Eintracht Frankfurt - FC Ingolstadt

2. Bundesliga 2011/2012 - 30. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Mi 11.04.2012 17:30 Uhr
Zuschauer: 38.000
Schiedsrichter: Bastian Dankert (Rostock)
Tore: 1:0 Mohamadou Idrissou (49.), 1:1 Ahmed Akaichi (71.)




 

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Eintracht Frankfurt
FC Ingolstadt

 


  • Ramazan Özcan
  • Andreas Görlitz
  • Marino Biliskov
  • Ralph Gunesch
  • Andreas Schäfer
  • Marvin Matip
  • Jose Alex Ikeng
  • Stefan Leitl
  • Caiuby
  • Florian Heller
  • Manuel Schäffler

 

Wechsel
Wechsel
  • Ahmed Akaichi für Florian Heller (58.)
  • Adam Nemec für Manuel Schäffler (67.)
  • Collin Quaner für Marvin Matip (68.)
Trainer Trainer
  • Tomas Oral

 

 

Die letzte Konsequenz fehlt

"An der letzten Niederlage können wir nichts mehr ändern, aber ich bin sehr zuversichtlich, dass die Mannschaft alles tun wird, um dieses kleine Tälchen hinter sich zu lassen", erklärt Armin Veh, der die Niederlage in Duisburg bereits abgehakt hat. Schließlich ist englische Woche und die Eintracht hat in zwei Heimspielen die Möglichkeit, den Vorsprung vor den Verfolgern weiter auszubauen. “Unsere Ausgangsposition ist sehr gut, das müssen wir ausnutzen“, verlangt der Trainer, schließlich “spielen wir in unserem Wohnzimmer.“ Doch gleichzeitig warnt er vor dem Gast aus Ingolstadt: “Sie werden tief stehen, das Spiel eng machen und auf Konter lauern. Es wird also nicht einfach werden.“ Einfacher ist für ihn die Umstellung auf der Linksverteidigerposition, denn wie befürchtet entscheidet das DFB-Sportgericht fünf Stunden vor Spielbeginn, dass Djakpa wegen “krass sportwidrigen Verhaltens“ gegen Soares beim Spiel in Duisburg für drei Spielen gesperrt wird. Zwar legt die Eintracht Einspruch ein, doch erfolglos verhandelt wird erst am Freitagvormittag, so dass der Ivorer heute gesperrt ist und Butscher für ihn in die ansonsten unveränderte Startelf rutscht.

Lediglich neun Punkte hatte Ingolstadt nach dem 14. Spieltag, als Benno Möhlmann seinen Platz auf der Bank für Ex-FSV-Trainer Oral räumen musste. Der Wechsel hat sich ebenso wie die Einkaufstour in der Winterpause bezahlt gemacht, denn fünfzehn Spieltage später steht Ingolstadt mit 30 Zählern auf Rang 14 und ist als einziges Team in der Rückrunde noch ungeschlagen. Dennoch gibt sich der FC-Trainer offiziell kleinlaut: “Wir holen dort nur etwas, wenn bei uns alles passt und wir diszipliniert aus der Abwehr heraus spielen. Denn die Eintracht ist in der Offensive enorm stark.“ So setzt er auf den zuletzt gesperrten Ikeng neben Matip vor der Viererabwehr und der ebenfalls beim 3:3 gegen Aachen gesperrte Caiuby soll anstelle von Nemec hinter der einzigen Sturmspitze Schäffler für Entlastungsangriffe sorgen.

Nach stillem Gedenken für einen engagierten, aber viel zu früh gestorbenen Eintrachtfan geht es vor 38.000 Zuschauern im Waldstadion schwungvoll los. Eine Reaktion wird erwartet und scheinbar wollen sie dem nachkommen, denn bereits mit dem ersten schnellen Angriff holt die Eintracht einen Eckball raus, den Köhler von links tritt. Meier steigt höher als Biliskov, köpft aber vor dem kurzen Pfosten über das Tor (1.). Weiter geht es in nur eine Richtung, doch Ingolstadt steht engmaschig mit zwei Viererketten in der eigenen Hälfte, so dass sich das Kombinieren schwierig gestaltet. Zumal es Frankfurt viel durch die Mitte und über die rechte Seite probiert, während auf links Butscher kaum nachrückt. Genau wie Schwegler, der sich allzu oft auf einer Linie mit den aufgerückten Innenverteidigern befindet, obwohl Ingolstadt gar nicht daran denkt, zu kontern. Es wird wohl ein Geduldsspiel werden, denn das Kurzpassspiel der Eintracht über viele Stationen wirkt zwar sicher, aber nicht eben gefährlich.

