Eintracht Frankfurt - TSG Hoffenheim

Bundesliga 2009/2010 - 33. Spieltag

1:2 (1:0)

Termin: Sa 01.05.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Tore: 1:0 Pirmin Schwegler (20.), 1:1 Prince Tagoe (80.), 1:2 Prince Tagoe (88.)

 

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Eintracht Frankfurt TSG Hoffenheim

 


  • Daniel Haas
  • Andreas Beck
  • Marvin Compper
  • Josip Simunic
  • Christian Eichner
  • Tobias Weis
  • Gustavo
  • Sejad Salihovic
  • Carlos Eduardo
  • Chinedu Obasi
  • Vedad Ibisevic

 

Wechsel
Wechsel
  • Maicosuel für Tobias Weis (77.)
  • Prince Tagoe für Chinedu Obasi (77.)
  • Boris Vukcevic für Carlos Eduardo (84.)
Trainer Trainer
  • Ralf Rangnick

 

Den Sieg naiv aus der Hand gegeben

Das letzte Heimspiel steht vor der Tür, alle Jahre wieder gilt es, Spieler und die Saison gut zu verabschieden, meint Michael Skibbe: “Ich wünsche mir eine gute Leistung von Hoffenheim und eine noch bessere von uns. Ich möchte, dass die Zuschauer mit einem guten Gefühl in die Sommerpause gehen.“ Doch zunächst gibt es Blumen und nette Worte zum Abschied für Kapitän Spycher, der nach fünf Jahren für die Eintracht wieder in die Schweiz zurückkehrt, um künftig für die Young Boys Bern zu spielen. Zurück in die Heimat geht auch Nikos Liberopoulos, der im Sommer 2008 von AEK Athen zur Eintracht wechselte, um in 50 Bundesligaspielen zehn Tore zu erzielen. “Er geht nicht, weil er gehen muss, sondern weil er eine große Fußballer-Karriere hinter sich hat. Für ihn ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen“, sagt Michael Skibbe über den 34 Jahre alten Stürmer, der den Adlern mit seinen neun Toren in der letzten Saison den Klassenerhalt gesichert hatte.

Besonders lauten Applaus erhält Markus Pröll, der - nach sieben Jahren und 113 Spielen für die Eintracht - den Verein genau wie der dritte Torhüter Jan Zimmermann verlassen wird. “Ich hoffe, Markus findet schnell einen adäquaten Club, wo er seine Karriere fortsetzen kann. Und Jan muss endlich durchstarten und zusehen, dass er woanders die Nummer 1 wird“, erklärt der Trainer.

Ohne Russ, der sich beim Spiel in Mainz eine Kapselverletzung im rechten Knie zugezogen hat, dafür jedoch wieder mit Chris spielt heute die Verteidigung, die von Jung, Franz in der Mitte und Köhler komplettiert wird. Mit gutem Grund steht diesmal der 21-jährige Ralf Fährmann im Tor, meint der Trainer: “Nikolov hat zwar eine gute Saison gespielt, aber wir müssen auch perspektivisch denken. Ralf hat sich gut weiterentwickelt und erhält daher diese Chance, die ich für einen Zweikampf im Sommer notwendig halte.“ Noch einmal getestet wird zudem Clark, der wie schon in Mainz neben Schwegler im defensiven Mittelfeld beginnen wird. Die Abteilung Sturm und Drang bilden Ochs, Meier, Korkmaz und Altintop. Endlich wieder dabei, wenn auch nur auf der Bank, ist Ioannis Amanatidis.

Saisonausklang auch bei dem ehemals “dollen Dorf“, das seine eigenen Ziele mit Rang 11 nicht erreicht hat. “Wir wollen Spaß haben in den letzten beiden Spielen", meint Stürmer Ibisevic, während Trainer Rangnick, der bei den eigenen Kunden arg in die Kritik geraten ist, vor den Adlern warnt: “Wir dürfen diese spielstarke Mannschaft nicht spielen lassen und müssen die sich uns bietenden Konterchancen nutzen." Und zwar ohne die verletzten Nilsson, Hildebrand, Demba Ba sowie Ibertsberger. Daher vertraut der Trainer der Mannschaft, die zuletzt 5:1 gegen den HSV gewonnen hatte. Im Tor spielt Ex-Adler Haas und in der Abwehr Eichner, Compper, Simunic und Beck. Besonders um Alex Meier kümmern sollen sich Gustavo und Weis, für die schnellen Konter sollen Salihovic und Eduardo auf den Außenpositionen sowie Ibisevic und Obasi im Sturm sorgen.

