Eintracht Frankfurt - TSV
1860 München |
2. Bundesliga 2011/2012 - 33. Spieltag
0:2 (0:2)
Termin: So 29.04.2012, 13:30 Uhr
Zuschauer: 50.800
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 0:1 Sebastian Jung (17., Eigentor), 0:2 Guillermo Vallori (21.)
Eintracht Frankfurt |
TSV 1860 München |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer
|
Konsequent ohne Anspannung Das letzte Heimspiel der Saison steht vor der Tür, doch vielmehr als dieses sportlich nur noch zweitrangige Ereignis interessiert Fans und Umfeld, ob Armin Veh die Eintracht auch in der neuen Saison trainieren wird. “Einen Kniefall wird es vor dem Trainer nicht geben“, meint Heribert Bruchhagen vor einem gemeinsamen Treffen vielsagend, während Bruno Hübner ergänzt: “Wir haben in diesem Jahr wirtschaftlich eine Delle. Darüber müssen wir sprechen. Aber es geht ja auch um Perspektiven. Armin wird sicherlich unsere Option prüfen, und dann erhoffe ich mir, dass wir weiter zusammen arbeiten.“ Einen Tag später wird das Zwischenergebnisergebnis verklausuliert in einer Pressemitteilung verkündet: “Alle Beteiligten haben erklärt, dass die grundsätzliche Bereitschaft, die Zusammenarbeit fortzusetzen, besteht. Cheftrainer Armin Veh hat jedoch einige Notwendigkeiten genannt, um in der kommenden Saison in der ersten Fußballbundesliga bestehen zu können.“ Die Ampeln stehen scheinbar auf grün, doch noch immer gibt es kein endgültiges ‘Ja‘. Ob der Trainer bei den Verhandlungen angespannt war, ist nicht überliefert, vor dem Spiel gegen den Tabellensechsten aus München ist er es jedenfalls nicht mehr: “Ich habe noch nie so viel gelacht wie in der letzten Woche, wir haben es locker angehen lassen und ich hoffe, dass ich die 90 Minuten genießen kann. Aber wir sind Sportler, wir wollen ein gutes Spiel machen, gewinnen und hinterher gemeinsam mit den Fans feiern“, verspricht Armin Veh, der heute auf die angeschlagenen Kittel und Meier sowie den gelbgesperrten Köhler verzichten muss. Dafür beginnen der in Aachen gelbgesperrte Schwegler, Lehmann, Rode sowie Caio, der ebenso wie Bellaïd und Korkmaz vor dem Spiel offiziell verabschiedet werden wird, in der Mittelfeldraute und Hoffer startet neben Idrissou im Sturm. Ebenfalls wieder im Team ist der zuletzt für drei Spiele gesperrte Djakpa, für den Butscher auf die Ersatzbank muss. “Es wird sehr schwierig, dort etwas mitzunehmen, aber wir wollen bei der Aufstiegsfeier nicht Pate stehen. In dieser Saison konnten wir ja schon einige Serien beenden", erklärt Löwen-Trainer Maurer indes vielsagend. Immerhin konnte der Tabellensechste, der auswärts bereits 22 Punkte geholt hat, den Frankfurtern am 16. Spieltag die erste Saisonniederlage beibringen. Dass die Eintracht es locker ausklingen lässt, glaubt er nicht: “Da müsste bei uns die Motivation schon längst unter die Grasnarbe gesunken sein. Jeder Spieler sollte vor ausverkauftem Haus zu 100 Prozent motiviert sein." Darauf hofft er auch beim 21-jährigen Eichner, der heute sein Debüt im Tor anstelle von Kiraly geben wird. Nicht im Team ist aufgrund seiner fünften Gelben Karte Stefan Aigner, der in der kommenden Saison bei der Eintracht spielen wird. Für ihn beginnt Bülow im Vierermittelfeld hinter den beiden Spitzen Volland und Lauth. Schönes Wetter, ausverkauftes Haus und eine beeindruckende Choreographie, die das gesamte Waldstadion in schwarz, weiß und den roten Schriftzug “Nie mehr zweite Liga“ auf der Gegentribüne hüllt, während auf der Nordwestkurve ein riesiges Eintrachtwappen “We are back“ verkündet und auf einem Banner zunächst die Worte “Ohne Enttäuschung weiß man seine Siege nicht zu schätzen“, zu lesen sind, die schließlich übergehen in das Motto, dessen Botschaft im Vorjahr für helle Aufregung sorgte: “Diese Choreo wurde ihnen präsentiert vom deutschen Randalemeister 2011.