Eintracht Frankfurt - Erzgebirge Aue

2. Bundesliga 2011/2012 - 31. Spieltag

4:0 (2:0)

Termin: Sa 14.04.2012 13:00 Uhr
Zuschauer: 46.600
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 1:0 Alexander Meier (28.), 2:0 Sonny Kittel (44.), 3:0 Sebastian Jung (54.), 4:0 Benjamin Köhler (83.)


 

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Eintracht Frankfurt
Erzgebirge Aue

 


  • Martin Männel
  • René Klingbeil
  • Adli Lachheb
  • Dominic Rau
  • Kevin Schlitte
  • Nicolas Höfler
  • Marc Hensel
  • Halil Savran
  • Jan Hochscheidt
  • Fabian Müller
  • Ronny König

 

Wechsel
Wechsel
  • Guido Kocer für Halil Savran (46.)
  • Pierre Le Beau für Kevin Schlitte (67.)
  • Mike Könnecke für Jan Hochscheidt (84.)
Trainer Trainer
  • Karsten Baumann

 

 

Beeindruckend in aller Ruhe auseinandergespielt

"Man muss doch nicht in Panik machen, wenn man zu Hause mal Unentschieden spielt", schüttelt Sportdirektor Bruno Hübner den Kopf über das Medienecho nach dem 1:1 gegen Ingolstadt, um zu ergänzen: "Das ist die Zweite Liga, da punkten eben am Ende auch die Mannschaften überraschend, die in der Tabelle lange hinten drin stehen." Ähnlich sieht dies Armin Veh, der vor dem Heimspiel gegen Erzgebirge Aue an die zuletzt so unruhigen Fans appelliert: “Es geht nicht darum, ein brillantes Spiel abzuliefern, sondern darum, dass wir die Punkte holen. Es gibt auch mal Geduldsspiele. Gerade auf der Zielgeraden brauchen wir die Unterstützung unserer Fans erst recht, alles andere wäre kontraproduktiv.“ Auch an die Spieler richtet er einen derart flammenden Appell, dass Bruno Hübner gesteht: “Da hatte ich Gänsehaut“, während der Trainer grinsend erklärt: "Ich bin zwar sehr tierlieb, aber einen Adler habe ich nicht mitgebracht, nur ein Motivations-Video.“

Und eine Überraschung in der Aufstellung, denn “um unser Spiel breiter zu machen“, beginnen Kittel und Matmour auf den Außenbahnen anstelle von Köhler und Hoffer, so dass Idrissou als alleinige Spitze agiert und Rode auf seine Lieblingsposition im zentralen Mittelfeld rutscht. Weniger überraschend ist, dass das DFB-Sportgericht in seiner Verhandlung die dreiwöchige Sperre für Djakpa bestätigt, so dass Butscher wieder als Linksverteidiger beginnt.

"Ich habe schon vor Wochen gesagt, dass es bis zum letzten Spieltag spannend bleiben wird", betont unterdessen Karsten Baumann, der Ende Februar Aufstiegstrainer Rico Schmitt ersetzte, der die nach Rang 5 in der Vorsaison gestiegene Erwartungshaltung in Aue nicht befriedigen konnte. Denn nach nur einem Punkt aus den letzten drei Spielen ist der Vorsprung auf Rang 16 wieder auf vier Zähler geschmolzen, so dass sich die Sachsen wieder dem Abstiegskampf widmen müssen. “Wir wollen uns teuer verkaufen, defensiv gut stehen und den ein oder anderen Konter fahren, damit die richtig was tun müssen, um uns zu schlagen“, erklärt Trainer Baumann, der hierfür auf ein defensives System mit König als alleiniger Spitze und zwei Viererketten vertraut.

Bestes Fußballwetter, knapp 47.000 Zuschauer und bereits vor dem Spiel eine lautstarke Stimmung, die die Mannschaft nicht unbeeindruckt lässt. “Schaut in euer Herz und seht, dass wahre Liebe niemals vergeht!“, ist das Motto der riesigen Choreographie, die die Nordwesttribüne ziert. Dazu acht meterhohe Bilder, die den Lebensweg eines Eintracht-Fans von der Wiege bis zur Bahre nachzeichnen. “Wer so etwas sieht und nicht beeindruckt ist, braucht seinen Job als Fußballer nicht auszuüben. Da stellen sich einem die Nackenhaare hoch“, meint Bruno Hübner und Heiko Butscher gesteht: "Es war Gänsehaut pur, gerade als wir reingekommen sind. Ein Riesenkompliment an die Fans. So was habe ich in meinem Leben noch nicht erlebt."

Auf den Rasen scheint sich die Stimmung zu Beginn jedoch nicht zu übertragen, es ist ein zerfahrener Beginn mit einer offensiven Eintracht, die sich allerdings ein paar Unkonzentriertheiten gegen die wie erwartet tief stehenden Gäste leistet. So legt sich Schildenfeld den Ball in der eigenen Hälfte völlig unbedrängt zu weit vor und bekommt ihn prompt von Hochscheidt abgejagt. Andersen behindert den 24-jährigen beim Sprint von halblinks in den Strafraum und der zurück eilende Übeltäter kann immerhin Hochscheidts Schuss zur Ecke lenken, die nichts einbringt (7.).

