Karlsruher SC - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 34. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: So 06.05.2012, 13:30 Uhr
Zuschauer: 26.780
Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)
Tore: 1:0 Ilias Charalambous (9.)


 

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Karlsruher SC
Eintracht Frankfurt

  • Dirk Orlishausen
  • Sebastian Schiek
  • Giuseppe Aquaro
  • Ionut Rada
  • Elias Charalambous
  • Timo Staffeldt
  • Pascal Groß
  • Hakan Calhanoglu
  • Gaetan Krebs
  • Marco Terrazzino
  • Alexander Iashvili

 


 

Wechsel
  • Klemen Lavric für Marco Terrazzino (75.)
  • Makhtar Thioune für Alexander Iashvili (87.)
Wechsel
Trainer
  • Markus Kauczinski
Trainer

 

 

So konsequent wie peinlich

“Wir haben mit ihm in dieser Saison gut gearbeitet, es ist gut, dass er den Weg weiter vorgibt und das alles sehr konstant bleibt“, freut sich Kapitän Schwegler über die Entscheidung des Trainers, seinen Vertrag bei der Eintracht um ein Jahr zu verlängern. Auch Heiko Butscher freut es, der beim abstiegsgefährdeten KSC den rotgesperrten Djakpa ersetzen wird und ankündigt: “Wir sind es den anderen Mannschaften im Abstiegskampf schuldig, uns reinzuhängen. Wir wollen uns nichts nachsagen lassen, außerdem ist es schöner, nach einem Sieg auf dem Römer zu feiern.“ Damit ist er voll auf Linie mit Armin Veh, der gegenüber der 0:2-Heimniederlage gegen 1860 München gleich vier Änderungen vornimmt. Der zuletzt gelbgesperrte Köhler sowie Meier und Kittel rücken für Caio, Hoffer und Jung, den die Röteln plagen, in die Mannschaft. Rode rutscht für den Rechtsverteidiger in die Defensive, in der zudem Butscher für den gesperrten Djakpa beginnt. Ebenso wie Kapitän Schwegler und Butscher appelliert auch der Trainer: “Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, dass wir bis zum Schluss alles geben. Es geht nicht um den Sieg, sondern um unser Auftreten.“

Um viel mehr, nämlich um alles geht es beim Tabellenfünfzehnten aus Karlsruhe, der immerhin die letzten drei Heimspiele gegen Union Berlin, Dresden und Paderborn jeweils mit 2:0 gewinnen konnte. Bei einem Sieg gegen die Eintracht könnten die Badener Cottbus oder Aue sogar noch abfangen und auf einem Nichtabstiegsplatz landen. Verliert der KSC hingegen und Aachen gewinnt bei 1860 München, wäre gar die Relegation verfehlt und die Badener direkt abgestiegen. “Wir müssen gewinnen, alles andere bringt uns nichts. Aber wir haben es selbst in der Hand, das ist wichtig. Ich erwarte einen Kampf auf Biegen und Brechen, denn die Eintracht wird nichts verschenken“, meint Markus Kauczinski, der Ende März den ehemaligen Eintrachtstürmer Jörn Andersen als Trainer ablöste.

Ganz andere Sorgen hat unterdessen der Einsatzleiter der örtlichen Polizei, Fritz Rüffel: “Ich kann es aus polizeilicher Sicht nicht unterstützen, dass im Wildparkstadion weiter solche Spiele stattfinden“ und kündigt unverhohlen an: “Es wird der größte Einsatz bei einem Zweitligaspiel, den es je in Baden-Württemberg gab.“ Rund 1400 Polizisten und 600 Ordner sollen für “Ruhe und Ordnung“ sorgen, doch auch dieser Aufmarsch kann nicht verhindern, dass vor dem Anpfiff viele bengalische Feuer, Rauchpulver und leider auch Böller in den Gästeblöcken gezündet werden. Der Wind jedoch steht günstig, so dass Schiedsrichter Fritz die Partie einigermaßen pünktlich anpfeift und der KSC sofort mit viel Einsatz, aber nicht allzu viel Offensivdrang beginnt, während die Eintracht mit ruhigen Spiel die Lücke sucht.

