1. FC Köln - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2010/2011 - 16. Spieltag
1:0 (0:0)
Termin: Sa 11.12.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.000
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Tore: 1:0 Christian Clemens (56.)
1. FC Köln | Eintracht Frankfurt |
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Eine blamable Vorstellung "Das ist schon kurios, Vasi war so lange verletzt und jetzt ist er der einzige, der gesund ist", klagt Michael Skibbe, nachdem klar ist, dass nach Franz, dessen Bauchmuskelriss am Montag operiert wurde, nun auch Russ unter das Messer muss. Der Meniskus im rechten Knie verursacht beim 25-Jährigen inzwischen immer größere Schmerzen und muss beizeiten operiert werden. "Ich hoffe, dass wir zumindest bis in die Winterpause kommen, noch besser bis in den nächsten Sommer", meint der Trainer, der in dieser Woche den 18-jährigen A-Jugendverteidiger Kevin Kraus bei den Profis mittrainieren lässt. Auch Heribert Bruchhagen sieht inzwischen Handlungsbedarf in der Abwehr, da Franz wohl frühestens Ende Januar wieder zur Verfügung steht und es bei Chris keinerlei Prognosen für eine Rückkehr gibt: "Wir haben schon vor zwei Wochen besprochen, dass wir gegebenenfalls etwas tun müssen. Aber wir haben kein Geld, um jetzt einen Spieler zu kaufen. Wir würden gerne einen Innenverteidiger ausleihen." Doch zunächst gilt es, gegen den Tabellensiebzehnten aus Köln weitere Punkte für das 50-Punkte-Ziel zu sammeln, auch wenn Michael Skibbe warnt: "Sie sind besser, als es ihr Tabellenplatz aussagt. Köln steht unter mächtigem Druck, sie müssen unbedingt gegen uns gewinnen. Dennoch ist unser Ziel ganz klar: Wir wollen mindestens einen Punkt mitnehmen!" Da Russ dank schmerzstillender Medikamente neben Vasoski in der Verteidigung spielen kann, ändert der Trainer sein Team gegenüber dem 2:1-Sieg gegen Mainz nicht. So spielt erneut Amanatidis als hängende Spitze zwischen Altintop und Ochs, während Köhler neben Schwegler vor der Abwehr spielt. In Köln brennt unterdessen mal wieder Hütte. Nachdem bereits Ende Oktober Trainer Soldo entlassen und durch das Kölner Urgestein Frank Schäfer ersetzt wurde, gab es Mitte November nach der 0:4-Heimklatsche gegen Mönchengladbach eine Mitgliederversammlung, in der lautstark der Rücktritt von Manager Meier gefordert und dem Vorstand um Präsident Overath die Entlastung versagt wurde. Erst zwei Wochen später reagieren die Verantwortlichen beim FC und entlassen den ungeliebten Manager, dessen Nachfolger im Februar überraschend Volker Finke werden wird. Ganz andere Sorgen hat unterdessen Trainer Schäfer, denn noch immer beträgt der Rückstand des Tabellensiebzehnten auf Rang 15 vier Punkte: "Wir stehen vor einem sehr wichtigem Spiel. Wir wissen, dass es eine große Bedeutung für die Bewertung der Hinrunde haben wird. Dennoch gehen wir mit großer Zuversicht in das Spiel, es ist sehr wichtig, dass wir es schaffen, schnell in unser Spiel zu finden und all die Dinge umsetzen, die wir uns vornehmen." Da Novakovic und Pezzoni verletzungsbedingt fehlen, agiert Freis als zweite Spitze neben Podolski, der über die linke Seite kommen soll. Lanig ersetzt im zentralen Mittelfeld Jajalo und Clemens spielt anstelle von Pezzoni auf der rechten Außenbahn. Aufgrund sehr intensiver, ja fast schon schikanöser Kontrollen der Eintracht-Fans vor dem Stadion kann das Spiel vor 45 000 Zuschauern zwar erst 5 Minuten später anfangen, dafür aber entschädigt die Eintracht auf dem Platz mit einem couragierten Spiel in der Anfangsphase, dem der FC nur wenig entgegen zu setzen hat. Doch noch hält die massive Deckung des Tabellensiebtzehnten, so dass sich die erste Chance für die