TSV 1860 München -
Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 2011/2012 - 16. Spieltag
2:1 (1:0)
Termin: Sa 26.11.2011, 13:00 Uhr
Zuschauer: 29.000
Schiedsrichter: Christian Dingert (Thallichtenberg)
Tore: 1:0 Djordje Rakic (1.), 2:0 Kevin Volland (67.), 2:1 Theofanis Gekas (90.)
TSV 1860 München |
Eintracht Frankfurt |
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Wechsel
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Trainer
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Unnötig “Ich würde investieren, ich würde zwei, drei Spieler holen. Jetzt haben wir so gut wie keine Verletzten, jetzt ist es gut. Was passiert aber, wenn bei uns drei, vier Mann ausfallen?“ Rein vorsorglich positioniert sich Armin Veh mit deutlichen Worten für die anstehende Wintertransferperiode, in der die Eintracht versucht sein könnte, Spieler zu verkaufen, um den drohenden Saisonverlust zu reduzieren. Denn wie schnell es gehen kann, zeigt sich in dieser Woche, nachdem sich bei einer erneuten medizinischen Untersuchung bei Idrissou herausstellt, dass die Einblutung in der Kapsel, mit der er wochenlang spielte, eigentlich ein Haarriss im Sprunggelenk ist, die den 31-jährigen zu einer Trainingspause zwingen. Da Friend wohl frühestens in der nächsten Woche wieder einsatzbereit sein wird, stehen dem Trainer nur die zwei “kleinen“ Stürmer Gekas und Hoffer zur Verfügung. Daher wird Armin Veh seine Mannschaft im Spiel beim Tabellensechsten aus München, den er als offensivstarken Gegner einschätzt, umstellen. Es beginnt überraschend nur Gekas im Sturm hinter Rode, Meier und Köhler im offensiven Mittelfeld. Anstelle von Hoffer spielt Lehmann, der von 2003 bis 2006 insgesamt 81 Spiele für die Löwen absolvierte, neben Schwegler vor der Abwehr, in der heute Tzavellas statt des gegen Aachen enttäuschenden Djakpa auf der linken Seite beginnt. "Eine Stadt wie München sollte in der Lage sein, einen ehrlichen Arbeiterverein wie die Löwen mitzutragen", appellierte Geschäftsführer Schäfer vor acht Monaten, als 1860 innerhalb von zehn Tagen 8 Millionen Euro aufzutreiben hatte, um nicht Insolvenz anmelden zu müssen. Es hat geklappt, doch der Preis war hoch, denn mit Hasan Ismaik und Mohamed al-Husseini mussten sie die Anteilsmehrheit an dem Traditionsverein an Finanzinvestoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten abtreten. Seitdem gibt es im Hintergrund heftige Machtkämpfe im Verein, die auch an der Mannschaft nicht spurlos vorübergehen. Nach einem sehr guten Saisonstart stockte es bei den Münchenern, aus den letzten drei Heimspielen konnte gerade einmal ein Punkt ergattert werden. So fordert Sportdirektor Hinterberger ganz unverhohlen: “Wir müssen den Leuten am Samstag unbedingt was bieten.“ Verzichten muss Trainer Maurer für dieses Unterfangen auf seinen Kapitän Lauth sowie den gelbgesperrten Bierofka, so dass Kaiser heute neben dem 19-jährigen Volland, der bereits 8 Treffer erzielen konnte, stürmen wird. Zudem rückt Stahl neben Bülow vor die Abwehr. Die Eintracht hat Anstoß, Gekas tippt auf Meier, der zurück zu Schwegler passt, der wiederum den Ball quer zu Tzavellas spielt. Lässig will der die Kugel zu Köhler weiterleiten, doch Aigner blockt und rennt sofort auf der rechten Außenbahn nach vorne, ohne dass der Grieche ihn stoppen kann. Ein flacher Pass in den Fünfmeterraum, Schildenfeld verpasst, Rakic und Anderson grätschen und vom Schienbein von Anderson prallt die Kugel ins Netz - zum 1:0 für 1860 nach 11 Sekunden. “Er kann sich drehen, er kann zurückspielen, dann passiert nichts. Er spielt ihn aber lang. Warum, weiß ich nicht. Fragen Sie ihn. Aber das kann man auch in der Mitte klären“, ärgert sich Armin Veh über Tzavellas und seine Nebenleute.
