Hallescher FC - Eintracht
Frankfurt |
DFB-Pokal 2011/2012 - 1. Hauptrunde
0:2 (0:0)
Termin: 30.07.2011, 15:30 Uhr
Zuschauer: 2.800
Schiedsrichter: Daniel Siebert (Berlin)
Tore: 0:1 Theofanis Gekas (84., Foulelfmeter), 0:2 Theofanis Gekas (90.)
Hallescher FC |
Eintracht Frankfurt |
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Unterirdisch gespielt, aber Sieg ist Sieg "Das war das schlimmste, was uns passieren konnte", jammert der Verbandschef von Sachsen-Anhalt bereits kurz nach der Pokalauslosung Anfang Juni und auch der Präsident des Regionalligisten Hallescher FC, Michael Schädlich, ist nicht begeistert: "Ich weiß bislang nicht, wo wir spielen können. Ich weiß nur, wo es nicht geht." Denn das eigene Stadion befindet sich im Umbau, so dass in den nächsten Wochen eine abstruse Suche nach dem geeigneten Platz beginnt. Meuselwitz hat keine Infrastruktur, Leipzig bereits das Spiel von RB Leipzig und in Dessau sowie in Nürnberg haben die Stadtoffiziellen Angst vor Ausschreitungen. "Wir haben elf Anfragen abgesetzt und bis jetzt nur Absagen bekommen. Viele Alternativen gibt es nicht mehr, jetzt ist jede Denkrichtung zugelassen", meint Michael Schädlich entnervt und auch Heribert Bruchhagen ist verärgert: "Es ist einmalig, so etwas habe ich auch noch nie erlebt. Wir haben acht Jahren an einem Image gearbeitet, das positiv besetzt war und jetzt wird alles kaputt gemacht. Dieses Plakat (Anm.: Das Banner “Deutscher-Randale-Meister 2011“ in Dortmund) wird uns noch acht Jahre verfolgen." So bleibt den Verantwortlichen nichts anderes übrig, als das Spiel der ersten Runde im DFB-Pokal kurzfristig im kleinen Stadion am Bildungszentrum in Halle-Neustadt auszutragen, so dass lediglich knapp 300 Frankfurter Fans zugelassen werden, die nur personalisierte Tickets in Verbindung mit einer von der Fan- und Förderabteilung organisierten Busfahrt erwerben können. Daher verzichten die Ultras komplett auf den Kauf von Eintrittskarten und auch andere Fanclubs schließen sich dem an, so dass es tatsächlich nur 260 Frankfurter sind, die offiziell nach Halle reisen. Unterdessen kann die Eintracht drei Tage vor dem Pokalspiel mit dem 23-jährigen “Bamba“ Anderson Soares de Oliveira einen Neuzugang für die Innenverteidigung vermelden. Anderson wird für geschätzte 300.000 Euro Leihgebühr mit anschließender Kaufoption für diese Saison von Mönchengladbach ausgeliehen. “Er ist die ideale Ergänzung zu Gordon Schildenfeld, er ist antrittsschnell und spielt sehr aggressiv“, erklärt Sportdirektor Hübner, wovon sich die Zuschauer bereits gegen Halle überzeugen sollen, denn Anderson spielt von Beginn an neben Jung, Schildenfeld und Djakpa in der Abwehr. Wie zuvor vom Trainer angekündigt, steht Nikolov anstelle von Kessler im DFB-Pokal im Kasten und auch im Mittelfeld gibt es einige Änderungen, da Armin Veh diesmal mit Gekas sowie Fenin statt Hoffer auf zwei Stürmer setzt und Schwegler seine Rot-Sperre aus dem letzten Pokalspiel gegen Aachen absitzen muss. So bilden Rode, Lehmann, Köhler und Meier die Raute im Mittelfeld. "Unsere Chance beträgt 2 zu 98, ich freue mich einfach auf ein Kräftemessen meiner Mannschaft mit solch einem Gegner und bin überzeugt, dass die Spieler alles geben. Ich wünsche mir die Sensation", meint unterdessen Halles Präsident Schädlich und auch Trainer Sven Köhler bleibt eine Woche vor dem Saisonbeginn seines Teams gelassen: “Für meine Spieler ist dieser Vergleich ein schöner Test, in dem sie sehen können, wie groß der Unterschied zwischen zweiter und vierter Liga ist.