![]() |
Alemannia Aachen - Eintracht
Frankfurt |
![]() |
DFB-Pokal 2010/2011 - Achtelfinale
6:4 n.E (1:1; 0:0)
Termin: Mi 22.12.2010, 20:30 Uhr
Zuschauer: 32.160
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hasede)
Tore: 1:0 Marco Höger (93.), 1:1 Martin Fenin (99.)
Elfmeterschießen: 2:1 Manuel Junglas, 2:2 Martin Fenin, 3:2 Timo Achenbach, Alexander Meier verschießt, 4:2 Tolgay Arslan, 4:3 Caio, 5:3 Thomas Stehle, 5:4 Ioannis Amanatidis, 6:4 Benjamin Auer
Alemannia Aachen | Eintracht Frankfurt |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer
|
Trainer |
Ein gnadenloser Pokal-Fight
"Wenn es sein muss, werde ich das noch einmal machen", meint unterdessen Pirmin Schwegler und er wird recht behalten. Denn wie schon beim 1:0-Sieg gegen Dortmund spielt der 23-jährige Schweizer in der Innenverteidigung neben Vasoski, da sich Russ inzwischen der notwendigen Meniskusoperation unterzogen hat und auch Chris sowie Franz bis mindestens Ende Januar ausfallen werden. Vor der Abwehr spielen somit wieder Clark und Köhler. Ochs, Meier sowie Altintop bilden das Mittelfeld hinter der einzigen Spitze Gekas. Große Töne spuckt unterdessen Peter Hyballa, der mit 34 Jahren jüngste Profitrainer in Deutschland: "Fußball ist kein Mädchenmikado. Wenn ich in der Coaching Box abgehe, dann gucke ich nicht, wer wie zuguckt. Ich habe die jüngste Mannschaft der Liga, da muss ich voran gehen. Extremen Fußball, offensiv und laut, kannst du nur spielen, wenn du einen extremen Vorredner hast. Wenn ich sage, oh, gegen Frankfurt, wir versuchen mal was... Nein: Wir wollen eklig sein und bissig, immer. Wir wollen Hardrock-Fußball spielen, deshalb heizen wir uns vorher voll ein. Ein paar Psychotricks wird es geben, denn Frankfurt hat eine klasse Mannschaft, absolut dynamisch, mit vielen richtigen Kerlen, immer offensiv nach vorne. Das mag ich, so einen Fußball." Und so setzt Trainer Hyballa nach zuletzt drei Spielen ohne Niederlage auf die gleichen "Straßenköter", wie er sein Team liebevoll nennt, die am Wochenende 3:1 in Bielefeld gewannen. Hinter den Spitzen Gueye und Auer agieren Junglas, Arslan sowie Höger im Mittelfeld und Kratz spielt vor der Abwehr um Torhüter Hohs.
