Alemannia Aachen - Eintracht
Frankfurt |
2. Bundesliga 2011/2012 - 32. Spieltag
0:3 (0:1)
Termin: Mo 23.04.2012 20:15 Uhr
Zuschauer: 27.942
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 0:1 Mohamadou Idrissou (45.), 0:2 Mohamadou Idrissou (47.), 0:3 Seyi Olajengbesi (73., Eigentor)
Alemannia Aachen |
Eintracht Frankfurt |
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Der Kreis schließt sich: Atomaufstieg? Erledigt. Spätestens mit der Pokalniederlage im dichten Nebel von Aachen begann in der letzten Saison der beispiellose und noch immer kaum erklärbare Niedergang, der mit mickrigen acht Punkten in der Rückrunde zu dem als “Betriebsunfall“ kleingeredeten Abstieg führte. Genau 16 Monate später kann die Eintracht auf dem neuen Tivoli die Rückkehr in die Bundesliga feiern, wenn sie zumindest einen Zähler beim Tabellenletzten holt. Denn aus dem erhofften Sonntagscouchaufstieg wurde nichts, da Düsseldorf sein Heimspiel gewinnen konnte. “Es macht doch auch mehr Spaß, das selbst auf dem Platz zu erledigen. Wir haben es selbst in der Hand“, meint Bruno Hübner kämpferisch, während Kapitän Schwegler dem Spiel wohl mit gemischten Gefühlen entgegen fiebert. Beim Pokalfight in Aachen wurde er von Schiedsrichter Weiner, der auch heute das Spiel leiten wird, vom Platz gestellt. Diesmal muss er aufgrund seiner fünften Gelben Karte ebenso wie der rotgesperrte Djakpa auf der Tribüne mit fiebern. "Das wird eine ganz schwere Kiste gegen einen hochmotivierten Gegner, der seine Chance auf den Klassenerhalt sucht", betont unterdessen Armin Veh, der noch immer nicht durchblicken lässt, ob er seinen Vertrag in Frankfurt verlängert, da er sich eine Perspektive wünscht, die kurzfristig über den Abstiegskampf hinaus geht: “Es bleibt dabei, erst müssen wir mal aufsteigen, dann sage ich auch was. Ich brauche ein Ziel. Ich will als Trainer die Menschen begeistern, und wenn ich das nicht kann, bin ich enttäuscht.“ Doch zunächst gilt es, die Erwartungen für das heutige Spiel nicht zu enttäuschen, für das Armin Veh die Flügel umstellt. Köhler rückt für Matmour in die Mannschaft, so dass Kittel von der linken auf die rechte Außenbahn rutscht. Zudem spielt Lehmann vor der Abwehr, in der Butscher erneut den gesperrten Djakpa ersetzt und Idrissou agiert als einzige Spitze vor den Offensiven Meier und Rode.
"Wir sind noch nicht abgestiegen und wir sind noch lange nicht tot", wird Ralf Aussem, der nach der Entlassung von Friedhelm Funkel als Interimscoach in Aachen agiert, nicht müde zu betonen, um sein Team einzuschwören: "Mit unseren Fans im Rücken kommt sicher Pokal-Atmosphäre auf. Wir werden uns nicht kampflos ergeben." Dies wird auch nötig sein, denn nach den Ergebnissen vom Wochenende hat die Alemannia bereits fünf Punkte Rückstand auf den Tabellensechszehnten Karlsruhe, gegen den sie das nächste Heimspiel bestreitet. Trotzdem vertraut er auf eine defensive Grundaufstellung mit Stiepermann im Sturm und Odonkor auf der rechten Außenbahn. Albert Streit, der von 1997 bis 2003 sowie von 2006 bis Dezember 2007 bei der Eintracht meist auf dem Flügel agierte, wird neben Demai vor der Abwehr beginnen. Es ist ein lautstarker Auftakt von den Rängen, der zunächst nur die Heimmannschaft anzuspornen scheint. Aggressiv kämpfen sie um jeden Meter und lassen der Eintracht kaum Platz, um die Kugel einmal zu kontrollieren. Die Frankfurter ihrerseits wirken nervös, hier ein Pass zum Gegner, da eine Flanke hinter das Tor. Dazu Rode, dem Streit und Feisthammel ständig und hart auf den Füssen stehen. So ist das mit nur 27 Treffern offensivschwächste Team der Liga in der Anfangsphase zwar spielbestimmend, schafft es aber nicht, gegen die sicher stehende Frankfurter Defensive zu Torchancen zu kommen. Es ist ein bissiger Kampf, schön anzusehen ist er bislang nicht. Erst in der 24. Minute wird es mal gefährlich. Anderson spielt auf Höhe der Mittellinie einen schönen Pass in die Gasse, den Kittel am rechten Strafraumrand bekommt, um kurz vor der Torauslinie einen gefühlvollen Lupfer in den Rücken der Abwehr zu spielen. Genau richtig für Meier, der die Kugel aus 14 Metern mit links volley nimmt. Der Torhüter ist geschlagen aber der zurück geeilte Odonkor kann den Ball mit dem Oberschenkel blocken und so den Rückstand verhindern.
