Eintracht Frankfurt - FC Hansa Rostock

2. Bundesliga 2011/2012 - 8. Spieltag

4:1 (1:0)

Termin: Fr 16.09.2011, 18:00 Uhr
Zuschauer: 38.500
Schiedsrichter: Florian Steuer (Menden)
Tore: 1:0 Mohamadou Idrissou (2.), 2:0 Alexander Meier (52.), 3:0 Mohamadou Idrissou (56.), 3:1 Tobias Jänicke (71.), 4:1 Constant Djakpa (lt. DFB Eigentor Holst) (90.)

 

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Eintracht Frankfurt
FC Hansa Rostock

 


  • Kevin Müller
  • Peter Schyrba
  • Matthias Holst
  • Kevin Pannewitz
  • Sebastian Pelzer
  • Dominic Peitz
  • Timo Perthel
  • Björn Ziegenbein
  • Mohammed Lartey
  • Tobias Jänicke
  • Tino Semmer

 

Wechsel
Wechsel
  • Tom Weilandt für Björn Ziegenbein (64.)
  • Marcel Schied für Tino Semmer (64.)
  • Lucas Albrecht für Timo Perthel (81.)
Trainer Trainer
  • Peter Vollmann

 

Das ’Heimspiel-Gespenst‘ eindrucksvoll beiseite geschoben

“Man kann es so sehen, dass Rostock in dieser Saison kein Spiel gewonnen hat. Oder man kann es so sehen, dass sie in sieben Spielen nur zwei verloren haben. Ich gehe davon aus, dass sie sehr tief stehen werden und mit Kontern versuchen werden, nach vorn zu kommen. Wir müssen also sehr aufpassen und von der ersten Minute an Gas geben“, erklärt Armin Veh, der von Januar 2002 bis Oktober 2003 Trainer der Hanseaten war. Zudem gilt es, endlich einmal auch ein Heimspiel zu gewinnen, denn “wenn man aufsteigen will, sollte man zu Hause immer gewinnen und auswärts den einen oder anderen Punkt holen.“ Auf das Platzen des Knotens hofft auch Matthias Lehmann, der nach zuletzt schwachen Leistungen nur auf der Bank sitzen wird: “Zu Hause spürt man schon die Unruhe, wenn es mal nicht so läuft. Die Erwartungshaltung ist einfach groß. Man kann nicht jedes Spiel 7:0 gewinnen. Auch ein 1:0 in der 92. Minute reicht uns.“

Gelingen soll dies mit einer veränderten Anfangsformation. Hinter Idrissou als einziger Spitze spielen Korkmaz anstelle von Friend sowie Matmour auf den Außenpositionen und Meier, Rode sowie der wiedergenesene Schwegler im Mittelfeld. Statt Djakpa, der in Cottbus eine sehr unkonzentrierte Leistung ablieferte, spielt Köhler diesmal auf links in der Viererkette mit Schildenfeld, Anderson und Jung.

"Wir sind nicht der FC Mintál, auf den ersten Sieg müssen wir eben warten. Doch Marek ist jetzt nicht da. Wir müssen so zurechtkommen, die Jungs bemühen sich doch“, erklärt unterdessen Rostocks Trainer Vollmann, wenn die mangelnde Torgefährlichkeit des Aufsteigers kritisiert wird. Viermal 0:0 spielte der Tabellenfünfzehnte bislang und erzielte erst drei Treffer. Dennoch gibt sich der 53-Jährige kämpferisch: “Natürlich treffen hier zwei Mannschaften aufeinander, wo eine der klare Favorit ist. Aber ich glaube, dass wir alles im Koffer haben, um uns dort gute Chancen ausrechnen zu können.“ So setzt er erneut auf seine Abwehrreihe mit Pelzer, Pannewitz, Holst und Schyrba. Im Sturm wird Semmer den Mintál spielen.


Idrissou zum frühen 1:0

Vom Anstoß weg attackieren die Frankfurter früh und mit dem ersten Ballbesitz geht es gleich schnell über die rechte Außenbahn nach vorne, doch die Flanke von Matmour kann zur Ecke geklärt werden, die Schwegler vor den Elfmeterpunkt schlenzt. Es ist ein Riesengetümmel aus sechs Spielern auf engstem Raum, Schildenfeld stochert, Holst kann den Ball nicht wegschlagen, so dass Idrissou am schnellsten reagiert und die Kugel mit rechts aus acht Metern gegen den rechten Innenpfosten zimmert, von wo aus sie zum 1:0 ins Netz springt (2.). Welch ein Auftakt, “das frühe Tor spielte uns natürlich in die Karten, das gibt Selbstvertrauen“, freut sich Benjamin Köhler.

