Eintracht Frankfurt -
SV Werder Bremen |
Bundesliga 2010/2011 - 29. Spieltag
1:1 (0:0)
Termin: 08.04.2011, 20:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Halil Altintop (58., Eigentor), 1:1 Martin Fenin (83.)
Eintracht Frankfurt | SV Werder Bremen |
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Trainer | Trainer
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Im Vergleich zu nichts ist wenig viel “Es ist zu früh, ein Fazit zu ziehen. Aber ich kann sagen: Er ist sehr engagiert, das war vorher klar. Er ist sehr kommunikativ, wir stehen im täglichen Dialog. Er ist immer präsent und sehr professionell, führt mit den Spielern sehr intensive Gespräche. Ich glaube fest, dass unsere Mannschaft auf diese hohe Intensität anspricht. Ich glaube auch, dass es eine richtige und gute Entscheidung war, Daum zu holen. Aber wir müssen uns an den Ergebnissen messen lassen. Und im Augenblick sind wir in akuter Abstiegsgefahr“, erzählt Heribert Bruchhagen vor dem Heimspiel gegen den wieder erstarkten Tabellennachbarn aus Bremen, während der Trainer das Abschlusstraining abgeschirmt von der Öffentlichkeit auf dem Hauptplatz des Waldstadions leitet. Für das nächste der “Sechs Endspiele“ gibt sich Christoph Daum verhalten optimistisch: “Im Mittelpunkt steht wieder, dass wir kämpferisch und läuferisch auf dem im Augenblick höchstmöglichen Niveau auftreten, und dass wir darüber hinaus im spielerischen Bereich den ein oder anderen Fortschritt machen.“ Und zwar mit dem gleichen Spielsystem, wie zuletzt beim 1:1 in Wolfsburg. Für den gelbgesperrten Ochs spielt überraschend Kittel auf der rechten Außenbahn und Schwegler ersetzt Clark vor der Abwehr, in der Franz die Kapitänsbinde anstelle von Ochs trägt. Rode, Meier und Altintop komplettieren das Mittelfeld hinter der einzigen Spitze Gekas. Acht Punkte hat Bremen aus den letzten fünf Spielen geholt und sich still und leise von Rang 17 auf Platz 12 hochgearbeitet. Angeblich ist dies auch ein Verdienst von Jörg Löhr, dem neuen Mentalcoach, der es geschafft hat, “Energie in schwierigen Situationen in positive Kanäle zu lenken“, wie Christoph Daum erläutert, der ebenfalls mit Mitteln der Sportpsychologie arbeitet. “Christoph hat eine besondere Note. Das wissen wir, das muss ich nicht groß erklären. Es wird ein heißer Tanz, aber wir wollen drei Punkte holen“, sagt unterdessen Trainer Schaaf, um schmunzelnd zu ergänzen: “Denn Christoph wird nicht auf dem Platz stehen, sondern nur an der Seitenlinie." Verzichten muss er hierbei auf den leicht angeschlagenen Pizarro, für den wie beim 1:1 gegen Stuttgart Avdic neben Wagner und Marin als hängender Spitze beginnen wird. Abstiegskampf ist kein Augenschmaus, was beide Teams von Beginn an eindrucksvoll beweisen. Mit viel Engagement versucht die Eintracht, zu ersten Chancen zu kommen, während Bremen ebenso couragiert dagegen hält. So bleiben Kombinationen Mangelware, Kampf ist