Eintracht Frankfurt - VfL
Bochum |
2. Bundesliga 2011/2012 - 28. Spieltag
3:0 (3:0)
Termin: Fr 30.03.2012, 18:00 Uhr
Zuschauer: 39.300
Schiedsrichter: Frank Willenborg (Osnabrück)
Tore: 1:0 Mohamadou Idrissou (18.), 2:0 Alexander Meier (32.), 3:0 Erwin Hoffer (35.)
Eintracht Frankfurt |
VfL Bochum |
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Ein Schritt in die richtige Richtung “Natürlich spüren wir hier jetzt die Euphoriewelle, wir wollen das Ding durchziehen und nicht locker lassen, aber wir wissen auch, dass wir noch lange nicht durch sind", erklärt Kapitän Schwegler nach dem Sieg bei Union Berlin und auch Armin Veh meint: “Ich spüre schon ein wenig Euphorie, einiges hat sich zum Guten gewandelt und Erfolge werden nicht mehr als Selbstverständlichkeit hingenommen.“ Nicht selbstverständlich, dafür ein weiterer Schritt wäre ein Heimsieg gegen den aktuellen Tabellenzehnten aus Bochum, der in der letzten Saison noch in der Relegation gegen Mönchengladbach am Aufstieg scheiterte. Verzichten muss der Trainer allerdings neben Amedick und Abu, der überraschend wieder zum norwegischen Erstligisten Stroemsgodset IF zurückgekehrt ist, auf Rode, der sich eine Mandelentzündung zugezogen hat. Für ihn wird Kittel erstmals in dieser Saison beginnen. “Den Einsatz hat er sich auf Grund seiner Trainingsleistungen verdient“, meint der Trainer, der ansonsten auf dieselben Spieler wie beim 4:0-Sieg gegen Berlin vertraut. Vier Siege in Folge hat die Eintracht geholt. Ganz anders sieht es beim VfL Bochum aus, der eigentlich ein Wort beim Aufstiegskampf mitreden wollte, aber seit Saisonbeginn in der unteren Tabellenhälfte herum krebst und zuletzt fünf Spiele ohne Sieg absolvierte. Dennoch gibt sich Trainer Bergmann kämpferisch: “Wir werden in Frankfurt nicht wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen. Wir wollen da was holen, auch wenn die Trauben sehr hoch hängen. Wir werden Nadelstiche setzen und unsere Möglichkeiten nach vorne nutzen." Und das ohne die Langzeitverletzten Azaouagh, Delura, Federico und Aydin, dafür aber mit Faton Toski, der seit 1987 bei allen Jugendmannschaften für die Eintracht am Ball war und einst als großes Mittelfeldtalent gefeiert wurde, sich aber nicht etablieren konnte, so dass er 2010 nach Bochum wechselte, wo er mittlerweile als Linksverteidiger spielt. “Es wäre wunderbar, wenn unsere Pechsträhne ausgerechnet in Frankfurt ein Ende nehmen würde. Zu Beginn der Saison wollten wir aufsteigen, das ist jetzt immer noch die gleiche Mannschaft, daran sollten wir uns erinnern“, gibt sich der 25-Jährige kämpferisch. Und tatsächlich lässt der Beginn die Frankfurter Anhänger die Augen reiben. Nachdem Köhler unmittelbar nach dem Anpfiff den Ball verliert und Dammer auf rechts nach vorne drängt, klärt Schildenfeld zur Ecke, die Freier vor den Fünfmeterraum schlenzt. Maltritz setzt sich gegen Anderson durch, köpft den Ball zum Glück aber nur um Zentimeter neben den rechten Pfosten (1.). Die Eintracht antwortet postwendend durch Hoffer, der das Leder am Mittelkreis gegen zwei Bochumer erobert und Richtung Strafraum läuft, bevor er 18 Meter vor dem Tor von Dabrowski und Toski zu Fall gebracht wird. Den Freistoß zirkelt Köhler hoch in die linke Ecke, doch Torwart Luthe ist auf dem Posten und faustet den Ball aus dem Winkel (4.). Nach zehn Minuten legt die Eintracht einen Gang zu, kombiniert schnell und profitiert dabei vom emsigen Idrissou und der Schnelligkeit Hoffers, die viel auf die Flügel ausweichen und denen der VfL jetzt kaum etwas entgegen zu setzen hat. So wie in der 12. Minute, als sich Idrissou auf links durchsetzt und in die Mitte flankt. Der Ball wird geklärt, aber Meier setzt nach und passt zu Djakpa, der die Kugel an den Elfmeterpunkt schnippelt, wo Idrissous Flugkopfball allerdings weit am linken Pfosten vorbei geht.
