FC Hansa Rostock - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 25. Spieltag

1:5 (0:2)

Termin: So 11.03.2012, 13:30 Uhr
Zuschauer: 13.300
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 0:1 Benjamin Köhler (13.), 0:2 Gordon Schildenfeld (42.), 1:2 Robert Müller (63.), 1:3 Sonny Kittel (77.), 1:4 Sebastian Rode (84.), 1:5 Mohamadou Idrissou (87.)


 

>> Spielbericht <<

FC Hansa Rostock
Eintracht Frankfurt

  • Kevin Müller
  • Marke Janecka
  • Matthias Holst
  • Stephan Gusche
  • Sebastian Pelzer
  • Robert Müller
  • Michael Wiemann
  • Tobias Jänicke
  • Timo Perthel
  • Freddy Borg
  • Marek Mintal

 


 

Wechsel
  • Michael Blum für Timo Perthel (46.)
  • Tino Semmer für Michael Wiemann (71.)
Wechsel
Trainer
  • Wolfgang Wolf
Trainer

 

 

Kein Schönheitspreis, aber das Ergebnis stimmt

"Armin Veh ist heute nicht da. Er hat keine Zeit", meint Ruth Wagner, die stellvertretende Pressesprecherin nur kurz, nachdem der Trainer die obligatorische Pressekonferenz wegen des Besuchs eines Auswärtsspiels bereits von Freitag auf Donnerstag verschieben ließ. Ist es ein Zahnarzttermin oder die Verstimmung über die Redseligkeit eines Aufsichtsratsmitglieds, das Details der letzten Sitzung nebst Zahlen über die finanziell angespannte Situation der Eintracht der Presse weitergibt? Die Frage bleibt offen, dafür weiß Spielbeobachter Ralf Weber, der vor 20 Jahren bereits an diesem Ort ein wichtiges Spiel verlor, was die Eintracht am Sonntag beim Tabellenschlusslicht erwartet: "Windstärke 5, kein guter Rasen, halt wie immer in Rostock." Und Co-Trainer Geyer verkündet nach zuletzt fünf Auswärtsspielen, in denen nur zwei Zähler geholt wurden, anstelle seines Chefs: "Wir haben in der zweiten Halbzeit beim 1:0 gegen Cottbus richtig gut gespielt. Das hat uns Selbstvertrauen gegeben, wir wollen da weitermachen, wo wir aufgehört haben."

Und zwar tatsächlich mit der Mannschaft der zweiten Halbzeit von Cottbus. So beginnen Schildenfeld und Djakpa anstelle von Amedick und Butscher in der Abwehr und im Sturm setzt der Trainer auf Hoffer sowie Idrissou, so dass Rode auf die rechte Außenbahn rutscht und Schwegler alleine vor der Defensive agieren wird. "Ich habe mir das unter der Woche im Training und im Testspiel angeschaut, und dann ist mir das so eingefallen. Mit dieser Elf haben wir zum Beispiel in Bochum gewonnen", erklärt Armin Veh, der von 2002 bis 2003 die Hanseaten in der Bundesliga trainierte, die Umstellung auf ein System mit zwei Spitzen.

"Für uns ist der Sieg wichtiger. Die Eintracht kann mal drauf verzichten", meint unterdessen Wolfgang Wolf, der im Dezember Peter Vollmann, ablöste, aber bislang auch nur fünf magere Punkte einsammeln konnte, so dass Hansa seit dem 20. Spieltag am Tabellenende steht. "Von der Papierform her scheint es aussichtslos. Doch ich freue mich auf diese Partie. Das Team kann zeigen, was es drauf hat. Wenn es uns gelingt, die Frankfurter in Zweikämpfe zu verwickeln, haben wir eine Chance. Und die wird größer, je länger es 0:0 steht", ergänzt der Trainer, um seine Mannschaft nur auf einer Position gegenüber der 2:3-Niederlage in Braunschweig umzubauen. Holst kehrt nach abgesessener Sperre für Pannewitz zurück in die Abwehr und Mintál agiert weiterhin als hängende Spitze hinter dem Winterzugang Freddy Borg, der bereits 3 Tore in sechs Spielen erzielte.