“ Es ist angerichtet für einen schönen Saisonausklang, bei dem die Akteure auf dem Rasen es zunächst ruhig angehen lassen. Die Gäste machen die Räume in der eigenen Hälfte von Beginn an geschickt eng, während die Eintracht mit vielen Quer- und Rückpässen ein wenig uninspiriert die Lücke sucht. So dauert es bis zur 10. Spielminute, als es erstmals ein wenig gefährlich wird. Rode zieht das Tempo an und legt die Kugel vor das linke Strafraumeck zu Caio, der keine Anspielstation findet, dafür Eichner austanzt und es mit einem gefühlvollen Heber probiert, der knapp über das linke Toreck segelt. Zwei Minuten später ist es Caio, der Rode mit einem Flachpass in die Lücke bedient. Aus der Drehung zieht der 21-Jährige sofort vom Sechszehner aus ab, doch der Ball fliegt ein paar Zentimeter am rechten Pfosten vorbei. Dann die 17. Spielminute, die Eintracht ist auf dem Weg nach vorne, aber Rode verliert im Zweikampf das Leder, so dass einen Pass später Lauth durch die Frankfurter Hälfte sprinten kann, ohne angegriffen zu werden. Da Schildenfeld zögert, löst sich Anderson vom mitlaufenden Volland, um den 30-Jährigen anzugreifen. Was Lauth wohl erwartet, denn er passt die Kugel jetzt nach links zum nun freistehenden Volland, der in dem Moment schießt, als der zurückeilende Jung ihn stellen will. So fälscht er den Ball jedoch nur leicht ab, der Nikolov erst durch die Beine und dann zum 1:0 für die Gäste ins Netz fliegt (17.). Kein Schock, aber auch kein Aufbegehren, die Eintracht spielt ihren Stiefel einfach weiter, während die Löwen sich vier Minuten später ihre sechste Ecke erarbeiten. Vallori bringt diese von der linken Seite nach innen, fünf Frankfurter im Fünfmeterraum schlafen, nicht aber Vallori, der mit Anlauf angerauscht kommt und die Kugel aus fünf Metern unbedrängt zum 2:0 ins rechte Toreck köpft.
Die Reaktion der Eintracht? Kaum zu sehen, immerhin bäumt sich Rode kurz darauf auf, um sich das Leder nach einen von Caio in die Mauer gebolzten Freistoß zu erkämpfen, nach vorne zu sprinten und aus 18 Metern abzuziehen. Aber Torhüter Eichner kann den Flachschuss ins lange Eck parieren (24.). Ansonsten zeigt Caio auf der Position von Meier, warum er sich nie ernsthaft hat durchsetzen können, aber auch Schwegler und Lehmann sind zwar viel unterwegs, doch ebenso wenig effektiv, so dass die Löwen wenig Probleme haben, ihre Führung zu verwalten. Dann mit Gewalt, denkt sich wohl Caio nach einem Foul an Lehmann und bolzt die Kugel aus über 30 Metern über den rechten Torwinkel (29.). Weiter plätschert das Spiel langweilig vor sich hin, um die Zuschauer nur einmal noch kurz zu wecken. Lehmann lupft den Ball geschickt über die Abwehr in den Lauf von Hoffer, der ihn ebenso gekonnt mitnimmt, aber mit seinem Schuss aus halblinker Position am schnell reagierenden Eicher scheitert (38.). Es bleibt die erste und letzte erwähnenswerte Aktion des Österreichers, für den zur zweiten Halbzeit Matmour kommt. Zudem spielt jetzt Korkmaz für Caio, so dass Rode ins Zentrum hinter Idrissou rutscht. Am Spiel ändert sich jedoch nichts, wieder sind es die Löwen, die ein erstes Ausrufezeichen setzen, als ein Konter über Lauth und Volland läuft. Der Ball kommt zu Nicu, der in die Mitte flankt, aber Anderson ist zur Stelle und kann klären (51.). Kurz darauf zeigt Matmour, der kurz vor Ende des Spiel seine fünfte Karte erhalten wird, seine erste und einzige gelungene Aktion, als er sich auf rechts freiläuft, den Ball von Rode erhält und mit Übersicht flach in die Mitte passt. Aber Vallori kann mit einer Grätsche vor dem einschussbereiten Idrissou retten (53.).
