Eintracht Frankfurt - MSV
Duisburg |
2. Bundesliga 2011/2012 - 12. Spieltag
3:0 (1:0)
Termin: So 23.10.2011, 13:30 Uhr
Zuschauer: 39.900
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Erwin Hoffer (35.), 2:0 Erwin Hoffer (53.), 3:0 Meier (65.)
Eintracht Frankfurt |
MSV Duisburg |
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Trainer | Trainer
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Auf geht's Oka, schieß ein Tor! Am 9. September 1995, einem 3:1-Sieg gegen Kaiserslautern, feierte er sein Bundesligadebüt bei der Eintracht. Sechszehn Jahre später meint der inzwischen 37-jährige Oka Nikolov grinsend: "Wenn ich keinen Spaß mehr am Fußball hätte, dann hätte ich schon längst aufgehört" und verlängert seinen Vertrag vorzeitig bis Juni 2013. Frankfurt verlassen hat unterdessen Timo Hildebrand, der sich bei der Eintracht fit halten durfte und jetzt bei Schalke 04 einen Vertrag bis Saisonende unterzeichnet hat. Unterdessen wird Armin Veh nicht müde, sein Team vor Leichtsinn zu warnen: “Wir dürfen nie nachlassen, müssen immer an die Leistungsgrenze gehen. Gerade in Heimspielen, wenn der Gegner tiefer steht, müssen wir hochkonzentriert bleiben, um zu gewinnen.“ Gegen den Tabellenviertzehnten aus Duisburg vertraut er hierbei auf die Mannschaft, die zuletzt 2:0 in Bochum gewonnen hatte, so dass Idrissou und erneut Hoffer für den angeschlagenen Gekas im Sturm vor dem Mittelfeld mit Meier, Rode, Köhler und Schwegler spielen werden. In Duisburg hängt hingegen fünf Monate nach dem DFB-Pokalendspiel und dem Weggang von Manager Bruno Hübner der Haussegen schief, nachdem der Saisonstart völlig daneben ging und man sich mit nur zwei Siegen und einem Auswärtspunkt immer weiter vom Ziel “oberes Tabellendrittel“ entfernte. So gilt bis auf weiteres der neue Satz von MSV-Trainer Sasic: “Wir müssen so schnell wie möglich die 40-Punkte-Marke knacken.“ Auch sonst spart der 53-Jährige nicht mit Kritik: "Ich habe den Jungs deutliche Worte auf den Weg gegeben. Ich kann meine Spieler jetzt nicht mehr länger schützen und die Fehler nicht weiter entschuldigen. Niemand soll von uns in Frankfurt einen Sieg erwarten, aber wir sollten es von uns erwarten.“ Und zwar mit einer defensiveren Aufstellung als beim 3:1-Sieg gegen Ingolstadt, so dass hinter Sturmspitze Jula ein massiertes Mittelfeld mit Pamic, Gjasula und Kern neben den beiden Außen Wolze und Brosinski auflaufen wird, um den Tordrang der Frankfurter zu unterbinden. Die taktische Änderung zahlt sich scheinbar aus, der MSV stört die Eintracht von Beginn an früh im Mittelfeld, so dass die Hausherren einige Probleme haben, Angriffe erfolgreich zu starten. Dafür haben die Gäste die erste Chance nach einem Einwurf, den Jula mit der Brust auf Kern weiterleitet, der sofort abzieht und Nikolov zu einem ersten Eingreifen zwingt (6.). Es bleibt ein zähes Ringen im Mittelfeld, bis Meier Wolze den Ball im Halbfeld abnimmt, um nach vorne zu stürmen, aber von Soares geblockt wird. Alex führt den Freistoß selbst aus, haut, die Kugel aber aus fast 30 Metern weit über den Kasten von Fromlowitz (14.). Geduld und Konzentration ist angesagt, denn bei Ballbesitz spielt der MSV blitzschnell nach vorne. So wie in der 20. Spielminute, als es auf der linken Seite abgeht. Jula zieht aus zwanzig Metern ab und Nikolov muss fix umschalten, denn Schwegler fälscht den Schuss mit der Brust in die linke Ecke ab. Weiterhin spielt die Eintracht zu viel durch die Mitte. Jung rückt wenig nach, Rode zieht es immer wieder nach innen und sowohl Köhler als auch Schwegler werden stets eng bewacht. Es fehlt die Idee, die schnelle Kombination bei den Frankfurtern, die Duisburg spielerisch beherrschen, aber zu keiner Torchance kommen. Dann eben mit einem Standard. Nach einem Foul von Gjasula an Köhler gibt es Freistoß aus gut 25 Metern in zentraler Position. Benny läuft kurz an und jeder hört den Schlag, als die Kugel gegen das rechte Lattenkreuz knallt (32.).