“ Gegen die Eintracht lässt der Trainer des HFC gleich mit sechs Neuzugängen beginnen, von denen immerhin Maik Wagefeld, der von 2004 bis Dezember 2005 beim 1. FC Nürnberg spielte, Bundesligaerfahrung vorweisen kann. Herbstliche Stimmung in dem kleinen, eher für Freundschaftsspiele geeigneten Stadion, dass in den Kurven deutlich mehr Grünflächen als Plätze zu bieten hat. Nasskaltes Wetter Ende Juli und nicht nur die Profis der Eintracht kommen verspätet an, auch die Fans betreten aus Protest gegen das 300-Plätze-Kontingent ihren weit vom Spielfeld entfernten Block erst 300 Sekunden nach Spielbeginn. Verpasst haben sie lediglich einen ungefährlichen Volleyaufsetzer von Fenin (1.) und einen Distanzschuss von Rode, der jedoch am linken Pfosten vorbei segelt (4.). Ansonsten wirkt das Spiel der Frankfurter bemüht, aber nicht zielgerichtet, zumal Halle insbesondere mit dem schnellen Preuß auf rechts immer wieder auf Gegenstöße lauert. Erneut setzt sich der 27-Jährige gegen Djakpa durch, doch seine Flanke wird zur Ecke von der rechten Seite geklärt, die von Schildenfeld aus dem Strafraum geköpft wird, aber bei Lindenhahn landet, dessen Kracher aus 20 Metern nur um Zentimeter am linken Pfosten vorbei geht (8.). Nach einem verunglückten Volleyschuss von Fenin, der abgeblockt wird und dem Nachschuss von Meier, der nur ein Mondball ist (10.), dümpelt das Spiel jetzt unansehnlich vor sich hin. Dann verletzt sich auch noch Djakpa am linken Sprunggelenk und muss gegen Korkmaz ausgetauscht werden, so dass Köhler auf die linke Abwehrseite gegen den schnellen Preuß spielen muss (15.). Und sogleich seine Probleme hat, als er vom 27-Jährigen bei Ballbesitz attackiert wird. Das Leder prallt von Preuß’ Fuß zu Shala, der allein auf Nikolov zuläuft und vom Keeper im Strafraum gelegt wird, als er an ihm vorbei gehen will. Ein klarer Elfmeter, doch zum Glück hat der Linienrichter zuvor auf Abseits erkannt (17.).
Weiterhin schafft es Halle, das Aufbauspiel der Eintracht mit frühen Attacken auf den Ballführenden zu unterbinden. Weder Rode noch Lehmann können das Spiel ordnen, während sich Korkmaz auf der linken Seite weiter mit erfolglosen Dribblings versucht. Anders der Regionalligist, der ständig nachsetzt und sich den Ball gegen Jung im Halbfeld erkämpft. Eine Flanke von Lindenhahn zu Preuß, der den Ball beim Grätschen um eine Stollenlänge verfehlt, lässt Torhüter Nikolov ordentlich durchatmen (26.). Welch eine blamable Vorstellung, bis auf ein bis zwei Versuche, die das Wort “Chance“ nicht verdient haben, präsentiert sich die Eintracht planlos und verunsichert. Der Zweiklassen-Unterschied ist nicht zu erkennen, im Gegenteil, auch die nächste Chance hat Halle nach einer Ecke, die Shala allerdings aus zehn Metern über die Latte köpft (34.). Immerhin zeigt Fenin noch einmal ein Kabinettstückchen nach Flanke von Lehmann, als er sich schneller dreht als sein Gegenspieler, den Ball aber knapp neben den rechten Pfosten setzt (45.). So geht es mit dem 0:0 in die Pause. Zur zweiten Halbzeit scheinen die Frankfurter mit mehr Schwung zu beginnen und erhalten sogleich einen Freistoß am rechten Strafraumeck nach Foul an Jung, den Köhler jedoch nur in die Arme von Torhüter Horvat zirkelt (46.). Aber Halle ist weiterhin hellwach, Preuß behauptet vor dem Strafraum gegen Köhler das Leder und spielt es zurück auf Wagefeld, der Platz hat und aus 25 Metern sofort abzieht. Der linke Pfosten vibriert, als er für Oka Nikolov rettet (49.). Dann wieder das alte Bild, die Eintracht agiert ideenlos, Läufe ohne Ball sind Fehlanzeige und auch die Standards von Lehmann sind eher eine Katastrophe. So läuft bereits die 61. Spielminute, Halle geht ein wenig die Puste aus, so dass sich Rode im Zusammenspiel mit Korkmaz auf der linken Seite durchsetzen kann und scharf in den Strafraum flankt. Fenin nimmt das Leder volley, setzt es aber knapp neben den linken Pfosten. Acht Minuten später reagiert Trainer Veh und bringt Matmour für Rode, während die Frankfurter das Spiel nun deutlich in die Hälfte des Regionalligisten verlagern, ohne sich jedoch bis auf ein Schüsschen von Meier, dass in den Armen von Torhüter Horvath landet, weitere Chancen zu erarbeiten (79.). Eine Minute später unterläuft den Hallensern ein schwerer Fehlpass am Mittelkreis. Gekas reagiert schnell und spielt das Leder sofort zu Fenin auf halblinks. Der Tscheche sprintet unbedrängt nach vorne und passt kurz vor dem Strafraum quer auf den ebenso mitlaufenden Gekas, doch Torhüter Horvath kann sich reaktionsschnell in den Schuss des Griechen werfen.
