälfte der Gäste fest. Einen ersten Warnschuss gibt Meier nach Vorlage von Matmour ab, der jedoch ebenfalls weit über die Latte fliegt (3.). Weiter geht es mit Druck, über Inui und Rode kommt die Kugel zu Oczipka vor dem linken Strafraumeck, der sie nach innen flankt. Rode und Eggimann verpassen den leicht abgefälschten Ball vor dem kurzen Pfosten, so dass Torhüter Zieler kurz irritiert ist, während das Leder aufspringt und Matmour am langen Pfosten es unbehelligt aus fünf Metern zum 1:0 einköpfen kann (5.). "Es war ja auch ein bisschen Glück, dass der Ball so abgefälscht wurde und zu mir kam. Das Tor ist gut für mich, es hat mir Selbstvertrauen gegeben und der Mannschaft Energie", freut sich der Torschütze über sein erstes Bundesligator nach 1.161 Tagen, wie das Kicker-Sportmagazin nachrechnete.

Was für ein Auftakt, dem die Eintracht sofort weitere wunderschöne Kombinationen gegen die jetzt verunsichert wirkenden Niedersachsen folgen lässt. So spielt Cherundolo auf Höhe der Mittellinie einen wunderbaren Fehlpass zu Meier, der sofort nach vorne zieht und für den halbrechts vor den Strafraum laufenden Aigner auflegt. Doch statt abzuziehen, landet sein Querpass in den Füssen eines Verteidigers und wird geklärt (8.). Nach wie vor hat Hannover dem Sturmdrang der Hausherren nichts entgegen zu setzen, kommt aber immerhin nach 15 Minuten zu einer Ecke, die kurz auf Huszti am linken Strafraumeck gespielt wird. Der 29-jährige Ungar kommt beim Zweikampf mit Aigner ins Straucheln, setzt nach, fällt jedoch nach einem erneuten Kontakt mit Inui. Allerdings derart spektakulär, dass Schiedsrichter Dingert nicht auf Elfmeter, sondern auf Gelb für den vermeintlich Schwalbenden entscheidet.

Zwei Minuten später wird es wieder blitzschnell, nachdem Aigner sich einen Ball auf rechts erobert und zu Jung spielt, der sofort nach vorne sprintet, im Strafraum Stindl aussteigen lässt und mit viel Übersicht zurück auf Meier passt, dessen Schuss von Cherundolo im letzter Sekunde zur Ecke geblockt werden kann. Es gibt keine Atempause, sofort rotiert die Kugel über die linke Seite mit Schwegler, Inui und Meier, der direkt in den Lauf von Oczipka passt. Ein kurzer Blick und schon ist das Leder bei Inui vor dem Sechszehner, der drei Gegenspieler auf sich zieht, um quer auf Aigner zu legen, der wiederum Jung heranrauschen sieht und vorlegt. Diesmal ist es kein Querpass, sondern ein Schuss wie ein Strich, den der 22-Jährige Torhüter Zieler einschenkt. Zum 2:0 für die Eintracht (18.).

“Das war ein Riesenfeuerwerk“, freut sich Oczipka, denn sie spielen die Niedersachsen weiterhin regelrecht schwindelig, so dass Gästetrainer Slomka nur anerkennend stöhnen kann: "Das war beeindruckend. Wir wollten die Dominanz unterbinden, aber es ist uns nicht gelungen. Daher habe ich mit einem körperlicheren und offensiveren Wechsel von Sobiech für Schlaudraff versucht, das Heft wieder in die Hand zu nehmen.“ Und zwar bereits in der 30. Spielminute, kurz nachdem Hannover durch einen Kopfball von Abdellaoue zu seiner ersten kleineren Torchance kommt. "Ich war nach 30 Minuten erst mal völlig platt", gesteht unterdessen Meier, der wirklich überall auf dem Platz zu finden ist und tatsächlich kann die Eintracht das enorme Tempo aus der Anfangsphase nicht halten. So kommt Hannover besser ins Spiel, während die Hausherren auf Konter lauern und zu weiteren Chancen durch Aigner (32.) und einen spektakulären Seitfallzieher von Meier kommen (36.).

