Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim

Bundesliga 2010/2011 - 13. Spieltag

0:4 (0:1)

Termin: Sa 20.11.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 44.300
Schiedsrichter: Markus Wingenbach (Diez)
Tore: 0:1 Boris Vukcevic (31.), 0:2 Vedad Ibisevic (69.), 0:3 Vedad Ibisevic (70.), 0:4 Peniel Mlapa (90.)

 

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Eintracht Frankfurt TSG Hoffenheim

 


  • Daniel Haas
  • Andreas Beck
  • Isaac Vorsah
  • Marvin Compper
  • Andreas Ibertsberger
  • Gustavo
  • Sebastian Rudy
  • Boris Vukcevic
  • Sejad Salihovic
  • Vedad Ibisevic
  • Demba Ba

 

Wechsel
Wechsel
  • Peniel Mlapa für Demba Ba (58.)
  • Gylfi Sigurdsson für Vedad Ibisevic (83.)
  • Tobias Weis für Gustavo (87.)
Trainer Trainer
  • Ralf Rangnick

 

Die Serie reißt heftig

Noch immer ist die Eintracht nach zuletzt sieben Ligapartien ohne Niederlage in aller Munde. Kein Wunder, denn mit einem Sieg im heutigen Heimspiel gegen den Tabellenachten aus Hoffenheim könnten sich die Adler in der Spitzengruppe festsetzen, auch wenn Heribert Bruchhagen nicht müde wird, die aktuelle Situation zu relativieren: "Ich bin ja schon froh, dass wenigstens einmal Bewegung in die Tabelle kommt. Eine Überraschung ist aber nur dann möglich, wenn die etablierten Vereine weiter schwächeln. Dies gilt für uns, aber auch für Mainz, Freiburg und Hannover, die wie wir in Lauerstellung liegen."

In das gleiche Horn bläst Michael Skibbe: "Man kann sich nicht vorbereiten auf Erfolg oder Misserfolg. Wir sind gut beraten, wenn wir uns auf jedes Spiel einzeln konzentrieren. Wir brauchen gegen Hoffenheim eine gute Leistung und ein wenig Glück, dann können wir wieder gewinnen. Denn sie sind ungefähr auf unserem Niveau, sehr spielstark und schnell, agierten aber zuletzt sehr defensiv. Sie verlassen sich auf ihre Konter, da müssen wir höllisch aufpassen." Und zwar mit der gleichen Aufstellung wie in den letzten vier Spielen, so dass Köhler erneut neben Schwegler vor der Abwehr mit Jung, Franz, Russ sowie Tzavellas beginnt und Ochs, Caio und Altintop das offensive Mittelfeld bilden, während der wieder genesene Meier noch nicht in die Mannschaft rückt.

Unzufrieden ist man hingegen beim Team von Mäzen Dietmar Hopp, denn zuletzt gab es nicht nur fünf sieglose Auswärtsspiele, sondern auch die peinliche 0:1-Heimspielniederlage gegen den Aufsteiger aus Freiburg. So sieht sich Trainer Rangnick genötigt, die Vorstellungen seiner Mannschaft schön zu reden: "Es war diese Saison noch kein schlechtes Spiel dabei, wir hatten immer mindestens eine gute Halbzeit. Aber wenn einem während des Spiels zu viele Gedanken wegen des Ergebnisses durch den Kopf gehen, riskiert man in den letzten zehn Minuten, das ein oder andere Mal unkonzentriert zu sein. Wir müssen uns wieder auf die einzelnen Aktionen konzentrieren und einfach Fußball spielen." Hierfür wählt er ein System mit Ba, Salihovic und Ibisevic anstelle von Mlapa und Sigurdsson im Sturm, denn "gegen Frankfurt wird es mehr Freiräume geben. Die Eintracht spielt kein so extremes Pressing wie Freiburg."

