Eintracht Frankfurt -
1. FC Nürnberg |
Bundesliga 2010/2011 - 6. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Sa 25.09.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 43.100
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hasede)
Tore: 1:0 Theofanis Gekas (17.), 2:0 Chris (88.)
Eintracht Frankfurt | 1. FC Nürnberg |
|
|
Wechsel
|
Wechsel
|
Trainer | Trainer
|
Nicht mehr als ein Pflichtsieg? "Das wird ein Monsterspiel gegen Nürnberg, das wir unbedingt gewinnen müssen, egal wie. Und wenn wir die Bälle nur nach vorne bolzen, um auf gut Glück Tore zu schießen", beschwört Marco Russ sich und sein Team, dass sich am Tag vor dem Spiel gegen den 1. FC Nürnberg im Mannschaftshotel zu einer Krisensitzung trifft, um sich noch einmal besonders zu motivieren. "Nach vier Niederlagen aus fünf Spielen konnte es ja nicht so weitergehen", erzählt Franz und Köhler ergänzt: "Wir haben uns klar gemacht, wie wichtig dieses Spiel ist und dass alle noch mehr Prozente aus sich rausholen sollten." Auch Michael Skibbe, der an dem Treffen nicht teilnimmt, mahnt, dass nun alle an einem Strang ziehen müssen, zumal die Franken auswärts bislang ungeschlagen sind: "Wir werden alles versuchen, denn wir müssen das Spiel einfach gewinnen. Wir brauchen die absolute Unterstützung unserer Fans, denn der Druck für die Mannschaft ist groß. Gerade dann, wenn mal was nicht so klappt, ist Fan-Unterstützung gefragt. Wenn mal einer einen Ball übers Tor schießt oder einen Fehlpass spielt, dann hoffe ich auf aufmunternden Beifall und nicht auf Pfiffe. Das wäre nicht gut in solch einem wichtigen Spiel." Ein Spiel, das die Eintracht ohne den Gelb-Rot gesperrten Patrick Ochs absolvieren muss. Für ihn kommt Caio in die Mannschaft und spielt im zentralen Mittelfeld neben Köhler sowie Altintop, der auf die rechte Außenbahn rückt. Wie bereits in Leverkusen spielen Schwegler und Chris vor der Abwehr mit Jung, Franz, Russ sowie Tzavellas und Gekas agiert als einzige Sturmspitze. Kampfansagen bei der Eintracht, Selbstbewusstsein beim Club, der bereits fünf Punkte auf seinem Konto hat. "Wir sind auswärts ungeschlagen und haben sehr wenige gegnerische Chancen zugelassen. Wir sind schwer zu bespielen. Das macht im Moment unsere Qualität aus", meint Club-Trainer Hecking, um pflichtgemäß zu warnen: "Die Frankfurter haben sich den Start auch etwas anders vorgestellt, aber genau das macht sie gefährlich. Nach zwei verlorenen Heimspielen sind sie in der Bringschuld und werden alles tun, um zu gewinnen." Im Vergleich zum 2:1-Sieg gegen Stuttgart stellt er seine Mannschaft auf zwei Positionen um, für den Gelb-Rot gesperrten Kapitän Wolf beginnt Maroh in der Innenverteidigung neben Pinola, Nilsson sowie Judt und im Mittelfeld ersetzt Frantz Eigler auf der linken Außenbahn. Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Weiner entwickelt sich das erwartete Spiel. Während sich die Franken dicht gestaffelt in die eigene Hälfte zurückziehen, versucht die Eintracht mit viel Einsatz, eine Lücke im Abwehrriegel zu finden. Der Ball läuft gut durch die eigenen Reihen, doch noch fehlt das Überraschende, zumal Schwegler konsequent von Gündogan gedeckt wird, so dass sich Franz oft in den Spielaufbau einschalten muss. Es läuft die 5. Spielminute, Pinola erkämpft sich das Leder gegen Köhler und spielt es schnell nach vorne zu Ekici, der viel Platz im Mittelfeld hat. Er sieht Schieber sich freilaufen und hebt den Ball über die Abwehr, aber Torhüter Nikolov hat aufgepasst und kann den Ball abfangen. Es bleibt eine zähe Angelegenheit, weder Caio noch Altintop gelingt einmal ein öffnender Pass, so dass es in der Folge vor allem Tzavellas immer wieder