Eintracht Frankfurt - FC St. Pauli

2. Bundesliga 2011/2012 - 2. Spieltag

1:1 (0:1)

Termin: 25.07.2011, 20:15 Uhr
Zuschauer: 16.500
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 0:1 Fin Bartels (38.), 1:1 Alexander Meier (78.)


 

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Eintracht Frankfurt
FC St. Pauli

 


  • Philipp Tschauner
  • Sebastian Schachten
  • Markus Thorandt
  • Lasse Sobiech
  • Jan Philipp Kalla
  • Fabian Boll
  • Fin Bartels
  • Charles Takyi
  • Max Kruse
  • Deniz Naki
  • Marius Ebbers

 

Wechsel
Wechsel
  • Florian Bruns für Charles Takyi (57.)
  • Patrick Funk für Deniz Naki (78.)
  • Dennis Daube für Fin Bartels (84.)
Trainer Trainer
  • Andre Schubert

 

Mit Einsatz zum glücklichen Punktgewinn

Nun ist es also soweit, die Eintracht hat ihr erstes Heimspiel unter Ausschluss der Nordwestkurve ausgerechnet gegen den Mitabsteiger aus St. Pauli. Die Quittung des DFB für die Vorkommnisse beim letzten Bundesliga-Heimspiel gegen den 1. FC Köln führt dazu, dass lediglich 14.000 Frankfurter Fans das Spiel verfolgen dürfen. Damit es künftig möglichst keine negativen Schlagzeilen mehr gibt, hat die Eintracht "den Fanklubs eine Liste der Selbstverständlichkeiten zukommen lassen. Darin ist deutlich aufgeführt, was wir nicht mehr akzeptieren werden. Dazu gehört auch, dass die Leute haftbar gemacht werden, wenn sie Pyrotechnik im Stadion abbrennen", betont Heribert Bruchhagen, während Vorstandsmitglied Lötzbeier als Replik auf die Vorwürfe des DFB-Sicherheitsbeauftragten Spahn, der der Eintracht einen zu laschen Umgang mit “Problemfans“ vorwirft, betont: “Zum Dialog mit den Fans gibt es keine Alternative. Ich bin für eine härtere Bestrafung von Tätern, aber nicht für generelle Strafen für alle.“

Unmut gibt es nicht nur bei Fans und Vorstand, auch Armin Veh ist verärgert: “Das hier hat mit Bundesliga nichts zu tun. Das hier ist Bezirksliga, da kann ich ja gleich eine Hüpfburg aufstellen, das ist ja wie im Freizeitpark hier.“ Grund des Ärgers sind die Zustände beim Training, bei dem gerade während der Sommerferien viele Fans anwesend sind, die sogar während der Übungen über den Platz laufen, ohne dass auch nur ein Ordner anwesend ist. “Wenn wir das nicht mehr hinkriegen, hier professionelles Training anzubieten, dann können wir es gleich lassen. Hier ist es zu lasch, hier gehört Zug rein.“ Den erhofft sich der Trainer auch hinsichtlich der Suche nach einem neuen Innenverteidiger, nachdem Marco Russ in der Vorwoche nach Wolfsburg wechselte. Anstelle von Russ rückt nicht Neuzugang Bell, sondern Clark in die Abwehr neben Jung, Schildenfeld und Djakpa. Ansonsten spielen wie bereits in Fürth Caio sowie Meier auf den Außenbahnen und Schwegler, Lehmann sowie Rode hinter der einzigen Sturmspitze Hoffer.

Betont kämpferisch gibt sich St. Paulis neuer Trainer Schubert nach dem 2:0-Auftaktsieg gegen Ingolstadt: “Wir wollen jedes Spiel gewinnen und uns nicht von vornherein mit einem Unentschieden zufriedengeben. Den Mutigen gehört die Welt. Allerdings kannst du dabei auch mal einen auf den Sack kriegen“, um dennoch zu warnen: “Die Eintracht ist die schwierigste Aufgabe der Liga, es ist die am besten besetzte Mannschaft, die unbedingt aufsteigen will und muss.“ Für das Ziel Auswärtssieg setzt der Trainer auf den wiedergenesenen Mittelstürmer Ebbers und vertraut im Mittelfeld der eingespielten Vorjahreself. Dafür stehen in der Abwehr mit Torhüter Tschauner, Sobiech und Schachten gleich drei neue Spieler.

