Eintracht Frankfurt -
1. FC Kaiserslautern |
DFB-Pokal 2011/2012 - 2. Hauptrunde
0:1 n.V. (0:0)
Termin: 26.10.2011, 20:30 Uhr
Zuschauer: 46.000
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Richard Sukuta-Pasu (119.)
Eintracht Frankfurt |
1. FC Kaiserslautern |
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Auf und neben dem Platz: Duelle auf Augenhöhe … “Das ist doch Blödsinn. Standortbestimmungen haben wir jede Woche. Aber doch nicht in einem Spiel. Wie mein Kollege aus Lautern bereits gesagt hat, wird es ein Duell auf Augenhöhe, unsere beiden Kader liegen nicht weit auseinander“, erklärt Armin Veh vor dem Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern launisch und kündigt an, gegen den Bundesligisten weder das System umzustellen, noch im Training Elfmeterschießen üben zu lassen. Euphorischer ist da Erwin Hoffer, der in der letzten Saison in Kaiserslautern gespielt hatte und der auch heute neben Idrissou im Sturm beginnen wird, da Gekas nach seiner Zerrung noch nicht einsatzbereit ist. Der Grieche wird ebenso auf der Tribüne sitzen wie Kapitän Schwegler, der aufgrund seiner Roten Karte aus dem Pokalspiel in Aachen im Dezember noch gesperrt ist. Für ihn wird Lehmann, der neben Rode, Meier und Köhler in der Mittelfeldraute spielt, vor der Abwehr aufräumen. Während FCK-Trainer Kurz ebenfalls von einem “Duell auf Augenhöhe“ und einem schweren Pokallos spricht, gibt sich Abwehrspieler Abel, der heute dem in der Liga gesperrten Rodnei weichen muss, siegesgewiss: “Die Frankfurter haben eine bessere Qualität als im vergangenen Jahr, aber nach zwei Siegen nacheinander fahren wir mit breiter Brust zu diesem Pokalknaller.“ In der Tat, nach einem verkorksten Saisonstart mit nur einem Sieg aus den ersten acht Begegnungen stellte Marco Kurz sein Team zuletzt auf ein Zwei-Stürmer-System mit den Neuzugängen Shechter und Kouemaha um. Mit Erfolg, denn die Pfälzer gewannen zuletzt auf Schalke und gegen Freiburg, um mit dem schwächsten Ligasturm neben Aufsteiger Augsburg auf Tabellenplatz 14 vorzurücken. Die jahrelange Rivalität der beiden Teams zeigt
sich bereits vor dem Spiel in allen Facetten. Trotz oder gerade wegen
eines Großaufgebots an Polizei kommt es vor dem Waldstadion zu heftigen
Auseinandersetzungen, bei denen Fans und Polizisten verletzt werden. Beim
Einlaufen der Teams zelebriert die Nordwestkurve hingegen eine tolle Choreographie,
die von den Gästefans zwei Minuten nach dem Anpfiff mit bengalischen
Feuern beantwortet wird. Auch auf dem Rasen entwickelt sich eine verbissene
Partie, in der nach einem Schuss von Tiffert, den Nikolov parieren kann
(2.), die Eintracht das Heft des Handelns in die Hand nimmt. So verspringt
Hoffer nach Zuspiel von Meier aus guter Position der Ball und nur zwei
Minuten später ist es Amedick, der beim Sprint des Österreichers
in den Strafraum gerade so seinen Fuß dazwischen bekommt und zur
Ecke klären kann (6.).
Den ersten Torjubel gibt es in der 15. Spielminute, doch der ebbt schnell ab, da Torschütze Hoffer bei einer Ecke von rechts, die Idrissou verlängert, leider klar im Abseits steht. Schade, denn die Eintracht läuft viel, kämpft beherzt und kombiniert engagiert, doch zu einer weiteren Torchance kommt sie gegen die clever verteidigenden Pfälzer zunächst nicht. Ein Klassenunterschied ist ebenfalls nicht zu sehen, im Gegenteil, die seltenen Angriffsversuche des Bundesligisten werden meist schon im Ansatz souverän abgefangen. Lehmann vertritt Kapitän Schwegler sehr ordentlich und leitet mit dem engagierten Rode sowie Meier viele Spielzüge ein. Dann die 27. Spielminute, nachdem Djakpa überall, nur nicht auf seiner Seite herum irrt, kommt Sahan auf rechts erneut an den Ball und flankt ihn hoch vor den langen Pfosten. Kouemaha legt per Kopf in die Mitte ab, wo Anderson die Kugel in höchster Not vor Shechter Zentimeter neben das eigene Gehäuse schlägt. Nur eine Minute später vertändelt Rodnei in der eigenen Hälfte den Ball gegen den hart nachsetzenden Idrissou, der jetzt unbedrängt in Richtung Strafraum läuft. Statt sich auf einen Zweikampf einzulassen, legt er die Kugel quer auf den mitgelaufenen Hoffer. Doch viel zu ungenau, Hoffer muss abstoppen, lässt sich aber nicht beirren und spielt erst