Doch mit einem Mann weniger muss die Eintracht schnell umstellen. Clark rückt in die Innenverteidigung und das Mittelfeld verteilt sich tief in der eigenen Hälfte, um auf Konter zu lauern, während Aachen offensiver wird. Immer wieder probiert es der Zweitligist über die Außenpositionen, doch die Abwehr der Frankfurter lässt außer ein paar wütenden Distanzschüssen, die Torhüter Fährmann nicht vor Probleme stellen, wenig zu. Nach einem Einwurf von der linken Seite gönnt sich die Abwehr jedoch ein kleines Schläfchen, als Kratz das Leder in den Strafraum flankt und Auer trotz des klammernden Tzavellas hochsteigen kann. Aber Fährmann ist auf der Hut und kann den Kopfball sicher parieren (27.). Es läuft die die 32. Spielminute, Jung bekommt auf Höhe des Mittelkreises den Ball von Ochs, um nach einem schönen Doppelpass mit Meier nach vorne zu sprinten und das Leder hoch und weit in den Strafraum zu schlagen. Torhüter Hohs und Stehle verschätzen sich, so dass Gekas vor dem linken Strafraumeck den Ball Volley ins verwaiste Netz schieben kann. Doch nein! Die Kugel rollt gegen den rechten Pfosten und zurück ins Spielfeld, wo sie geklärt werden kann. Aber Trainer Skibbe zeigt Verständnis für den glücklosen Torjäger: "An so einem Abend kommt alles zusammen. Wenn man so lange in Unterzahl spielt, fällt alles schwerer." Pech hat der 30-jährige Grieche auch sechs Minuten später, als ihm Fährmann einen punktgenauen Abschlag vor die Füße schlägt, Torhüter Hohs sich ihm jedoch vehement entgegen wirft und mit einer Grätsche klären kann. Im dritten Akt dieses Duells reagiert Hohs wieder blitzschnell, als Gekas nach einer scharfen Hereingabe aus zwölf Metern ins linke Toreck köpft (44.). So bleibt es beim 0:0 zur Pause. Mit Beginn der zweiten Halbzeit verdrängt leichter Regen die letzten Nebelschwaden vom Tivoli, während Aachen mit neuem Schwung das Tor der Frankfurter anrennt. Doch bis auf einen strammen Schuss von Auer vom rechten Strafraumeck, den Fährmann nach vorne prallen lässt, können sie sich zunächst keine weiteren Möglichkeiten erarbeiten (52.). Dafür ergibt sich nun für Meier nach einem weiten Abschlag von Fährmann, den er gekonnt annimmt, um Feisthammel zu umkurven, eine gute Chance. Doch sein scharfer Schuss vom rechten Strafraumeck streicht knapp am langen Pfosten vorbei (53.). Aachen setzt die Eintracht zwar weiter mächtig über die Außenpositionen unter Druck, doch die Flanken und langen Pässe sind meist eine sichere Beute für die Frankfurter Abwehr, die von Vasoski immer wieder lautstark organisiert wird. Und wird der einmal ausgespielt, wie in der 62. Spielminute von Gueye, so hilft Tzavellas in der Mitte, als er das Leder dem einschussbereiten Auer vom Fuß grätscht. Nachdem Ochs bei einem der wenigen schnellen Gegenstöße der Adler die Kugel weit neben den Kasten drischt (63.), plätschert das Spiel die nächsten Minuten ereignislos vor sich hin. So bringt Aachen mit dem Ex-Adler Tsoumou für Gueye einen frischen Stürmer (76.), während bei der Eintracht Fenin für den sichtlich erschöpften Köhler kommt, so dass Altintop nun neben Meier vor der Abwehr spielt (83.). Es laufen die letzten Sekunden der regulären Spielzeit. Nachdem ein letzter verhaltener Angriff der Eintracht abgefangen wird, sprintet Arslan in die Hälfte der Adler und passt zum freistehenden Tsoumou auf Links. Doch dem 19-Jährigen verspringt der Ball bei der Annahme auf dem tiefen Boden völlig. Schiedsrichter Weiner pfeift kurz darauf ab. Es gibt Verlängerung. Inzwischen ist der Regen feinem Schneefall gewichen, während Aachen sofort versucht, sich in der Hälfte der Frankfurter festzusetzen. Es läuft die 93. Spielminute, Kratz schlenzt das Leder aus dem Halbfeld hoch in den Strafraum, Vasoski klärt vor Auer mit dem Kopf, so dass die Kugel zu Altintop vor dem Strafraum trudelt. Doch statt den Ball nach vorne zu schlagen, trabt er ein paar Meter quer und lässt sich am linken Strafraumeck von Tsoumou düpieren, der den Ball zum startenden Auer schnickt. Dessen Schuss wird von Tzavellas abgeblockt, doch das Leder kommt zu Höger, der vom strauchelnden Altintop nicht daran gehindert werden kann, es aus 16 Metern flach ins linke Toreck zu zimmern. Zum 1:0 für Aachen (93.). Die Eintracht reagiert mit einem Angriff über die linke Seite, doch Fenin wird von Casper unsanft von den Beinen geholt. Trainer Skibbe nutzt die Unterbrechung und bringt Caio für den einmal mehr unglücklich spielenden Altintop (95.). Die Freistoßflanke von Tzavellas wird abgewehrt und auch der zweite Versuch des 23-jährigen Griechen abgeblockt. Aber er setzt nach, erobert den Ball und passt ihn wunderbar halblinks in den Strafraum zu Gekas, der sich das Leder zurecht legt und mit links aus sieben Metern abzieht. Aber Torhüter Hohs kann den Schuss mit einer schnellen Fußabwehr klären (96.).