Zwei Minuten später flankt Djakpa einen Eckball vor den Fünfmeterraum, Schildenfeld köpft platziert, findet aber seinen Meister ebenso in Torhüter Eicher wie Rode mit seinem Flachschuss in der 59. Minute. Weiterhin reißt das Spiel der Eintracht keinen von den Sitzen, so dass auf den Rängen ein wenig gesungen, aber nicht gefeiert wird. Das Warten auf den Abpfiff, den Djakpa nicht mehr miterleben wird, nachdem er in der Hälfte der Löwen völlig übermotiviert dem nach vorne sprintenden Volland mit gestrecktem Bein entgegen springt. Er trifft ihn im Unterleib und kassiert von Schiedsrichter Gagelmann sofort die Rote Karte (65.). “Ihm fehlte da die Konzentration, das war verdammt ärgerlich. Was er sich vorn aufbaut, reißt er sich mit dem Hintern wieder ein“, ärgert sich Bruno Hübner und auch der Trainer grantelt: “Er hat uns einen Bärendienst erwiesen. Gerade als wir am Drücker waren, ist das passiert. Er hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht, ich ärgere mich, dass ich ihn überhaupt aufgestellt habe.“ Darauf wird er auch in der neuen Saison zunächst verzichten, denn das DFB-Sportgericht verurteilt den Ivorer zu einer saisonübergreifenden Sperre von vier Spielen. In Unterzahl kann sich die Eintracht erst recht nicht mehr aufraffen, sich der ersten Heimniederlage entgegen zu stellen, während den Gästen das 2:0 auch zu reichen scheint. So bringt Armin Veh, wie vor dem Spiel angekündigt, Bellaïd für Anderson, der so zu seinem ersten und letzten Zweitligaeinsatz für die Eintracht kommt (82.). Zwei Minuten später hat er sogleich das Nachsehen gegen Nicu, aber Nikolov kann den Schuss von der Strafraumgrenze parieren. Pünktlich kommt endlich der Schlusspfiff und Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth, die so oft bei den Aufstiegen andere Verpflichtungen hatte, kann Armin Veh sofort an der Ersatzbank mediengerecht gratulieren, während die Stadionregie angesichts der an die Zäune drängenden Fans ein Einsehen hat. “Die Tore sind auf, keiner muss drängeln“, ruft der Stadionsprecher, während die ersten Fans feiernd auf den Rasen laufen und immer mehr nachrücken. Einige Unverbesserliche rennen provozierend zum Gästeblock, werden aber ebenso wie die zwei Bengalo-Besitzer schnell von der Polizei zurück gedrängt. Nachdem eine zweite Hundertschaft auf den Platz rennt und dabei etwas übermotiviert zur Sache geht, scheint die Feier kurz zu eskalieren, beruhigt sich zum Glück aber ebenso schnell wie die Ordnungshüter, die die Fans nun gewähren lassen. “Die allermeisten wollten nur den Spielern nahe sein, aber es war wieder eine kleine Gruppe dabei, die anderes im Sinn hatte“, erklärt der künftige Finanzvorstand Axel Hellmann und auch Polizeisprecher Reges will von den “Ausschreitungen“, die einige Medien in dieser Minute gesehen haben wollen, nichts wissen: “Der Tag war relativ ruhig, die Lage im Stadion war schnell wieder unter Kontrolle gewesen." Kontrolliert wird nun auch im Stadion und später an der vom Eintracht-Museum organisierten Waldbühne gefeiert. “Wir haben eine richtig geile Mannschaft“, ruft Armin Veh den jubelnden Fans zu, die ihn lautstark zum Bleiben auffordern.
Armin Veh: "Wir wollten das letzte Heimspiel natürlich gewinnen, aber wir alle haben die Spannung nicht so hinbekommen, wie sie notwendig ist. Heute können wir die Niederlage aber verkraften und lassen uns die Party-Laune nicht verderben. Nächste Woche ist es eine andere Frage, da geht es für viele Mannschaften noch um alles. Daher werden wir uns auch die Woche anders vorbereiten und konzentriert zu Werke gehen." Heribert Bruchhagen: “Man sieht, wie schnell man ein Spiel verlieren kann, wenn die letzte Anspannung fehlt. Aber insgesamt war es ein sportlich sehr anständiges Jahr ohne Krise. Wir wollen Armin Veh behalten. Unter ihm hat sich die Mannschaft weiterentwickelt. Er hat uns vorangebracht.“
Nach einigen Gesprächsrunden mit Heribert Bruchhagen und Bruno Hübner, in denen es hauptsächlich wohl um die Zukunftsfähigkeit der Mannschaft und das geplante Budget für die kommende Saison ging, ist es drei Tage später soweit. Nachdem am Dienstag der Hauptfachausschuss sowie der Aufsichtsrat grünes Licht zu den Planungen und der im Raum stehenden Budgeterhöhung – nach Medienberichten von 24,5 Millionen auf knapp 28 bis 30 Millionen Euro - gegeben hat, verlängert Armin Veh tags darauf seinen Vertag um ein weiteres Jahr bis zum 30.06.2013. “Wir freuen uns, dass wir in konstruktiven Gesprächen Armin Veh Perspektiven aufzeigen konnten, um im nächsten Jahr in der Bundesliga erfolgreich mitzuspielen“, meint Heribert Bruchhagen zur Vertragsverlängerung und der alte neue Trainer erklärt: “Ich freue mich auf die Herausforderung mit der Eintracht in der Bundesliga und glaube an ein erfolgreiches Abschneiden mit meiner jungen Mannschaft. Ich habe den festen Willen bei Vorstand und Aufsichtsrat erkannt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um auch in der Zukunft erfolgreich zu sein." (tr)
|