SV Wilhelmshaven - Eintracht Frankfurt

DFB-Pokal 2010/2011 - 1. Hauptrunde

0:4 (0:2)

Termin: Fr 13.08.2010, 19:00 Uhr
Zuschauer: 6.400
Schiedsrichter: Florian Steuer (Menden)
Tore: 0:1 Ioannis Amanatidis (21.), 0:2 Georgios Tzavellas (38.), 0:3 Patrick Ochs (59.), 0:4 Halil Altintop (89.)

 

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SV Wilhelmshaven Eintracht Frankfurt

  • Christian Meyer
  • Toni Gänge
  • Luc-Arsene Diamesso
  • Dario Fossi
  • Igor Krulj
  • Andreas Gaebler
  • Pa-Malick Joof
  • Patrick Bärje
  • Radek Spilacek
  • Daniel Boateng
  • Max Wegner

 


 

Wechsel
  • Steffen Puttkammer für Andreas Gaebler (63.)
  • Waldemar Jurez für Daniel Boateng (67.)
  • Musa Karli für Radek Spilacek (70.)
Wechsel
Trainer
  • Wolfgang Steinbach
Trainer

 

Gut über die Bühne gebracht

"Oka Nikolov bleibt im Tor. Ich habe beiden meine Entscheidung begründet. Für Oka habe ich mich entschieden, weil er sowohl in der letzten Saison als auch in dieser Vorbereitung uns das Gefühl einer enormen Stabilität unserer Abwehr verleiht. Mit der Entwicklung von Ralf Fährmann sind wir aber sehr zufrieden. Er wird Okas Nachfolger, da sind wir auch alle sicher. Das haben wir Ralf auch gesagt. Aber wenn man einem jungen Spieler wie ihm eine solche Verantwortung überträgt, dann muss es in einer total funktionierenden Mannschaft sein", erklärt Michael Skibbe zwei Tage vor dem Pokalauftakt mit wohlfeilen Worten seine Wahl des Stammtorhüters für die neue Saison.

So wird der 36-Jährige auch in der 1. Runde des DFB-Pokals beim SV Wilhelmshaven zwischen den Pfosten stehen, während der Trainer pflichtgemäß vor dem Regionalligisten, der in der letzten Saison nur knapp dem Abstieg entronnen ist, warnt: "Klar war Offenbach in der letzten Saison ein anderes Kaliber. Sie spielen ja auch noch eine Klasse höher. Aber die erste Runde im Pokalwettbewerb ist immer die schwerste, man darf in diese Partien nicht mit einer anderen Einstellung gehen als in ein Meisterschaftsspiel." Wie erwartet, spielen Jung, Franz, Russ und Tzavellas in der Abwehr, während Schwegler und Meier mit den beiden Außen Ochs und Köhler für Schwung und Ordnung sorgen sollen. Überraschend hingegen ist, dass nicht Gekas, sondern Altintop neben Amanatidis im Sturm beginnt. "Es war eine enge Entscheidung. Theofanis hätte genauso gut von Beginn an spielen können. Das kann in Hannover schon wieder ganz anders aussehen", meint Michael Skibbe. Fenin hingegen ist mit Rückenproblemen in Frankfurt geblieben und hofft ebenso wie Chris, zu Beginn der Bundesliga in der nächsten Woche wieder fit zu sein.

"Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber gar keine Gedanken gemacht. Ich fahre vermutlich zu meiner Frau und trinke ein Glas Wein", meint Wilhelmshavens Trainer Steinbach nur lapidar, als er gefragt wird, was er denn nach einer Pokalsensation machen würde. Der 55-Jährige, der unter anderem mit dem FC Magdeburg 337 DDR-Oberligaspiele absolvierte und viermal DDR-Meister wurde, bleibt die Ruhe selbst, als er zum Spiel Stellung nimmt: "Wir werden es genießen. Es kommt schließlich nicht so häufig vor, dass meine Mannschaft bundesweit so im Fokus des Interesses der Fußballfans steht. Wir wollen nicht mauern, sondern unseren Zuschauern zeigen, dass wir auch länger als über drei, vier Kontakte den Ball behaupten können." Besonders beobachten ließ er den heutigen Gegner nicht: "Soll ich nach Frankfurt fahren und mir ein Testspiel anschauen? Soll ich meinen Verteidigern erzählen, wie gut Gekas und Amanatidis sind? Das halte ich für Aktionismus. Wir dürfen nicht zu viel Respekt zeigen, schließlich haben die Profis der Eintracht auch nur zwei Beine zum Fußballspielen."