Welch ein Bild, nur 16.500 Zuschauer verlieren sich im weiten Rund und Torhüter Kessler steht vor der völlig verwaisten Nordwesttribüne, als Schiedsrichter Kinhöfer zum ersten Heimspiel für die Eintracht anpfeift. Nur der Beginn macht Lust auf mehr, bereits in der 2. Minute bekommt Hoffer das Leder nach einem weiten Pass von Djakpa unter Kontrolle und zieht vom linken Strafraumeck ab, aber Sobiech kann den Schuss zur Ecke klären. Doch St. Pauli hält dagegen und stellt die Räume geschickt zu, während der Eintracht bei Ballbesitz jetzt nur wenig einfällt. Weite Bälle, Sicherheitspässe und Stockfehler im Aufbauspiel erinnern die wenigen Zuschauer an die vergangene Rückrunde.

Dann die 10. Spielminute, eine Flanke aus dem Mittelfeld landet bei Schachten am rechten Flügel, der nicht angegriffen wird und an den Elfmeterpunkt flankt. Bedrängt von Schildenfeld kommt Naki zum Kopfball, setzt ihn aber knapp neben den linken Pfosten. Während die Gäste immer mehr an Sicherheit gewinnen, wirkt die Eintracht verunsichert, die Innenverteidigung steht sehr weit hinten und keiner ist in der Lage, das Spiel zu beruhigen oder gar Angriffe einzuleiten. Im Gegenteil, wieder kann sich St. Pauli die Kugel vor dem Strafraum zuschieben, Takyi passt rechts in den Strafraum, wo Ebbers schneller ist als Djakpa und der heraus eilende Kessler, um den Ball an der Torauslinie zurück auf Schachten zu legen. Der flankt in den Fünfmeterraum, wo es Bartels fertigbringt, freistehend über die Latte zu köpfen (20.).


Meier

Armin Veh ist mächtig unzufrieden und lässt Meier mehr in die Mitte ziehen, während Rode jetzt die linke Außenbahn besetzt, die bislang ebenso harmlos war wie die rechte Seite mit Caio und Jung. Doch auch die Umstellung fruchtet nicht, da die Außenverteidiger nicht nachrücken, so dass ein schnelles Zusammenspiel über die Flügel gar nicht erst aufkommt. So ist es Naki, der sich auf der rechten Seite gegen Djakpa und den umständlich agierenden Lehmann durchsetzen kann, um in den Strafraum zu sprinten und den Ball auf Takyi zu legen, der aus 14 Metern den Ball aber weit über das Gehäuse drischt (26.). “Die Räume waren viel zu groß, aber wenn du in der Innenverteidigung keine Sicherheit hast, überträgt sich das auf die Mannschaft. Dann spielst du auch nach vorne nicht so mutig und riskant“, stöhnt Armin Veh. Immerhin kommt Jung drei Minuten später nach Zuspiel von Caio zu einer Gelegenheit, die erneut von Sobiech zur Ecke geblockt wird. Schweglers Eckball wehrt Boll per Kopf ab, dann zieht Djakpa ab, der Abpraller kommt halblinks zu Caio, der aus 13 Metern und aus dem Stand einen Schlenzer ins rechte lange Eck setzt, doch Torhüter Tschauner kann den platzierten Schuss reaktionsschnell um den Pfosten lenken.

Auch dies war nur ein Strohfeuer, kaum etwas gelingt den Frankfurtern, während St. Pauli erneut nach vorne drängt. Diesmal ist es Takyi, der Rode im Halbfeld düpiert, um die Kugel zu Ebbers am Strafraumrand zu lupfen, der sie bedrängt von Schildenfeld auf Bartels verlängert. Der versetzt Clark mit einem Heber quer zum jetzt freistehenden Bartels, der das Leder aus drei Metern zum 1:0 ins Netz haut (38.), mit dem es, begleitet von einem gellenden Pfeifkonzert der Eintracht-Fans in die Pause geht. In der Kabine wird es wohl laut, auch für Caio, für den in der zweiten Halbzeit Matmour kommt, findet Armin Veh deutliche Worte: "Caio war überhaupt nicht im Spiel. Ich habe schon nach 20 Minuten überlegt, ob ich ihn auswechsle, aber auch Hoffer konnte den Ball nicht halten."

Scheinbar ist die Pausenansprache angekommen, denn vor allem über die rechte Seite zeigt sich die Eintracht nun endlich bissiger und lauffreudiger. Die 49. Spielminute, nach Zuspiel von Rode flankt Jung das Leder an den Fünfmeterraum, Meier steigt hoch, kommt nicht ran, dafür aber Hoffer, der den Ball ins Netz knallt. Doch Schiedsrichter Kinhöfer entscheidet auf Abseits, weil der Linienrichter der Meinung war, Meier sei noch an den Ball gekommen, was dieser hinterher vehement bestreitet. Doch es nützt nichts, die Eintracht rennt dem Rückstand hinterher, diesmal über Djakpa, den es nach einem Freistoß auf die rechte Seite drängt, von wo aus er den Ball genau zu Meier flankt, dessen Kopfball Torhüter Tschauner jedoch glänzend mit den Fingerspitzen über die Latte lenken kann (56.).