Es läuft die 9. Spielminute, ein langer Pass der Hausherren wird an der Mittellinie abgefangen, Meier spielt die Kugel nach rechts zu Rode, der einen tollen Doppelpass mit Lehmann spielt, um in den Strafraum zu dringen, wo ihn Rada von den Beinen holt. Elfmeter, reklamiert nicht nur Rode zu recht. Doch Schiedsrichter Fritz will nichts gesehen haben, so dass stattdessen der Konter des KSC über die rechte Außenbahn mit Staffeldt läuft, der auf den aufgerückten Schieck passt. Erst geht Butscher nur halbherzig ran, als der auf Iashvili spielt, der von Schildenfeld am rechten Strafraumeck gestellt wird. Dann schaut Butscher dem Zweikampf interessiert zu, ohne zu merken, dass Schiek weiterläuft und so den Ball von Iashvili aufnehmen kann. Der 22-Jährige läuft in den Strafraum und legt die Kugel vor dem sich ihm entgegen stellenden Nikolov quer zu Charalambous, der bedrängt von Kittel aus drei Metern das 1:0 für die Hausherren erzielen kann (9.). “Da haben wir geschlafen, das war ein Anfängerfehler“, schüttelt Armin Veh am Seitenrand nur den Kopf über die Lässigkeit seiner Abwehr.


Rode

Es wird jetzt hektischer und ruppiger auf dem Rasen, gelungene Spielzüge sind Mangelware, zumal sich Karlsruhe weit in die eigene Hälfte zurückzieht, was der Eintracht zwar jede Menge Ballbesitz, aber so gut wie keinen Raum für Abspiele beschert. Immerhin kann Meier einen Pass von Rode mit dem Hinterkopf auf Idrissou verlängern, der ihn für Schwegler ablegt. Doch dessen Schüsschen aus zwanzig Metern kann Torhüter Orlishausen ohne Probleme fangen (16.). Es ist die erste und einzige Torchance in der ersten halben Stunde für die Eintracht. Auch vom KSC ist in dieser Zeit nichts zu sehen, bis Kittel auf dem Weg nach vorne ein Rückpass an die Mittellinie gründlich misslingt. Iashvili kommt vor Lehmann an die Kugel und sprintet auf den Strafraum zu, um aus 18 Metern abzuziehen. Doch der Ball geht knapp am rechten Pfosten vorbei (30.).

Kaum zu glauben, wie fahrig und unkonzentriert sie im Spielaufbau sind, die Aufsteiger. Aber nicht nur im Spiel nach vorne, wie ein weiter Abwurf von Torhüter Orlishausen zeigt, den Schiek sich schnappt und einfach bis vor den Strafraum rennen kann, wo ihn Schildenfeld foult. Schiek selbst flankt den Freistoß an den Elfmeterpunkt, wo Aquaro die Kugel mit dem Hinterkopf zum Glück neben den Kasten setzt (34.). Eine Minute später zeigt sich die Eintracht einmal schnell über Kittel, dessen Pass nach links von Butscher flach und direkt an den Elfmeterpunkt gespielt wird. Genau zu Meier, dem der Ball aus der Drehung aber verspringt. Die Eintracht belagert jetzt den Strafraum der Karlsruher, doch eine auch nur halbwegs gefährliche Aktion gelingt nicht mehr, so dass es sehr zum Ärger des sichtlich unzufriedenen Armin Veh mit dem Rückstand in die Pause geht.


Idrissou

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der sich auch am Spiel wenig ändert. Karlsruhe verteidigt mit Mann und Maus, die Eintracht bleibt lethargisch, so dass der Trainer reagiert. Korkmaz und Hoffer kommen für Lehmann sowie Butscher, so dass sich Köhler auf links jetzt zurück fallen lässt (58.). Doch statt geballter Angriffswucht gibt es zunächst nur Raum zum Kontern für den KSC, den Staffeldt (60.), Terrazino (61.), Iashvili (65.) und Gross (67.) jedoch nur halbherzig nutzen. Eintracht Harmlos hingegen ist in Gedanken scheinbar längst im Urlaub, so dass schon Schiek nachhelfen muss, um dem Aufsteiger zu einer Torchance zu verhelfen. Er fängt eine Flanke von Rode ab und will sie mit der Brust auf seinen Keeper zurück spielen, doch Idrissou spritzt dazwischen, haut den Ball aus vier Metern und spitzem Winkel aber nur ins Außennetz (71.).