Nachdem beim ersten Heimspiel der neuen Saison gegen Hannover 96 II nur 763 Zuschauer im Jadestadion den 1:0-Sieg ihrer Mannschaft sahen, sind es heute 6400, darunter über 2000 aus Frankfurt, die auf einen heißen Pokalkampf hoffen. Und tatsächlich reiben sich die Zuschauer nach dem Anstoß verwundert die Augen, denn Wilhelmshaven setzt die Frankfurter von Beginn an mit Forechecking und schnellem Spiel über die rechte Seite unter Druck. Die Eintracht versucht mit ruhigem Pässen ins Spiel zu finden, doch nach einem Fehlpass von Schwegler bekommt der aufgerückte Tzavellas die Kugel nicht unter Kontrolle, so dass Bärje sich den Ball schnappt und die rechte Außenbahn entlang spurtet. Er setzt sich gegen Russ durch und könnte querpassen, zieht aber aus spitzem Winkel ab, doch zum Glück geht der Ball gut einen Meter am linken Torpfosten vorbei (3.).

Erneut versuchen die Frankfurter über Tzavellas und Altintop auf der linken Seite nach vorne zu kommen, doch Gänge luchst dem 27-Jährigen den Ball ab und spielt ihn schön in den Lauf von Bärje, der erneut nach vorne zieht und in den Strafraum flankt. Wegner versucht am Elfmeterpunkt völlig freistehend, den Ball volley zu nehmen, trifft ihn jedoch nicht richtig. Oh je, das hätte das 1:0 sein müssen (5.).

So ganz langsam scheint die Eintracht aus ihrem Tiefschlaf aufzuwachen und verlagert das Spiel immer mehr in die Hälfte des Regionalligisten. Über Schwegler und Altintop kommt der Ball zu Amanatidis, der sich aus 16 Metern mit einem Kunstschuss versucht, der jedoch gut einen Meter am linken Pfosten vorbei trudelt. Immerhin, es ist die erste kleine Möglichkeit nach 7 Spielminuten. Aber noch immer ist vom Vier-Klassenunterschied nicht viel zu sehen. Wilhelmshaven verteidigt couragiert und bleibt mit den schnellen Außen Boateng und Bärje gefährlich. Auffällig bei der Eintracht ist in dieser Phase, wie offensiv Tzavellas immer wieder nach vorne rückt und versucht, mit direkten Pässen den viel rochierenden Altintop einzusetzen, während sich Jung und Ochs auf der rechten Seite noch merklich zurück halten.

Dann aber die 18. Spielminute, Köhler passt zu Meier an der Mittellinie, der die Kugel Ochs klasse in den Lauf spielt. Paddy rennt nach vorne, sieht in der Mitte Altintop sich freilaufen und passt quer. Doch der 27-Jährige schafft aus 6 Metern tatsächlich das Kunststück, völlig freistehend vor Torhüter Meyer den Ball fast zu verstolpern und den Keeper anzuschießen. Kurz darauf erkämpft sich Köhler den Ball in der eigenen Hälfte und passt zu Altintop, der nach feinem Doppelpass mit Amanatidis auf Links nach vorne sprintet. Auf Höhe des Elfmeterpunkts stoppt Altintop, lässt Gänge mit einem kurzen Haken aussteigen, um das Leder überlegt quer zu passen. Genau zum aufgerückten Amanatidis, der keine Mühe hat, das Leder aus zehn Metern ins rechte Toreck einzuschieben. Zum 1:0 für die Eintracht (21.).