So dauert es bis zur 16. Spielminute, als Köhler, der meist in der Mitte zu finden ist, einen Ball zurück auf Rode spielt, der ihn sofort durch die Gasse in den Lauf des in den Strafraum sprintenden Jung legt. Doch der zögert, wird schließlich von zwei Ingolstädtern bedrängt, so dass sein Schüsschen nicht das Tor, sondern Idrissou trifft, der im Abseits steht (16.). Jetzt gibt es tatsächlich den ersten Gegenzug der Gäste zu bestaunen, als sich Görlitz auf der rechten Außenbahn gegen Butscher und Schildenfeld durchsetzt und den Ball von der Torauslinie scharf nach innen zieht, doch Nikolov fängt die Flanke ebenso sicher ab, wie den Versuch eines Fallrückziehers von Ikeng nur eine Minute später.


Idrissou

Es läuft die 22. Spielminute, einmal mehr hat Ingolstadt einen Angriff der Eintracht abgefangen, doch diesmal setzt Idrissou beherzt nach und luchst Gunesch am rechten Strafraumeck das Leder ab. Statt selbst zu schießen oder quer auf Hoffer zu legen, entscheidet er sich aber für einen Rückpass, der zwar Rode verfehlt, dafür aber bei Köhler ankommt. Dessen Direktschuss aus 20 Metern wird von Biliskov zur Ecke geblockt. “Der letzte Pass, die letzte Konsequenz und die Durchschlagskraft haben gefehlt“, moniert Armin Veh und er hat Recht. Aber vielleicht jetzt, denn es geht endlich einmal über links. Köhler spielt einen Pass von Schwegler in den Strafraum grätschend zurück auf Butscher, den dieser postwendend wieder in den Strafraum befördert. Bedrängt von Biliskov zieht Idrissou ab, doch der Ball fliegt Zentimeter über die Latte (29.).

Weiter kombinieren sie so vor sich hin, die Frankfurter, bis Rode beherzt eingreift, als ein Abwehrspieler einen langen Ball von Schildenfeld abfängt. Er erkämpft sich die Kugel und blockt zu Meier, der sofort in den Lauf von Hoffer spielt, dessen scharfe Hereingabe von rechts Biliskov und Torhüter Özcan aber gemeinsam abwehren können (35.). Zwei Minuten später gibt es wieder einen Freistoß, den Köhler von der linken Seite in den Strafraum schlenzt. Meier steigt hoch, doch sein Kopfball aus elf Metern landet nur auf dem Tornetz. Es ist die letzte Chance vor der Pause, zu der die Frankfurter mit einigen Pfiffen von den Rängen verabschiedet werden, über die sich der Trainer sichtlich ärgert: "Ich kann das überhaupt nicht nachvollziehen, wenn fünf Spiele vor Saisonschluss bei einem Fehlpass gepfiffen wird. Jeder konnte sehen, dass die Spieler alles gegeben haben und wir alles im Griff hatten.“ Heribert Bruchhagen sieht dies indes gelassener: “Alle sind mit dem Herzen dabei und wollen, dass wir die Entscheidung erzwingen. Der eine pfeift da eben, der andere fasst sich an den Kopf. Das ist Ausdruck der Sorge, dass wir unser Ziel nicht erreichen.“


Rode

Diese Sorge zerstreuen könnten sie mit einem Dreier und genauso starten sie auch. Der nimmermüde Rode ist es, der am Mittelkreis den Ball erobert und zu Hoffer passt, der nach vorne sprintet und die Kugel zielgenau in den Strafraum legt, wo Idrissou jetzt allein auf Özcan zuläuft. Das muss sie sein, die Führung. Özcan bleibt hingegen wie ein Handballtorhüter stehen, um blitzschnell die Arme zur Parade hochzureißen, als Idrissou abzieht (46.). Kurz darauf wird eine Flanke von Butscher in den Strafraum geklärt und Ikeng auf der rechten Seite legt sich die Kugel zurecht, um sie nach vorne zu schießen. Doch Meier ist zur Stelle und blockt klasse ab, so dass der Ball zu Rode prallt, der sofort in der Mitte auf Idrissou passt. Der Stürmer nimmt das Leder mit der Innenseite direkt und schießt ihn flach am sich vergebens streckenden Özcan zur 1:0-Führung ins linke Toreck (49.).

Riesenjubel, die Eintracht versucht, sofort nachzulegen. Hoffer setzt sich nach Vorarbeit von Idrissou im vollen Lauf gegen zwei Gegenspieler durch und zieht aus halbrechter Position im Strafraum ab, aber erneut verkürzt Özcan den Winkel und kann zur Ecke klären (53.). Weiterhin läuft es nur in eine Richtung, so dass FC-Trainer Oral reagiert und mit Akaichi für Heller einen weiteren Stürmer bringt. Unterdessen führt Köhler einen Freistoß von rechts kurz auf Schwegler aus, der gefühlvoll in den Sechszehner flankt, wo sich Idrissou im Luftduell gegen zwei Ingolstädter durchsetzt, aber einmal mehr seinen Meister in Özcan findet (59.). Nach dieser Chance bricht die Eintracht ein wenig ab und lässt jetzt die Franken kommen, ohne dass dies zu gefährlichen Situationen führt, so dass Ingolstadt erneut zweimal wechselt. Drei Minuten später wird ein Schwegler-Freistoß von Hoffer verlängert, Rode sprintet in den Strafraum, aber Özcan rauscht ihm mit den Füßen entgegen und erwischt Rode schmerzhaft im Unterleib (70.).