Sechs Minuten später flankt der von Köhler eingesetzte Djakpa von links vor den Fünfmeterraum, wo Idrissous Direktabnahme von Acquistapace an die Unterkante der Latte abgefälscht wird. Der Ball springt nach unten, aber vor der Linie auf, um zur Seite geklärt zu werden. Erneut ist Djakpa zur Stelle, bekommt die Kugel unter Kontrolle und flankt, Kopplin verlängert mit dem Kopf unglücklich zu Kittel, der volley an das linke Fünfmeterraumeck ablegt, wo Idrissou das Leder wuchtig mit dem Kopf zum 1:0 ins linke Toreck setzt. “Beim Tor von Mo wollte ich eigentlich auf das Tor schießen, aber am Ende war es ein guter Pass", grinst Kittel zu seiner Vorlage, während Armin Veh den 19-Jährigen lobt: “Er hat eine extreme Qualität. Wenn er nur die Hälfte von dem, was er kann, aufs Feld bringt, hilft er uns schon weiter. Heute war es um einiges mehr als die Hälfte.“
Die Eintracht bemüht sich nun, das Spiel zu beruhigen, aber noch steckt der VfL nicht auf. Nachdem Schwegler der Ball abgejagt wird, setzt er nach und foult Kramer vor dem eigenen Strafraum. Toski tritt den Freistoß aus 20 Metern über die Mauer, aber auch knapp einen Meter über das Tor von Nikolov (26.). Ebenso harmlos präsentiert sich Ginczek zwei Minuten später, als er eine Hereingabe von Kopplin nur in die Arme des Torhüters schiebt. Wie es geht, zeigt die Eintracht vier Minuten später in Perfektion. Idrissou passt zu Hoffer auf der linken Außenbahn, der den Ball sofort in den Strafraum schlägt. Maltritz verlängert mit dem Kopf nach hinten, wo Meier den Ball am rechten Fünfmeterraumeck mit dem Rücken zum Tor annimmt, sich dabei um Dabrowski dreht und den Ball mit der nächsten Berührung aus spitzem Winkel zum 2:0 unter die Latte knallt (32.). Was für ein traumhafter Treffer, “den auch in der Bundesliga nicht viele erzielen können“, lobt Armin Veh das bereits sechzehnte Saisontor von Meier, um zu ergänzen: “Er ist ein richtig geiler Kicker.“ Klasse, die Eintracht setzt nach und holt zwei Minuten später eine Ecke auf der linken Seite raus, die Schwegler kurz auf Köhler ausführt. Dessen Flanke wird abgeblockt, landet jedoch bei Djakpa, der sie direkt vor den Fünfmeterraum lupft, wo Hoffer vor Acquistapace am Leder ist und es per Kopfballaufsetzer zum 3:0 ins rechte Toreck befördert (35.). Wahnsinn, es ist bereits das 22. Kopfballtor der Eintracht und auch Schwegler kann nur staunen: “Wir haben da weitergemacht, wo wir in Berlin aufgehört haben. Unsere Tore fallen relativ einfach. Und immer zum richtigen Zeitpunkt. Wir haben ein Spiel entwickelt und sind vorne unberechenbar.“ Dieses Gefühl der Überlegenheit ist der Eintracht nur für einen kurzen Moment anzumerken, denn direkt nach dem Anstoß laufen drei Frankfurter ins Leere, so dass die Kugel plötzlich bei Inui am linken Strafraumrand landet, der freistehend sofort abzieht, seinen Schuss jedoch nur an den rechten Innenpfosten setzt, so dass Schildenfeld den Abpraller klären kann (36.). Danach ist wieder Konzentration bei der Heimelf angesagt, selbst Idrissou hilft bei den seltenen Bochumer Vorstößen hinten aus und als Nikolov kurz vor der Halbzeit Inui das Leder vor den Füßen abluchsen kann, geht es mit der souveränen 3:0-Führung in die Halbzeit, in der VfL-Trainer Bergmann nur stöhnen kann: “In unserer Verfassung haben wir in einer solchen Situation nicht die Wucht, dagegen zu halten“, während Armin Veh Lehmann für Idrissou bringt, der sich eine Prellung am Sprunggelenk zugezogen hat und die Marschroute für den zweiten Abschnitt vorgibt: "Wir wollen stabil stehen, das ist die Aufgabe der zweiten Halbzeit."
