Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern

Bundesliga 2010/2011 - 25. Spieltag

0:0

Termin: 05.03.2011, 15:30 Uhr
Zuschauer: 49.400
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hasede)
Tore: ./.


 

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Eintracht Frankfurt 1. FC Kaiserslautern

 


  • Tobias Sippel
  • Florian Dick
  • Mathias Abel
  • Rodnei
  • Leon Jessen
  • Stiven Rivic
  • Christian Tiffert
  • Pierre de Wit
  • Jan Moravek
  • Adam Hlousek
  • Srdjan Lakic

 

Wechsel
Wechsel
  • Thanos Petsos für Stiven Rivic (75.)
  • Oliver Kirch für Pierre de Wit (76.)
  • Erwin Hoffer für Jan Moravek (88.)
Trainer Trainer
  • Marco Kurz

 

Bankrotterklärung

“Davon halte ich nichts, ich glaube nicht, dass wir in der jetzigen Situation Bedarf für einen Psychologen haben. Denn die Mannschaft ist nicht verunsichert, sie ist glücklos im Abschluss“, erklärt Michael Skibbe, der in diesen Tagen immer ratloser wirkt. Immerhin kann “ein Trainingslager nicht schaden“, verkündet er, um sich in Westerburg im Westerwald, wo bereits Willi Reimann und Friedhelm Funkel mit der Eintracht trainierten, für ein dreitägiges Intermezzo unter Ausschluss der Öffentlichkeit zurückzuziehen. “Ich werde die Treffer in dieser Woche schon herbeireden, wir werden den Lauterern die Hölle bereiten", ergänzt er kämpferisch.

Präsenz zeigt auch Heribert Bruchhagen am idyllischen Wiesensee, will dem Trainer jedoch, anders als noch bei der kurzfristigen Suspendierung von Amanatidis, nicht ins Geschäft reinreden: “Durch diese Art der Krisenbewältigung haben wir uns in der Vergangenheit immer gut befreit.“ Einzelgespräche mit den Spielern führe er, “aber dann ungezwungen in meinem Büro bei einem Apfelkuchen“. Ähnlich gelassen äußert sich der Vorstandsvorsitzende zu den kommenden Begegnungen: “Wir holen schon noch unsere Punkte. Wir werden Kaiserslautern schlagen.“ Und falls nicht, wird er gefragt: “Nichts, dann müssen wir eben gegen Schalke gewinnen“, sagt er, um anzukündigen: “Wenn wir es am Ende geschafft haben, werden wir sicher nicht zur Tagesordnung übergehen, die Rückrundentabelle wird nicht charmant aussehen, das steht ja jetzt schon fest. Deshalb werden wir uns intensiv mit der Rückserie beschäftigen. Wir werden über viele Dinge nachdenken, und wir werden unsere Schlüsse ziehen.“

Michael Skibbe gibt unterdessen die Losung für das Spiel gegen den Tabellensechzehnten aus, der in der Rückrunde bislang ebenfalls sieglos ist: “Flanke, Kopfball, Tor. Irgendwie muss der Ball in die Kiste und wenn ihn die Zuschauer rein schreien.“ Mehr Erkenntnisse hat er im Trainingslager scheinbar nicht gewonnen, denn die taktische Aufstellung bleibt unverändert. Vor der Viererabwehrkette spielen Schwegler sowie Rode und Meier beginnt hinter der einzigen Spitze Gekas. Der wieder genesene Ochs anstelle von Altintop auf der rechten und Köhler auf der linken Seite sollen die Flanken schlagen, die zum Tor führen.

Auf den ersten Auswärtssieg im Jahr 2011 spekuliert hingegen Kaiserslauterns Trainer Marco Kurz: "Wir haben heute die Möglichkeit, eine Mannschaft mit in den Bereich der Abstiegsränge zu ziehen. Für uns selbst hat der Abstiegskampf schon am ersten Spieltag in Köln begonnen." Im Gegensatz zur Eintracht liegen die Schwachstellen bei den Pfälzern in der Abwehr. Elf Gegentore kassierten sie in den letzten drei Auswärtsspielen, räumt der Trainer ein: “Wir machen es dem Gegner momentan zu leicht, Tore zu schießen.“ So verzichtet er erneut auf Kapitän Amedick in der Abwehr und lässt Abel neben Rodnei beginnen. Da Bilek und Ilicevic verletzt ausfallen, spielen Tiffert, de Wit und Moravek im Mittelfeld sowie Hlousek und Rivic auf den Außenbahnen hinter der einzigen Sturmspitze Lakic, der nach elf Hinrundentoren ebenso wie Gekas seit Dezember ohne Torerfolg ist.