Dann die 83. Spielminute, ein verunglückter Pass von Schildenfeld trudelt links in den Strafraum der Hallenser. Während sich die Abwehrspieler auf ihren heraus laufenden Torhüter verlassen, startet Gekas urplötzlich und erwischt die Kugel kurz vor Horvath, der den Stürmer, den er nicht gesehen hat, unsanft von den Beinen holt. Klare Sache, es gibt Elfmeter, den Gekas unbedingt selbst ausführen will, obwohl sich Fenin bereit macht. Gekas schickt den Torhüter ins rechte Toreck, um sicher ins linke einzunetzen. Zum glücklichen 1:0 für die Eintracht (85.). Der Regionalligist steckt nicht auf und hat zwei Minuten später die große Möglichkeit zum Ausgleich. Lindenhahn flankt zum freistehenden Boltze an der rechten Torauslinie, der zurück auf Hartmann spielt, der sofort aus sieben Metern abzieht. Aber reaktionsschnell kann Nikolov den Schuss ins rechte Toreck parieren. Herrje, was war dies wieder für eine Abwehrleistung, die nur Lehmann mit seinen seltsamen Flanken heute zu toppen vermag. Es läuft bereits die 90. Minute, Nikolov schlägt den Ball weit in die Hälfte der Hallenser. Das Leder tickt auf und springt Richtung Strafraum, Mouaya verliert den Überblick, als er die Kugel an der Strafraumgrenze stoppen will. Genau richtig für Gekas, der blitzschnell nachsetzt, den heraus stürmenden Torhüter Horvath versetzt und den Ball zum 2:0 ins Netz schiebt. “Er ist gelaufen, er war eingebunden, er hat sich sehr bemüht. Und das zweite Tor, das macht nur einer, der ein Schlawiner ist“, lobt Armin Veh, während Schiedsrichter Siebert die Partie zwei Minuten später abpfeift. In der zweiten Runde des DFB-Pokals wird es immerhin keine Stadionprobleme geben. Die Eintracht hat ein Heimspiel und empfängt den 1. FC Kaiserslautern. (tr)
Armin Veh: "Wir waren gewarnt, trotzdem haben wir vor der Pause zu langsam und zu unpräzise gespielt und erst in der zweiten Halbzeit dominiert. Halle hat uns vor allem über die rechte Angriffsseite vor Probleme gestellt. Das letzte halbe Jahr hat die Mannschaft noch nicht verkraftet. Die katastrophale Rückrunde steckt noch in den Köpfen. Wir müssen hart arbeiten und brauchen sehr viel Geduld.“ Bruno Hübner: “Sieg ist Sieg. Mund abputzen und nach vorne schauen ist das Gebot der Stunde. Was ich dennoch nicht verstehe, ist diese Nervosität und die Verunsicherung. Das Auftreten einiger Spieler war unterirdisch, da sind Fehler gemacht worden, die man schon in der F-Jugend abstellt.“ Heribert Bruchhagen: “Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, muss uns hochgradig aufmerksam machen. Die Mannschaftsteile greifen nicht ineinander, wir müssen uns erheblich steigern, die Spieler müssen ihre individuelle Form verbessern. Benjamin Köhler beispielsweise muss jetzt mal zu seiner alten Form finden. Rode hingegen ist 20 Jahre alt, ihm muss man schwächere Spiele zugestehen, er kann das Spiel nicht tragen.“
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