Gesagt, getan. Die Eintracht präsentiert viel Ballgeschiebe im Mittelfeld, es gibt kaum Strafraumszenen, während den biederen Bochum alle Mittel fehlen, um die Hausherren auch nur ein wenig unter Druck zu setzen. So probieren es die Eintracht doch noch einmal über Hoffer, der auf links am völlig überforderten Acquistapace vorbei in den Strafraum rennt, seinen flachen Pass von der Torauslinie aber leider nur in den Rücken des völlig freistehenden Jung spielt (49.). Auch sechs Minuten später geht der nächste Angriff vom zuweilen etwas zu eigensinnigen Hoffer aus, der wieder auf die linke Außenbahn ausweicht und die Kugel in den Strafraum drischt. Der Ball wird zunächst geklärt, landet aber dann bei Kittel, der auf rechts erst Toski und dann Dabrowski mit einem Beinschuss zu Jung düpiert. “Sebi“ geht in den Strafraum und passt zurück auf Schwegler, der die Kugel aber nicht richtig trifft, so dass sie am linken Torpfosten ins Toraus trudelt. Nach einer knappen Stunde wird es auf der rechten Seite mal wieder schnell, dieses Mal über einen Doppelpass von Kittel und Lehmann, der auf Meier zurücklegt. Meier schießt am Strafraumrand, gerät aber in Rücklage und setzt den Ball hoch über das Tor. Jetzt reagiert Trainer Bergmann und bringt Gelashvili für Freier (61.), was an der Harmlosigkeit der Gäste rein gar nichts ändert. Oder vielleicht doch? In der 74. Spielminute nutzt Inui die scheinbar nachlassende Aufmerksamkeit der Abwehr und spielt von der Mittellinie aus geschickt in die Spitze, wo Ginczek dem falsch postierten Schildenfeld das Nachsehen gibt. Der 20-Jährige eilt auf Nikolov zu, hebt dann aber an der Strafraumgrenze den Ball über den heraus stürzenden Keeper am rechten Pfosten vorbei. Doch dies ist nur ein einmaliges Strohfeuer. Die Gäste sind wohl froh, nicht vollends unter die Räder zu kommen, während die Eintracht dem schweren Montagsspiel Tribut zollen muss. So verrinnen die Minuten, Kittel jagt den Ball noch einmal in die Wolken (79.) und auch Hoffer, der nach einem schönen Doppelpass mit Kittel halblinks in den Strafraum eindringt, verliert die Übersicht, um die Kugel über die Latte zu hauen, statt den viel besser postierten Matmour, der für Köhler ins Spiel kam, zu bedienen (81.). Sei es drum, nachdem kurz vor Schluss noch mal ein Kopfball von Sinkiewicz nach einer Ecke knapp über den Querbalken fliegt, ist es endlich vollbracht.“Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey-hey!“ skandieren die Fans, denn mit dem fünften Sieg in Folge erobert die Eintracht am Freitag wieder die Tabellenspitze, den sie auch behalten wird, da Fürth in Aue nur ein Unentschieden holt. (tr)
Armin Veh: "Wie man gesehen hat, hat uns das Montagsspiel schon noch etwas in den Knochen gehangen. Die Spritzigkeit war nicht ganz so da. Wichtig war, dass wir die Tore gemacht haben. Auch in der zweiten Halbzeit hatten wir Chancen, das Ergebnis noch zu erhöhen. Aber wir sind nicht so vermessen zu sagen, dass wir immer 4:0 oder 6:0 gewinnen müssen." Andreas Bergmann, Trainer VfL Bochum: “Es war ein klar verdienter Sieg für die Eintracht, wir hatten nicht den Hauch einer Chance. Für uns ging es vor allem darum, noch Schlimmeres zu vermeiden.“ Alexander Meier: “Das war ein schlechtes Spiel von uns. Wir hatten es nicht unter Kontrolle und in der zweiten Halbzeit nix mehr zustande gebracht. Das war komisch, wir haben nicht mehr gespielt. Es gibt halt noch vieles zu verbessern.“ Pirmin Schwegler: "Wir haben da weitergemacht, wo wir in Berlin aufgehört haben. So war der Sieg wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Auch in den kommenden sechs Spielen wollen wir nicht mehr locker lassen und es bis zum Ende durchziehen."
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