Eintracht Frankfurt -
1. FSV Mainz 05 |
Bundesliga 2010/2011 - 15. Spieltag
2:1 (1:1)
Termin: Sa 04.12.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 1:0 Marco Russ (35.), 1:1 Andre Schürrle (42., Foulelfmeter), 2:1 Theofanis Gekas (84., Handelfmeter)
Eintracht Frankfurt | 1. FSV Mainz 05 |
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Ein glücklicher, aber hochverdienter Sieg Nach zuletzt zwei hohen Niederlagen stapelt Michael Skibbe vor dem Spiel gegen den Überraschungszweiten der Bundesliga bewusst tief, auch wenn ihm in der Abwehr zumindest Tzavellas und Köhler wieder zur Verfügung stehen: "Klar, wollen wir das Derby gewinnen. Aber dazu brauchen wir mehr denn je unsere Fans, die wie eine Wand hinter der Mannschaft stehen müssen. Wir treten mit einer Mannschaft an, die am Rande der Konkurrenzfähigkeit steht." Offensiver gibt sich da schon Köhler, dessen Muskelfaserriss wieder verheilt ist: "Wir dürfen uns nicht so weit nach hinten drängen lassen wie noch in München. Denn wir wollen Mainz weghauen!" Und zwar mit einer veränderten taktischen Ausrichtung. Überraschend spielt Amanatidis erstmals seit dem 3. Spieltag wieder in der Startelf hinter Gekas als hängende Spitze, während Schwegler, Köhler, Altintop und Ochs die Mittelfeldachse bilden. "Ich wollte das Zeichen für Offensive geben. Ich wollte auf die fußballerische Komponente Wert legen und Ioannis als Anspielstation bringen", erklärt der Trainer, der dafür Heller, Kittel und auch Meier auf der Bank Platz nehmen lässt. Die Abwehr komplettieren Jung, Vasoski, Russ und Tzavellas. Weiterhin eitel Sonnenschein herrscht beim Tabellenzweiten aus Mainz, nachdem die Serie von drei Niederlagen in Folge mit zwei Siegen gegen Mönchengladbach und Nürnberg beendet werden konnte. Dennoch gibt sich Trainer Tuchel mediengerecht bescheiden vor dem Spiel gegen den großen Nachbarn: "Wir dürfen uns nicht von den beiden letzten Spielergebnissen blenden lassen. Weder von unseren, noch von denen der Eintracht. Wir dürfen sie in keinem Fall unterschätzen, denn sie haben einen absoluten Torjäger in ihren Reihen, dem auch mal eine halbe Chance genügt. Vor eigenem Publikum wird die Partie eine echte Hausnummer, die wir dennoch gewinnen wollen." Für dieses Ziel, darf Jan Kirchhoff, der bis zu seinem 17. Lebensjahr bei der Eintracht kickte, sein Bundesligadebüt vor der Abwehr neben Fuchs und Karhan feiern. Die offensive Dreierkette bilden Schürrle, Szalai und Risse. Mit der lautstarken Unterstützung der Zuschauer will die Eintracht den Mainzern bei frostigen Temperaturen von Beginn an zeigen, wer der Herr im Waldstadion ist. Altintop behauptet das Leder umringt von zwei Weißen und spielt das Leder zu Amanatidis, der es zielgenau zu Gekas flankt. Doch dessen wuchtiger Kopfstoß aus 12 Metern geht knapp am linken Toreck vorbei (1.). Die Adler legen mit viel Druck und schnellen Kombinationen nach, so dass sich die "Bruchweg-Boys" nur selten mit ein paar Konterversuchen aus der eigenen Hälfte befreien können. Dann die 9. Spielminute, es gibt Einwurf für die Eintracht, den Tzavellas weit in den Strafraum wirft. Bungert versucht zu klären, aber die Kugel landet bei Amanatidis, der sie im Fünfmeterraum mit dem Kopf quer auf Gekas ablegt. Doch in allerletzter Sekunde kann Noveski vor dem einschussbereiten Griechen zur Ecke klären. Weiterhin spielen die Adler sehr couragiert und diszipliniert, so dass es schon eines Patzers von Nikolov bedarf, der den Gästen zu einer ersten kleinen Chance verhilft. Denn beim Versuch, einen Rückpass von Vasoski wegzuhauen, schießt er Szalai an, doch der Ball trudelt zum Glück weit ins Toraus (15.). Gut eine Minute später verschätzen sich Jung und Russ im Strafraum bei einer hohen Flanke, so dass Schürrle plötzlich völlig frei Volley abziehen kann, das Leder jedoch über die Latte drischt. Danach geht das Spiel wieder in die richtige Richtung, doch die Eintracht vergisst bei aller Kombinationsfreude mal wieder den entscheidenden Pass. Dann aber kann sich der heute überragende Köhler im Zusammenspiel mit Schwegler und Jung im Strafraum durchsetzen und die "Torfabrik" vor den linken Pfosten schnippen, wo Altintop sich im Kopfballduell mit Bungert aber nicht durchsetzen kann (20.). Der Tabellenzweite versucht nun zunehmend, mit kleinen Fouls oder gar üblen Tritten den Spielfluss der Frankfurter zu unterbinden. So tritt Risse in der 25. Minute Köhler rüde um, ohne eine Karte zu kassieren und auch der bereits verwarnte Zabavnik darf weiterspielen, nachdem er Schwegler mit gestreckten Beinen brutal umgrätscht (27.). Doch die Eintracht lässt sich davon nicht beeindrucken, immer wieder treiben Schwegler und Köhler das Spiel an. Jung setzt sich auf der rechten Außenbahn durch und flankt in die Mitte zu Amanatidis. Der Ball kann abgewehrt werden, landet aber genau bei Ochs, der energisch in den Strafraum sprintet und scharf flankt. Gekas verpasst und auch der freistehende Altintop am linken Pfosten rutscht knapp am Ball vorbei (28.). Dann die 35. Spielminute, mit einer Grätsche unterbindet Ochs im Halbfeld einen Konterversuch der Mainzer, springt auf und sprintet beherzt mit dem Ball nach vorne. Punktgenau flankt er an den Elfmeterpunkt, Noveski klärt mit dem Kopf vor Gekas, aber Karhan leitet den Ball weiter zu Russ, der ihn aus 13 Metern Volley ins linke Toreck zimmert. Ein tolles Tor zum längst verdienten 1:0 für die Eintracht. Trainer Tuchel reagiert und bringt Heller für den überforderten und Gelb-Rot-gefährdeten Zabavnik, doch am Spiel ändert sich zunächst wenig. Es läuft bereits die 42. Spielminute, Russ klärt eine harmlose Flanke von Risse mit dem Kopf zu Altintop vor dem eigenen Strafraum. Doch statt den Ball einfach nach vorne zu schlagen, will er ihn sich vorlegen. Risse geht dazwischen, jagt ihm das Leder ab und zieht in den Strafraum, wo bereits Köhler auf ihn lauert. Doch Altintop will seine Dummheit mit einer Torheit wieder gut machen: Er hakt von hinten ein und bringt Risse zu Fall. Klare Sache, Schiedsrichter Meyer zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. "Er wollte den Ball nicht wegschlagen, sondern sichern, das erwarte ich von meinen Spielern", nimmt Skibbe den 27-jährigen Türken in Schutz. Schürrle ist dies egal, er schnappt sich den Ball und haut ihn zum 1:1 in die Maschen, um danach ebenso unfair wie unnötig sein Boybandtänzchen vor der Nordwestkurve zu zelebrieren. Mit dem 1:1 geht es in die Pause. Zur zweiten Halbzeit gibt es gleich zwei Wechsel bei der Eintracht. Nikolov hatte sich kurz vor der Pause den linken Fuß verdreht und sich einen Sehneneinriss in der Fußsohle zugezogen. Für Oka, der bis zur Winterpause ausfallen wird, hütet nun Fährmann den Kasten. Zudem kommt Meier für den unglücklichen Altintop in die Partie, so dass Köhler auf die linke Seite rutscht. "Ich war sehr zufrieden mit seinem Spiel und habe ihn nur ausgewechselt, um durch Köhler mehr Flanken vor das Tor zu bringen", begründet der Trainer den Wechsel mit einer sehr exklusiven Sichtweise. Wieder startet die Eintracht druckvoll, doch Mainz hält
konsequent dagegen und greift wesentlich früher an als in den ersten
45 Minuten. Mit Erfolg, denn Chancen erspielen sich die Frankfurter bis
auf eine Direktabnahme von Köhler nach Flanke von Ochs nicht (50.).
