Eintracht Frankfurt - SC Freiburg

Bundesliga 2012/2013 - 6. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: 30.09.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 49.300
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 0:1 Max Kruse (50.), 1:1 Alexander Meier (68.), 2:1 Alexander Meier (73.)

 

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt
SC Freiburg

 


  • Oliver Baumann
  • Oliver Sorg
  • Matthias Ginter
  • Fallou Diagné
  • Mensur Mujdza
  • Jonathan Schmid
  • Cedric Makiadi
  • Julian Schuster
  • Daniel Caligiuri
  • Sebastian Freis
  • Max Kruse

 

Wechsel
Wechsel
  • Karim Guedé (90.) für Sebastian Freis (73.)
  • Johannes Flum für Julian Schuster (77.)
  • Garra Dembélé für Jonathan Schmid (82.)
Trainer Trainer
  • Christian Streich

 

 

Statt Glanz und Gloria ein Sieg des Willens

"Jetzt sage ich Ihnen ganz klar, dass es nichts anderes gibt als unser Ziel. Warum soll ich für die Mannschaft etwas anderes ausgeben als den Klassenerhalt“, antwortet Armin Veh genervt auf das ständige Nachhaken der Medien und die Lobeshymnen über sein Team. Persönlich, meint er, gibt es für ihn allerdings eine Konsequenz: “Ich lasse mich jetzt von meiner Frau siezen.“ Sogleich legt er ernsthaft nach: "Ich sehe jetzt nicht, dass wir der Favorit sind. Wir sind der Aufsteiger, das darf man nicht vergessen. Der Sportclub ist eine freche Mannschaft, die früh stört und versuchen wird, ihr Spiel durchzubringen. Ich glaube nicht, dass die besonders beeindruckt sind von unserer Erfolgsserie.“ Die es nach Möglichkeit gegen den Tabellenzwölften auszubauen gilt und zwar mit Hoffer im Sturm, da Occéan noch an seiner Zerrung laboriert. Somit beginnt die gleiche Mannschaft wie beim Wahnsinn gegen Dortmund.

Der Klassenerhalt ist auch das erklärte Ziel der Breisgauer, doch nach zuletzt nur einem Punkt aus der englischen Woche ist SC-Trainer Streich, der einst mit dem FC Homburg in der Bundesliga spielte, unzufrieden: "Wir müssen es dem Gegner schwerer machen, Tore zu erzielen. Wir müssen anscheinend noch mehr tun." Das dies gegen die Eintracht schwer wird, ist ihm dabei klar: "Das ist eine Mannschaft mit Zug zum Tor, die sich durch ihr Spiel selber euphorisiert. Mir gefallen sie auch, es macht Spaß, den Frankfurtern zuzuschauen. Da müssen wir uns natürlich viele Gedanken machen. Aber wir werden alles tun, um wieder ein gutes Spiel zu machen und uns nicht von unserem Weg abbringen lassen.“ Die personelle Antwort auf seine Gedanken ist, dass Freis im Angriff anstelle von Guedé beginnen wird und dass die beiden Außenverteidiger heute ihre Seiten tauschen, so dass Sorg rechts verteidigt und Mujdza links.

Diesmal ist es kein Hurra-Beginn der Eintracht, von Beginn an attackiert Freiburg sehr früh und macht mit seiner vorgeschobenen Abwehrkette die Räume bereits an der Mittellinie sehr eng. Rode, Schwegler und Inui werden von Beginn an fast in Manndeckung genommen, aber auch auf rechts gibt es für Aigner und Jung kein Durchkommen, so dass sich das Frankfurter Aufbauspiel zwangsläufig immer mehr in die Mitte verlagert. Da den Breisgauern bei Ballbesitz aber ebenfalls wenig einfällt, gibt es erst in der neunten Minute die erste Chance nach einem Freistoß vor dem linken Strafraumeck. Caligiuri schlenzt nicht wie erwartet in den Strafraum, sondern schickt Kruse einfach steil, der Jung aussteigen lässt und zurück auf Schuster passt, dessen Schuss Oczipka für seinen Torhüter klären kann (9.). Und die Eintracht? Inui kann sich endlich einmal freilaufen, wird jedoch prompt von Makiadi von den Beinen geholt. Schwegler zieht den Freistoß aus spitzem Winkel direkt auf den Kasten, doch Torhüter Baumann kann parieren (16.).