Und er scheint sie geweckt zu haben, die Frankfurter, denn plötzlich geht es blitzschnell gegen den ausnahmsweise weit aufgerückten MSV. Idrissou setzt den ballführenden Berberovic auf der linken Seite unter Druck, Jung schnappt sich den Ball und passt zu Meier, der ihn genau zu Hoffer auf die rechte Seite flankt, der auf Höhe der Mittellinie den Turbo startet. Bollmann eilt hinterher, lässt sich aber im Strafraum einen Knoten in die Beine spielen, um auf dem Hintern zu landen, während sich Hoffer den Ball zurecht legt und ihn dem heraus eilenden Fromlowitz eiskalt durch die Hosenträger schiebt. "Sie haben ein Mal aufgemacht, wir haben das genutzt. Wir haben den Ball stark erobert und waren mit zwei Stationen vorne. Wenn man so eine Chance hat, denkt man nicht an den Sprint davor. Ich habe gesehen, wie er zu Boden geht, da habe ich den Ball mit links zurückgezogen und mit rechts locker reingeschoben“, beschreibt der Torschütze sein tolles Tor zum 1:0 (35.). Genau das hat es gebraucht, denn jetzt hat die Eintracht Platz und der Ball läuft plötzlich schnell und direkt. "Es war zwar schwer, aber wir haben den Gegner laufen lassen und irgendwann kamen die dann nicht mehr hinterher. Tore schießen wir immer, vor dem Tor sind wir eiskalt", meint Kapitän Schwegler, während Köhler vier Minuten später eine Ecke von der rechten Seite tritt. Meier nimmt die zu kurz gerate Kopfballabwehr aus zwölf Metern direkt, schießt den Ball aber knapp über die Latte. Kurz darauf passt Rode auf Jung, der halbrechts vor den Strafraum steht und die Kugel direkt auf Meier weiterleitet. Ein Schuss aus neun Metern, Fromlowitz wehrt nach vorne ab, aber bevor Hoffer zur Stelle ist, kann der Ball mit hartem Einsatz gegen den Österreicher geklärt werden (40.).