Trumpf. Und Schiedsrichter Meyer, der seinen erkrankten Kollegen Dr. Brych vertritt, setzt früh ein Zeichen. Nachdem Franz Avdic bei einem Zweikampf mit ausgestrecktem Bein verfehlt, erhält er sofort die Gelbe Karte (4.). Nur Sekunden später zeigt Meyer Avdic ebenfalls Gelb, nachdem der vor Ausführung eines Freistoßes Franz weg schubst und wieder eine Minute später bekommt der 22-jährige Schwede bei einem Luftkampf mit Franz, bei dem er ihm die Faust in den Magen rammt, rüde dessen Hand ins Gesicht. Avdic trägt eine Jochbeinprellung davon, kann zunächst aber weiterspielen, während der Schiedsrichter beiden klar macht, dass sie bei der nächsten Aktion vom Platz fliegen. Immerhin, eine Torchance gibt es in der Anfangsphase, als Fritz vom eigenen Strafraum einen weiten Diagonalpass schlägt. Da Avdic Franz irritiert, kommt Wagner an die Kugel, marschiert in Richtung Strafraum und setzt den Ball aus 16 Metern an den rechten Innenpfosten (9.). Danach bleibt das Spiel wieder Stückwerk, hohe Bälle und verbissene Zweikämpfe bestimmen das Geschehen, ein geordneter Spielaufbau findet nicht statt. Es läuft die 18. Spielminute, endlich zeigen Jung, Rode und Meier eine feine Kombination auf der rechten Seite. Meier setzt sich am rechten Strafraumeck durch und schlenzt den Ball diagonal zu Gekas, der aus acht Metern sofort flach abzieht. Aber mit einer tollen Fußabwehr kann Torhüter Wiese den Ball über die Latte lenken. Drei Minuten später tanzt der quirlige Wagner Tzavellas auf der rechten Außenbahn aus und zirkelt das Leder vor den langen Pfosten. Jung, der eigentlich Wesley bewacht, verschätzt sich beim Abwehrversuch, so dass Marin hinter ihm die Kugel mit einem Aufsetzer ins rechte Toreck köpft, aber Fährmann kann das Leder mit einer glänzenden Parade um den Pfosten lenken. Nachdem kurz darauf Avdic bei einem Kopfballduell mit Jung aneinander gerät, muss er mit Kopfschmerzen ausgewechselt werden, so dass Pizarro früher als erwartet zum Einsatz kommt (26.). Eben dies regt Trainer Schaaf auch nach dem Spiel noch mächtig auf, so dass er ohne Punkt und Komma gegen Franz wettert: “Er tritt die Fairness mit großen Schuhen. Dafür habe ich kein Verständnis. Ich würde ihm raten, sich schnell zu ändern.“ Dies wiederum bringt Christoph Daum auf die Palme: "Solche Szenen gibt es ständig. Aber bei Franz wird immer gleich eine Hetzjagd daraus gemacht. Franz ist ein tadelloser Sportsmann.“ Unterdessen
wird Bremen stärker, vor allem Wagner und Borowski auf der rechten
Seite bereiten der Eintracht einige Probleme. So setzt sich Borowski nach
einem weiten Pass durch und passt flach auf Pizarro, aber Franz kann mit
tollem Einsatz den Schuss am kurzen Toreck abblocken (30.). Nach der folgenden
Ecke schlenzt Frings das Leder vor den Fünfmeterraum, Pasanen köpft,
Fährmann geht nur mit einer Faust dran und fühlt sich von Wagner
bedrängt, was der Schiedsrichter zum Glück ebenso sieht (31.).