“Das war ein Schock, das muss man erst mal verkraften. Dazu haben wir zu lange gebraucht“, meint Schwegler und in der Tat. Zwar hat die Eintracht kurz darauf die erste Torchance nach einer Ecke des Kapitäns, bei der Tzavellas aus neun Metern Torhüter Király mit einem Flachschuss prüft (3.), doch danach gibt es kein Durchkommen gegen die eng gestaffelte Defensive der Gastgeber, die die Frankfurter bereits an der Mittellinie energisch angehen. Zudem wirkt die Eintracht verunsichert; viele Fehlpässe, zu viele hohe Bälle und zu wenige Ideen prägen das biedere Spiel. So wird es erst in der 22. Spielminute wieder gefährlich, nachdem Lehmann von der Mittellinie aus einen hohen Pass auf Meier am rechten Strafraumeck spielt, den dieser mit dem Kopf zurücklegt. Rode stoppt mit der Brust, doch sein Schuss aus 17 Metern saust über die Latte. Nachdem Feick sich bei einer Grätsche gegen Schwegler verletzt und Buck für ihn in die Partie kommt, haben die Gäste endlich die nächste Chance durch ihren Kapitän, nachdem Tzavellas Rukavina entwischt und den Ball hoch in den Strafraum schlägt. Doch der Schuss von Schwegler fliegt ebenfalls hoch über die Latte (29.). Inzwischen wird die Partie ruppiger. Viele kleine Fouls bremsen den ohnehin nur spärlich vorhandenen Spielfluss. So hängt der meist ins Abseits laufende Gekas in der Luft, während sich Meier unsichtbar macht, aber in guter Gesellschaft mit Schwegler, Köhler, Rode und Lehmann ist, die ebenfalls gegen die Zehnerkette der Löwen überfordert wirken.
Es läuft die 38. Minute, die Münchener sind tatsächlich einmal im Angriff über Rukavina, der den Ball flach in die Gasse spielt, so dass Rakic rechts im Strafraum vor Schildenfeld rankommt und die Kugel quer vor den langen Pfosten legt. Doch zum Glück für Nikolov fliegt Volland aus vier Metern wunderschön an der Kugel vorbei, denn das wäre das 2:0 gewesen. Aber schlimm genug, der Torhüter verletzt sich bei seinem Rettungsversuch und muss kurz darauf mit einer Kapseldehnung im linken Knie gegen Kessler ausgewechselt werden (40.). In der Nachspielzeit zeigt sich Gekas endlich einmal bei einem Pass von Lehmann in den Strafraum, den er prima quer für den 28-Jährigen auflegt. Bedrängt von Rukavina bekommt Lehmann das Leder jedoch nicht mehr unter Kontrolle, so dass Király aufnehmen kann. "Wir haben nicht zu unserem Spiel gefunden, das war eine Katastrophe", schimpft Bruno Hübner in der Pause und auch der Trainer ist angefressen: “Wir konnten vorne die Bälle nicht halten und fanden keine Mittel.“ Mit Beginn der zweiten Halbzeit versucht die Eintracht sofort, den Druck zu erhöhen, doch die erste Möglichkeit haben die Löwen, nachdem Buck Rode vom Ball trennen kann und nach vorne stürmt. Rakic schnippt das Leder zu Aigner am rechten Strafraumeck, der sofort flach in die Mitte flankt. Buck reagiert schneller als Jung, aber Kessler kann den schwachen Ball aus fünf Metern sicher abfangen (48.). Abfangen kann auch Tzavellas einen Befreiungsschlag der Gastgeber, um das Leder postwendend nach vorne zu schlagen. Meier nimmt den hohen Ball vor dem linken Strafraumeck an und zieht aus der Drehung flach ab, aber Torhüter Király kann im Nachfassen parieren (54.). Endlich wird das Spiel der Frankfurter schneller und direkter, Schwegler lenkt jetzt das Spiel und auch Meier ist inzwischen überall da zu finden, wo es wehtut. So kommt Köhler nach einer Kopfballverlängerung von Alex vor dem Elfmeterpunkt an das Leder, trifft aber beim ersten Schussversuch nur Aygün, um die Kugel beim zweiten Versuch zu Gekas zu lupfen, dessen schwache Direktabnahme aus spitzem Winkel den Löwentorwart nicht vor große Probleme stellt (56.). Nur zwei Minuten später verschätzt sich Aygün bei einem weiten Pass von Schildenfeld, so dass Gekas im Sechzehner an die Kugel kommt, seinen Schuss jedoch nur ins Außennetz zimmert. 1860 kommt inzwischen kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus, und während Király einen Kopfball von Meier sicher abfängt, reagiert Armin Veh und bringt mit Hoffer für Lehmann endlich einen zweiten Stürmer (62.).