Im Gegenteil, der Tabellenzweite bekommt nun Oberwasser und kommt durch
Fuchs (51.) und einen Flachschuss von Risse, der knapp am linken Pfosten
vorbei geht (55.), zu ersten Torgelegenheiten. Zwei Minuten später
bringt Thomas Tuchel Allagui für Szalai und der führt sich gleich
viel zu gut ein. Nach einer Flanke von Karhan setzt sich der 24-Jährige
im Strafraum gegen Vasoski durch, haut seinen Kopfball aber knapp neben
den rechten Pfosten (57.). Es läuft die 75. Spielminute, die Eintracht kommt über die linke Seite mit Caio, Köhler und Tzavellas, der den Ball scharf in den Strafraum flankt. Das Leder wird geklärt, aber aus dem Hintergrund kommt Schwegler, der jedoch von Kirchhoff rüde von den Beinen geholt wird. Ein Fall für Caio, der die Kugel aus 22 Metern halbhoch ins rechte Toreck zimmert. Wetklo reagiert schnell, kann den Ball aber nur nach vorne prallen lassen, wo Bungert in allerletzter Sekunde vor Gekas rettet (76.). Nur eine Minute später gibt es erneut Freistoß aus dem Halbfeld, nachdem Kirchhoff Caio zu Fall gebracht hat. Diesmal zirkelt Tzavellas den Ball in den Strafraum und Gekas kommt im Gewühl irgendwie an die Kugel, um aus der Drehung abzuziehen. Aber auch dieser Schuss geht knapp am rechten Pfosten vorbei. Danach wird es wieder ruhiger auf dem Platz, alles scheint auf ein 1:1 hinaus zu laufen. Dann aber die 83. Spielminute, es gibt Freistoß von der rechten Außenbahn, den Tzavellas in den Strafraum schlenzt. Kirchhoff klärt, doch die Kugel fliegt zu Ochs, der sie wieder in den Strafraum zu Meier köpft. Erneut ist Kirchhoff einen Schritt schneller und will den trudelnden Ball unter Kontrolle bekommen, der ihm jedoch bedrängt von Meier an den linken Arm springt. Zuschauer, die Adler auf dem Rasen und auch der gut stehende Linienrichter reklamieren sofort Handspiel und tatsächlich zeigt Schiedsrichter Meyer auf den ominösen Punkt. Riesen-Aufregung bei den Bruchweg-Boys und auch bei Trainer Tuchel, der sich gar nicht mehr einkriegen will: "Der Herr in Schwarz dachte als einziger im Stadion, dass es Elfmeter gibt und dann gibt er halt Elfmeter. Jan wurde gestoßen. Er kriegt den Ball an die Brust und kann nichts dafür." Gekas ist dies alles egal, er schnappt sich das Leder und zimmert es wuchtig in den rechten Winkel. Zum 2:1 für die Eintracht (84.). Danach ist das Spiel gelaufen, denn die Eintracht verteidigt weiter sehr konsequent und lässt die auf den Ausgleich drängenden Mainzer nicht mehr zu einer Torchance kommen. Der dritte Heimsieg in dieser Saison beschert der Eintracht 23 Punkte und Rang 8 in der Tabelle. (tr)
Michael Skibbe: "Ich war sehr zufrieden mit dem Spiel und der Reaktion auf die letzten beiden Niederlagen, das war richtig guter Fußball mit hervorragenden Ballpassagen." Heribert Bruchhagen: "Es war ein klar verdienter Sieg, auch wenn er ein bisschen glücklich war. Es war höchste Zeit, wieder zu gewinnen. Denn nach den beiden Niederlagen gegen Hoffenheim und die Bayern war es keine so einfache Zeit, auch weil das Selbstvertrauen unter diesen Schlappen leidet." Patrick Ochs: "Wir haben uns nicht ins Hemd gemacht und einfach mutig drauf losgespielt. Das ist keine Mannschaft wie Bayern München, es ist eine Mannschaft, wie wir auch. Wir könnten auch da oben stehen."
Vor 14 Tagen verletzte sich Maik Franz beim Spiel gegen Hoffenheim und jetzt erst ergibt eine weitere Kernspintomografie, dass der Teilabriss des inneren Bauchmuskels operativ behandelt werden muss. Der 29-Jährige wird wohl mindestens sechs bis acht Wochen ausfallen. (tr)
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