Wieder nur eine Minute später setzt Tzavellas Kittel mit einem Diagonalpass
am rechten Strafraumeck schön in Szene, doch Wiese ahnt die Ecke
und kann die Direktabnahme zur Ecke klären. Fast im direkten Gegenzug
kämpft sich Wagner an Altintop vorbei und zieht nach links, um in
den Strafraum zu flanken. Jung springt dazwischen und lenkt den Ball mit
dem ausgestreckten Arm ab, doch Schiedsrichter Meyer wertet dies als natürliche
Handbewegung (34.). Bremen beginnt die zweite Halbzeit mit neuem Schwung
und drängt die Eintracht jetzt in die eigene Hälfte. Zunächst
scheitert Marin mit seinem Weitschuss (47.), danach Wesley mit einer verunglückten
Flanke, bei dessen Abwehr sich Fährmann leicht am Pfosten verletzt
(52.), und schließlich Pizarro, nach dem der Peruaner zusammen mit
Marin die halbe Abwehr der Eintracht schwindlig spielt, um das Leder knapp
neben den rechten Pfosten zu setzen (56.). Zwei Minuten später gibt
es nach einem Foul von Russ an Wagner Freistoß für Bremen von
der rechten Seite. Silvestre schlenzt das Leder vor den Fünfmeterraum,
wo Altintop mit dem Kopf klären will, während er von Wagner
nach unten gedrückt wird. So landet der Ball genau im rechten Toreck
zum 1:0 für Bremen und Altintop gibt zerknirscht zu: “Da sehe
ich nicht gut aus“ (58.). Trotz der vergebenen Chancen lässt sich die Eintracht nicht hängen und Daum unterstützt die Angriffsbemühungen, in dem er erst Fenin und Köhler für den schwachen Meier sowie den am Knie verletzten Tzavellas (70./71.) und schließlich Caio für Rode (75.) bringt. Zwei Tage später stellt sich heraus, dass der 23-jährige Grieche einen Kreuzbandanriss im rechten Knie erlitten hat und voraussichtlich acht Wochen ausfallen wird. “Nach einem Zweikampf humpelte er und ich habe ihn sofort ausgewechselt. Gott sei Dank, so ist es nur ein Teilriss. Hätte er fünf Minuten länger gespielt, wäre das Kreuzband komplett gerissen und Tzavellas würde sechs Monate ausfallen“, meint Christoph Daum erleichtert. Die Minuten verrinnen, während Bremen gegen die entschlossen nachrückenden Frankfurter nur noch sporadisch zu Konterchancen kommt. Da fängt Russ einen abgewehrten Ball mit der Brust ab, setzt dem wegspringenden Ball nach und wirft sich mit einer Grätsche hinterher in den Zweikampf, erobert den Ball ein zweites Mal und spielt diesen im Liegen auf die rechte Seite zu Jung. Der dribbelt ein paar Meter, wird aber am Strafraum von Silvestre und Marin zugestellt, so dass er die Kugel einfach aus dem Fußgelenk in die Mitte schnickt, wo Fenin aus neun Metern in die Flanke hinein hechtet und das Leder wuchtig zum 1:1-Ausgleich (83.) ins linke Toreck köpft. Die Eintracht setzt nach, wieder ist es Russ, der die Übersicht behält und aus der eigenen Hälfte einen langen Pass auf Gekas spielt. Der bekommt sie am Strafraum auf halblinks unter Kontrolle, setzt sich gegen Pasanen durch und zieht ab. Doch auch diesmal gewinnt Wiese das Privatduell mit dem Griechen und lenkt den Ball zur Ecke (86.). So bleibt es am Ende beim 1:1, das der Eintracht den 33ten Punkt und, da Kaiserslautern in Stuttgart gewinnt, ein Abrutschen auf Rang 14 beschert. Immerhin haben Wolfsburg und St. Pauli verloren, so dass der Vorsprung auf den Relegationsplatz nun fünf Punkte beträgt. Gezittert werden darf weiterhin. (tr)
Christoph Daum: “Schöne Worte helfen uns nicht weiter, wir haben zwei Punkte liegengelassen. Wenn wir vier, fünf Tore gemacht hätten, dann hätte jeder gesagt, das sei in Ordnung. Spiele werden aber durch Tore entschieden, nicht durch Chancen. Wie nützlich der eine Punkt in der Endabrechnung einmal sein wird, werden wir sehen. Wir müssen weiter kämpfen.“ Heribert Bruchhagen: “Wir sind am Ende für unseren Kampfgeist belohnt worden, die Mannschaft hat alles in die Waagschale geworfen. Wir haben dennoch immer noch nicht die Linie der Hinrunde gefunden. Aber im Vergleich zu nichts ist wenig viel.“ Und zu seinen Zukunftsplanungen: “Ich fühle mich nicht zu alt und bilde mir ein, noch alles mitzubekommen, was links und rechts läuft. Ich liebe den Bundesliga-Fußball und möchte gerne weiter bei der Eintracht arbeiten. Die Bereitschaft dazu ist unbedingt da. Aber die Arbeit des Vorstandsvorsitzenden hat der Aufsichtsrat zu bewerten.“
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