Wenn er sich da mal nicht täuscht, der selbsternannte Fußballprofessor, denn die Eintracht beginnt vor 44.300 Zuschauern sehr stürmisch. Ochs setzt zu einem ersten Durchmarsch an, wird aber von Compper rüde an der Seitenlinie gestoppt. Tzavellas flankt das Leder vor den Elfmeterpunkt, Vorsah kann klären, doch genau zu Paddy, der den Ball in hohen Bogen wieder zurück schlägt. Während die Hoffenheimer erfolglos ihre Abseitsfalle üben, schleicht sich Gekas nach vorne, bekommt den herunter tropfenden Ball jedoch nicht unter Kontrolle, so dass ihn Torhüter Haas vor dem nachsetzenden Griechen aufnehmen kann (2.). Es bleibt dabei, die Frankfurter spielen schnell und direkt nach vorne, so dass die Kicker aus dem Dorf gar keine Zeit finden, ihr Spiel aufzuziehen. Es läuft die 6. Spielminute, erneut erobert Schwegler den Ball im Halbfeld und zieht nach schönem Doppelpass mit Caio nach vorne, um das Leder Gekas gefühlvoll in den Lauf zu spielen. Der lässt seine Klette Vorsah stehen, scheitert aber am schnell heraus stürzenden Torhüter Haas.

Und Haas, der von 1996 bis 2002 Reservetorhüter bei der Eintracht war, bleibt weiterhin im Mittelpunkt. Nur eine Minute später gibt es nach einem Foul an Köhler Freistoß, den Caio schnell ausführt. Nach einem kurzen Haken zieht er aus 24 Metern ab, findet jedoch seinen Meister in dem 27-Jährigen, der den Ball aus der linken Ecke heraus fischen kann (7.). Aber langsam kommen auch die Hoffenheimer in Fahrt und verlagern das Spielgeschehen zusehends in die Frankfurter Hälfte. Gustavo spielt zu Ibisevic auf der linken Seite, der einen schlauen Pass in den Rücken der Viererkette spielt. So kann Salihovic das Leder unbedrängt quer in den Strafraum schnicken, wo Vukcevic zwischen Franz und Russ frei zum Schuss kommt, ihn aber knapp am rechten Pfosten vorbei schiebt (10.).

Nun ist es ein packendes, offenes Spiel, denn beide Teams versuchen mit schnellen und direkten Kombinationen, zu weiteren Chancen zu kommen. Bei der Eintracht ist es in dieser Phase vor allem Caio, der den Ball im Zusammenspiel mit Köhler und Schwegler schwungvoll nach vorne trägt und meist nur durch kleine Fouls zu stoppen ist. Auf der anderen Seite lässt auch Russ sein Bein kurz stehen, als sich Ibisevic nach vorne stehlen will. So zieht Salihovic den fälligen Freistoß aus 23 Metern mit links ab, doch Nikolov reagiert prächtig und kann den Schuss ins rechte Toreck mit einer Hand zur Seite lenken (18.). Das Spiel wird nun immer nickliger, was vor allem Gekas, der den Ellbogen von Vorsah schmerzhaft ins Gesicht bekommt, und Schwegler, der nur durch Fouls zu stoppen ist, schmerzhaft zu spüren bekommen. So gibt es in der 23. Spielminute nach einem Foul am 23-jährigen Schweizer erneut Freistoß, den Tzavellas von der rechten Seite hoch in den Strafraum schlenzt. Beck verschätzt sich, so dass Altintop vier Meter vor dem Kasten an das Leder kommt, aber seine Torungefährlichkeit einmal mehr unter Beweis stellt, in dem er das Leder weit über die Latte schlägt (23.).

Weiterhin läuft der Ball prima durch die Reihen der Adler. Doch bei aller Spielfreude vergessen sie meist den finalen Pass, so dass sich zunächst keine weiteren Torchancen ergeben. Dann die 31. Spielminute, es gibt Ecke für die TSG von der linken Seite, die Rudy ausführt. Der Ball fliegt vor den Fünfmeterraum, Franz geht nach außen, statt stehen zu bleiben, und Ochs schläft den Schlaf des Gerechten, so dass Vukcevic das Leder völlig ungestört unter die Latte köpfen kann. Zum 1:0 für Hoffenheim nach einer unglaublich schlechten Abwehrreaktion.

