Eintracht Braunschweig
- Eintracht Frankfurt |
2. Bundesliga 2011/2012 - 3. Spieltag
0:3 (0:1)
Termin: So 07.08.2011, 13:30 Uhr
Zuschauer: 23.500
Schiedsrichter: Christian Dingert (Thallichtenberg)
Tore: 0:1 Benjamin Köhler (3.), 0:2 Alexander Meier (83.), 0:3 Alexander Meier (85.)
Eintracht Braunschweig |
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Endlich wieder ein Fest für die Augen “Für mich ist das ja auch alles neu, damit habe ich noch keine Erfahrungen", erklärt Trainer Veh vor dem ersten 13:30 Uhr-Sonntagskick, der bei Spielern, aber auch den mitreisenden Fans einige Umstellungen erfordern wird. Für die Spieler heißt dies frühes Wecken, Frühstück und ein Spaziergang vor dem Spiel, um auf den Punkt fit zu sein. Umstellen wird sich aber auch Bruno Hübner müssen, denn nach einigen lockeren Plaudereien mit Aristide Bancé, dem ehemaligen Stürmer von Mainz 05, der sich im Dezember 2009 mit Maik Franz eine verbale Auseinandersetzung um angeblich rassistische Beleidigungen geliefert hat, lieh der Sportdirektor dem Stürmer Trainingsklamotten mit Eintracht-Emblem, damit dieser ein wenig laufen konnte. Prompt überschlug sich der Nachrichtenwald über den vermeintlichen Neuzugang, bis vom Sportdirektor klargestellt wird: “Bancé ist momentan kein Thema für uns.“ Ein Thema sind hingegen die bislang bescheidenen Leistungen der Eintracht, aus denen Armin Veh seine Lehren gezogen hat: “Wir versuchen jetzt, ein festes System zu spielen und es nicht dauernd zu wechseln, selbst wenn mal ein Spiel daneben gehen sollte. Wir wollen ein 4-2-3-1 beibehalten.“ Weniger eindeutig ist des Trainers Auskunft zur Torhüterfrage, nachdem zuletzt Oka Nikolov im Pokal zwischen den Pfosten stand: “Beide sind gute Torhüter, für beide gibt es Argumente. Vielleicht ist der eine ja für das eine Spiel besser, der andere für das andere.“ Beim aktuellen Tabellenführer der Zweiten Liga scheint dies Nikolov zu sein, denn mit ihm “bin ich dann ruhiger auf der Bank und nicht so hektisch, “ erklärt Armin Veh. Die Abwehr bilden wie im Pokal Jung, Anderson, Schildenfeld und der wieder genesene Djakpa, vor der Schwegler sowie Lehmann spielen. Rode und Köhler auf den Außen sowie Meier in der Mitte stehen im Mittelfeld hinter Gekas. Nachdem Braunschweig nach 20 Spielzeiten in der Saison 1984/85 aus der Bundesliga abgestiegen ist, begannen über zwanzig Jahre, in denen sie meist nur in der Regionalliga bzw. der dritten Liga kicken mussten. Doch mit der Einsetzung von Sportdirektor Arnold und dem ehemaligen A-Jugendtrainer Lieberknecht sehen die Fans des Traditionsvereins endlich wieder Licht am Ende des Tunnels. Extrem souverän stiegen die Niedersachsen in der Vorsaison mit 26 Siegen in die zweite Liga auf, um mit zwei Dreiern gegen 1860 München und in Aachen ein erstes Zeichen zu setzen. Einen Dämpfer gab es zuletzt im DFB-Pokal, als sie zuhause gegen die Bayern mit 0:3 verloren. Dennoch vertraut der Trainer erneut weitgehend dem Team, das den Aufstieg vollbrachte. Lediglich die Neuzugänge Correia in der Innenverteidigung sowie Zimmermann im Mittelfeld ergänzen die Mannschaft, in der der Ex-U23-Spieler der Eintracht, Norman Theuerkauf, den “6er“ spielt. Tolle Stimmung im ausverkauften Stadion an der Hamburger Straße und die 2.000 mitgereisten Frankfurter Fans trauen ihren Augen nicht, denn ihre Eintracht zeigt mit schnellem