Adler erst in der 11. Spielminute ergibt, als Altintop einen Ball in den Lauf von Amanatidis spielt, dessen Schuss aus spitzem Winkel jedoch von Brecko zur Ecke geklärt werden kann. Zwei Minuten später sorgt Freis für das nächste Raunen, als er vor dem eigenen Strafraum Altintop anschießt. Der Ball fliegt in hohem Bogen zu Gekas am rechten Strafraumeck, der sofort startet und das Leder uneigennützig in die Mitte zu Ochs und Amanatidis passen will. Doch Geromel kann sich in allerletzter Sekunde dazwischen werfen und zur Ecke klären. Dann die 21. Spielminute, in der Vorwärtsbewegung verliert Köhler den Ball am Mittelkreis, Brecko spielt ihn sofort nach vorne zu Lanig, der Freis auf die Reise schickt. Der 25-Jährige sprintet auf halbrechts in den Strafraum und könnte nun quer auf Podolski oder Lanig spielen, entscheidet sich aber eigensinnig für einen Schuss aus spitzem Winkel, der nur das Außennetz trifft. Kurz darauf muss der noch immer schimpfende Podolski, der bereits in der zweiten Spielminute umgeknickt war, gegen Jajalo ausgewechselt werden, während die Eintracht weiter drückend überlegen bleibt. Da sich Köln nur allzu oft durch Fouls zu helfen weiß, gibt es drei Minuten später erneut einen Freistoß, den Tzavellas hoch in den Strafraum zirkelt. Russ legt mit dem Kopf auf Gekas ab, doch der 30-jährige Grieche zieht genau in die Mitte ab, so dass Torhüter Mondragon keine Probleme hat, das Leder unter Kontrolle zu bekommen. Die Eintracht hat inzwischen fast 80 Prozent Ballbesitz, bemüht sich aber bislang vergeblich, die Lücke in der Abwehr zu finden. Vielleicht jetzt, denn nach tollem Zusammenspiel zwischen Köhler und Ochs auf der rechten Seite findet die "Torfabrik" Amanatidis, der bedrängt von drei Gegenspielern aus spitzem Winkel nur das Außennetz trifft (35.). Es bleibt einseitig, doch in der 43. Spielminute bekommt der FC seine erste Ecke. Jajalo schlägt das Leder vor den Fünfmeterraum, Matuschyk setzt sich im Kopfballduell gegen Schwegler durch, aber mit einer glänzenden Reaktion kann Fährmann das Leder über die Latte lenken. So endet die erste Halbzeit mit 0:0 und Michael Skibbe ist sehr zufrieden: "Wir haben all unsere Qualitäten gezeigt. Gutes, sicheres Passspiel, guten Fußball und der Gegner hat keinen Druck auf unser Tor ausüben können." Kürzer fasst sich Ioannis Amanatidis in seiner unnachahmlichen Art: "Das war ein Klassenunterschied." Doch solche Sprüche können sich schnell rächen und tatsächlich scheint in der zweiten Halbzeit eine andere Kölner Mannschaft auf dem Platz zu stehen. Wesentlich enger und bissiger gehen sie nun auf den ballführenden Spieler, oft über die Grenze des Erlaubten hinaus und immer wieder mit kleinen Provokationen. "Komisch", nennt Heribert Bruchhagen die dreckig-giftige Spielweise, doch sie hat Erfolg, Köhler und Schwegler können sich kaum noch durchsetzen. Es läuft die 56. Spielminute, die Eintracht ist im Angriff mit Köhler, dem das Leder von Clemens vor dem Strafraum weggegrätscht wird. Und dann wird es schnell. Über Lanig und Jajalo auf der linken Außenbahn geht es nach vorne, der 22-jährige Kroate bedient vom linken Strafraumeck aus den mitgelaufenen Clemens, der die Kugel aus 20 Metern unhaltbar für Fährmann ins linke Toreck semmelt. Zum 1:0 für den 1. FC Köln. Danach wird es bei inzwischen strömenden Regen noch ruppiger, Petit senst Schwegler vor dem Frankfurter Strafraum brutal um und mimt wie zum Hohn auch noch den sterbenden Schwan. Es kommt zur Rudelbildung, selbst Torhüter Mondragon kommt aus der eigenen Hälfte heran gestürmt, um mitzumischen, was den unsicheren Schiedsrichter Schmidt jedoch nur dazu veranlasst, dem völlig unbeteiligten Tzavellas die Gelbe Karte