Und dies bleibt auch so, denn nur eine Minute später kann sich Ba locker gegen Jung durchsetzen und in den Strafraum flanken, wo Russ sich verschätzt, Nikolov jedoch beim Kopfball von Ibisevic zur Stelle ist und den Ball im Nachfassen unter Kontrolle bekommt (32.). Hoffenheim hat das Spiel jetzt fest im Griff. Bei jedem Angriffsversuch der Adler wird der Ballführende sofort hart angegangen, so dass sich weder Ochs noch Altintop auf den Flügeln durchsetzen können. Auch in der Mitte laufen sich Schwegler und Caio immer wieder fest oder probieren es mit harmlosen Weitschüssen. So geht es mit dem 0:1-Rückstand in die Pause.

Ohne Wechsel beginnt die zweite Halbzeit, in der sich Hoffenheim in die eigene Hälfte zurück zieht, um auf Konter zu lauern. Dies passt den Frankfurtern überhaupt nicht, ideenlos rennen sie sich ein ums andere Mal fest, das Kombinationsspiel gerät arg ins Stocken, so dass sie es immer wieder erfolglos mit langen Bällen in die Spitze versuchen. Und wenn eine Kombination einmal klappt, zeigt sich Hoffenheim nicht eben zimperlich. Aber Schiedsrichter Wingenbach hat scheinbar Verständnis für die harte Gangart der Badener, während jeder Körpereinsatz eines Frankfurters abgepfiffen wird. Zu allem Überfluss prallt Schwegler in der 48. Spielminute bei einem Kopfballduell mit Salihovic zusammen und muss lange behandelt werden, kann aber zunächst mit argem Schädelbrummen mehr schlecht als recht weiterspielen.

In der 56. Spielminute gibt es Ecke für die Eintracht von der rechten Seite durch Tzavellas. Der Ball wird abgewehrt, aber Altintop bekommt das Leder unter Kontrolle, um sofort abzuziehen. Ba wirft sich mit ausgestreckten Armen in den Ball und blockt so den Schuss ab. Elfmeter! Klare Sache, das muss Strafstoß geben, doch Schiedsrichter Wingenbach bleibt konsequent einseitig und denkt unter dem lautstarken Protest von Spielern und Zuschauern gar nicht daran, auf den Punkt zu zeigen. Kopfschütteln überall, selbst Heribert Bruchhagen meint sarkastisch: "Der Schiedsrichter war bemüht um Neutralität, das ist ihm am Ende auch eindrucksvoll gelungen", während Michael Skibbe deutlicher wird: "Er hat das Spiel reichlich zerpfiffen. Ich muss mich zurückhalten, aber das war schon heftig. Wenn es einer schafft, eine ganze Mannschaft gegen sich aufzubringen, dann liegt das nicht an den Spielern. Das war schon abenteuerlich." Immerhin zeigt sich Wingenbach am Tag danach reumütig, auch wenn sich davon kein Adler etwas kaufen kann: "Tut mir leid, das war ein Elfmeter. Aber auf dem Platz habe ich das anders gesehen."

Abenteuerlich wirkt auch der erste Wechsel bei der Eintracht, denn in der 64. Spielminute muss Schwegler ausgewechselt werden. "Er konnte nicht mehr klar sehen", erklärt Trainer Skibbe, der überraschend nicht Clark, sondern den gelernten Außenbahnspieler Steinhöfer für den Schweizer bringt, der von dem Zusammenprall mit Salihovic eine Schädelprellung davon getragen hat. Die folgenden Minuten beschreibt der Trainer so: "Unter seiner Auswechslung hat unser Spiel enorm gelitten. Es fehlt die Substanz, wenn Chris, Alex Meier und auch noch Schwegler ausfallen. Dann wird es irgendwann dünn." In der Tat, denn ohne Schwegler an seiner Seite wirkt auch der allein gelassene Köhler im Spielaufbau immer mehr überfordert. So reagiert Michael Skibbe drei Minuten später erneut und bringt in dem noch hitziger werdenden Spiel Fenin für den schwachen Altintop, während die Eintracht durch einen Schuss von Ochs endlich zu ihrer ersten Tormöglichkeit im zweiten Abschnitt kommt (67.).