Spiel und aggressiven Zweikampfverhalten vom Anpfiff weg, dass sie unbedingt gewinnen will. So passt Schwegler aus der Abwehr heraus auf Meier, der in der eigenen Hälfte einen langen Ball auf die linke Seite zu Köhler spielt. Der setzt sich gegen Kessel durch, um nach innen zu ziehen. Vor dem nächsten Braunschweiger spitzelt Köhler die Kugel zum am Strafraumrand postierten Rode, der ihm den Ball zurück spielt. Gleich drei Gegenspieler lässt Benny stehen, um aus 17 Metern mit rechts abzuziehen und das Leder zur 1:0-Führung flach im rechten Toreck zu versenken (3.). “Der Ball war gar nicht so hart, aber er hat genau gepasst“, freut sich Köhler, der zuletzt so schwach spielte. Keine
60 Sekunden später wird Rode nach Doppelpass von Jung und Meier eingesetzt,
der wiederum Jung am rechten Flügel bedient, der die Kugel hoch in
den Strafraum bolzt. Gekas steigt vor dem fangbereiten Torhüter Petkovic
hoch und versenkt das Leder, aber Schiedsrichter Dingert will im Gegensatz
zu seinem Assistenten eine Behinderung des Keepers gesehen haben. “Das
war ein klares Tor. Warum er das abgepfiffen hat, ist mir ein Rätsel“,
schimpft Armin Veh und auch in der Zeitlupe ist keinerlei Berührung
zu erkennen, so dass der Schiedsrichter vom kicker-Sportmagazin zu Recht
die Note 5 für seine Leistung kassiert. Doch hiervon lässt sich
Frankfurt nicht beeindrucken und setzt den Aufsteiger weiter mit schnellem
Kombinationsfußball unter Druck.
Welch eine Überlegenheit, Trainer Lieberknecht hat genug gesehen und reagiert. Kessel, der gegen Köhler überfordert war, wird gegen Vrancic ausgewechselt und Petersch soll sich jetzt um Benny kümmern (31.). Doch trotz der Umstellung bleibt Frankfurt tonangebend und erarbeitet sich die nächste Chance nach einer kurzen Ecke von links. Köhler flankt, der Ball wird mit dem Kopf abgewehrt und Djakpas Gewaltschuss aus 22 Metern zischt nur Zentimeter am linken Torwinkel vorbei (41.). Dann die 45. Minute, nach einer tollen Aktion spielt Rode den Ball am Strafraum auf Gekas, der sofort rechts zu Meier passt. Alex geht im Spurt mit zwei Braunschweigern links in den Strafraum, legt sich die Kugel vor, wird aber von Henn am rechten Fuß getroffen, um zu Boden zu gehen. Schiedsrichter Dingert bleibt sich treu und entscheidet auf Abstoß statt auf Strafstoß. So geht es nur mit 1:0 für Frankfurt in die Halbzeit und Braunschweigs Trainer Lieberknecht muss neidlos anerkennen: “Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen.“ Zur zweiten Halbzeit kommt bei den Niedersachsen mit Pfitzner für Reichel ein defensiver Mittelfeldspieler, so dass Theuerkauf jetzt auf links verteidigen soll. Der Aufsteiger versucht jetzt, Druck aufzubauen und hat ein wenig mehr vom Spiel, während die Frankfurter auf Konter lauern. So hat Braunschweig die erste Chance über Zimmermann, der auf Petersch im Strafraum spielt. Djakpa klärt und steigt ihm dabei unabsichtlich auf den Fuß, so dass Petersch spektakulär fällt, aber diesmal hat der Schiedsrichter es richtig gesehen und lässt weiterspielen (49.). Knapp zehn Minuten später ist es erneut der quirlige Köhler, der einen weiten Pass vor dem Strafraum mit dem Kopf auf Gekas ablegt, der Correia mit rechts überlupft und sofort mit links volley abzieht. Aber Petkovic hält den Schuss ins linke Eck klasse (58.). Vier Minuten später muss Braunschweig erneut wechseln, denn Henn