Bei bestem Märzwetter im Waldstadion beginnt das Spiel 15 Minuten später, da es am Bahnhof Stadion zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den Fans beider Vereine gekommen ist und die Polizei Hunderte auch unbeteiligte Zuschauer einkesselt, um diese abzufotografieren. Während dessen bereitet die Nordwestkurve Spielern und Zuschauern eine mehr als beeindruckende Choreographie. Zunächst wird eine schwarzweiß gestreifte Blockfahne über die gesamte Kurve gezogen, die nach dem Einrollen als zweite Choreographie geschlossen in rot-schwarz-weiß gekleidete Fans und das Motto für heute zeigt: “Wir werden euch den Teufel schon austreiben.“ Doch die Eintracht lässt sich von der Unterstützung auf den Rängen nicht beeindrucken. Verkrampft und völlig verunsichert schlagen sie den Ball nach vorne oder spielen die Kugel quer. Auch Kaiserslautern lässt sich nicht lumpen und spielt bei diesem planlosen Gekicke meist eifrig mit.

Es läuft die 6. Spielminute, nach einem Einwurf von der rechten Seite für Kaiserslautern kommt die Kugel zum aufgerückten Jessen, der sie unbedrängt vor den Fünfmeterraum schlenzen kann. Franz verschätzt sich, so dass Moravek rankommt, das Leder aber aus sechs Metern Volley über die Latte lupft. Die Pfälzer bleiben zwar optisch überlegen, lassen sich aber von der Unsicherheit der Frankfurter vollends anstecken. Quer- und Fehlpässe sowie Missverständnisse prägen das Bild auf dem Rasen. Zudem präsentiert sich Schwegler im Spielaufbau mehr als unterirdisch, wird jedoch von Heribert Bruchhagen mit einer überraschenden Begründung in Schutz genommen: “Er konnte weder schießen noch sprinten, er hat eine Leistenverletzung. Wir waren froh, dass er sich zur Verfügung gestellt hat.“ Eine Aussage, die Clark, Altintop, Amanatidis, Fenin, Heller und Kraus, die fit auf der Bank sitzen, sicher gefallen hat.

So bleibt es für Kaiserslautern leicht, die Eintracht in den Griff zu bekommen. Schwegler wird von Moravek zugestellt, die rechte Seite energisch gedoppelt und Gekas erfreut sich engster Bewachung durch Rodnei und Abel. Viel mehr fällt den Pfälzern jedoch nicht ein, deren Offensivspiel inzwischen ebenso kläglich wie das der Frankfurter ist. Nichts ist zu sehen von dem “Flanke, Kopfball, Tor“, das der Trainer versprochen hat. Ein Schuss aus dreißig Metern, den Tzavellas gut fünf Meter neben den linken Pfosten setzt, bleibt die einzig überhaupt nennenswerte Aktion der Eintracht im ersten Durchgang. Glück haben sie indes kurz vor dem Pausenpfiff, als Russ die Kugel am Mittelkreis gegen Moravek vertändelt. Der 21-Jährige Tscheche sprintet Richtung Frankfurter Strafraum, schafft es aber, den Pass auf den mitlaufenden Lakic völlig zu verziehen. "Die Verunsicherung ist da, die erste Halbzeit war dämlich", schimpft Kapitän Patrick Ochs, der noch untertreibt.

Zur zweiten Halbzeit kommt Altintop für Tzavellas, so dass Köhler fortan in der linken Verteidigung agiert. "Wir haben noch einmal alles in die Waagschale geworfen", erklärt Skibbe. Auf dem Platz ist davon jedoch nichts zu sehen. Schwegler und Meier bleiben wie ihre Kollegen fast Totalausfälle, nur Rode sticht mit energischem Einsatz und gutem Passspiel heraus. Immerhin gelingt es Ochs nun, nach einem Freistoß von Köhler die erste brauchbare Flanke in den Strafraum zu schlagen, doch Sippel kann vor Gekas mit einer Faustabwehr klären, bei der Russ den Kopf reaktionsschnell einzieht, statt zu köpfen, als der Ball ihm entgegen saust (49.). Bezeichnend für das Angriffsspiel der Eintracht.

Was in den kommenden Minuten passiert, ist kaum in Worte zu fassen. Der Deutschen Presseagentur gelingt es: “Würde es einen Preis für das schlechteste Saisonspiel geben, die beiden Mannschaften könnten schon mal den Anzug für die Ehrung rausholen.“ Nach gut einer Stunde bemühen sich die Frankfurter immerhin, die Pfälzer ein wenig vor dem Strafraum einzuschnüren. Ein Schuss von Altintop wird abgeblockt und landet bei Ochs, der den Ball vor den Elfmeterpunkt hebt. Meier kommt an das Leder, dreht sich, setzt seinen Seitfallzieher jedoch gut einen Meter über das rechte Toreck (63.). Dankbar feuern die Fans die Eintracht an, doch die danken es nur mit Fehlpässen und stümperhaften halbhohen Pässen an den Strafraum, die keine Anspielstation finden.

