Eintracht Frankfurt -
VfB Stuttgart |
Bundesliga 2010/2011 - 24. Spieltag
0:2 (0:0)
Termin: 27.02.2011, 15:30 Uhr
Zuschauer: 47.400
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 0:1 Martin Harnik (64.), 0:2 Tamas Hajnal (67.)
Eintracht Frankfurt | VfB Stuttgart |
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Wechsel
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Trainer | Trainer
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Sturzflug oder Wendepunkt? “Gerade jetzt, wo es schlecht läuft, da brauchen wir unsere Fans“, appelliert Michael Skibbe nach einer viel zu kurzen Trainingswoche, obwohl diese doch zwei Tage mehr hatte. Das angedachte Trainingslager wurde frostbedingt abgesagt, so dass es neben zwei Einheiten mehr mit vielen Einzelgesprächen lediglich einen gemeinsamen Abend gab. “Wir werden bestimmt nicht die Trainerbank wechseln oder die Farbe der Trikots“, ergänzt der Trainer, der nicht in Aktionismus verfallen möchte. So wird es gegen den VfB Stuttgart keine großen Änderungen im System oder im Kader geben. Der Einsatz muss stimmen, im Team und bei den Fans, beschwört auch Präsident Fischer: “Das Stadion muss kochen, da muss die Hölle losbrechen! Denn eines habe ich herausgehört bei den Spielern: Sie fürchten sich vor Pfiffen. Denn da fehlen die Typen und auch die Leck-mich-am-Arsch-Einstellung! Dafür ist diese Mannschaft nicht robust genug.“ Fehlen wird Trainer Skibbe hierbei Oka Nikolov, der sich im Training erneut einen Einriss in der linken Fußsohlensehne zugezogen hat und wohl 6 Wochen ausfallen wird. Für ihn steht nun Ralf Fährmann zwischen den Pfosten. Kurzfristig abgemeldet hat sich auch Ochs mit einem grippalen Infekt, so dass Altintop auf der rechten Außenbahn spielt und Köhler auf links in die Startelf rückt. Da Jung wieder genesen ist, spielt er anstelle von Vasoski zusammen mit Franz, Russ und Tzavellas in der Abwehr, vor der Schwegler, Rode und Meier das zentrale Mittelfeld bilden. Ebenso wie in Frankfurt wird beim Tabellensiebzehnten inzwischen nur noch appelliert, nachdem bislang auch Bruno Labbadia - nach Christian Gross und Ex-Eintrachtspieler Jens Keller schon der dritte Trainer in dieser Saison - das Ruder nicht herum reißen konnte. Bereits seit dem 16. Spieltag hat das zweitschlechteste Auswärtsteam Tabellenplatz 17 inne und war in der gesamten Saison nie besser als Rang 14. Dennoch spricht Sportdirektor Bobic nicht von einem Schicksalsspiel: "Jedes der elf verbleibenden Spiele ist ein Schlüsselspiel. Der Klassenverbleib wird sich nicht in einem Spiel entscheiden.“ “Ein Sieg wäre gut, da die Frankfurter nicht auf den Abstiegskampf eingestellt sind“, ergänzt der Trainer, der nach der 0:2-Heimniederlage in der Europa League gegen Lissabon wieder auf Tasci in der Innenverteidigung und Cacau im Sturm zurückgreifen kann. Nachdem sich Ziegler eine Gehirnerschütterung zugezogen hat, steht Ulreich, der von Bruno Labbadia eigentlich für die schlechte Abwehrbilanz mit 47 Gegentoren mitverantwortlich gemacht wurde, wieder im Kasten. “Am Anfang war ein bisschen Sarkasmus dabei“, meint Pirmin Schwegler. Denn beim Warmspielen wird zunächst jedes Tor frenetisch bejubelt, bevor die Kurve geschlossen und lautstark die Eintracht anfeuert. “Wacht endlich auf“, ist das Motto, das den Spielern entgegen prangt. Das Team dankt es mit Applaus und einem aggressiven Beginn. So setzt Jung im eigenen Strafraum nach einem Ballverlust von Tzavellas konsequent nach, um im Zusammenspiel mit Altintop und Rode schnell nach vorne zu sprinten. Kurz vor der Torauslinie flankt er scharf in die Mitte, doch Meier setzt den Kopfball über die Latte (3.). Die Eintracht setzt nach und kommt zwei Minuten später durch einen Freistoß von Tzavellas zu einer weiteren Chance, aber diesmal ist es Torhüter Ulreich, der den platzierten Kopfball von Russ ins rechte Toreck entschärfen kann (5.). Danach wird es ruhiger auf dem Rasen, da Stuttgart nun wesentlich besser steht und aggressiver in die Zweikämpfe geht. Viele Unterbrechungen prägen das Bild, Schwegler wird konsequent gedeckt, so dass er den Weg des geringsten Widerstands wählt und das