Während Rode mit schmerzverzerrtem Gesicht zurück läuft, fliegt die Kugel nach einem Kopfballduell an der Mittellinie ins Seitenaus. Schiedsrichter Dankert entscheidet zunächst auf Einwurf für die Eintracht, aber Jung steht nur da, während sich ein Ingolstädter den Ball schnappt und mit Billigung des Unparteiischen schnell ausführt. Drei Frankfurter lassen sich an der linken Außenbahn vorführen, dann passt Nemec auf Leitl, der sofort an Schildenfeld vorbei für Akaichi auflegt. Der startet in den Strafraum, während Butscher zu tief steht und das Abseits aufhebt. Akaichi behält die Nerven und schiebt das Leder flach an Nikolov vorbei ins rechte Toreck zum 1:1 (71.). “Beim Einwurf waren wir zu brav und Heiko muss da raus rutschen, dann steht der Gegenspieler im Abseits“, ärgert sich Armin Veh, der jetzt Kittel für den angeschlagenen Rode und vier Minuten später Matmour für Butscher bringt, um die bislang allzu oft verwaisten Außenpositionen zu stärken.


Anderson

Matmour allerdings zeigt nur, warum er nicht mehr in der Startelf steht, so dass der Trainer mit seiner letzten Option Friend anstelle von Hoffer bringt (80.). Immerhin, nach gut fünfzehn Minuten Leerlauf rennen die Frankfurter jetzt endlich den fränkischen Strafraum mit der gebotenen Vehemenz an, so dass Ingolstadt keine Zeit mehr zum Luftholen bekommt. Meier ist es, der in dieser Phase die Führung übernimmt. Bei der ersten halbwegs vernünftigen Flanke von Matmour nimmt er den Ball an der Strafraumgrenze perfekt an und schießt aus der Drehung. Aber Torhüter Özkan pariert ebenso gut wie zuvor (82.). Eine Minute später setzt sich Kittel links durch, rennt beherzt bis zur Grundlinie und spielt flach zu Idrissou am kurzen Pfosten. Der aber bekommt in Bedrängnis nicht genug Druck gegen das Leder, so dass es rechts am Kasten vorbei trudelt.

Es bleibt spannend. Nachdem ein halbherziger Konter der Franken abgefangen wird, zieht Meier vor der Mittellinie an, lässt zwei Gegenspieler stehen, doch statt nach rechts zum sich frei laufenden Idrissou zu passen, schießt er aus über 20 Metern und verfehlt das Tor ebenso wie bei seinem Drehschuss nach Zuspiel von Schwegler drei Minuten später (88.). Die Sekunden verrinnen, Friend setzt in der Nachspielzeit noch einmal einen Kopfball neben den Kasten und nachdem der letzte verzweifelte Schuss von Meier abgeblockt wird, lassen sie die Schultern hängen. 22:4 Torschüsse und ein Chancenverhältnis von 8:1 reichen der Eintracht nicht für den Sieg. Trotzdem beträgt der Vorsprung der Frankfurter nach dem 30. Spieltag auf Düsseldorf fünf Punkte, sechs auf St. Pauli und sieben auf Paderborn, die 2:0 in Aue, dem nächsten Gegner der Eintracht, gewinnen konnten. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Natürlich bin ich enttäuscht, denn Ingolstadt hat zwar sehr tief gestanden, aber wir haben das Spiel trotzdem im Griff gehabt. Nur der letzte Pass und die letzte Flanke waren nicht konsequent genug. Aber es gibt immer Phasen, wo Mannschaften mal Punkte lassen, auch wenn sie besser sind. Wir haben eine gute Ausgangsposition. Und die lassen wir uns nicht mehr nehmen."

Heribert Bruchhagen: “Im Nachhinein könnte man natürlich über das Ergebnis enttäuscht sein, denn der Gegner hatte nur eine Chance und am Ende steht man fast mit leeren Händen da. Heute fehlte die letzte Präzision aber die Mannschaft hat aufopferungsvoll gekämpft und in den letzten zwanzig Minuten hat jeder noch mal alles versucht. Solche Spiele gibt’s, man gewinnt nicht jedes Heimspiel.“

Alexander Meier: "Wir hätten den Sieg verdient gehabt, aber so schlimm ist das jetzt auch nicht. Ob sieben oder fünf Punkte Vorsprung, der Druck ist immer genauso groß. Wir haben es weiter in der eigenen Hand.“

 

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