“Wir müssen vor allem gut verteidigen“, sagte SC-Trainer Streich vor dem Spiel und seine Mannschaft setzt dies mehr als konsequent um. Es bleibt ein Geduldsspiel, die Lücken für die Eintracht, die weit mehr Ballbesitz als die Breisgauer hat, bleiben eng. Die Außen werden gedoppelt und nach wie vor haben weder Rode noch Schwegler dank ihrer Schatten den Raum, das Spiel zu Ordnen. Zudem fehlt vor dem Strafraum eine Anspielstation, da Hoffer eben kein Occéan ist, der die Bälle abschirmen und verteilen kann. Dafür kontert jetzt der SC über Schmid, der Oczipka auf der linken Seite vernascht, aber zur Belohnung von diesem gefoult wird. Klose schlägt den Freistoß in den Strafraum, der geklärt werden kann. Nun wird es schnell, denn Aigner passt zu Rode, der das Leder sofort in den Lauf des startenden Inui legt. Der Japaner sprintet mutterseelenallein in Richtung Strafraum, doch er überlegt scheinbar zu lange und schießt bereits an der Strafraumlinie überhastet, so dass Baumann parieren kann (27.). Rode setzt nach, doch der Ball wird weit nach vorne geschlagen, wo Caligiuri sich locker gegen den grätschenden Zambrano durchsetzt und aus spitzem Winkel abzieht, aber zum Glück nur das Außennetz trifft.

“Das ist kein Fußballspiel auf Hochglanzpapier“, phrast der TV-Kommentator und hat recht. Erst in der 43. Minute gibt es die nächste Möglichkeit, als Schwegler sich durchsetzt und Jung auf rechts schickt. Der läuft ein paar Meter und flankt in den Strafraum, wo Schwegler mit dem Kopf für Meier ablegt, dessen schöner Seitfallzieher aus 13 Metern aber leider Zentimeter neben den rechten Pfosten landet. “Es war klar, dass es heute unheimlich schwer wird. Wenn man die ganze Zeit so gehyped wird und der Gegner sich darauf einstellt, dann ist es schwer. Ich habe gesagt, wir sollen geduldig bleiben“, erklärt Armin Veh in der Halbzeitpause. Doch diesmal hören sie ihm nicht allzu genau zu.

Denn kurz nach Wiederbeginn landet ein langer Ball von der Mittellinie bei Schmid vor dem rechten Strafraumeck, der von Oczipka nicht am Flanken gehindert werden kann. Das Leder trudelt in die Mitte, wo Anderson viel zu nachlässig ran geht und Zambrano ins Leere grätscht, so dass Freis abziehen kann, Trapp aber mit einer Fußabwehr klärt. Die Kugel springt zum zuvor im passiven Abseits stehenden Kruse, der sie nun aus spitzem Winkel zum 1:0 für die Gäste ins linke Toreck wuchtet (50.). Das erste, wenn auch eigentlich irreguläre, Auswärtstor für die Breisgauer, eingeleitet durch eine erneute Unachtsamkeit von Anderson, die Armin Veh sehr ärgert: “Das muss er abstellen, da muss er klären.“ Gleichzeitig nimmt er den Brasilianer in Schutz, der gelernter rechter und nicht linker Innenverteidiger ist: “Das ist eigentlich nicht seine Position. Nicht, dass er es nicht könnte, aber er hat die Umstellung noch nicht verinnerlicht. Er muss jetzt anders laufen, rechts würden ihm Fehler in dieser Form gar nicht erst passieren.“

Sie wirken geschockt und Freiburg nutzt dies. Wieder geht es über die rechte Seite und erneut kann Oczipka Schmid nicht halten, der flach in die Mitte passt. Inui klärt vor die Füße von Makiadi, dessen Schuss aus 14 Metern aber weit über die Latte segelt (52.). Nun reagiert Armin Veh und bringt Matmour für Hoffer, der überhaupt nicht ins Spiel gefunden hat (54.). Doch sie bleiben hektisch und verlieren kurz darauf einen Ball in der eigenen Hälfte, Kruse kann von rechts in die Mitte passen, es wird zu kurz geklärt und aus dem Hintergrund zieht Schuster ab. Aber Trapp fliegt und kratzt das Leder aus dem linken Torwinkel heraus (58.). Die fällige Ecke führt zu einem Konter für die Eintracht über die rechte Außenbahn. Die Flanke von Jung springt von einem Abwehrbein zurück, so dass Aigner erfolgreich nachsetzen kann und abzieht, aber leider nur das rechte Außennetz trifft.

Nachdem im Freiburger Block gezündelt wird und Caligiuri bei einem Foul von Schwegler auf dem Platz den Schwerverletzten mimt, springt der Funke auf das Frankfurter Publikum über. Richtig laut ist es, die Eintracht wird nach vorne gepeitscht und sie setzen es um. Doch zunächst hat der Linienrichter etwas dagegen, als er bei einem Tor von Inui zu Recht die Fahne hebt (65.). Immerhin erkennt er auch beim Treffer von Freis auf der anderen Seite auf Abseits (66.). Das Stadion bebt, als Rode kurz darauf zurück auf Anderson legt, der urplötzlich nach vorne sprintet und zu Oczipka passt, der aus dem Halbfeld in den Strafraum flankt. Genau zu Meier, der den Ball mit links annimmt, sich um Ginter dreht und dabei die Kugel aus vierzehn Metern volley zum 1:1 ins linke Toreck hämmert (67.). "Das hat er klasse gemacht", muss selbst Ginter einräumen, während die Fans auf den Rängen ob dieses sensationellen Treffers kaum noch zu halten sind.