Dann ist es schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Während St. Pauli sich zurück zieht, schlurfen die Frankfurter planlos durch das Mittelfeld, sie versuchen Druck aufzubauen, aber es passt nicht. Hier ein Schritt zu wenig, da ein Missverständnis. Chancen ergeben sich so keine. Daher bringt Armin Veh in der 63. Minute Fenin für Hoffer, der jedoch ebenso wenig für Impulse sorgen kann. Das Mittelfeld gehört zwar den Frankfurtern, aber immer wieder bieten sich den Gästen Kontermöglichkeiten, die sie aber leichtfertig vertändeln. Also versucht Veh es mit zwei Stürmern, denn Gekas kommt für den schwachen Lehmann in die Partie (74.) und kurz darauf hat die Eintracht endlich wieder eine Torchance nach einem Einwurf von der rechten Seite, den Matmour lang auf Gekas flankt. Der Ball wird von Bruns geklärt, landet jedoch bei Rode, der ihn mit der Brust annimmt und aus 16 Metern abzieht, das Tor aber knapp verfehlt (76.).


Rode

Es läuft die 78. Spielminute, die Eintracht ist im Vorwärtsgang mit Schwegler, der den Ball zu Meier spielt, der ihn direkt nach links auf Rode legt. Der 20-Jährige läuft zum Strafraum und will zu Gekas am Elfmeterpunkt flanken, doch der Ball wird von Boll raus geköpft. Genau zu Meier, der aus 17 Metern volley abzieht. Ein tückischer Aufsetzer, der haargenau im linken unteren Toreck landet. Zum umjubelten 1:1-Ausgleich, seinem 3. Saisontreffer. "Das war kein Zufall. Die Dinger macht er auch im Training rein. Es gibt sicher nicht viele Mittelfeldspieler, die so abschließen können", freut sich Armin Veh.

Die Eintracht will mehr und drängt nach vorne, aber auch St. Pauli gibt sich mit dem Unentschieden nicht zufrieden und greift wieder früher an. Die 84. Spielminute, ein Angriff der Gäste ist eigentlich geklärt, doch Jung lässt sich den Ball im eigenen Halbfeld abluchsen. Ebbers spielt zu Kruse vor dem Strafraum, der seelenruhig zu Kalla passen kann. Statt anzugreifen, dreht sich Schildenfeld nur ab, um Kallas Schuss aus 16 Metern zu blocken, der zum Glück nur den linken Pfosten und das Außennetz touchiert. Endlich spielen beide Mannschaften mit offenem Visier. Diesmal ist es die Eintracht, die über Matmour angreift. Der flankt scharf von der rechten Außenbahn, Meier duckt sich und der hinter ihm stehende Gekas ist zu überrascht, um den Ball am Elfmeterpunkt unter Kontrolle zu bekommen (87.). Das war es dann, mit dem 1:1 und 4 Punkten finden sich die Frankfurter auf Platz 5 der Tabelle wieder, die weiterhin von Aufsteiger Braunschweig, dem nächsten Gegner, angeführt wird. (tr)


Stimmen zum Spiel


Armin Veh

Armin Veh: "In der ersten Halbzeit hatten wir keinen Zugriff aufs Spiel. Da waren auch die Blöcke zu weit auseinander. Wir hatten keine klare Linie und haben nach vorne nicht das geboten, was ich mir vorstelle. Aber wie die Mannschaft in der 2. Halbzeit gefightet hat, das war schon gut, da haben die Jungs mit Herz gespielt. Die Jungs wollten die drei Punkte unbedingt nach Hause holen.“

Heribert Bruchhagen: "St. Pauli hatte die bessere Spielanlage, hätten die das besser zu Ende gespielt, hätten wir noch größere Probleme bekommen. Positiv waren nur Einsatz und Wille, die Mittel jedoch waren nicht so überzeugend. Dennoch, vier Punkte aus den beiden ersten Saisonspielen, in denen wir viel Fortune hatten, ist angesichts der Gegner sehr befriedigend."

Pirmin Schwegler: “Wir haben nicht das auf den Platz gebracht, was uns stark macht. Da nehme ich mich vor allem selbst in die Pflicht, ich habe keine Ruhe und keine Struktur ins Spiel bringen können. Wir wussten, dass die Saison kein Selbstläufer wird. Das war schon ein Dämpfer und auch nicht verständlich. Aber in diesem Stadion werden wir an viele negative Einflüsse erinnert, das spielt im Unterbewusstsein eine Rolle. Und das kriegen wir nur mit Siegen weg, ansonsten muss das Team mit dem großen Druck leben und trotzdem positiv bleiben.“

 

 

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