In der Tat, die Eintracht lässt den Ball gut laufen, während Rostock überhaupt nicht daran denkt, die defensive Staffelung aufzugeben und dank vieler ungenauer Pässe kaum aus der eigenen Hälfte herauskommt. Aber der Eintracht fehlt es an Abgeklärtheit und der Idee, um den nächsten Stich zu setzen. Fast jeder Angriffsversuch läuft über die linke Seite, doch Korkmaz will wie so oft zu viel anstatt den direkten Weg zu wählen. Vor dem Strafraum stehen sie sich oft selbst im Weg, die Breite des Spielfelds wird zu selten genutzt und die rechte Außenbahn allzu oft vernachlässigt. So dauert es bis zur 14. Spielminute, als sich Idrissou in der Mitte nach feinem Doppelpass mit Meier endlich freispielt und schießen könnte, jedoch in allerletzter Sekunde von Pannewitz gestört wird. Kurz darauf hat auch Rostock die erste Torchance, nach einem verunglückten Direktschuss von Ziegenbein, der gegen den Kopf von Semmer prallt, um von dort neben dem Kasten von Nikolov zu landen (15.).

Langsam kämpft sich Rostock mit teilweise überhartem Einsatz in die Partie und versucht sich immer wieder über die rechte Außenbahn, wo Köhler seine Probleme mit dem schnellen Ziegenbein hat. Doch bis auf zwei Freistöße von Lartey, die jeweils nur wuchtig in der Mauer landen (21./27.), bringt der Aufsteiger nichts Gefährliches zustande, während bei der Eintracht inzwischen Leerlauf angesagt ist. “Wir sind mental noch belastet, wir wollten viel, haben aber oft das Falsche gemacht. Wir haben mit vier Stürmern gespielt, aber die standen sich auf den Füßen. Da war kein Platz, kein Raum, die zweiten Bälle haben wir nicht gewonnen und dann mussten wir immer 50 Meter hinterherlaufen“, beschreibt Armin Veh diese Phase, während Heribert Bruchhagen kurz von einem “sehr zerfahrenen Spiel“ spricht.

Gefährlich wird es noch einmal in der 36. Spielminute, als ein weiter Abschlag von Torhüter Müller von Lartey in den Strafraum verlängert wird und Semmer im Zweikampf mit Schildenfeld, der ihm mit einem Griff an den Hals zu halten versucht, viel zu theatralisch fällt. Künstlich ist auch die Aufregung der Rostocker, doch Schiedsrichter Steuer bleibt gelassen und lässt weiterspielen. So geht es mit der knappen Führung in die Halbzeit, mit der Armin Veh nicht zufrieden ist und sein Team umstellt. Für den schwachen Korkmaz kommt Djakpa, so dass Köhler jetzt nach vorne rutscht. Der Wiederanpfiff aber verzögert sich, denn im Rostocker Block werden zahlreiche Böller, Rauchbomben und Feuerwerkskörper, die wohl absichtlich auf das Spielfeld und in die Zuschauerränge geschossen werden, unter lautem Krakeel gezündet. Manager Beinlich und der Rostocker Kapitän Pelzer rennen zur Kurve, um diese zum Aufhören zu bewegen. “Ich kann mich dafür nur entschuldigen, ich schäme mich dafür“, kommentiert Trainer Vollmann die Aktion der sich selbst Feiernden …


2:0 durch Meier

Während sich die dichten Rauchschwaden im Stadion langsam verziehen, legt die Eintracht mit neuem Schwung und druckvollem Spiel los. Es läuft die 52. Spielminute, Schildenfeld schlägt von der Mittellinie einen weiten Pass auf die linke Seite, den Idrissou erläuft, um den Ball dem nachrückenden Djakpa in den Lauf zu legen. Der passt kurz vor der Torauslinie scharf und flach nach innen, wo Meier vier Meter vor dem linken Pfosten schneller ist als Pannewitz und nur noch den Fuß hinhalten muss, um ihn zum 2:0 einzuschieben. Es ist bereits der sechste Treffer von Meier und Armin Veh lobt seine Mannschaft: “Das war schön herausgespielt, danach ist einige Last von uns abgefallen, wir haben gut kombiniert, uns Chancen herausgespielt, hinten gut gestanden. So stelle ich mir das vor.“

Kurz darauf präsentiert sich Hansa einmal mehr unsportlich, als sie nach einem taktischen Foul von Schwegler gegen den zu einem Sprint ansetzenden Jänicke vehement die Gelb-Rote Karte verlangen, der aber nur eine Ansage und Rostock den Freistoß bekommt. Lartey schlenzt das Leder in den Strafraum, wo Peitz mit dem Kopf auf Semmer ablegt, dessen Seitfallzieher aus sechs Metern jedoch mehr kläglich ist und weit neben dem rechten Pfosten ins Toraus springt (55.). Nur eine Minute später geht es wieder in Richtung Hansa-Tor über Rode und Schildenfeld, der das Leder auf die linke Seite zu Djakpa spielt. Der Ivorer flankt die Kugel flach in den Strafraum, Holst tritt beim Klärungsversuch halb über den Ball, so dass der zu Idrissou trudelt. Mit dem Rücken zum Tor nimmt er ihn vor dem Elfmeterpunkt mit links an und zimmert das Leder aus der Drehung mit rechts artistisch ins linke Toreck. Was für ein tolles Tor zum 3:0 für die Eintracht (57.). "Mo Idrissou ist nicht nur ein Knipser, sondern er arbeitet auch nach hinten mit. Das ist ganz wichtig", freut sich der Trainer.