erfolglos mit langen Bällen auf Gekas versucht, der jedoch von Maroh und Nilsson gut abgedeckt wird. Dann gelingt es Schwegler aber, sich vor dem Strafraum freizulaufen. Er bekommt den Pass von Köhler und lässt am Strafraumrand mit einer schnellen Drehung Maroh aussteigen, um frei vor Torhüter Schäfer abzuziehen, der den Ball jedoch zur Ecke klären kann. Schade, ein Querpass auf die freistehenden Gekas oder Altintop wäre sinnvoller gewesen (16.). So gibt es Ecke von der rechten Seite, die Tzavellas scharf in die Mitte schlenzt. Gekas setzt sich im Luftduell gegen Pinola durch und wuchtet das Leder ins rechte obere Toreck. Zum 1:0 für die Eintracht (17.)! Mit der so wichtigen Führung im Rücken bleibt die Eintracht spielbestimmend, während der Club zunächst erfolglos versucht, ein wenig offensiver zu agieren. So in der 25. Spielminute, als Ekici aus der eigenen Hälfte heraus einen Pass nach links spielt, wo sich Frantz im Laufduell gegen Jung locker durchsetzt, um in die Mitte zu flanken. Auch Schieber ist einen Schritt schneller als Russ, setzt seinen Volleyschuss aus 6 Metern zum Glück aber knapp am linken Pfosten vorbei. Danach ziehen sich die Frankfurter unverständlicherweise ein wenig zurück und überlassen den Franken das Mittelfeld, decken aber immerhin konsequent und engagiert, wie Franz anmerkt: "Jeder kämpfte und rackerte für den anderen, wir haben uns in jeden Ball geschmissen." Dann die 32. Spielminute, die Adler kontern im eigenen Stadion über Schwegler, Caio und Altintop, der das Leder zu Tzavellas auf der linken Seite passt. Der 22-jährige Grieche flankt sofort in die Mitte, aber Maroh kann das Leder vor dem lauernden Köhler klären. Dies bleibt die einzig nennenswerte Aktion in dieser vor sich hin plätschernden Phase. Immerhin kann Caio nach Zuspiel von Schwegler noch einmal für ein Raunen sorgen, als sein strammer Schuss aus 16 Metern knapp am linken Pfosten vorbei geht, (45.). Zur zweiten Halbzeit kommt bei Nürnberg Eigler für
Frantz und es scheint die richtigen Worte von Trainer Hecking gegeben
zu haben. Denn der Club legt aggressiv los und drängt die Eintracht
in die eigene Hälfte. Es läuft die 52. Spielminute, Hegeler
lupft das Leder zu Ekici, der es direkt in den Lauf von Eigler passt.
Eigler zieht an Franz vorbei, schießt und trifft. Doch die Eintracht
hat Dusel, denn der Linienrichter hat in dieser richtig knappen Situation
sofort auf Abseits entschieden. Drei Minuten später erkämpft
sich Schwegler vor dem linken Strafraumeck den Ball und spielt zurück
auf Köhler, der sofort aus 16 Metern schießt. Torhüter
Schäfer ist die Sicht durch den vor ihm stehenden Caio verdeckt,
dennoch kann er die Kugel mit einer glänzenden Reaktion um den linken
Außenpfosten lenken. Aber dieser Angriff ist die Ausnahme, ansonsten
verstehen es die Frankfurter nur zu gut, das Tempo zu verschleppen oder
die eigenen Angriffe mit einem schlampigen Abspiel zunichte zu machen. Eine Minute später kontert Nürnberg über die linke Außenbahn. Ein Pass zu Ekici, der den Ball einfach zwischen Franz und Russ hindurch in den Strafraum legt, Gündogan reagiert schneller als Jung, Torhüter Nikolov kommt ihm entgegen, aber der 19-Jährige umkurvt Oka auf halblinks und passt den Ball zurück vor den Fünfmeterraum. Russ blockt den ersten Schuss von Hegeler ab, doch die Kugel kommt zu Ekici, der sie aus 10 Metern an den rechten Pfosten schlenzt. Wildes Grätschen und Treten im Strafraum, Gündogans Schuss wird ebenso wie der von Pinola abgeblockt, dann endlich kann der Ball aus dem Strafraum geschlagen werden. "Das war irgendwie symptomatisch. Halb Nürnberg schießt auf unser Tor, aber wir haben uns in jeden Ball