Nach einer kurzen Phase des Abtastens setzt sich Altintop nach 2 Minuten auf der rechten Außenbahn durch, um das Leder quer in den Strafraum zu spielen. Leider zu ungenau, so dass Korkmaz dem Leder hinterher hetzen muss, um an der Eckfahne Jungnationalspieler Beck und Eduardo ganz alt aussehen zu lassen, aber an Weis hängen bleibt. Danach geht es weiter mit vielen Querpässen, da der Keine-Traditionsverein die Räume bereits in der Hälfte der Eintracht sehr eng macht. Die Adler bemühen sich vergeblich, einen strukturierten Angriff zu starten und die mauernden Hoffenheimer beschränken sich auf ein paar Alibiangriffe über die Außen. Dann hat Clark einmal einen lichten Moment, nachdem er von Jung angespielt wird, setzt sich prima gegen Compper durch, um den Ball in die Mitte zu spielen. Torhüter Haas hat jedoch aufgepasst und kommt vor Altintop an das Leder (12.).

Überhaupt wirkt der Amerikaner nach ein paar Unsicherheiten zu Beginn sehr abgeklärt und zeigt sich mit viel Übersicht. Schade nur, dass vor allem Ochs ihn konsequent zu übersehen scheint. Immerhin, das Zusammenspiel mit Schwegler und Altintop, der erneut überall, nur nicht vor dem Strafraum zu finden ist, klappt prima. In der 17. Spielminute dann ein erster schneller Angriff der Dolldörfler über Beck und Eduardo, der Salihovic auf der rechten Seite anspielt. Die Flanke kommt vor den Strafraum, Ibisevic springt höher als Franz, der Ball aber geht knapp am Tor vorbei.

Kurz darauf wird ein Angriff der Hoffenheimer abgefangen. Meier spielt das Leder in den Lauf von Jung, der nach vorne zieht und zu Altintop am rechten Strafraumeck spielen will. Zu ungenau, aber der 27-Jährige kann sich das Leder gegen den strauchelnden Compper erkämpfen, um zurück auf Schwegler zu spielen. Ein schneller Haken, begleitet von einem langgezogenen “Schiiiieß!“ von den Rängen, dann haut der 23-jährige Schweizer das Leder aus über 25 Metern ins rechte Toreck. Zum 1:0 für die Eintracht (20.)!

Zwei Minuten später kassiert Schwegler nach einem Foul an Gustavo am Mittelkreis seine 5. Gelbe Karte und fehlt somit beim Saisonfinale in Wolfsburg. Überhaupt wird das Spiel nun ruppiger. Viele kleine Fouls auf beiden Seiten lassen das nicht eben von schönen Kombinationen geprägte Spiel noch mehr ruckeln.

Schade, denn gegen die nun nach vorne drängenden Hoffenheimer wären gescheite Konter genau das richtige Mittel. Aber viele Zuspiele in die Spitze sind zu ungenau, zudem ist von Meier im Angriff bislang überhaupt nichts zu sehen und Ochs sowie Korkmaz halten sich auf den Außenpositionen merklich zurück. Dafür langen die Dolldorfkicker nun zu. Da ein Tritt von Gustavo gegen Schwegler, hier ein Schlag von Salihovic gegen Altintop, immerhin ist Schiedsrichter Aytekin hellwach, um Ermahnungen auszusprechen. Nach einem Foul von Compper an Ochs lässt der Unparteiische zwar weiterspielen, Schwegler unterbindet den Konter jedoch mit einem rüden Foul an Gustavo und hat Glück, nicht die gelbrote Karte zu kassieren (38.).

Vier Minuten später gibt es dann doch einen schönen Konter der Eintracht über Ochs, Altintop und Schwegler, der den Ball auf die linke Außenbahn zu Köhler hebt. Benny düpiert erneut Beck und Gustavo, bleibt jedoch am Fünfmeterraum an Simunic hängen, der zur Ecke klärt. Danach warten die Spieler, so scheint es, auf den Halbzeitpfiff. Nur Korkmaz nimmt sich noch einmal zusammen und schießt scharf vom linken Strafraumeck, Haas kann jedoch klären (45.).