Beim Aufsteiger hängen jetzt die Schultern, während die Eintracht Gefallen am schnellen Spiel findet. So zieht Rode nach Doppelpass mit Meier aus 16 Metern ab, doch diesmal ist Torhüter Müller zur Stelle (59.). Kurz darauf ist Schluss für Schwegler, der nicht nur von einer Gelb-Roten Karte bedroht ist, sondern auch Schmerzen im Rücken verspürt. “Ich bin schon ein bisschen verzweifelt“, meint der Kapitän, während Lehmann auf den Platz kommt und Idrissou ebenso wie sechs Minuten später Matmour mit ihren Schüssen scheitern (69.). Zwei Minuten später aber tändeln sie im Gefühl des sicheren Sieges. Köhler verliert das Leder leichtfertig an der Mittellinie gegen Weilandt, der unbehelligt von Rode und zwei seiner Mitspieler fast 50 Meter nach vorne sprinten kann, Anderson leicht ausspielt und aus 18 Metern flach abzieht. Nikolov, der bislang kaum etwas zu tun bekam, fällt wie eine Bahnschranke und lässt den immerhin platzierten Ball zur Seite prallen, wo Jänicke aus fünf Metern nur noch zum 3:1 einnetzen muss (71.).

Davon lässt sich die Eintracht aber nicht beeindrucken und spielt weiter munter nach vorne. Diesmal über Köhler, der das Leder von der linken Seite hoch in den Strafraum schlenzt. Idrissou will auf Rode ablegen, trifft dabei aber den weit ausgestreckten Arm von Pannewitz, so dass Schiedsrichter Steuer sofort auf den Elfmeterpunkt zeigt. Köhler läuft kurz an und schiebt die Kugel an den linken Außenpfosten, von wo aus sie ins Toraus springt und ärgert sich: “Der Tormann lag schon in der anderen Ecke, ich war so sicher und schieße gegen den Außenpfosten. Schade, das vierte Saisontor verpasst“ (75.).

Nachdem Köhler vier Minuten später erneut viel zu lässig eine gute Chance mit einem Lupfer vertändelt (79.), setzt Trainer Vollmann alles auf eine Karte und bringt mit Albrecht für Perthel einen weiteren Stürmer. Bei der Eintracht gibt es ebenfalls einen Wechsel, Idrissou holt sich den verdienten Applaus vom Publikum, während Friend kommt und die Eintracht weiter überlegen bleibt (83.). So kommt der Aufsteiger nur noch zu einer Chance über Weilandt nach Zuspiel von Albrecht, doch Nikolov hat die Fäuste schnell oben und kann den Schuss des 19-Jährigen parieren, der sich kurz darauf erfolglos mit einem weiteren Knaller aus 16 Metern versucht (87.).


Das 4:1 in der letzen Minute

Die Schlussminuten gehören wieder der Eintracht. Djakpa schickt Köhler steil, der im Sechzehner in die Mitte zu Friend passt, der sich die Kugel jedoch in letzter Sekunde vom Fuß grätschen lässt (89.). Schnell wird es noch einmal in der Nachspielzeit über Köhler und Rode, der den Ball Djakpa auf links in den Lauf spielt. Der Ivorer sprintet beherzt in den Strafraum und zieht aus 14 Metern flach ab, Holst grätscht und fälscht die Kugel so ab, dass sie unhaltbar für Torhüter Müller zum 4:1 im rechten Toreck landet. “Er hat so gespielt, wie er spielen soll“, meint der Trainer, während die Fans den ersten Heimsieg in dieser Saison lautstark feiern. Mit 16 Punkten rangiert die Eintracht jetzt auf Rang 5 mit jeweils 3 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Greuther Fürth und den Zweiten St. Pauli. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Ich bin froh über den ersten richtigen Heimsieg, wir haben jetzt dieses Gespenst so ein bisschen beiseite geschoben. Mit der ersten Halbzeit war ich nicht zufrieden, da haben wir uns schwer getan und haben die Rostocker spielen lassen. Aber nach dem 2:0 ist die ganze Last abgefallen und wir haben dann richtig guten Fußball gespielt. Wir sind auf einem ordentlichen Weg, mehr aber auch nicht.“

Heribert Bruchhagen: "Das war ein eindrucksvoller Heimsieg, auch wenn die erste Halbzeit sehr zerfahren war. In der zweiten Halbzeit haben wir dann überzeugend gespielt."

Pirmin Schwegler: “Wir wollten den Fans schon lange den Heimsieg schenken, heute hat es geklappt. Das war eine überzeugende Leistung, es hat gut getan, zu Hause so dominant zu spielen.“

 

 

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