Nun scheinen die Frankfurter das Spiel im Griff zu haben und setzen den Regionalligisten mit schnellen Kombinationen vor allem über die rechte Seite zunehmend unter Druck. Erneut ist Ochs am Ball und spielt zu Schwegler im Halbfeld. Der sieht Köhler in der Mitte und flankt den Ball präzise nach vorne. Benny nimmt den Ball am Elfmeterpunkt volley, doch der klatscht erst an den linken und dann an den rechten Innenpfosten, bevor der verdutzte Torhüter Meyer ihn aufnehmen kann (28.). Zehn Minuten später wird Ochs vor dem rechten Strafraumeck von Gaebler umgegrätscht, es gibt Freistoß für die Eintracht. Tzavellas schnappt sich das Leder, um es aus 22 Metern gefühlvoll ins rechte Toreck zu zirkeln. Ein toller Freistoß zum 2:0 für die Eintracht (38.), dem Pausenstand.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Eintracht da weiter macht, wo sie aufgehört hat. Mit schnellen Kombinationen wird Wilhelmshaven immer mehr in die eigene Hälfte gedrückt, ohne dass sich jedoch weitere Torchancen ergeben. Es läuft die 59. Spielminute, Schwegler schickt Köhler auf der linken Außenbahn. Benny sprintet in den Strafraum, um das Leder fast zu vertändeln, schnickt es dann aber schön an den langen Pfosten, wo Ochs die Kugel auffallend lässig volley ins rechte Toreck schiebt. Zum 3:0 für die Eintracht. "Wir haben gut und schnell kombiniert. Das ist unsere Philosophie. Egal, wie der Gegner heißt, wir wollen den Ball schnell laufen lassen, mit einem, maximal zwei Kontakten. So kommt auch in der Bundesliga kein Gegner ran", meint Kapitän Ochs übermütig.

Die Gegenwehr des Regionalligisten scheint nun gebrochen zu sein, so dass die Eintracht die Kugel routiniert im Mittelfeld kreisen lässt und nur noch zu kleineren Chancen kommt. So wechselt Trainer Skibbe zwischen der 69. und 84. Spielminute erst Caio, dann Altintop und schließlich Kittel für Meier, Amanatidis und Köhler ein. "Ich wollte ihn für seine gute Vorbereitung belohnen", sagt Skibbe zum Pflichtspieldebüt des 17-Jährigen. Unterdessen wird Wilhelmshaven wieder ein wenig angriffslustiger und kommt ebenfalls zu ein paar Torschüssen, die Nikolov jedoch allesamt souverän klären kann.

Es läuft bereits die 89. Spielminute, nach einer Ecke für Wilhelmshaven gewinnt Caio das Kopfballduell vor dem eigenen Strafraum und schickt Ochs auf die Reise, der bei seinem Sprint Richtung Strafraum nicht aufzuhalten ist. Dann passt er uneigennützig auf die linke Seite zum mitgelaufenen Altintop, der den Ball aus 6 Metern nur noch einnetzen muss. Zum 4:0-Endstand, der die Eintracht insgesamt souverän in die 2. Pokalrunde bringt. Da erwartet die Frankfurter am letzten Oktoberwochenende ein Heimspiel gegen den Hamburger SV. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Der Sieg ist sicherlich um ein Tor zu hoch ausgefallen. Wir haben eine ordentliche Leistung geboten, wie man das von einer Bundesliga-Mannschaft erwarten darf. Die Hausaufgaben sind gemacht. Das Team ist so weit, wie es zum jetzigen Zeitpunkt sein muss."

Ioannis Amanatidis: "Es war ein typisches Pokalspiel, der Amateurverein versucht alles und wenn man sich so anstellt wie wir in den ersten Minuten, kommen sie auch zu ihren Chancen. Dann haben wir uns aber gefangen und das Spiel ganz gut über die Bühne gebracht. Wir sind eine Runde weiter, alles andere ist uninteressant."

 

 

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