Nachdem Köhler mit einem Flachschuss am Duisburger Torhüter scheitert, wird es Sekunden vor der Pause nach einem Freistoß von Gjasula noch einmal brandgefährlich. Anderson schläft, nicht aber Nikolov, der den Kopfstoß von Soares aus fünf Metern klasse pariert. "Wenn der älteste Mann der Eintracht nicht so toll reagiert hätte, ein 1:1 zur Pause wäre nicht unverdient gewesen", meint MSV-Trainer Sasic, während sein Kollege nur die Schultern zuckt: “Ein Bundesliga-Torwart muss einen solchen Ball halten.“ Zur zweiten Halbzeit startet der Tabellenviertzehnte mit viel Schwung und setzt die Eintracht unter Druck. Doch die bleibt eiskalt. Nach einem schnell ausgeführten Freistoß in der eigenen Hälfte kommt das Leder über Rode und Jung zu Idrissou am rechten Strafraumrand, der den Ball vor den linken Pfosten schlägt. Fromlowitz bleibt auf der Linie kleben, während sich Hoffer im Kopfballduell gegen den 13 Zentimeter größeren Bollmann durchsetzt und den Ball gegen die Laufrichtung des Torhüters aus fünf Metern einnickt (53.). “Ich glaube, es gibt nichts Schöneres als einen Doppelpack“, freut sich der Torschütze über das 2:0, den bereits elften Kopfballtreffer der Eintracht. Was jetzt folgt, beschreibt der Duisburger Torhüter mit drastischen Worten: “Die zweite Halbzeit war unter aller Sau. Das war zum Kotzen. Wie Slalomstangen haben wir uns ausspielen lassen“, während Armin Veh ganz entspannt bleibt: “Nach dem 2:0 hat man gesehen, dass wir schwer zu halten sind, wenn es läuft.“ In der Tat, die Eintracht lässt jetzt Ball und Gegner fast nach Belieben laufen. Dann die 65. Spielminute, nachdem ein Angriff der Meidericher abgefangen wird, tragen Jung, Idrissou und Rode auf rechts die Kugel nach vorne. Auf Strafraumhöhe schlenzt Rode den Ball butterweich auf Meier, der sich am linken Strafraumeck freilaufen kann. Meier nimmt den Ball volley mit links und haut ihn mit einem Aufsetzer zum 3:0 ins rechte untere Toreck. “Jaaaaa!“, schreit der sonst so introvertierte Torschütze und selbst MSV-Trainer Sasic kann nicht anders, als zu schwärmen: “Bei solch einem Tor geht einem das Herz auf, auch wenn uns der Treffer ins Herz getroffen hat.“
"Auf geht's Oka, schieß ein Tor" und ähnliche Gesänge schallen durch das Waldstadion, während sich Oka Nikolov, der nun meist am Sechzehner dem Treiben seiner Mitspieler entspannt zuschauen kann, artig mit Beifall bedankt: "Die Fans haben letztes Jahr genug gelitten. Jetzt feiern sie. Ich hoffe, dass es so weiter geht. Aber das wird noch ein hartes Stück Arbeit." Heute aber nicht mehr, so dass Trainer Veh Friend (77.), Matmour (82.) und Korkmaz (85.) für Hoffer, Rode und Djakpa ein paar Spielminuten gibt, während es beim MSV lediglich Lazók erfolglos probiert, Nikolov mit einem Schuss aus über 30 Metern zu überwinden (85.). Den Schlusspunkt setzt wieder die Eintracht, nachdem ein Schuss von Friend zur Ecke abgewehrt werden kann. Der Ball kommt zu Jung, der ihn vor den Elfmeterpunkt flankt. Aber Korkmaz trifft das Leder nur mit dem rechten Schienbein und setzt es knapp am rechten Pfosten vorbei (89.). So bleibt es beim souveränen 3:0-Sieg, der der Eintracht aber nicht die Tabellenführung beschert, denn auch Greuther Fürth und Düsseldorf siegen. “Normal hast du nach zwölf Spieltagen und 28 Punkten vier Punkte Vorsprung vor dem Zweiten“, wundert sich nicht nur Armin Veh über die Serien der ersten Drei. (tr)
Armin Veh: “Wir sind natürlich zufrieden, dass wir drei Zähler geholt haben. Wir haben uns anfangs schwergetan, waren aber geduldig und sind nicht nervös geworden. Man hat dann gesehen, dass wir schwer zu halten sind, wenn wir den nötigen Raum haben.“ Heribert Bruchhagen: “Es war ein Geduldsspiel, das wir mit viel Ruhe und Augenmaß hochverdient gewonnen haben. Es hat sich wieder gezeigt, dass wir sehr viele Spieler haben, die torgefährlich sind.“
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