verletzt sich bei einem Zweikampf mit Köhler im Strafraum am Ellenbogen, so dass nun mit Washausen der inzwischen dritte neue Defensive kommt, während Frankfurt das Spiel weiter kontrolliert. Es läuft die 71. Spielminute, nach einem weiten Pass aus der eigenen Hälfte zieht Kumbela am linken Strafraumeck an Jung vorbei und zieht aus 17 Metern ab. Doch mit einer glänzenden Parade kann Nikolov den Hammer noch um den rechten Pfosten lenken. Nachdem Theuerkauf einen Freistoß nur knapp neben das Tor setzt, reagiert Armin Veh und bringt Matmour für den ausgepowerten Rode (72.). Braunschweig läuft, kämpft und drückt jetzt, doch zu einer weiteren Torgelegenheit kommen sie dank der clever stehenden Verteidigung nicht. Dennoch reagiert Armin Veh erneut und bringt Hoffer für Gekas (82.), der vom Trainer ausdrücklich gelobt wird: “Er muss keine Tore schießen, aber er muss arbeiten und das hat er gemacht. Ich kenne ihn ja schon eine ganze Zeit lang, aber so viel habe ich ihn noch nie laufen sehen.“ Nur eine Minute später erreicht ein weiter Abschlag von Nikolov Matmour am rechten Strafraumeck, der Theuerkauf ausspielt, während Hoffer in der Mitte zwei Verteidiger beschäftigt. Von der Torauslinie legt Matmour das Leder zurück auf den nun freistehenden Meier, der es mit einem sehenswerten Flugkopfball zur 2:0-Führung im rechten Toreck versenkt. Zwei Minuten nach dem zweiten Treffer folgt der dritte Streich und es ist eine Dublette des 2:0. Köhler, der diesmal auf rechts wirbelt, passt flach in den Strafraum auf Matmour, der wie zuvor zur Torauslinie rennt, einen Pass auf Hoffer in der Mitte antäuscht, um die Kugel zurück auf Meier zu legen. Der zieht sofort flach ab und haut den Ball ins linke Toreck zur 3:0-Führung. Es ist bereits das 5. Tor von Meier in dieser Spielzeit. Zwei Minuten später humpelt der tapfer kämpfende Djakpa vom Platz und Korkmaz kommt zu einem Kurzeinsatz, während Schwegler mit einem Schuss aus 18 Metern sowie Kruppke mit einem Hammer aus zwölf Metern auf der Gegenseite zu weiteren Torchancen kommen. Doch das war es dann. Auch in dieser Höhe hochverdient gewinnt die Eintracht ihr zweites Auswärtsspiel und rückt auf Rang Zwei in der Tabelle. Spitzenreiter sind die Fortunen aus Düsseldorf mit ebenfalls sieben Punkten, die am nächsten Montag zu Gast im Waldstadion sein werden. (tr)
Armin Veh: “Von der ersten Minute an haben wir richtig gut Fußball gespielt, haben richtig gepresst und uns Torchancen herausgespielt. Zudem haben wir heute hinten sehr gut und kompakt gestanden. Heute haben wir so gespielt, wie ich es mir vorstelle. Wir haben ja auch die Spieler, die kombinieren können. Die spielerische Klasse ist vorhanden. Das müssen wir jetzt wiederholen.“ Bruno Hübner: “Endlich habe ich die Eintracht gesehen, die ich mir wünsche, Pressing, Passspiel, Zweikämpfe – alles vom Feinsten“. Oka Nikolov: “Ich bin froh, dass ich spielen darf, dass wir heute hier 3:0 gewonnen und drei wichtige Punkte mitgenommen haben. Das Geheimnis für den Erfolg war, dass wir gut standen und nicht viel zugelassen haben. Und vorne haben wir dann unsere Torchancen rein gemacht.“ Alexander Meier: “Ordentlich war’s, mehr aber nicht. Auf der heutigen Leistung können wir sicher aufbauen, aber wir werden auch daran gemessen. Aber wir haben ja auch noch was gutzumachen.“
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