Zwei Minuten später jubelt Idrissou, der nach feiner Vorarbeit von Rode die Kugel aus spitzem Winkel im Kasten versenkt, doch zu Recht hat der Linienrichter die Fahne bereits oben. Jetzt ist Aachen an der Reihe, als sich Streit den Ball gegen Lehmann erkämpft und zu Stiepermann spielt, der kurz wartet und dann einen gefühlvollen Pass in den Strafraum schlägt. Odonkor kommt heran, doch statt freistehend vor Nikolov aus zwölf Metern zu schießen, verlängert der 16-malige Nationalspieler die Kugel unfreiwillig komisch mit der Hacke ins Niemandsland (30.). Danach kann sich die Eintracht ein wenig aus der bissigen Umklammerung lösen und kommt zu ein paar Ecken, die jedoch nichts einbringen. Vielleicht jetzt, Köhler tritt eine Ecke von links. Anderson schraubt sich in der Mitte nach oben, köpft aus zwölf Metern aber deutlich über den Querbalken (38.). Drei Minuten später ist es Lehmann, der einen Freistoß aus dem Halbfeld vor den Kasten schlenzt, wo Torhüter Waterman Idrissou den Ball vom Kopf wegschnappt und sicher fängt (41.). Gleichzeitig liegt Rode im Halbfeld auf dem Boden und deutet erbost an, dass Hadouir ihn umgestoßen habe, was Armin Veh an der Seitenlinie heftig ärgert, Schiedsrichter Weiner aber unbeeindruckt lässt. Nur für Köhler hat er zwei Minuten später nach einem Foul an Stiepermann die fünfte Gelbe Karte parat. Kurz vor der Pause gibt es dann noch einmal eine Ecke für die Eintracht, die Köhler von der linken Seite ausführt. Idrissou und Waterman, der vom Kameruner bedrängt wird, steigen knapp außerhalb des Fünfmeterraums hoch, so dass der Torhüter ihn nicht festhalten kann. Idrissou reagiert schneller als zwei Abwehrspieler und haut die Kugel zum 1:0 in die Maschen. Aachen protestiert, aber Schiedsrichter Weiner erkennt den Treffer an, während der Jubel im Frankfurter Block riesengroß ist und einige Bengalos aufflammen und Rauch aufsteigt. Leider fliegt eine der Fackeln über die Köpfe von Ordnern und Fotografen auf das Spielfeld, um weiter zu leuchten. Sofort rennt Bruno Hübner wild gestikulierend vor den Gästeblock, um die Zündler zum Aufhören zu bewegen und auch Schiedsrichter Weiner bewahrt die Ruhe und bittet die Mannschaften einfach ohne weitere Nachspielzeit zum Pausentee.
Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Frankfurter so beginnen, wie sie aufgehört haben. Mit Druck und einstudierten Spielzügen. So verlängert Meier einen weiten Abschlag von Nikolov mit dem Kopf auf Köhler, der den Ball ohne zu zögern in den Lauf von Idrissou nach links lupft. Der Kameruner verlängert den Ball mit dem Kopf, versetzt Falkenberg mit schnellem Antritt und hämmert die Kugel vom linken Fünfmeterraumeck an Waterman vorbei ins rechte Toreck zur 2:0-Führung (48.). Die Alemannia resigniert jedoch nicht, sondern antwortet mit wütenden Angriffen. Achenbach zieht aus knapp 30 Metern ab, verfehlt aber das Tor von Nikolov. Eine Minute später probiert es Odonkor und überläuft Schildenfeld, der ihn an die Schulter greift. Statt weiterzulaufen, entscheidet sich der 28-Jährige für die Düsseldorfer Methode, doch Schiedsrichter Weiner zuckt nur mit den Schultern (51.). Kurz darauf stellt Trainer Aussem um und bringt mit Auer für Hadouir einen zweiten Stürmer.