Amedick und dann einen weiteren Lauterer aus, um nicht quer auf Idrissou zu passen, sondern selbst aus acht Metern flach abzuziehen. Leider zu ungenau, so dass Torhüter Trapp das Leder um den linken Pfosten lenken kann (28.). Schade, das wäre es doch gewesen, aber unbeirrt macht die Eintracht weiter gegen den weiterhin extrem passiv spielenden Bundesligisten. Vielleicht jetzt, Meier verlängert ein Zuspiel von Djakpa in den Strafraum, wo Idrissou vor dem linken Fünfmeterraumeck schneller ist als Rodnei. Aber Trapp kann den Schuss aus sieben Metern ebenfalls parieren (39.). Kurz vor der Pause kommt Kaiserslautern tatsächlich zu seiner ersten Torchance. Shechter spielt einen schönen Pass links in den Strafraum auf Tiffert, der die Übersicht behält und die Kugel zurück legt. Kirch rauscht heran, schafft es aber, seinen Schuss aus 13 Metern fast ebenso viele Meter über den Kasten des bislang beschäftigungslosen Nikolov zu setzen (43.). Knapper ist da schon der Knaller von Jung nur 60 Sekunden später, doch auch der rauscht neben den rechten Pfosten, so dass es beim 0:0 in der ersten Halbzeit bleibt. Im zweiten Abschnitt wird das Spiel gegen die jetzt offensiver agierenden Pfälzer immer zerfahrener. Idrissou und auch Köhler aus guter Position versuchen sich fast kläglich mit Weitschüssen, was von den Zuschauern mit Pfiffen quittiert wird (53.). Nach weiteren spielerisch armen Minuten sind die Pfälzer wieder an der Reihe. Der kaum zu bremsende Tiffert setzt sich vor dem Strafraum durch und passt nach links zu Bugera, der den Ball kurz vor der Torauslinie zurück an den Elfmeterpunkt legt. Shechter ist schneller als Schildenfeld, setzt seinen Schuss aus der Drehung aber hoch über das rechte Toreck (63.).
Kurz darauf reagiert Lauterns Trainer und bringt mit Sukuta-Pasu und Fortounis für Sahan sowie De Wit zwei neue Spieler (66.). Zunächst brennt es aber in der eigenen Hälfte nach einem weiten Abschlag von Nikolov. Rodnei zaudert, Hoffer ist zur Stelle, setzt sich jedoch etwas zu heftig mit dem Arm ein, so dass der 26-jährige Brasilianer theatralisch fällt, während Hoffer die Kugel aus elf Metern ins linke Toreck schießt. Leider ist es eine klare Sache für den Linienrichter, der sofort auf Foul entscheidet (67.). Das Spiel bleibt fahrig, aber spannend. Sukuta-Pasu kann sich fünf Minuten später gegen Djakpa durchsetzen und abziehen, aber Nikolov im Nachfassen zur Ecke klären (72.). Armin Veh bringt kurz darauf Friend für Hoffer und in der 77. Minute Matmour für Rode, dem nach starken Beginn im Laufe der Partie immer mehr die Kraft ausging. Doch auch der Rest des Teams kann nicht mehr nachlegen, so dass Kaiserslautern die letzte Chance nach einem Eckball von Tiffert hat. Kouemaha köpft und im Fünfmeterraum versucht Shechter aus der Drehung den Ball zu erreichen, verpasst ihn aber gegen den heraneilenden Meier, so dass es in die Verlängerung geht. In der die Frankfurter scheinbar wieder die Oberhand gewinnen. Nachdem Friend am Elfmeterpunkt eine Hereingabe von Djakpa über den Spann rutscht und neben dem Pfosten landet (93.), ist es kurz darauf der für Meier gekommene Caio, der für ein Raunen sorgt. Eine Hereingabe von Schwegler legt der 24-Jährige gefühlvoll zu Jung, der es jedoch acht Meter vor dem Tor schafft, über die Kugel zu treten (98.). Nachdem mit Petsos für Kirch auch beim Bundesligisten die letzte Wechselmöglichkeit wahrgenommen wird, verrinnen die letzten Minuten der ersten Abschnitts ohne weitere Tormöglichkeiten. Kurz nach dem Wiederanpfiff versucht es Caio aus der Distanz, doch sein Freistoß aus fast 30 Metern landet in den Armen von Trapp, der auch bei Caios nächstem Schuss zur linken Seite abklatschen und im Nachfassen klären kann (108.). Nur eine Minute später hat Sukuta-Pasu nach einem tollen Pass in die Gasse plötzlich auf der linken Strafraumseite freie Bahn, scheitert mit seinem Schuss zwar an Nikolov, bekommt den Ball aber zurück. Jetzt passt er in die Mitte zu Kouemaha, der den Ball aus elf Metern am geschlagenen Torhüter unter die Latte schlenzen will. Doch Schildenfeld reagiert schnell und kommt tatsächlich noch mit dem Kopf heran, um den Ball über die Latte zu lenken (109.). “Er war richtig gut“, meint Armin Veh zurecht.