geschmissen und um jeden Ball gekämpft", meint Franz und Heribert Bruchhagen unkt: "Ich vermag mir nicht auszumalen, was hätte passieren können, wenn da das Tor gefallen wäre. Dann greift nicht nur Verunsicherung um sich, dann greift alles um sich, was nur um sich greifen kann." Nürnberg wirft nun alles nach vorne. Gündogan vernascht mit einer Schussfinte Russ und Franz, um in den Strafraum zu ziehen, doch sein Schuss aus gut 10 Metern in halblinker Position geht über die Latte (81.). Zwei Minuten später gibt es nach einem Foul von Tzavellas an Hegeler Freistoß für Nürnberg aus 25 Metern. Schieber zieht ab, aber Nikolov kann das Leder mit einer schönen Flugeinlage um den linken Pfosten lenken (83.). Danach kommt Amanatidis für Gekas in die Mannschaft, der sogleich das gesamte Team anfeuert und nach vorne treibt (84.). Kurz darauf wird eine Ecke der Frankfurter geklärt, Schwegler kommt an den Ball, vernascht Eigler mit zwei kurzen Haken, schlenzt das Leder aber aus 16 Metern knapp über die Latte (85.). Dann die 88. Spielminute, nach einem Freistoß von der Mittellinie spielt Köhler das Leder zu Altintop, der an der linken Eckfahne zwei Nürnberger austanzt und zurück auf Benny legt. Der hat nun Platz, um ungehindert in den Strafraum zu ziehen. Köhler behält die Übersicht und legt das Leder quer zu Chris, der keine Mühe hat, den Ball aus 5 Metern mit einer Grätsche an Torhüter Schäfer vorbei ins Netz zu schieben. Zum 2:0 für die Eintracht! Der 30-jährige Brasilianer ist überglücklich: "Mein Gott, war ich kaputt. Ich wollte nur 20 Minuten in der zweiten Halbzeit spielen." Doch darauf wollte Michael Skibbe keine Rücksicht nehmen: "Kein Spieler hat so eine Präsenz und Ausstrahlung auf dem Platz wie er. Wenn ich ihn rausnehme, könnte das das falsche Signal sein." Kurz darauf brandet Riesenjubel im Waldstadion auf, der erste Heimsieg der neuen Saison ist unter Dach und Fach. Mit 6 Punkten klettert die Eintracht auf Rang 13 in der Tabelle. Die Spieler klatschen sich ab und herzen sich, auf einen Gang zur feiernden Nordwestkurve verzichten sie diesmal jedoch. "Die Mannschaft war sehr enttäuscht, wie sie nach der Niederlage gegen Freiburg behandelt wurde, außerdem sind da harte Worte gefallen. Die Mannschaft ist zu Unrecht abgestraft worden, deshalb haben wir darauf verzichtet, die Welle zu machen", erklärt der Trainer, der vor dem Spiel noch die bedingungslose Unterstützung der Fans einforderte, die das Team auch 90 Minuten lang erhielt. Franz hingegen stellt klar, dass die verhaltene Reaktion der Spieler "keine Protestaktion" war, sondern das die Mannschaft "angesichts des bisherigen Saisonverlaufs danach nicht übermäßig feiern wollte. Dies sollte also in erster Linie symbolisieren, dass wir auf dem Boden bleiben wollen." (tr)
Michael Skibbe: "Kämpferisch muss ich meiner Mannschaft ein großes Kompliment machen. Die Jungs haben heute alles gegeben, aber wir hatten Glück, dass wir als Sieger vom Platz gegangen sind, das Aluminium war heute unser Partner. In der ersten Halbzeit haben wir mutig und aggressiv nach vorne gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir dann zu weit hinten verteidigt, nicht mehr gut kombiniert und zu viele Bälle nach vorne geschlagen, denen wir dann nachgerannt sind." Heribert Bruchhagen: "Ich bin heilfroh, dass wir diesen glücklichen Sieg über die Runde gebracht haben." Chris: "Gut gespielt haben wir am Mittwoch in Leverkusen, heute war es alleine wichtig, zu gewinnen. Das haben wir geschafft." Maik Franz: "Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen,
wir sind überglücklich. Wir haben ein wichtiges Spiel gewonnen.
Mehr gibt es dazu nicht zu sagen."
|