Aber der Tabellenfünfte erhöht den Druck und kommt dem Anschlusstreffer immer näher. Zunächst rutscht Ya Konan eine Freistoßflanke über die Stirn (38.), dann kann Trapp einen platzierten Kopfball von Eggimann mit tollem Einsatz auf der Linie klären (41.), aber zwei Minuten später hat er das Nachsehen. Da Silva behält im Halbfeld den Überblick und spielt einen schönen Pass genau in die Gasse zu Stindl am rechten Flügel. Anderson setzt nicht konsequent genug nach, so dass der 24-Jährige flach in die Mitte flankt, wo Abdellaoue einen Schritt schneller als der nachsetzende Jung ist, um den Ball zum 2:1 ins Netz zu schieben (43.). Nun geraten sie kurz ins Schwimmen, doch zum Glück ertönt kurz darauf der Pausenpfiff.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der Hannover sogleich eine Möglichkeit durch einen Freistoß von Huszti hat, den Trapp aber problemlos fangen kann (47.). Ansonsten ist den Niedersachsen der Schwung wieder abhandengekommen, was allerdings in erster Linie an der konsequenten Abwehrarbeit der Frankfurter liegt. Es ist schön mit anzusehen, wie sie sich gegenseitig helfen, Lücken zulaufen und bei Ballbesitz direkt nach vorne spielen. Und weiter Möglichkeiten haben. So versetzt Matmour im Halbfeld zwei Gegenspieler und zieht aus gut 25 Metern stramm ab, doch Zieler kann den Ball über die Latte lenken (52.). Kurz darauf hat Inui nach einer gefühlvollen Flanke von Jung allen Platz der Welt, doch sein Aufsetzer geht am linken Pfosten vorbei (54.).

Weiterhin pressen sie bereits an der Mittellinie konsequent, so dass es für die nachsetzenden Niedersachsen kaum ein Durchkommen gibt, während Oczipka mit einem Freistoß (64.), Aigner (67.) und Inui (69.) zu weiteren Chancen kommen, dass Ergebnis zu verbessern. Doch plötzlich wird es kritisch, als im Anschluss an eine Ecke die Abseitsfalle bei einem Lupfer von Rausch nicht zuschnappt. Stindl zieht im Strafraum ab, der Ball wird abgeblockt und landet bei Ya Konan, der aus 7 Metern abzieht. Doch mit einer Blitzreaktion kann der Schlussmann den Ball parieren und im Nachfassen unter sich begraben (71.).

Kurz darauf kommt bei der Eintracht Celozzi für Inui, so dass Aigner jetzt auf die linke Außenbahn wechselt, während Mirko Slomka mit Pander für Pinto einen frischen Offensivmann bringt (77.). Der allerdings nichts nützen wird, denn sechs Minuten später ist es geschehen. Eingeleitet durch den ebenso wie Meier und Schwegler unermüdlich kämpfenden Rode. Schwegler erkämpft sich am eigenen Strafraum das Leder von Stindl und passt es kurz zu Rode, der sofort den Turbo zündet, auf der linken Seite in die gegnerische Hälfte sprintet und das Leder mit viel Übersicht in den Lauf von Celozzi auf rechts spielt. Nach einem kurzen Haken am Strafraum flankt der den Ball butterweich vor den Fünfmeterraum, wo Meier hochsteigt und ihn zum 3:1 ins linke Toreck köpft (83.).

Damit ist das Spiel gelaufen und die Spieler können sich auf die Ehrenrunde vorbereiten, in der der heftig umworbene Rode mit dem Transparent "Rode, Du bist noch Jung, sei kein Ochs!" empfangen wird, worüber er sich sehr freut: "Es ist schön, wenn man diese Anerkennung erhält." Anerkennung für die Eintracht ist neben den Beifallswogen auch der neunzehnte Punkt, der sie weiter auf Rang Zwei mit zwei Zählern Vorsprung auf Schalke 04 und bereits Sieben auf den Deutschen Meister Dortmund verweilen lässt, bevor es am nächsten Sonntag nach Stuttgart geht. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Wenn das Spiel unentschieden ausgegangen wäre, wäre ich nicht unglücklich gewesen. In den ersten 25 Minuten waren wir sehr präsent und haben die Tore gemacht. Es war klar, dass wir das gegen einen so starken Gegner wie Hannover nicht über 90 Minuten durchhalten konnten. Aber wir haben richtig aggressiv und gut gespielt. Ich bin einigermaßen stolz darauf, dass meine Mannschaft gegen so eine gute Mannschaft gewonnen hat.“

Mirko Slomka, Trainer Hannover 96: "Die Eintracht hat ein tolles Team. Es war beeindruckend in den ersten 20 Minuten, wie wenig wir dagegensetzen konnten. In der zweiten Halbzeit hatten wir eine deutlich bessere Dominanz auf dem Platz, ohne uns eine Vielzahl von Chancen zu erarbeiten. Am Ende mussten wir dann hinten immer weiter öffnen und die Frankfurter haben dies mit ihrem gefährlichen Konterspiel irgendwann erfolgreich ausgenutzt und das 3:1 erzielt. Insgesamt war das ein verdienter Sieg.“

Pirmin Schwegler: “Von Spieler A bis Z war es eine top Mannschaftsleistung. Jeder ist für den anderen da und das spürt man auch auf dem Platz. Wir haben nun 19 Punkte und peilen die nächsten Drei im kommenden Spiel an.“

 

 


 

 

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