Die Partie kostet Kraft, das ist unübersehbar, nachdem bereits Anderson von Krämpfen geplagt ist, sinkt auch Djakpa zu Boden, kann aber nach kurzer Behandlung sichtlich unter Schmerzen weiter machen, während die Minuten verrinnen und Caio sich noch einmal erfolglos mit Schüssen aus der Distanz versucht. Kurz vor dem Ende steht der 24-jährige Brasilianer noch einmal im Blickfeld, diesmal allerdings in der eigenen Hälfte, als er in der Abwehr mithilft. Auf der rechten Seite kommt Kouemaha an das Leder, dreht sich, findet keine Anspielstation und dreht sich erneut, um irgendwo in die Mitte zu passen. Doch der Ball springt Caio an die Hacke und fliegt in hohem Bogen in den Strafraum, wo Sukuta-Pasu schneller reagiert als Anderson und den Ball aus neun Metern an Nikolov vorbei zum 1:0 ins Tor schiebt (118.). “Das tut uns weh, plötzlich steht der Stürmer vor mir und schießt. Was willst Du da machen?“, ärgert sich Nikolov über dieses mehr als unglückliche Tor. Doch noch läuft die Begegnung und Hoffnung bleibt. Von der Mittellinie schlägt Djakpa einen hohen Ball in den Strafraum. Im Luftkampf mit Trapp außerhalb des Fünfmeterraums kommt Friend mit dem Rücken zum Tor an den Ball und zieht diesen per Fallrückzieher auf den Kasten. Dort aber steht Rodnei und kann die Kugel zur Seite köpfen (120.). Ein paar Sekunden später ist es jedoch vorbei. Die Eintracht ist unglücklich aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. ... und dennoch:
Armin Veh: “Das fühlt sich richtig scheiße an, aber wer weiß, für was es gut ist. Die erste Halbzeit haben wir klar bestimmt, nur leider konnten wir unsere Möglichkeiten nicht nutzen. Die zweite Halbzeit hat Kaiserslautern immer mehr übernommen. Wir wollten Konter vermeiden und weiterhin sicher stehen. Dann so spät in der Verlängerung zu verlieren, ist natürlich sehr unglücklich.“ Heribert Bruchhagen: "Es ist enttäuschend, schade, dass sich unser Aufwand nur negativ bezahlt gemacht hat. Jetzt stehen wir mit leeren Händen da und sind total enttäuscht.“ Präsident Peter Fischer: “Wir waren die ganz klar dominierende Mannschaft. Lautern hatte den Papst in der Tasche!“
Bereits vor dem Pokalspiel wurde bekannt gegeben, dass die Eintracht vom DFB-Kontrollausschuss erneut bestraft wird. Das für heftige Diskussionen in der Presse sorgende Banner “Bomben auf Dynamo“ beim Auswärtsspiel in Dresden werteten die DFB-Richter als diskriminierende Äußerung, die mit der Mindeststrafe von 18.000 Euro belegt wird. Weitere 2.000 Euro kostet die Feuerwerksorgie, die die Rostocker Fans beim Spiel in Frankfurt in der Halbzeitpause vollführten. Als sei dies nicht genug, sorgen nun auch die Ausschreitungen bei den Pokalspielen in Dortmund und Frankfurt bundesweit für helle Aufregung. So mischt sich nach Meldungen über acht verletzte Polizisten bei massiven Ausschreitungen vor dem Spiel der Eintracht auch Hessens Innenminister Rhein mit einer Presseerklärung in die Diskussion ein: "Bisher haben die Verantwortlichen der Frankfurter Ultras Gesprächsangebote vonseiten der Polizei ignoriert. Die Gewalt der sogenannten Fußballfans hat nun eine Qualität erreicht, der wir entschieden entgegenwirken werden. Das sind wir den Polizisten, den friedlichen Fans und den Familien, die ins Stadion kommen, schuldig.“ Gleichzeitig irritieren Pressemeldungen mit sich widersprechenden Zitaten von Heribert Bruchhagen das Umfeld. Von Dauerkartenentzug für bestimmte Fangruppen, der Umlage von DFB-Strafen auf Stehplatzkarten bis hin zur Abschaffung von Stehplätzen und dem Ausschluss von Frankfurter Fans bei Auswärtsspielen ist die Rede. So sieht sich die AG genötigt, in einer Pressemitteilung klarzustellen, dass die Eintracht weiterhin davon überzeugt ist, “durch Kommunikation aber auch durch Bestrafung die gewaltbereiten Fans zu verändertem Verhalten zu bewegen, um gravierendere Maßnahmen zu verhindern.“ “Selbstverständlich sind wir bei jedem Auswärtsspiel dankbar für die großartige Unterstützung, die unserer Mannschaft widerfährt und das wird auch so bleiben“, ergänzt Heribert Bruchhagen, der bestätigt, dass er von Innenminister Rhein zu einem Gespräch nach Wiesbaden zitiert worden ist. Fortsetzung folgt. Leider. (tr)
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