Kurz darauf kommt auch noch Friend für Kittel als dritter Stürmer, doch Aachen, das bei den Münchener Löwen führt, hofft umsonst auf den Frankfurter Ausgleich, der ihnen den Klassenerhalt und Karlsruhe die dritte Liga bescheren würde. Nachdem es vor und während des Spiels weitgehend ruhig geblieben ist, schlägt mit dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Fritz endlich die Stunde von Polizei-Einsatzleiter Rüffel. Es erinnert an eine Militärparade, als Hundertschaften der Polizei im Stechschritt den Rasen stürmen, sich vor den Frankfurter Blöcken aufbauen und sich ein Dutzend Polizisten auf Pferden dazu gesellen, während weder die Frankfurter noch die Karlsruher Fans Anstalten machen, den Platz zu betreten oder gar zu stürmen. Während das Stadion diesmal einhellig singt: “Ihr seid so lächerlich”, schütteln die Spieler, die zu ihren Fans wollen, nur den Kopf. Das feiern lassen werden sie jedoch nachholen, denn auf Einladung der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth wird die Mannschaft am späten Nachmittag auf dem Römer von gut 6.000 Anhängern empfangen, um den Aufstieg mit irgendwie altbekannten Liedern und Reden noch einmal zu feiern.


Stimmen zum Spiel und zum Aufstieg

Armin Veh: "Wir haben nichts hergeschenkt und wir haben unser Gesicht nicht verloren, aber wir haben einfach schlecht Fußball gespielt. Man hat wieder gesehen, dass unser Kader nicht so breit ist, wie es immer behauptet wird. Aber das werden wir sicher in der kommenden Saison ändern. Jetzt bin ich froh, dass die Saison vorbei ist, ich kann den Ball nicht mehr sehen.“

Heribert Bruchhagen: “Wir haben eine enttäuschende Leistung gezeigt, die Mannschaft war nicht besonders konzentriert.“

Petra Roth, Oberbürgermeisterin der Stadt Frankfurt: "Das ist das schönste Abschiedsgeschenk für mich. Ich höre mit dem Amt im Wissen auf, dass meine Eintracht wieder erstklassig ist. Ich wünsche mir, dass die Eintracht in der nächsten Saison in der Champions League spielt. Glück auf."

Mo Idrissou auf dem Römer: "Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir sind Eintracht Frankfurt!"

Bruno Hübner, kurz vor dem Urlaubsantritt des Trainers: "Er hat mir eine Wunschliste dagelassen, die muss ich jetzt abarbeiten."


Zweitligasplitter

Die “Unaufsteigbaren“ aus Greuther Fürth, die seit 1997 ununterbrochen in der Zweiten Liga spielten, werden mit 70 Punkten souverän “Meister“ der Zweiten Liga. Nur Hannover 96 schaffte es in der Saison 2000/2001 in der eingleisigen Zweiten Bundesliga mehr Punkte zu holen, nämlich 75. Herbstmeister Düsseldorf schafft in der Relegation gegen Hertha BSC Berlin ebenfalls den Einzug in die Bundesliga. Gescheitert ist hingegen der Karlsruher SC in der Abstiegsrelegation gegen Jahn Regensburg und steigt in die Dritte Liga ab.

Die Eintracht als Tabellenzweiter mit 68 Punkten erzielt mit 76 Toren die meisten Treffer in der Zweiten Liga. Toptorjäger mit 17 Toren (gemeinsam mit Oliver Occean/Fürth und Nick Proschwitz/Paderborn) und gleichzeitig zweitbester Scorer mit 17 Toren und 8 Vorlagen wird Alexander Meier. Mo Idrissou erzielte 14 Tore und Erwin Hoffer sowie Benjamin Köhler je 9 Tore. Bei den Torvorlagen führen Köhler (11), Rode (10) und Meier (8). Die Eintracht war nicht nur die torhungrigste, sondern auch die “fairste“ Mannschaft der zweiten Liga. Lediglich 47 Gelbe Karten (Duisburg 95), 1 Gelb-Rote (Meier im Hinspiel gegen Düsseldorf) und 1 Rote Karte (Djakpa im Rückspiel gegen 1860 München) erhielten die Frankfurter.

Bester Spieler der Eintracht mit 15 und mehr Einsätzen wird nach dem Notenschnitt des kicker-Sportmagazin Alexander Meier mit einem Schnitt von 2,89 vor Mo Idrissou (3,0) und Sebastian Rode (3,11), der zusammen mit Sebastian Jung und Gordon Schildenfeld die meisten Saisonspiele absolvierte (33). Am schlechtesten bei den “Vielspielern“ schnitten Matthias Lehmann (3,89/26 Spiele), Karim Matmour (3,79/28 Spiele) und Gordon Schildenfeld (3,68/33 Spiele) ab.

639.900 Zuschauer und damit pro Spiel im Schnitt 37.641 wollten die Eintracht beim Atomaufstieg sehen, in Düsseldorf waren es 542.294 (im Schnitt 31.900) und beim Zweitligameister Fürth 185.460 (im Schnitt: 10.909). (tr)

 

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