Endlich drehen sie richtig auf und bleiben bissig. Diesmal nach einer Ecke für Freiburg, die den nächsten Konter einleitet, nachdem Anderson die Kugel weit nach vorne köpft und Schwegler sie direkt in den Lauf des startenden Inui legt. Wieder zündet der Japaner den Turbo und ist nicht zu halten, doch kurz vor dem Strafraum legt er sich den Ball zu weit vor, so dass Torhüter Baumann klären kann (69.). Beim SC kommt jetzt mit Guedé für Freis ein frischer Stürmer, während es Ecke für die Eintracht von der rechten Seite gibt. Oczipka zirkelt diese vor den Fünfmeterraum, wo Meier höher steigt als Schieber und den Ball wuchtig zum 2:1 ins linke Toreck köpft (73.). “Ich habe schon dazu gelernt. Aber eigentlich müsste ich bei meiner Größe mehr Tore per Kopf machen. Aber, okay, am Sonntag hat es ja gereicht“, meint Meier lakonisch, während der Trainer den Spieler des Spiels zu Recht lobt: “Die beiden Tore heute macht er einfach hervorragend. Der Junge weiß manchmal gar nicht, was er alles kann. Der kann so viel.“

Freiburg versucht, zurückzuschlagen, doch nun hat die Eintracht die Räume, die sie braucht. So geht es schnell über Matmour nach vorne, der das Leder auf die andere Seite zu Inui schlägt. Wieder kann sich dieser nicht durchsetzen, Schwegler kommt jedoch an den Abpraller und zieht aus zwanzig Metern wuchtig ab, aber Baumann kann mit Mühe parieren (76.). Trainer Streich reagiert erneut und bringt mit Flum sowie Dembélé für Schuster und Schmid zwei neue offensive Kräfte, doch die nächste Chance hat die Eintracht. Diesmal ist es Oczipka, dessen Freistoß aus 20 Metern nur um Zentimeter am rechten Pfosten vorbei rauscht (79.). Und Freiburg? Es gibt kein Durchkommen für die Gäste, Schwegler gewinnt vor dem Strafraum so gut wie jeden Zweikampf, um überlegt die Gegenangriffe zu initiieren und die Abwehr um Anderson sowie Zambrano steht endlich absolut sicher, während Armin Veh Celozzi für Inui und vier Minuten später Lanig für Rode bringt (89.).

Die Nachspielzeit läuft, Anderson klärt noch einmal vor Makiadi, dann übertreibt es Guedé gegen Zambrano maßlos, als er ihm mit den Stollen voran den Ball entreißen will und dafür Rot kassiert. Kurz darauf ist Schluss, wieder hat die Eintracht ein Spiel gedreht und darf sich von den begeisterten Fans feiern lassen. Mit fünf Siegen und einem Remis aus sechs Spielen hat die Eintracht den Startrekord aus dem Jahr 1993 eingestellt und rangiert weiterhin auf Platz Zwei in der Tabelle. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Ich habe heute eine richtig gute Freiburger Mannschaft gesehen. Sie hat sich taktisch klug verhalten und hat dann auch Fußball gespielt. Aber erneut sind wir nach dem Rückstand zurückgekommen. Wir haben wieder die richtige Mentalität und Herz gezeigt. Das ist für mich entscheidend. Nun haben wir 16 Punkte nach sechs Spielen. Das ist gut für unser Ziel, welches sich aber nicht verändern wird."

Christian Streich, Trainer SC Freiburg: “Wir haben es lange gut gemacht und es Frankfurt schwer gemacht und immer wieder probiert, Fußball zu spielen. Das war nicht leicht, weil Frankfurt immer wieder Gegenpressing gespielt hat. Dann gehen wir in Führung und später ist es die individuelle Klasse von Alexander Meier, die wir nicht verteidigen konnten.“

Heribert Bruchhagen: "Wir sind heute ein glücklicher Gewinner. Die individuelle Klasse von Alex Meier war diesmal entscheidend. Jetzt haben wir eine ganz tolle Ausgangsposition“.

Pirmin Schwegler: “Wir wussten, dass es ein zähes und langes Spiel werden würde, wir mussten über den inneren Schweinehund gehen. Es war doch klar, dass wir nicht jeden aus unserem Stadion wegfegen. Wir haben immer an uns geglaubt und nie aufgesteckt, deswegen ist das ein sehr schöner Sieg.“

Alexander Meier: "Okay, jetzt bin ich es gewesen, der in die Bresche gesprungen ist, doch das ist egal. Hauptsache gewonnen. Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir nach sechs Spieltagen 16 Punkte haben, hätte ich gesagt: Du hast keine Ahnung vom Fußball. Wir sind gut gestartet, aber wir wissen, wo wir herkommen. Und wir wissen auch, was wir erreichen müssen, um nicht abzusteigen. Es ist noch ein langer Weg. Wir müssen ackern und malochen."

 

 


 

 

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