Zur zweiten Halbzeit bringt Trainer Skibbe Teber für den rotgefährdeten Schwegler und die Eintracht beginnt mit schnellen Angriffen, da Hoffenheim noch in der Kabine zu sein scheint. Erst erzielt Meier ein klares Abseitstor (47.), um kurz darauf bei seinem Schussversuch mit Links zu scheitern (48.). Langsam jedoch wacht das ganze Dorf auf und startet die ersten Angriffsversuche, die jedoch meist im Ansatz an der eigenen Ungenauigkeit scheitern. Raum für Konter hätten die Adler, klagt auch Ochs, der selbst wenig zu einem geordneten Spiel beiträgt: "Wir hätten das 2:0 machen können. Dann wäre der Sack zu gewesen.“ Er ist jedoch in guter Gesellschaft, gerade Teber gelingt es meist nicht, den Ball zu den Mitspielern zu bringen. Immer wieder landen seine Pässe nach vorne bei einem seiner Exkollegen. Mit der Auswechslung von Schwegler ist die Ordnung weg. "Seinen Ausfall konnten wir nicht kompensieren, da ist ein Qualitätsverlust erkennbar", meint auch Michael Skibbe, der in der 56. Spielminute Fenin für den am Oberschenkel verletzten Korkmaz bringt.

Erneut baut die Eintracht den Gegner auf, diesmal mit Clark, der einem Fehlpass am Mittelkreis spielt und plötzlich geht es schnell nach vorne. Compper bekommt am linken Strafraumeck das Leder, um es scharf in die Mitte zu flanken. Obasi wirft sich in die Flanke, aber sein Flugkopfball geht einen halben Meter am Tor von Fährmann vorbei (57.). Dies ist zunächst der Gipfel der dörflichen Gefährlichkeit. Immer wieder schließt Obasi überhastet ab, während sich Ibisevic meist an Chris festrennt. Da bei der Eintracht jedoch kaum eine Kombination gelingt, rücken der “Gong“ und der Videowürfel mit den aktuellen Spielergebnissen immer mehr ins Blickfeld, während die Kurve sich selbst und den Saisonabschluss feiert. Auf dem Platz wird weiter Selters statt Sekt angeboten.

In der 66. Spielminute dann endlich ein Wachmacher, Altintop setzt sich im Mittelfeld schön durch und passt den Ball zu Fenin auf der Strafraumlinie. Im Zweikampf mit Simunic kommt der 23jährige zu Fall, aber Schiedsrichter Aytekin entscheidet zu Recht auf Weiterspielen. Nur eine Minute später spielt Salihovic auf der linken Außenbahn einen schönen Doppelpass mit Eichner, um das Leder direkt vor den Elfmeterpunkt zu flanken. Obasi köpft genau ins rechte Toreck, aber Torhüter Fährmann kann das Leder mit einer tollen Parade um den Pfosten zu lenken (67.).

Das Dorf spielt nun mit viel Druck nach vorne, doch beim Torabschluss bleiben sie ungefährlich, so dass die nicht immer sicher wirkende Abwehr der Adler jeweils Zeit hat, sich neu zu ordnen. In der 73. Spielminute dann ein Freistoß für die Eintracht am Mittelkreis, nachdem Obasi Jung von den Beinen geholt hat. Franz schlenzt das Leder vor den Strafraum, Meier verlängert mit dem Hinterkopf zu Ochs, der sich am Fünfmeterraum gegen Eichner durchsetzt, aber reichlich blind quer passt, statt es selbst zu versuchen. Nun reagiert Trainer Rangnick und bringt mit Tagoe und Maicosuel für Weis und Obasi (77.) neue Offensiv-Kräfte, während Meier nach tollem Zuspiel von Köhler sein zweites Abseitstor erzielt (78.).

Plötzlich scheinen sie aufgewacht zu sein, nach einem geklärten Angriff der Hoffenheimer wird das Leder schnell nach vorne gespielt, Altintop erkämpft sich gegen Compper im Strafraum das Leder und hat den Raum, schießt aber nur Torhüter Haas an. Der Ball prallt zu Meier, der für Fenin ablegt, aber auch dieser Schuss wird abgeblockt (79.). Die Ecke von Köhler ist kein Problem für Torhüter Haas, der den Ball fängt und sofort zu Eduardo wirft. Der sprintet los und passt auf die rechte Außenbahn zu Maicosuel, der ebenfalls lossaust und im Strafraum quer zu Tagoe ablegt. Clark reagiert einen Moment zu lange und kann nur noch zusehen, wie Tagoe das Leder über den hinausstürzenden Torhüter Fährmann zum 1:1 ins Tor lupft (80.).“Da waren wir zu naiv, es kann doch nicht sein, dass wir in der Schlussphase so ausgekontert werden“, meint Ochs, doch es sollte noch schlimmer kommen.