Weiter wirft Aachen alles nach vorne, kann aber die sicher stehende Frankfurter Defensive nicht überwinden, während die Gästefans lautstark den Aufstieg feiern und die Eintracht auf Konter lauert. Zunächst spielen Rode und Idrissou einen Gegenstoß nicht aus, aber Jung macht es drei Minuten später besser. Nach einem öffnenden Pass von Meier setzt er sich auf der rechten Außenbahn durch und flankt von der Torauslinie vor den langen Pfosten. Wieder zieht Meier volley ab, aber diesmal ist es Olajengbesi, der für seinen Torhüter zur Ecke klären kann (58.). Nachdem auch Köhler das Gehäuse Sekunden später nicht trifft, geht es auf der Gegenseite schnell. Auer leitet den Ball schnell auf Uludag weiter, der von rechts in den Strafraum läuft, dessen harten Flachschuss Nikolov aber mit einer schnellen Fußabwehr klären kann (63.). Es wogt weiter hin und her. Erst scheitert Rode mit einem Schuss aus 18 Metern und auf der anderen Seite wurschtelt sich Streit in den Strafraum und will in die Mitte passen, doch Schildenfeld kann die Kugel abblocken, so dass sie haarscharf links am Pfosten vorbei rollt (64.). “Nie mehr 2. Liga“, schallt es weiter durch den Tivoli, während die Alemannia um ein Tor und den Klassenerhalt kämpft, aber wieder verlieren sie den Ball im Vorwärtsgang. Lehmann grätscht das Leder zu Rode, der aus der eigenen Hälfte einen tollen Pass in den Lauf von Köhler spielt, der sich nach schöner Hackenvorlage gegen Falkenberg durchsetzt und für Butscher ablegt. Der zieht den Ball flach und hart nach innen, wo Feisthammel den Ball an den Oberschenkel von Olajengbesi abfälscht, so dass er im eigenen Tor landet. Zum 3:0 für die Eintracht (72.).
Ab jetzt ist es Schaulaufen des neuen Spitzenreiters. Köhler probiert sich mit einem Heber von der Strafraumgrenze, der knapp am linken Pfosten vorbei geht (77.) und Meier köpft nach Flanke von Jung knapp neben den Pfosten, ehe er für Caio den Platz verlässt (86.). Nachdem bereits Matmour für Köhler kam, darf in den letzten drei Minuten noch einmal Hoffer für Idrissou ran und führt sich mit einem scharfen Flachschuss gut ein (88.). Der Rest aber ist runter zählen und als Schiedsrichter Weiner zur Pfeife greift, gibt es kein Halten mehr. Bruno Hübner fällt Armin Veh um den Hals, die Spieler herzen und umarmen sich, während die ersten Fans über die Zäune klettern, aber noch von einer Polizeikette zurückgehalten werden. Dennoch strömen immer mehr Fans auf den Rasen, so dass für nur einen kurzen Augenblick die Situation zu eskalieren scheint, die Mannschaft in die Kabine geht und Heribert Bruchhagen ein Interview abbricht: “Ich bin richtig erleichtert, aber es ist… Ich möchte jetzt vom Platz gehen.“ Doch nur Minuten später hat sich alles beruhigt, die Fans feiern, holen sich Rasenstücke und Teile des Tornetzes als Andenken, während Bruno Hübner, Armin Veh und die Mannschaft, staffiert mit frischen T-Shirts mit dem Motto "Aufstieg 2012 - Die Adler fliegen wieder erstklassig" zu den Fans gehen und das Bad in der Menge sichtlich genießen. Es ist geschafft. Das Motto “Atomaufstieg jetzt!“ kann als erledigt abgehakt werden. (tr)
Armin Veh: “Das waren anstrengende 90 Minuten. Wir hatten diese Saison von Anfang an Druck. Wir waren schon Favorit, da hatten wir noch gar keine Mannschaft. Jetzt ist es geschafft, das ist einfach geil! Die Mannschaft hat einen überragenden Charakter gezeigt. Ich muss mich aber auch bei unseren Fans bedanken. Es war bei jedem Auswärtsspiel so, dass die Fans uns getragen haben.“ Heribert Bruchhagen: “Ich bin total erleichtert! Wir haben ein schweres Jahr hinter uns, aber unter dem Strich eine tolle Leistung geboten. Der Abstieg war eine Katastrophe. Wir waren wie paralysiert, haben aber schnell reagiert und jetzt unser Ziel erreicht.“ Alexander Meier: “Das war Wiedergutmachung, nachdem wir es im letzten Jahr verbockt haben. Und jetzt sind wir sehr erleichtert und stolz darauf, dass uns das gelungen ist. Wir haben die ganze Zeit hart gearbeitet und uns heute auch belohnt. Armin Veh hat einen Riesenanteil am Erfolg, er hat immer seine Linie durchgezogen."
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