Dann die 69. Spielminute, unbedrängt spielt Steinhöfer am Mittelkreis den Ball zu Vorsah, der ihn in den Lauf von Beck spielt, der sofort nach vorne sprintet. Steinhöfer hingegen trabt nur gelangweilt nach hinten, während Beck das Leder auf Höhe der Strafraumlinie nach innen zieht. Genau zu Ibisevic, der einen Schritt schneller ist als der zurückeilende Franz und die Kugel aus 11 Metern flach ins linke Toreck haut. Zum 2:0 für Hoffenheim. Am Anstoßpunkt wird das Leder erst quer und dann zurück zu Russ gespielt, der ohne Not den für Ba eingewechselten Mlapa anschießt, der sich sogleich im Zweikampf mit Russ durchsetzt und das Leder im Fallen zu Ibisevic weiterleitet. Franz setzt nach, stellt sich beim Zweikampf aber arg unbeholfen an, so dass der 26-jährige Bosnier keine Mühe hat, den lauernden Nikolov zum 3:0 zu tunneln (70.).

Das war es dann, mit hängenden Schultern ergeben sich die Frankfurter ihrem Schicksal und zu allem Überfluss kassiert Franz ebenso wie zuvor schon Tzavellas die fünfte Gelbe Karte und wird gegen die Bayern nur zuschauen dürfen (78.). Doch es soll noch schlimmer kommen für den 29-Jährigen, denn in der 85. Spielminute wird er von Mlapa brutal von den Beinen gerissen, ohne dass dies von Schiedsrichter Wingenbach geahndet wird. Erst erstaunliche 10 Tage später wird festgestellt werden, dass Franz sich hierbei einen Muskelfaserriss im linken Beckenbereich zugezogen hat und wohl bis Mitte Januar ausfallen wird. Es läuft bereits die 90. Spielminute. Während ein Teil der Zuschauer sich auf den Heimweg macht und der andere lautstark singt: "Alles, alles geht vorbei, doch wir sind euch treu", kann Hoffenheim vor dem Frankfurter Strafraum nach Lust und Laune kombinieren. Mit Glück und Durchsetzungsvermögen läuft Rudy in den Strafraum, legt den Ball quer auf den mitgelaufenen Mlapa, der die Kugel ohne Mühe ins verwaiste Tor schiebt. Zum 4:0-Endstand.

Nach sieben Pflichtspielen ohne Niederlage reißt die Serie jäh und heftig ausgerechnet gegen den Tabellennachbarn. Die Eintracht rutscht damit mit 20 Punkten auf Rang 7 in der Tabelle. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Hoffenheim hat verdient gewonnen, weil wir es in der ersten Halbzeit nicht geschafft haben, aus unseren Möglichkeiten ein Tor zu machen und Hoffenheim von hinten raus souverän gespielt hat. Zudem hatten wir ein wenig Pech mit den Schiedsrichterentscheidungen, der Schiri hat das Spiel zerpflückt. Es gab ganz viele Entscheidungen, die man als Spieler oder Trainer nicht nachvollziehen kann."

Heribert Bruchhagen: "Man muss neidlos anerkennen, dass Hoffenheim das stärkere Team war. Mit dem 0:2 haben wir die Ordnung aufgegeben."

Marco Russ: "Wir haben jetzt einmal richtig auf die Fresse bekommen. Aber besser so, als vier Mal 1:0 zu verlieren."

 

 

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