Leder immer wieder zurück spielt. Statt schnell über die Außen geht es durch die Mitte und mit langen Bälle in die Spitze, die jedoch nicht für Gefahr sorgen. Dann die 13. Spielminute, nach einem vermeintlichen Foul von Jung an Cacau im Halbfeld gibt es Freistoß für den VfB. Während Kuzmanovic ausführen will, gibt es zunächst Gerangel in der Mauer und schließlich fällt Franz im Strafraum. Hinter dem Rücken des Schiedsrichters ist er Delpierre auf den Fuß gestiegen, der ihn daraufhin mit beiden Armen wütend umgestoßen hat. Nach Rücksprache mit seinem Assistenten zeigt Schiedsrichter Stark zunächst Boulahrouz die Rote Karte, um seine Entscheidung nach einer zweiminütigen Diskussion zu korrigieren, so dass nun Delpierre, wie bereits im Hinspiel, Rot erhält. Die hätte auch Franz bekommen müssen, sofern Stark den Tritt gesehen hat, meint Schiedsrichterbeobachter Lutz Wagner. Stuttgart muss jetzt umstellen. Träsch rückt auf die rechte und Boulahrouz in die zentrale Verteidigung, so dass sich für die Eintracht Raum im Mittelfeld ergibt, den sie aber so gar nicht nutzt. Querpässe im Mittelfeld bestimmen weiterhin das Bild. Gefährlich wird es so nur bei Standards. Zunächst köpft Meier die Kugel nach einer Ecke von Tzavellas knapp über die Latte (25.) und zwei Minuten später wird ein Freistoß von Schwegler gefährlich abgefälscht, fliegt aber knapp neben den linken Pfosten. Dann die 29. Spielminute, nach einem Ballverlust von Köhler schlägt Träsch die Kugel weit nach vorne zu Okazaki, der schneller ist als Jung und vor dem linken Fünfmeterraumeck flach abzieht. Aber Torhüter Fährmann reagiert blitzschnell und kann klären. Die Eintracht verstärkt nun den Druck. Schwegler passt nach Doppelpass mit dem stark aufspielenden Rode zu Meier, der die Kugel rechts zu Altintop auflegt. Doch anstatt voll abzuziehen, entscheidet sich der 28-Jährige zu einer Mischung aus Flachpass und Schüsschen, den Torhüter Ulreich locker abfangen kann (36.). Richtig strecken muss sich der Torhüter zwei Minuten später, als er eine Kopfball-Bogenlampe von Gekas nach Flanke von Tzavellas aus dem rechten Torwinkel fischt. Das war es dann in der ersten Halbzeit. “Es war etwas Besonderes in der Halbzeitpause, jeder hat gesagt, wir müssen jetzt für Mathieu das Spiel umdrehen“, erzählt Stuttgarts Trainer, der Gebhart für Cacau bringt, während bei der Eintracht Fenin und Amanatidis für Altintop und Köhler ins Spiel kommen. Mit viel Druck eröffnet die Eintracht die zweite Halbzeit, setzt sich in der Hälfte der Schwaben fest und kommt auch zu Chancen. Zunächst ist es Gekas, der mit seinem Kopfball das Tor verfehlt (48.) und fünf Minuten später scheitert Rode mit einem Schuss aus 24 Metern an der vielbeinigen Abwehr des VfB (53.). Dann die 56. Spielminute, nach einem Angriff der Stuttgarter, der abgefangen werden kann, flankt Schwegler das Leder aus der eigenen Hälfte vor den Strafraum zu Gekas. Boulahrouz verschätzt sich beim Versuch zu klären, so dass der 30-jährige Grieche den Ball unter Kontrolle bekommt und bedrängt von Boulahrouz aus elf Metern flach abzieht. Torhüter Ulreich ist geschlagen, doch die Kugel prallt gegen den rechten Innenpfosten, um wieder heraus zu springen. “Das ist ja wie verhext, da findet man ja keine Worte mehr“, flucht Amanatidis, während Schwegler meint: “Das war die entscheidende Phase, wenn wir da das 1:0 schießen, gewinnen wir auch.“ Doch stattdessen werden die Angriffsversuche immer verkrampfter. Auf der rechten Seite versucht es Fenin erfolglos, sich mit Gewalt durch zu dribbeln, während sie sich im Sturmzentrum fast gegenseitig auf den Füßen stehen. Immer wieder geht es durch die Mitte, ein Spiel über die Außenpositionen findet kaum statt. Gefährlich wird es lediglich nach einem Freistoß von Tzavellas. Fenin köpft aus sechs Metern, aber Ulreich reißt schnell die Arme hoch und kann klären (59.). Es läuft die 64. Spielminute, nach einem Einwurf von der rechten Seite kommt der Ball zu Gebhart vor den Strafraum, doch Russ klärt mit der Hand, so dass es Freistoß gibt. Statt sich vor den Ball zu stellen, beschwert sich Russ, während der Rest der Abwehr gemütlich