Dies scheint sich auszuzahlen, denn plötzlich ergeben sich Möglichkeiten fast im Minutentakt. Zunächst kann Schindler einen Schuss von Meier nach starker Vorarbeit von Jung gerade so über die Latte lenken. Danach schlenzt Köhler die fällige Ecke von der rechten Seite an den kurzen Pfosten, die Löwen kriegen den Ball nicht raus, so dass Gekas aus sechs Metern mit dem Rücken zum Tor einfach die Hacke einsetzt. Doch der Kasten bleibt vernagelt, Rukavina kann auf der Linie klären (66.). Die nächste Ecke von der rechten Seite köpft Tzavellas nur in die Arme von Király und plötzlich wird es schnell. Der 35-jährige Torhüter schaut kurz auf und schlägt das Leder weit in die Hälfte der Frankfurter. Schildenfeld tritt im Halbfeld über die Kugel, so dass Volland sie mit der Brust mitnehmen und verfolgt von Anderson und Schildenfeld in den Strafraum ziehen kann. Aus 14 Metern zimmert der 19-Jährige das Leder vorbei an Torhüter Kessler ins linke Toreck zur 2:0-Führung für die Löwen (67.). Armin Veh reagiert erneut und bringt Matmour für Rode, während die Eintracht die inzwischen zehnte Ecke herausholt. Köhler tritt diese von rechts an den kurzen Pfosten, wieder herrscht Getümmel im Strafraum und irgendwie schafft es Király, den platzierten Kopfball von Gekas zu parieren (72.). Vier Minuten später wäre es dann aber fast gelaufen, als Rakic bei einem Gegenstoß Stahl mit einem Hackentrick freispielt. Doch aus zwölf Metern schlenzt der die Kugel nur um Millimeter neben das rechte Lattenkreuz. Weiter drängen die Gäste mit Vehemenz, aber es fehlt die Genauigkeit beim Abschluss und irgendwie auch das letzte Quäntchen Schussglück, das in den vergangenen Spielen stets da war. So trifft Meier nach einem tollen Solo aus zwölf Metern nur die Oberkante der Latte (83.). Es läuft bereits die 90. Spielminute, Schwegler erkämpft sich am Mittelkreis den Ball, Gekas spielt zu Hoffer, der das Leder zu Matmour passt, der wiederum von der Strafraumgrenze aus direkt in den Lauf des 31-jährigen Griechen legt, der den Ball aus elf Metern zum 1:2-Anschluss ins linken Toreck schiebt. Doch mehr lassen die Münchener heute nicht zu. Trotz eines Torschussverhältnisses von 26:10 und 10:1 Ecken für die Frankfurter ist drei Minuten später die erste Saisonniederlage perfekt. Da Düsseldorf das Verfolgerduell gegen Greuther Fürth gewinnt und auch St. Pauli siegt, rutscht die Eintracht wieder auf Rang 2 mit drei Punkten Rückstand auf den neuen Tabellenführer. (tr)
Armin Veh: “Wir haben nach 12 Sekunden das Gegentor bekommen und den 60ern damit voll in die Karten gespielt, die ab dann mit elf Mann ab der Mittellinie verteidigt haben. Wir haben in der ersten Halbzeit einfach keine Mittel gefunden, in der zweiten Hälfte war das völlig anders und wir hatten genügend Möglichkeiten zum Ausgleich. Die Niederlage war unnötig, wir haben schon Spiele gewonnen, in denen wir schlechter waren als heute.“ Heribert Bruchhagen: "Das Ergebnis stellt den Spielverlauf auf den Kopf, auch deshalb tut die Niederlage weh, denn zumindest in der zweiten Halbzeit hat sich die Mannschaft gewehrt, da haben wir den Gegner dominiert.“ Pirmin Schwegler: “Wenn man gegen einen besseren Gegner verliert, muss man das klaglos hinnehmen, aber gegen die ... Das tut schon weh.“ Benjamin Köhler: “Vielleicht tut es uns mal ganz gut zu sehen, dass wir so ein Spiel auch verlieren können. Vielleicht führt es dazu, dass wir im Hinterkopf noch ein paar Prozentpunkte zulegen.“
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