Borussia Mönchengladbach
- Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2009/2010 - 30. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Fr 09.04.2010, 20:30 Uhr
Zuschauer: 48.600
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 1:0 Marco Reus (6.), 2:0 Dante Bonfim (56.)
Borussia Mönchengladbach | Eintracht Frankfurt |
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Unkonzentriert ausgeträumt Freitagsspiel in der Bundesliga, für die Eintracht die Chance, mit dem vierten Sieg in Folge - zumindest bis morgen - am HSV vorbei auf den begehrten Platz 6 zu rutschen, der zur Teilnahme an der Europa-League berechtigt. "Es ist eine tolle Herausforderung. Der Gang nach Gladbach ist aber nie einfach, doch wir wollen mindestens einen und am liebsten natürlich drei Punkte mitnehmen", erklärt Michael Skibbe vor dem Spiel gegen den heimstarken Tabellenzwölften vom Niederrhein. Da Franz aufgrund seiner zehnten Gelben Karte fehlt, Jung im Training eine Zerrung erlitten hat und Schwegler noch immer nicht einsatzfähig ist, muss der Trainer sein Team gegenüber dem tollen 3:2-Heimsieg gegen Leverkusen umstellen. So rückt Ochs in die Viererabwehr neben Chris, Russ und dem wieder einsatzbereiten Spycher. Auf der rechten Außenbahn spielt überraschend Korkmaz anstelle von Heller, auf Links soll Köhler für Schwung sorgen. Wie schon gegen die Werkself stehen Meier und Teber vor der Abwehr und Caio im offensiven Mittelfeld. Voll des Lobes ist Mönchengladbachs Trainer Frontzeck über die Eintracht: "Nicht umsonst kratzen die Frankfurter an den Plätzen zur Europaliga. Ich könnte da nun die siegreichen Spiele der Eintracht gegen den FC Bayern oder Leverkusen anführen, doch besonders beeindruckend fand ich deren Partie in Bochum. Dort hat man gesehen, dass sie versuchen, ihre Gegner mit spielerischen Mitteln zu bezwingen und Situationen fußballerisch zu lösen wissen. Wir müssen die Zweikämpfe annehmen und dürfen Frankfurt nicht ins Spiel kommen lassen." Hierfür setzt er weitgehend auf die Elf, die in der letzten Woche 1:2 gegen Stuttgart verloren hatte. Lediglich für den verletzten Friend stürmt Bobadilla neben Reus. Vor der Abwehr um Brouwers und Dante sollen Marx sowie Bradley den Spielfluss der Adler unterbinden und für schnelle Konter sorgen. Wie zuletzt spielen Arango und Matmour auf den Außenbahnen. Die Borussia hat sich viel vorgenommen, der Klassenerhalt soll unter Dach und Fach gebracht werden. Und so treten sie auch auf, mit langen Pässen, Pressing und viel Einsatz lassen sie die Eintracht überhaupt nicht ins Spiel kommen. Bei jeder Ballannahme greifen die Fohlen couragiert an, die Adler wirken überrascht ob des kämpferischen Einsatzes - so wie Meier nach seinem ersten lässigen Pass in der eigenen Hälfte. Bobadilla spritzt dazwischen, sprintet los, haut das Leder jedoch aus 24 Metern knapp über die Latte (3.). Und so geht es weiter, Mönchengladbach stürmt forsch und die Eintracht trabt neben- und hinterher.
