FC Erzgebirge Aue - Eintracht
Frankfurt |
DFB-Pokal 2012/2013 - 1. Hauptrunde
3:0 (1:0)
Termin: 19.08.2012, 16:00 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 1:0 Thomas Paulus (21., Foulelfmeter), 2.0 Jakub Sylvestr (61.), 3:0 Jakub Sylvestr (90.)
FC Erzgebirge Aue |
Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Von zehn Partien gewinnt die Eintracht neun… Nach knapp sieben Wochen Vorbereitung geht es endlich los. Mit der ersten Runde im DFB-Pokal, in der der Eintracht von Nationalspielerin Viola Odebrecht ein schwerer Gegner zugeteilt worden ist, wie nicht nur Heribert Bruchhagen meint: "Mit Aue haben wir den Verein gezogen, der in Lostopf Zwei den höchsten sportlichen Rang einnimmt. Unser Anspruch lautet aber, dass wir die nächste Runde erreichen wollen." Das ist natürlich auch das Ziel von Armin Veh, der kurz vor dem Aufbruch ins Erzgebirge zwei neue Spieler bekommen hat, auf die er so lange gewartet hat. An einen Einsatz ist allerdings noch nicht zu denken, denn der neue Stürmer Dorge Kouemaha hat nach seiner Achillessehnenverletzung noch Trainingsrückstand und Verteidiger Carlos Zambrano kam erst am gestrigen Tag von seiner Länderspielreise zurück, steht aber immerhin im Kader. Kurzfristig entscheidet sich der Trainer auch für die Nummer Eins im Kasten, die er bei der Besprechung im Mannschaftshotel bekannt gibt. "Mein Name stand auf der Tafel. Es gab kein Vier-Augen-Gespräch", freut sich Kevin Trapp über das Vertrauen von Armin Veh. Ansonsten gibt es keine Überraschungen in der Aufstellung, so dass insgesamt sechs Neuzugänge am Start sind. Wie schon in den letzten Vorbereitungsspielen beginnt Occéan im Sturm hinter der offensiven Dreierreihe mit Aigner, Meier und Inui. Rode und Schwegler spielen im defensiven Mittelfeld vor der Viererabwehr mit Jung, Demidov, Butscher und Oczipka. Während die Saison für den Aufsteiger noch gar nicht begonnen hat, startete Aue bereits vor zwei Wochen mit einem torlosen Remis gegen St. Pauli in die Zweitligasaison, um zuletzt eine 0:3-Schlappe gegen Cottbus zu kassieren. So nimmt Trainer Karsten Baumann die Rolle des Underdogs nur allzu gerne an: "Von zehn Partien gewinnt Frankfurt neun. Wir müssen zusehen, dass wir das eine Spiel, in dem wir gut sind und die Eintracht vielleicht nicht bei 100 Prozent, gewinnen." Für diese Hoffnung ändert er sein Team auf gleich vier Positionen, setzt aber weiterhin auf sein System mit zwei Sturmspitzen, die heute Sylvestr und überraschend Savran für Vorjahrestoptorschütze König bilden. Ein Brutofen mit über 40 Grad, dazu das Steigerlied kurz vor dem Anstoß. Widrige Umstände also, doch die Eintracht ignoriert diese, um sogleich forsch loszulegen. Über Occéan und Meier kommt der Ball zu Rode, der von der Strafraumgrenze abzieht, aber Paulus kann zur Ecke blocken (1.). Eine Ecke später ist es erneut der 21-Jährige, der nach einem missglückten Rettungsversuch aus spitzem Winkel abzieht, den Schuss aber knapp neben den linken Pfosten setzt (2.). Das sieht gut aus, im Mittelfeld läuft der Ball schön und auch die Außenverteidiger rücken auf, wie von Armin Veh gewünscht. Doch nach der stürmischen Anfangsphase schafft es der Zweitligist mit sehr viel Einsatz, sie vom Strafraum fern zu halten, so dass die Frankfurter zwar spielbestimmend bleiben, dies aber leider nur bis zwanzig Meter vor dem Tor von Paulus. Es scheint jetzt ein Geduldsspiel zu werden, die Eintracht agiert, aber es fehlt der letzte Pass, der letzte Wille und das letzte Quäntchen Einsatz. Zudem agieren sie vor dem eigenen Sechszehner etwas zu lässig, ohne dass der Zweitligist daraus Kapital schlagen kann. Bis zur 19. Spielminute jedenfalls, als sich die Eintracht aus der eigenen Hälfte mit ruhigem Spielaufbau versucht. Schwegler passt