So ist diese Aktion immerhin ein erster Weckruf, denn jetzt drängt die Eintracht konzentrierter nach vorne, auch wenn es gegen die engmaschig stehenden Gäste über die Flügel noch nicht recht klappen will. Es läuft die 12. Minute, Idrissou verlängert auf der rechten Außenbahn einen langen Ball in Richtung Strafraum. Rau will ihn unter Kontrolle bekommen, aber Meier spritzt dazwischen, holt sich den Ball und rennt in den Strafraum. Rau verfolgt ihn, klammert und bringt Meier unsanft zu Fall, doch Schiedsrichter Meyer will kein Foul gesehen haben und entscheidet sehr zum Unwillen von Spielern und Zuschauern nur auf Ecke. Kurz darauf kommt Idrissou zu einem ersten Kopfball, den Männel jedoch pariert und keine sechzig Sekunden hat der Torhüter Glück, dass Meier nach schöner Vorarbeit von Kittel und Butscher die Kugel nur knapp neben das linke Toreck setzt (15.).

Weiterhin kommt Aue kaum hinten raus, während bei den Frankfurtern immer wieder Meier das Spiel an sich reißt und für Gefahr sorgt. In der 21. Minute landet sein Seitfallzieher noch in den Armen von Männel, doch in der nächsten Minute wird es turbulent, als der Torhüter erst Meiers Schuss pariert, aber abprallen lässt aber Rode und auch Meier im Nachsetzen am 24-jährigen Keeper scheitern. “Es war ein unheimlicher Kampf am Anfang“, meint Heiko Butscher, als trotz des anhaltenden Drucks kein Treffer fallen will. Doch im Gegensatz zum Mittwoch gibt es kein Murren der Fans. Im Gegenteil, die Kurve peitscht die Eintracht lautstark nach vorne. Es läuft die 28. Spielminute, Schildenfeld schlägt einen Freistoß aus der eigenen Hälfte zielgenau an die gegnerische Strafraumgrenze. Meier nimmt den Ball trotz des ihn deckenden Rau aus der Luft an, dreht sich um ihn in den Strafraum, wo er sich weder von Rau noch von zwei weiteren Verteidigern aufhalten lässt und schießt das Leder mit einer Grätsche unhaltbar ins rechte untere Toreck. Was für ein tolles Tor zur 1:0-Führung lobt auch Armin Veh: "Alex hat schon viele entscheidende Tore für uns gemacht. Solche Bälle holt man nicht einfach so runter. Da sieht man, dass er sich das über Jahre erarbeitet hat."

Trotz des Rückstands bleibt Aue seiner defensiven Grundhaltung treu und versucht es nur sporadisch mit langen Bällen in die Spitze, die vom jetzt sicheren Schildenfeld und von Andersen allesamt geklärt werden können. Aber auch Schwegler und der enorm kampfstarke Rode sind sofort zur Stelle, falls einmal ein Konter droht. Dennoch fehlt trotz aller Anstrengungen das zweite Tor. Es läuft bereits die 44. Spielminute, wieder ist es Schildenfeld, der einen langen Ball Richtung Idrissou schnickt, der per Kopf für Meier im Halbfeld ablegt. Meier nimmt das Leder mit der Brust an und zieht nicht etwa volley ab, sondern spielt, ohne Kittel zu sehen, aus der Drehung einen perfekten Pass über den Rücken der Abwehr auf den startenden 19-Jährigen. Mit der Innenseite nimmt Kittel das Zuspiel im Lauf an und setzt den Ball an Männel vorbei zum 2:0 ins linke Eck (44.). “Ich habe gehofft, dass er durchläuft und dann habe ich probiert reinzuspielen“, meint Meier bescheiden und Kittel freut sich: "Ich habe gesehen, wie Alex den Ball annimmt und gehofft, dass er ihn rein spielt. Dann bin ich in die Lücke gestürzt."

Mit der "beruhigenden Führung" und viel Beifall von den Rängen beginnen die Frankfurter die zweite Halbzeit fast schon mit zu viel Elan. So ärgert sich Schwegler über seinen schwachen Freistoß, der von Höfler abgefangen wird. Mit einem Foul stoppt er den ausbrechenden 22-Jährigen und kassiert dafür seine fünfte gelbe Karte, muss also beim Spiel in Aachen zuschauen (47.). Drei Minuten später gibt es Ecke für die Eintracht, die Schwegler viel besser ausführt. Meier schraubt sich in der Mitte hoch und nickt die Kugel an den rechten Pfosten (50.). Es will nicht fallen, das dritte Tor. Auch Idrissous Kopfball nach einer Ecke von Kittel klärt diesmal nicht das Aluminium sondern ein Abwehrbein auf der Linie (53.). Doch eine Minute später ist es soweit. Rode schlenzt den Ball aus dem Halbfeld über die Abwehr an das rechte Strafraumeck, wo Jung im richtigen Moment gestartet ist und die Kugel unter Kontrolle bekommt. Er legt sich den Ball vor, lupft ihn seitlich am herauseilenden Männel vorbei und schließt dann sechs Meter vor dem Tor im Fallen ab. Der aufsteigende Ball landet unter der Latte zum 3:0 in Netz und die Fans sind außer sich. “Nie mehr zweite Liga“, schallt es von den Rängen, die nicht ahnen, dass ein weiterer Höhepunkt noch bevorsteht.