zu zeigen (60.). Prima, denken sich wohl die Kölner und langen weiter kräftig hin, schinden Zeit und verunsichern so die Frankfurter Schönspieler. "Das ist eine Sache des Kopfes. Wir haben wohl gedacht, es geht auch, wenn wir weniger investieren", kritisiert Schwegler die Einstellung der Mannschaft. Und schon rollt der nächste Konter nach einem Ballverlust von Altintop. Erneut ist es Jajalo, der Lanig in der Mitte sieht und ihn mustergültig anspielt. Der lässt Schwegler stehen, versetzt Russ und Tzavellas mit einem Haken, setzt aber zum Glück seinen Schlenzer aus 18 Metern um Zentimeter über die Latte (61.). Kurz darauf läuft dann endlich einmal ein schöner Angriff über Ochs, Jung und Schwegler, der Amanatidis mit einem tollen Lupfer über die Abwehr bedient. Amanatidis rennt in den Strafraum und zieht aus elf Metern ab, doch im letzten Moment wirft sich Mohamad dazwischen und rettet für seinen schon geschlagenen Torhüter zur Ecke (63.). Danach müssen der humpelnde Tzavellas sowie Amanatidis vom Platz und Caio sowie Meier kommen. Doch die beiden Neuen fügen sich nahtlos in das uninspirierte und behäbige Gekicke der anderen ein. "Wir haben uns von den Kölnern einlullen lassen", meint Russ frustriert. Dies trifft auch auf Schiedsrichter Schmidt zu, der nach einem heftigem Foul von Geromel an Gekas und dem folgenden Schubser von Mohamad nicht Geromel, sondern dem griechischen Stürmer die Gelbe Karte zeigt (67.). Der FC bleibt am Drücker, nur zwei Minuten später kann Clemens auf halbrechts völlig freistehend abziehen, doch sein Schuss streift über die Latte. Bei der Eintracht ist inzwischen jegliche Ordnung im Spielaufbau verloren gegangen, so dass es nur folgerichtig ist, dass die Domstädter zu weiteren Chancen kommen. Und sie haben ja Schiedsrichter Schmidt, der Russ die fünfte Gelbe Karte zeigt, nachdem Petit in ihn reinläuft. "Was soll ich machen? Ich bin ja nicht Harry Potter und kann mich in Luft auflösen", meint er nur achselzuckend. Den fälligen Freistoß von Jajalo aus 22 Metern kann Torhüter Fährmann mit einer schönen Parade zur Ecke lenken (79.). Nun reagiert Trainer Skibbe erneut und bringt mit Fenin für Ochs einen weiteren Stürmer (80.), doch all dies nützt nichts mehr. Während Köln noch zu gefährlichen Konterchancen durch Clemens (83.) und Lanig (87.) kommt, bringt die Eintracht nichts mehr zustande. Trotz der völlig unnötigen Niederlage bleibt die Eintracht mit 23 Punkten auf Rang 8 und trifft zum Hinrundenfinale auf den Herbstmeister aus Dortmund. (tr)
Michael Skibbe: "Ich bin sehr sauer über diese Niederlage, in der 1. Halbzeit haben wir alle unsere Qualitäten gezeigt und guten Fußball gespielt, in der 2. Halbzeit hat sich der FC mit allen Möglichkeiten gewehrt und wir kamen kaum noch zu Torchancen. Da fehlt uns ein bisschen die Substanz. Eintracht Frankfurt muss daran arbeiten, mehr Substanz in die Mannschaft zu bekommen." Heribert Bruchhagen: "Immer, wenn wir den nächsten Schritt machen wollen, kriegen wir keine guten Ergebnisse hin. Uns fehlt das Zwingende im Spiel, wir sind nicht durchschlagskräftig." Marco Russ: "Die sind so schlecht, wie kann man nur gegen die verlieren? Wir sind so dumm. Ich habe keine Ahnung, warum wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr dagegengehalten haben. Wenn man so spielt wie wir, dann verkackt man, dann kriegt man einen auf den Sack und hat da oben nichts zu suchen." Pirmin Schwegler: "Ich weiß nicht, ob wir Angst haben, vorne in der Bundesliga mitzuspielen. Ich habe das Gefühl, die Mentalität ist so, dass wir zufrieden sind, wenn wir 23 Punkte haben. So kommen wir nicht vorwärts. Das kotzt mich an."
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