zurück trabt. So führt Harnik den Freistoß schnell und kurz aus. Gebhart zieht aus 22 Metern ab, Fährmann ist schnell unten, kann den Ball aber nur nach vorne patschen, so dass Harnik erneut an die Kugel kommt und sie zur 1:0-Führung ins Netz schiebt. “Ich habe versucht den Ball wegzumachen. Er flatterte ein bisschen, das soll jetzt aber keine Ausrede sein, er ist mir dann nach vorne abgeprallt“, meint Fährmann frustriert. Die Eintracht antwortet mit wütenden Angriffen, so dass Stuttgart erneut kontern kann. Russ kann klären und passt zu Fährmann, der das Leder genau zu Kuzmanovic schlägt. Der 23-jährige Serbe wuselt sich im Halbfeld durch, bleibt zwar an Franz hängen, aber der abgeblockte Ball kommt zu Hajnal, der den hinaus eilenden Torhüter mit einem gefühlvollen Heber zum 2:0 überlistet (67.). “Ralf hat beim ersten Tor den Ball schlecht nach vorne abgewehrt und beim 0:2 mit dem Fuß nicht sauber geklärt. Das darf man unter Hochleistungssportlern nicht verschweigen“, erklärt Michael Skibbe, um zu ergänzen: “Ich glaube, dass meine Keeper stärker unter Druck stehen, weil sie wissen, dass wir es vorne zurzeit nicht hinkriegen, ein Tor zu schießen. Da wird jeder Schuss, der auf das eigene Tor kommt, umso entscheidender.“ Immerhin verhindert der Gescholtene vier Minuten später einen noch höheren Rückstand, als er einen Schlenzer von Okazaki zur Ecke lenken kann. Nachdem Kittel für Rode ins Spiel kommt (73.), berappelt sich die Eintracht langsam wieder und drängt mit Vehemenz auf den Anschluss. Zunächst wird ein Schuss von Amanatidis abgeblockt und der Nachschuss von Fenin über die Latte gelenkt (74.). In der 77. Minute ist dann Gekas, der im Zusammenspiel mit Amanatidis in den Strafraum drängt und von seinem Sturmpartner den Ball eher zufällig vor die Füße bekommt. Gekas legt sich die Kugel zurecht und drückt aus zehn Metern flach in die linke Ecke ab, doch Ulreich ist blitzschnell unten, um den Ball mit einer Hand abzuwehren. Fünf Minuten später flankt Schwegler den Ball zu Amanatidis am Elfmeterpunkt, der mit links abzieht. Ulreich ist geschlagen, aber erneut fälscht ein Abwehrbein das Leder ab, so dass es am rechten Toreck vorbei trudelt. Es ergeben sich weiter Chancen im Minutentakt, doch das Tor des VfB bleibt verriegelt. Immer wieder ist Ulreich oder ein Stuttgarter Abwehrbein dazwischen. 30:12 Torschüsse, 13:3 Ecken und 61 Prozent Ballbesitz, doch am Ende stehen sie mit hängenden Schultern und mit leeren Händen da. Die zunächst schockierten Zuschauer verabschieden die Mannschaft mit viel Beifall, denn immerhin, sie haben gekämpft, sie haben es versucht. Doch auch im siebten Rückrundenspiel hat es nicht zu einem Tor gereicht. So rutscht die Eintracht auf Rang 13 und hat nun drei Punkte Vorsprung vor dem Tabellensechzehnten Kaiserslautern, dem nächsten Gegner im Waldstadion. (tr)
Michael Skibbe: "Ich bin mit der Leistung meiner Mannschaft sehr zufrieden, es war ein leidenschaftliches, gutes Spiel. Nur das Auslassen der vielen Chancen war eine absolute Katastrophe. Die Moral der Mannschaft ist intakt; ich denke, wer die Leistung gesehen hat, der hat auch gesehen, dass ein Trainerwechsel nichts bringen würde. Ich werde versuchen herbeizureden, dass der Ball am nächsten Wochenende endlich ins Tor geht. Gegen Kaiserslautern muss der Knoten unbedingt platzen." Heribert Bruchhagen: “Das war insgesamt ein bitteres Spiel für uns. Unser Engagement war gut, aber es ist uns nicht gelungen, die Überzahl auszunutzen. Wir hätten weitaus konzentrierter über die Außen spielen müssen. Die immer wieder hoch und weit in den Strafraum geschlagenen Flanken waren kein probates Mittel. Nach den beiden Kontern sind wir immer hinterhergelaufen und hatten viele Chancen. Aber wir müssen konzentrierter abschließen, vor dem Tor herrscht zu große Hektik.“ Pirmin Schwegler: “So blöd es klingt: Dieses Spiel gibt uns Kraft, wir können erhobenen Hauptes vom Platz gehen. Wir haben gezeigt, was man braucht im Abstiegskampf. Aber es ist wie verhext. Wir rennen, kämpfen, kommen ins Spiel, haben Chancen, schießen aber kein Tor.“
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