Welch eine Dramatik nun auf dem Tivoli, Aachen kommt noch einmal mit Achenbach auf der linken Seite, der den Ball in den Strafraum schlägt, Junglas verlängert gefährlich vor den rechten Pfosten, doch Auer grätscht einen Schritt zu spät, so dass die Kugel im Toraus landet. Danach ist Pause auf dem Platz und Skibbe sowie die Betreuer haben eine Menge zu tun, die Spieler zu beruhigen. Selbst Heribert Bruchhagen redet beschwichtigend auf Tzavellas ein, der sich gar nicht mehr einkriegen kann, während Aachens Trainer Hyballa seine Spieler noch einmal aufputscht. Das Adrenalin fließt in Strömen so scheint es. So bricht die zweite Hälfte der Verlängerung an, in der Aachen weiter vergeblich die Lücke in der Abwehr der grandios kämpfenden Adler sucht.
Nun bilden sich Rudel auf dem Rasen, Michael Skibbe fragt seine Mannen, wer sich dem Herzschlagfinale stellen möchte. Fenin nickt, auch Amanatidis, Caio sowie Gekas und Meier wollen die Verantwortung übernehmen. Vasoski tätschelt noch einmal Fährmann und dann geht der Nervenkrieg los. Aachen startet mit Junglas, der die Kugel flach ins linke Toreck schießt. Bei der Eintracht beginnt Fenin, der den Ball ebenso unhaltbar in den oberen linken Torwinkel schlenzt. Dann legt sich Achenbach das Leder zurecht, um es trocken in die Mitte zu hauen, während Fährmann ins rechte Toreck hechtet. Nun kommt Meier an die Reihe, der einen kurzen Anlauf wählt und die Kugel fast aus dem Stand über die Latte zirkelt, um mit gesenktem Kopf zurück zum Mittelkreis zu trotten.
Während die Gelben feiern und jubeln, gehen die so wacker kämpfenden Adler in die Gästekurve und verabschieden sich mit erhobenem Haupt von den ebenso lautstark kämpfenden Frankfurter Fans. Das Kapitel DFB-Pokal ist für die Eintracht beendet. (tr) Michael Skibbe: "Da war extrem viel Pech dabei, wir sind schon sehr enttäuscht. Obwohl wir so lange in Unterzahl spielen mussten, haben wir uns fantastisch gewehrt. Wir hatten gegen einen feldüberlegenen Gegner sogar die deutlich klareren Torchancen. Hut ab, das war eine tolle Leistung meiner Mannschaft." Heribert Bruchhagen: "Der Platzverweis war die entscheidende Situation. Mit kompletter Mannschaft hätten wir nicht verloren. Das ist eine ganz bittere Niederlage. Gekas hatte zwei Großchancen. Wenn er die macht, dann wär’s das gewesen. So aber stehen wir mit leeren Händen da. Es ist sehr ärgerlich, dass wir einfach nicht richtig zur Entfaltung kommen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahre, dass immer wieder Leistungsträger über lange Zeiträume hinweg verletzt ausfallen. Und Aachen war nun der Gipfel dieser Situation." Alexander Meier: "Für die Mannschaft tut es mir einfach nur leid, im Training mache ich solche Dinger immer rein. Aber es ist einfach passiert. Ich kann es jetzt auch nicht mehr ändern."
|