zurück auf Demidov, der sofort einen flachen, langen Ball auf die rechte Seite schlägt, der allerdings völlig misslingt und beim Gegner landet. Während Jung gemütlich zurück trabt, wird das Leder weit nach vorne geschlenzt. Butscher läuft bedrängt von Sylvestr dem Ball hinterher und bringt den Frankfurter Routinier bei einer Berührung gegen die Ferse derart aus dem Konzept, dass er einen miserablen Rückpass auf Trapp spielt, anstatt die Kugel einfach weg zu bolzen. Sylvestr setzt nach, kommt kurz vor dem herausstürzenden Trapp an den Ball, während der Keeper versucht zurück zu ziehen. Doch zu spät, der 23-jährige Slowake sieht seine Chance, fädelt ein und fällt im Strafraum. Was jetzt folgt, ist jedem im Stadion klar, Schiedsrichter Siebert zeigt Trapp die rote Karte und auf den ominösen Punkt, während sich Armin Veh ärgert: "Wir hatten das Spiel total im Griff und dann kommt dieser saudumme Rückpass. Und weil es diese blödsinnige Regel gibt, gab es auch noch Rot für Kevin, der absolut schuldlos ist.“ Der Gerügte kann sich nur mit dem Kopf über sich schütteln: “Ich bin natürlich sauer auf mich und muss mich entschuldigen. Ich habe eine Berührung in den Hacken gespürt und bin ins Straucheln gekommen.“ So muss der Trainer reagieren, nimmt Inui vom Feld, lässt Meier jetzt auf der linken Seite spielen und bringt Oka Nikolov, der sich bei all der Aufregung sofort Paulus stellen muss, der sich den Ball schnappt. Ein kurzer Anlauf, Nikolov fliegt nach rechts und die Kugel landet im linken unteren Toreck zur 1:0-Führung für Aue (21.). “Dieses 0:1 war tödlich“, sagt Veh und in der Tat, Aue hat die Eintracht jetzt im Griff. Weit zurück gezogen überlässt der Zweitligist der Eintracht weitgehend das Mittelfeld, um die Räume vor dem Sechszehner sehr eng zu machen. Dies passt den Frankfurter so gar nicht, die weiterhin schön, aber so gar nicht effektiv und druckvoll spielen. Unterdessen kommt das Wasser. Aus Feuerwehrschläuchen werden die Frankfurter Fans im Brutofen bespritzt, während auch der Schiedsrichter nach 26 Minuten ein Einsehen hat und bei einer Spielunterbrechung eine kollektive Trinkpause anordnet. Die Luft glüht, aber der Funke springt einfach nicht auf die Frankfurter über. Meier probiert es mit einem Schuss, der von Klingbeil abgeblockt wird (30.), vier Minuten später wird sein Kopfball von Schlitte zur Ecke gelenkt und in der 39. Minute, stürzt er nach einem Pass von Occéan bedrängt von Hochscheidt beim Schussversuch. Und sonst? Rode versucht es kurz vor der Pause noch einmal mit einem Distanzschuss, den Männel aber über die Latte lenken kann. Ansonsten beherrscht Harmlosigkeit das Treiben der Eintracht, gerade bei Ecken und Freistößen wird dies leider nur zu deutlich. Zur zweiten Halbzeit kommt bei Aue Höfler für den angeschlagenen Savran und bei den Gästen bleibt der völlig zerknirschte Butscher in der Kabine. Denn Armin Veh stellt auf Dreierkette in der Abwehr um und bringt Köhler für die linke Seite, so dass Meier wieder hinter Occéan spielt. Doch zunächst ist es der Zweitligist, der gefährlich spielt, als sich Hochscheidt auf der linken Seite gegen Jung durchsetzt und scharf vor den Fünfmeterraum flankt. Demidov schaut, Sylvestr hingegen reagiert, kommt aber zum Glück einen Schritt zu spät (46.). Ansonsten ändert sich wenig, die Eintracht spielt, sie flankt aus allen Rohren, bleibt damit aber höchst harmlos, während der Zeitligist weiter auf Nadelstiche setzt. So wie in der 50. Spielminute, als Rode am Mittelkreis den Ball gegen Hochscheidt verliert, der sofort nach vorne sprintet und flach auf Müller spielt. Diesmal ist Demidov zur Stelle und klärt mit einer beherzten Grätsche. Fünf Minuten später ist es Kocer, der die Kugel nur knapp über die Latte zimmert, während die