“Wir sind die schlechteste Mannschaft der Liga. Das kann man nicht ausblenden. Da sind die Beine schwer. Jeder ist nur mit sich beschäftigt, der Kopf ist blockiert“, versucht Schwegler eine Erklärung für das Gekicke zu finden. “Nach vorne gelingt uns wenig, hinten sind wir anfällig“, ergänzt Ochs, der in der Vorrunde mit Jung so gefährlich und aggressiv die rechte Seite beackerte, auf der er sich heute meist erfolgreich versteckt. Nun reagiert Trainer Skibbe und bringt Amanatidis für Rode, der wesentlich besser spielte als sein Nebenmann Schwegler (72.). Doch auch dieser Wechsel ändert rein gar nichts am Spielgeschehen, so dass in der 85. Spielminute Fenin für den ob seiner Auswechslung wütenden Gekas kommt.

Während die Eintracht in der Schlussphase verzweifelt versucht, zu einer Möglichkeit zu kommen, hat Kaiserslautern plötzlich die Chance zum Kontern, als Fenin einen Ball vor dem Strafraum vertändelt. Kirch setzt sich am Mittelkreis gegen zwei Frankfurter durch und passt die Kugel im Fallen zu Hlousek auf der linken Seite, der sie in den Lauf von Lakic spielt. Das ist die Entscheidung, doch der Torjäger schafft es, die Kugel aus elf Metern völlig freistehend nicht richtig zu treffen, so dass sie am linken Pfosten des verwaisten Tors vorbei rollt (89.). “Normal ist das ein Tor, aber solche Sache passieren“, meint der 27-jährige Kroate nur lapidar.

In der Nachspielzeit wird es dann tatsächlich noch einmal hektisch, nachdem Köhler einen Freistoß in den Strafraum schlenzt. Mit dem Rücken zum Tor will sich Amanatidis drehen, wird jedoch von Abel zu Fall gebracht. Schiedsrichter Sippel aber lässt weiterspielen, die Kugel trudelt zu Altintop, der seinen Direktschuss aus 14 Metern aber neben den linken Pfosten setzt. “Natürlich war das ein Elfmeter, mit dem einen Bein bin ich in der Luft, ich will mich drehen. Dann geht es gegen mein Standbein“, regt sich Amanatidis auf. Doch verdient haben sich die Frankfurter einen Elfmeter heute nicht. “Zu sagen, das Derby sei auf Zweitliganiveau gewesen, wäre eine Beleidigung für die 2. Liga“, meint das kicker-Sportmagazin, das dem Spiel die Note 6 gibt. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Der Druck, der auf den Spielern lastet, ist nicht wegzudiskutieren. Einige konnten damit nicht umgehen. Wir wollten viel offensiver und aggressiver spielen. Es war zu viel Neutralität auf dem Platz. In der kommenden Woche müssen wir alles aufarbeiten. Dann wollen wir den Bock im Spiel bei Schalke umstoßen."

Heribert Bruchhagen: “Das 0:0 ist natürlich ein enttäuschendes Ergebnis. Insgesamt war das Spiel von Nervosität geprägt. Sieht man von einzelnen Standards ab, dann haben wir uns kaum Tormöglichkeiten erspielt. Die Lage ist sehr bedrohlich, wir müssen jetzt ganz schnell die Kurve kriegen, sonst wird es ganz gefährlich.“

Heribert Bruchhagen zur Frage, ob er noch Vertrauen in den Trainer hat: “Ja, aber das ist nicht die Frage. Die Frage ist, wie kriegen wir die Spieler wieder formverbessert. Interviews während der Woche lese ich auch. Da wird immer wieder davon gesprochen, dass wir das Ruder rumreißen müssen. Oder wie auch immer die Formulierungen sind. Aber das findet sich auf dem Platz nicht wieder. Deswegen müssen wir auf dem Trainingsplatz dafür sorgen, dass unsere Stammspieler, die in der Hinrunde die Akzente gesetzt haben, wieder das Selbstvertrauen kriegen und die Form haben, die sie vorher hatten.“

Ioannis Amanatidis: “Wir müssen endlich aufwachen, das ist alles zu wenig, viel zu wenig. Es geht nicht, dass wir gegen Kaiserslautern keine einzige Torchance haben und kaum in den Strafraum kommen. Wir haben kein Kopfballduell gewonnen, keine zweiten Bälle. Es kann doch nicht sein, dass fast die Hälfte der Spiele rum ist und wir immer noch kein Tor geschossen haben. Wir reden die ganze Woche, das ist alles papperlapapp. Wir müssen endlich aufwachen. Es kann nicht sein, dass fast die Hälfte der Rückrunde vorbei ist und wir noch kein Tor geschossen haben.“

 

 

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