Die Eintracht probiert es noch einmal über die linke Seite mit Köhler, der zu Altintop spielt. Dann ein überlegter Querpass zu Meier, der das Leder aus 16 Metern jedoch weit über das Tor schießt (84.). Kurz darauf geht es wieder über Links, Fenin wird von Compper gefoult und es gibt Freistoß. Bezeichnend, dass Altintop den Ball an Köhler zur Ausführung weitergibt, jedoch selbst stehen bleibt, anstatt in den Strafraum zu sprinten. Simunic kann den Freistoß zur Ecke klären (87.).

Diesmal führt Ochs von der rechten Seite aus, Chris köpft, doch Torhüter Haas kann den Ball auffangen. Die Bank der Eintracht springt kollektiv auf, "Zurück, zurück", schreien sie, während die Adler noch mit ihrem Schicksal hadern. Ein weiter Abschlag von Haas, aber immerhin rennt Chris wieselflink nach hinten, während der Rest schlendert. Der Ball springt einmal an der Strafraumgrenze hoch, während Chris sich um Prinz Tagoe kümmert, dann ein zweites Mal. Chris zögert, nicht aber der 23-jährige Ghanaer, der den Ball nun aus 8 Metern über den verdutzten Fährmann ins Netz hebt. Zum 2:1 für Hoffenheim (88.). "Chris lässt den Ball aufkommen, er hätte ihn klären müssen", klagt Skibbe nach dem Spiel und Chris gibt seine Schuld am Treffer zu: "Ich habe Ralf nicht gesehen und hatte Angst, dass der Ball ins Tor geht, wenn ich zurückköpfe."

Kurz darauf kommt Heller für Köhler, während Amanatidis wütend Schuhe und Trinkflasche wegwirft: "Ich habe keine Ahnung, warum er mich nicht gebracht hat. Ich habe mich gewundert, wie alle anderen auch. Ich dachte, wenn überhaupt, kommt noch einer rein, der vornedrin für Gefahr sorgen soll. Aber dann kam ein Außenspieler. Das war schon komisch." Dies wiederum bringt den Trainer am Dienstag auf die Palme: “Ich kann seinen Ärger nicht verstehen, er hätte sich höchstens darüber ärgern können, dass wir verloren haben.“

So ist es, Altintop hat zwar noch eine Kopfballchance nach einer scharfen Flanke von Heller, doch das war es dann. Mit 2:1 verliert die Eintracht durch zwei dumme Kontertore und verzichtet auf den obligatorischen Saisondank für die Nordwestkurve. Es ist auch überflüssig, das hatten sie ja schon während des Spiels erledigt. Über die Videobande: “Patti sagt Danke. Faton und Ümit sagen Danke. Wuschu sagt Danke. Chris und Caio sagen Obrigado. Der Lange sagt Danke. Und Fabi, Andi und Michael auch.“ (tr)


Stimmen zum Spiel und zur neuen Saison

Michael Skibbe: "Ich bin sehr enttäuscht über diesen Abschluss unserer Heimspiele, wir haben es nicht geschafft, uns über weite Strecken des Spiels ein Übergewicht zu erarbeiten. Es ist sehr schade, dass wir am Ende mit leeren Händen dastehen."

Heribert Bruchhagen: "Wir haben uns das selbst zuzuschreiben, uns hat die Entschlossenheit gefehlt. Mit einem Sieg hätten wir uns toll verabschieden können."

Pirmin Schwegler: “Wir sind in einer gefährlichen Situation, weil sich viele von unserer guten Saison blenden lassen. In dieser Runde gab es keine Phase, in der es nicht gelaufen ist für uns. Aber wir müssen aufpassen, dass wir noch einige Spieler behalten, die die Mannschaft führen können. Wenn wir vorwärtskommen wollen, müssen wir was investieren. Ansonsten muss man für die neue Saison das Ziel ausgeben, dass wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben wollen.“ Und zu den Führungsspielern im Team nach dem Abgang von Spycher: “Meier oder Ochs. Aber das sind keine, die dazwischenhauen. Ihnen ist deshalb kein Vorwurf zu machen. Chris und Franz könnten in diese Rolle reinwachsen. Auch ich will mich mehr einbringen, deshalb spreche ich das an. Ich will vorwärtskommen. Das geht nur, wenn die Mannschaft Erfolg hat.“

Patrick Ochs: “Ich kann nicht versprechen, dass wir in der kommenden Saison unsere 46 Punkte bestätigen werden können. Um das zu erreichen, brauchen wir starke Neuzugänge. Davon profitieren wir alle. Aber die vor uns stehenden Mannschaften pulvern halt viel Geld in ihre Kader. Das tun wir nicht.“

 

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