Eintracht zunehmend verzweifelter auf hohe Flanken setzt, was Armin Veh am Seitenrand wütend werden lässt, denn genau dies mag er nicht, wie Köhler erzählt: “Er will flach spielen, er mag keine hohen Bälle. Das ist die Philosophie von Armin Veh.” Demidov hingegen verfolgt eine klassische Philosophie. Scheinbar aus Angst, überlaufen zu werden, steht er weit hinter der Abwehr und harrt so der Dinge, die da kommen. Diesmal ein geschlenzter Pass von Torhüter Männel, den Kocer auf der linken Seite direkt aufnimmt und in den Lauf von Sylvestr leitet. Nach einem Sprint über zwanzig Meter verlädt er den ihn freundlich begleitenden Demidov mit einem kurzen Haken nach links, um die Kugel von der Strafraumlinie aus flach und unhaltbar für Nikolov im rechten Toreck zu versenken (61.). Au Backe, “wenn wir hinten so stehen, kriegen wir die Kiste voll, dann kannst du in der Bundesliga nix holen“, ärgert sich Armin Veh, während die Gesichter der Frankfurter auf den Rängen und dem Platz immer länger werden und Occéan zu seiner ersten Chance kommt, die Männel aber locker pariert (64.). Nachdem es erneut eine kurze Trinkpause gibt, ist für Schröder kurz darauf komplett Schluss, als er nach zwei Gelben Karten innerhalb von fünf Minuten vom Platz muss, so dass nun wieder Gleichstand auf dem Platz herrscht (71.). Die Eintracht scheint dies nutzen zu können, denn diesmal findet eine weite Flanke von Köhler aus dem Halbfeld ihr Ziel. Meier kommt an den Ball, könnte schießen, legt aber quer auf den heran rauschenden Aigner, der das Leder um Stollenbreite verpasst und nur selbst im Tornetz landet. Kurz darauf geht Demidov, der augenscheinlich Konditionsprobleme hat, vom Platz, Jung rückt in die Abwehrmitte und Celozzi kommt für die rechte Seite (75.). “Durch seine zurück gezogene Spielposition hat er vor dem 2:0 das Abseits aufgehoben. Und ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass er die Eins-gegen-eins-Situationen noch gewinnen kann. Da hatte ich zu Sebi Jung mehr Vertrauen“, begründet der Trainer seine Auswechslung. Doch am Spiel ändert sich nichts, ein ums andere Mal rennt sich die Eintracht fest und in der 84. Minute kommt Meier eher zufällig zu einer dicken Chance allein vor Männel, die der aber reaktionsschnell parieren kann. So verrinnen die Sekunden und am Ende ist die Schmach komplett. Ein langer Pass von der rechten Seite landet vor dem Richtung Tor sprintenden Hochscheidt, Nikolov kommt weit aus seinem Tor, trifft bei seinem Klärungsversuch aber nur den 24-Jährigen, so dass der Ball bei Sylvestr landet, der ihn aus knapp 30 Metern zum 3:0 ins leere Tor schießt (90.). Das war es dann, zum ersten Mal seit August 2000, als sie gegen die Amateure des VfB Stuttgart mit 1:6 unter die Räder kamen, verlieren die Frankfurter bereits in der ersten Runde des DFB-Pokals und fahren entsprechend konsterniert nach Hause. (tr)
Armin Veh: "Wir haben richtig gut angefangen und den Gegner auch gut in die eigene Hälfte drängen können. Spielentscheidend war dann der Elfmeter, den wir selbst verursacht haben. Es war ziemlich heiß, das war ein Problem für uns. In Unterzahl haben wir in der zweiten Halbzeit umgestellt und dann zur falschen Zeit das nächste Gegentor bekommen. Wir hatten gute Möglichkeiten, aber haben leider keine Tore gemacht." Pirmin Schwegler: “Heute ist fast alles schiefgelaufen, das war ein gebrauchter Tag. Wir wollten als Mannschaft dagegen ankämpfen, aber wir haben es einfach nicht geschafft. An dieser Niederlage haben wir zu knabbern. Das muss verarbeitet werden.“ Alexander Meier: “In der Vorbereitung ging alles viel zu leicht. Nach dem 4:2 im Testspiel gegen Valencia haben wir wahrscheinlich gedacht, dass es von allein läuft.“
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