Torschütze Köhler

Es herrscht eine einseitige Stimmung im Ostseestadion, denn viele Hansa-Fans schweigen oder kommen aus Protest gegen künftig personalisierte Karten bei Auswärtsspielen gar nicht erst, so dass fast nur die Frankfurter die Stimmung machen. Unterdessen versucht die Eintracht, dass Spiel unter Kontrolle zu bekommen, doch noch sind die Abspiele viel zu ungenau, zumal Hansa spielerische Mängel durch rauen Einsatz auszugleichen versucht. “Es war schwer auf dem Geläuf für eine Mannschaft, die spielerisch gut ist“, schiebt Armin Veh eine weitere Erklärung für das Gebotene der Gäste nach. So schleppt sich das Spiel mit vielen Quer- und Fehlpässen bis zur 13. Spielminute, als es Meier auf der linken Außenbahn zu eng wird, er die Kugel auf Strafraumhöhe zurück in die eigene Hälfte spielt und Schildenfeld quer auf Anderson am Mittelkreis legt. Der sieht Jung starten und schlenzt den Ball wunderbar ans rechte Strafraumeck. Jung nimmt den Ball im Sprint gekonnt aus der Luft mit, um ihn kurz vor der Torauslinie flach zurück auf Köhler zu legen, der die Kugel direkt ins lange linke Toreck zimmert (13.). Ein wunderschönes Tor zur 1:0-Führung, dem bereits achten Treffer von Köhler, zu dem er bescheiden meint: “Sebi hat gut zurückgespielt, da musste ich ja nur noch den Fuß hinhalten“.

Doch sie machen es schon wieder. Statt nachzusetzen, ziehen sich die Frankfurter zurück, Schwegler agiert meist kurz vor dem Strafraum und auch Jung bleibt in der eigenen Hälfte, während Rostock ungelenk versucht, zu ersten Torchancen zu kommen. Die Eintracht hat mehr Ballbesitz, macht aber kaum etwas daraus. Und wieder werden von der Innenverteidigung viel zu häufig keine Pässe gespielt, sondern die Kugel nach irgendwo, bevorzugt ins Seitenaus, geschlagen. So ist es eine Einzelaktion, die für ein Raunen sorgt. Ein langer Ball von Meier wird abgefangen und urplötzlich startet Jänicke aus der eigenen Hälfte, wird weder von Schwegler noch von Schildenfeld gestellt, so dass er kurz vor der Strafraumgrenze abzieht, doch das Leder rauscht zum Glück über die Latte (23.). Vier Minuten später steht erneut Nikolov im Blickpunkt, nachdem Anderson einen Schuss von Mintál zwar abblocken kann, aber das Leder zu Jänicke kommt, der sofort aus zwanzig Metern abzieht. Aber Nikolov kann die Kugel über die Latte lenken.


Torschütze Schildenfeld

Nach ein paar Minuten mit weiterem Mittelfeldgeplänkel gibt es in der 34. Minute Eckball für Rostock von der rechten Seite. Der von Perthel getretene Ball dreht sich gefährlich zum Tor hin, Nikolov will zugreifen, doch er lässt die Kugel nach hinten fallen. Aber Köhler steht zum Glück am linken Pfosten bereit und kann vor dem einschussbereiten Mintál klären. Weiter plänkelt das Spiel vor sich hin, dann gibt es Eckball für die Eintracht von der linken Seite. Köhler schlenzt die Kugel vor den kurzen Pfosten, wo Schildenfeld ihn, bedrängt von zwei Gegenspielern verlängert. In einem wunderbaren Bogen fliegt die Kugel über Torhüter Müller und den auf der Linie stehenden Mintál hinweg ins Netz, zum überraschenden 2:0 (42.). "Das war meine Taktik. Ich wollte zum ersten Pfosten gehen und den Ball in die Zone vor dem Tor bringen. Das er reingeht, war so nicht geplant“, meint Schildenfeld grinsend.

“Mit dem Ergebnis bin ich hochzufrieden, aber unser Spiel war genauso zerfahren wie das des Gegners. Wir haben nicht überzeugend gespielt, unser Spiel von hinten heraus ins Mittelfeld ist nicht präzise genug. So bringen wir Rostock immer wieder ins Spiel", kritisierte Bruchhagen zu Recht, was Armin Veh nach dem Spiel grinsend kommentiert: „Das hat Herri gesagt? Der hat keine Ahnung vom Fußball. Hansa hat tief und gut gestanden, und auf dem Platz ist es schwer zu kombinieren." Dennoch zieht er Konsequenzen und bringt Kittel für Hoffer, der auf die rechte Außenbahn rückt, während Rode jetzt vor der Abwehr spielt und Idrissou als alleinige Spitze agiert.

Auch beim Tabellenletzten kommt mit Blum für Perthel ein neuer Mann und scheinbar frischer Schwung. Bereits am Strafraum der Frankfurter setzen sie nach, Jänicke luchst Schwegler die Kugel ab und spielt sie in die Mitte, wo sie nach einigen Querschlägen und einem Kopfball von Müller wieder beim 22-Jährigen ankommt, der einfach aus zwölf Metern direkt abzieht. Nikolov aber fliegt reaktionsschnell ins rechte Toreck und kann zur Ecke klären (47.). “Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und lassen zu viele Torchancen zu. Das müssen wir abstellen", meint Köhler. In der Tat, denn kaum fünf Minuten später grätscht Schwegler eine verunglückte Hansa-Flanke von der linken Seite genau vor die Füße von Borg. Der zieht aus sieben Metern vor dem kurzen Pfosten ab, findet zum Glück aber seinen Meister in Nikolov, der glänzend pariert.