In der 60. Spielminute muss Schwegler unter stehende Ovationen von den Rängen mit einer Zerrung in der Hüftbeuge raus und Lehmann kommt, um sich für das Spiel am Tivoli einzuspielen. Währenddessen legt Idrissou einen langen Ball per Kopf ab und wieder ist es Meier, der von der Strafraumgrenze aus der Drehung draufhält, diesmal aber den Kasten um einen halben Meter verfehlt. Die überforderten Gäste haben sodann die Lacher auf ihrer Seite, als Männel und Lachheb nach einer Flanke von Matmour beim Klärungsversuch zusammenprallen, obwohl kein einziger Frankfurter in der Nähe ist (63.). In der 70. Minute wird eine Ecke von Aue abgefangen und Kittel startet aus der eigenen Hälfte, treibt den Ball bis in den Sechszehner, um dann mustergültig quer auf den mitgelaufenen Matmour zu legen, der jetzt frei vor Männel ist. Doch statt sofort zu schießen, stoppt er den Ball, so dass Höfler dessen Schuss mit einer Grätsche über die Latte lenken kann.

Unterdessen wird es immer lauter im Waldstadion, die Nordwestkurve fordert die Gegen- und die Haupttribüne zum Wechselgesang und als "Wer nicht hüpft, ist Offenbacher", skandiert wird, hüpfen sogar die sonst so zurückhaltenden Logenledersitzer mit. Auf dem Platz kontrolliert die Eintracht jetzt locker das Spiel und Armin Veh wechselt noch einmal. Doch anstelle von Hoffer, der heute Geburtstag hat, kommt Köhler für den insgesamt enttäuschenden Matmour, der mit Kittel die Seiten tauscht (75.). Kurz darauf ist es Friend, der für den ebenfalls mit Beifall gefeierten Meier auf den Rasen kommt (80.), während kurz darauf “Im Herzen von Europa“ angestimmt wird und es nach einem Foul an Lehmann Freistoß aus zentraler Position gibt. Köhler steht bereit und zirkelt den Ball aus rund dreiundzwanzig Metern perfekt über die Abwehrmauer zum 4:0 in den rechten Winkel (83.).

71% Ballbesitz, 21:6 Torschüsse und 13:2 Ecken. Die Eintracht hat Aue “beeindruckend in aller Ruhe auseinandergespielt“, meint der Fernsehreporter kurz darauf, während einmal mehr das “Nie mehr zweite Liga“ durch das Stadion schwappt und die Fans die Mannschaft feiern, die nach lautstarker Aufforderung noch einmal in die Kurve kommt und fröhlich umher hüpft, während der in edlem Zwirn gekleidete Djakpa seine ebenso edlen Treter verliert und Jung von Karl-Heinz Körbel huckepack getragen wird. “Wir haben nach einem guten Spiel einfach nur zusammen gefeiert, will Meier aber noch nichts von einer Aufstiegsparty hören, denn: “Aufgestiegen sind wir noch nicht, es sind noch drei harte Spiele.“ Mit einem Vorsprung von sieben Punkten auf Rang 3, so dass die Eintracht bereits am nächsten Spieltag in Aachen alles klar machen kann, um Greuther Fürth in die Bundesliga zu folgen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Trainer Veh: "Kompliment an meine Mannschaft, wie sie heute mit dem Druck umgegangen ist. Das war ein richtig geiles Spiel. Man hat gesehen, wie gut wir Fußball spielen können, wenn wir frei im Kopf sind. Zudem hat uns die Atmosphäre im Stadion diesmal zum Sieg getragen. Das war wichtig, denn nach der englischen Woche waren wir etwas müde."

Bruno Hübner: "Meier macht den Unterschied."

Sebastian Rode: “Wir haben jetzt ein Zeichen gesetzt. Es sieht sehr gut aus, wenn wir uns das jetzt noch nehmen lassen sollten, wären wir sehr dumm, dann hätten wir es auch nicht verdient.“

Ronnie König, Aue: “Wir wussten, dass es in Frankfurt schwierig wird, dass wir uns aber so abschlachten lassen, habe ich nicht gedacht.“

Carsten Baumann, Trainer Aue: “Ich bin froh, dass das Spiel vorbei ist. Das war heute nicht unsere Gewichtsklasse, wir waren haushoch unterlegen.“

 

 

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