Nachdem Meier in der 59. Spielminute einen Direktschuss nach Flanke von Djakpa aus elf Metern nur knapp neben das linke Toreck setzt, ist wieder Rostock an der Reihe. Ein hoch in den Strafraum geschlenzter Freistoß von Blum wird von Idrissou nur kurz nach vorne geköpft. Einen Kopfabpraller später trudelt die Kugel zu Mintál an der Strafraumgrenze, der sie gegen den linken Pfosten hämmert. Von dort springt der Ball bis zu Müller, der aus 18 Metern Entfernung Maß nimmt und zum 1:2 trifft (63.). “Das 1:2 war unser Hallo-wach-Effekt. Es war wichtig, dass wir noch mal einen Zahn zugelegt haben“, erzählt Schwegler zu den kommenden Minuten, in denen das Spiel richtig an Fahrt gewinnt. Rostock will den Ausgleich und die Eintracht hat jetzt den Raum und nutzt ihn.


Torschütze Kittel

Zunächst prüft Kittel Torhüter Miller mit einem Knaller vom rechten Fünfmeterraumeck (72.), dann ist es Meier, der einen hohen Ball von Schwegler glänzend im Strafraum mitnimmt und aus 9 Metern abzieht, aber erneut zeigt Müller einen tollen Reflex (74.). Drei Minuten später zeigt Schwegler am Mittelkreis vollen Einsatz und grätscht einen Angriffsversuch der Hanseaten ab. Der Ball kommt zum startenden Kittel, der nach einem kurzen Haken kurz vor dem Strafraum quer auf Köhler passt. Benny spielt flach nach halbrechts in den Strafraum und Pelzer verschätzt sich bei seinem Grätschversuch, so dass das Leder bei Kittel landet, der sie aus spitzem Winkel mit viel Gefühl zum 3:1 ins lange Toreck schießt (77.). “Wir haben schon das 2:0 zu lange verwaltet und es wurde nach dem Anschlusstor eng. Aber Sonny hat das richtig gut gemacht“, freut sich der Trainer.

War es das? Noch reagiert Hansa, nach einem langen Pass aus der eigenen Hälfte sprintet Borg auf links in Richtung Strafraum, tanzt Schildenfeld aus und zieht ab, doch zum Glück prallt die Kugel gegen die Latte und geht dann ins Seitenaus (81.). Hansa drückt, öffnet aber jetzt sämtliche Tore. Ein Freistoß aus dem eigenen Halbfeld verlängert Meier mit dem Kopf auf Idrissou, der freistehend auf den ebenso unbehelligt in den Strafraum ziehenden Rode köpfen kann. Rode behält die Nerven und erzielt mit einem Direktaufsetzer aus zehn Metern ins linke Toreck das 4:1 (84.).

Das Tabellenschlusslicht löst sich jetzt auf. Nachdem Meiers gefühlvoller Schuss zwei Minuten später noch knapp rechts am Pfosten vorbei segelt (86.), macht es Idrissou eine Minute später besser, nach dem kurz zuvor der für Djakpa eingewechselte Butscher links ganz frei in den Strafraum marschieren kann und quer auf den Kameruner legt. Im Fallen streckt Idrissou sein rechtes Bein aus und die Kugel segelt zum 5:1 ins Netz (87.). Nachdem Kittel noch eine letzte Torchance hat, ist das nur am Ende fröhliche Scheibenschießen beendet und beschert drei wichtige Zähler im Aufstiegskampf. Denn aus der Spitzengruppe lässt nur Paderborn zwei Zähler gegen Bochum liegen, so dass die Eintracht auf Rang Zwei mit einem Punkt Vorsprung vor Düsseldorf und einem Zähler Rückstand auf Tabellenführer Greuther Fürth bleibt. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Das Ergebnis ist sicherlich zu hoch ausgefallen, das hat der Spielverlauf nicht hergegeben. Wir haben uns lange Zeit schwer getan und das Spiel dann in der zweiten Halbzeit zu sehr verwaltet. Aber mit dem 3:1 war es dann entschieden. Danach hat man gesehen, dass wir trotz der Platzverhältnisse Fußballspielen können.“

Heribert Bruchhagen: “Das Ganze war viel knapper, als es das Ergebnis aussagt. Das Spiel stand auf der Kippe, weil Rostock kampfstark war. Mit Cleverness und Fortune haben wir aber einen tollen Sieg gelandet."

Sebastian Rode: “Wir wollten hier keinen Schönheitspreis gewinnen, wir wollen aufsteigen. Da ist es letztlich egal, wie wir gewinnen.“

 

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