Es läuft die 6. Spielminute, Matmour tänzelt auf der rechten Außenbahn Teber aus, wird von Russ nicht angegriffen und passt den Ball quer auf Marx, der für Bradley auflegt. Der 22jährige Amerikaner lupft das Leder über die Abwehr zu Bobadilla am Elfmeterpunkt, der es über Torhüter Nikolov an den linken Pfosten lupft. Reus setzt sich gegen Chris durch und köpft den Ball aus 3 Metern ins Netz. Knappes Abseits beim Pass von Bradley, doch die Fahne des Linienrichters bleibt unten, es steht 1:0 für Mönchengladbach. Das 12. Gegentor der Eintracht in der Anfangsviertelstunde. "Da sind wir Rekordhalter", meint Köhler sarkastisch und Trainer Skibbe ist nach dem Spiel ratlos: "Da fällt eine Erklärung schwer. Wir versuchen ja immer, dagegen anzugehen, auch in unserer Ansprache vor dem Spiel." Und sie schwimmen weiter. Meier mit Fehlpass, Spycher mit Abspielfehler, Chris mit Bällen ins Nirgendwo. Gladbach setzt sich in der Frankfurter Hälfte fest. Dann endlich ein Konter mit Ochs und Korkmaz auf der rechten Außenbahn, der im Zusammenspiel mit Caio zu Altintop ablegt. Nach Doppelpass mit Ochs passt Altintop das Leder am Strafraumrand quer zu Köhler, der sofort abzieht, doch Torhüter Bailly kann den Schuss um den rechten Pfosten lenken (8.). Die Borussen ziehen sich nun ein wenig zurück, um im massierten Mittelfeld auf schnelle Konter zu lauern. Lange warten müssen sie dafür nicht, zu ungenau sind die Abspiele, noch immer sind die Adler vom kämpferischen Einsatz der Fohlenelf beeindruckt. Zudem haben Meier und Teber einen rabenschwarzen Tag erwischt. Kaum ein sauberes Abspiel gelingt, an eine geordnete Spieleröffnung ist nicht zu denken. Aber die beiden sind in guter Gesellschaft, Chris spielt unglaublich fahrig, Spycher scheint nach seiner Verletzungspause noch nicht fit zu sein und Ochs wirkt auf der rechten Abwehrseite - genau wie Korkmaz davor - wie ein Fremdkörper. Grausam, wie sich die Adler von den wie aus einem Guss spielenden Borussen vorführen lassen. Und dann verletzt sich Spycher nach 18 Minuten auch noch beim Versuch, einen Ball vor Überschreiten der Seitenauslinie wegzuschlagen. Minutenlang wird er behandelt, kann jedoch vorerst weiterspielen. Aber vielleicht jetzt, nach Zuspiel von Ochs setzt sich Korkmaz am rechten Strafraumrand gegen Daems und Dante durch, um zurück auf Caio zu passen. Der legt sich den Ball vor und zieht aus 22 Metern ab, verfehlt das Tor jedoch um einige Meter (22.). Immerhin aber mal eine Aktion des Brasilianers, der ansonsten sehr eng bewacht wird und sich kaum einmal gegen Marx und Bradley durchsetzen kann. Drei Minuten später schlägt Torhüter Bailly das Leder weit auf die linke Außenbahn, Arango setzt sich im Kopfballduell mit Meier durch, der nun auch noch ein Luftloch schlägt. Der Ball trudelt zu Bobadilla vor dem Strafraum, der sich - freundlich begleitet von Russ, Chris und Teber - drehen und dann abziehen kann. Aber wenigstens Nikolov ist hellwach und kann den Schuss um den Pfosten lenken (25.). Es bleibt grausam, immer wieder kommen die Borussen durch einfachste Abspielfehler in Ballbesitz. Gut nur, dass sie bei den Kontern die notwendige Konsequenz vermissen lassen. Unterdessen humpelt Spycher immer offensichtlicher auf der linken Seite und wird in der 33. Spielminute endlich erlöst. Einen Tag später stellt sich bei der Untersuchung im Krankenhaus heraus, dass Spycher einen Teilriss des Innenbandes im linken Kniegelenk erlitten hat und voraussichtlich bis zum Saisonende ausfallen wird. "Die Enttäuschung ist natürlich sehr groß, ich muss das erst mal verdauen. Aber ich werde den Kopf nicht hängenlassen", meint der enttäuschte Kapitän, für den nun die WM-Teilnahme gefährdet ist. Für ihn kommt Heller in die Partie und rückt auf die rechte Außenbahn, während Korkmaz auf die linke Seite und Köhler in die Defensive rutscht.
Nach einem Foul von Meier an Arango gibt es kurz darauf Freistoss für die Borussen. Bradley zieht aus gut 30 Metern flach ab, aber Nikolov ist schnell unten und kann den platzierten Schuss um den linken Pfosten lenken (35.). Bei der Eintracht ist der Rest Schweigen, lediglich Altintop kommt nach Zuspiel von Ochs noch einmal zu einer kleinen Chance (44.), danach geht es mit der verdienten 1:0-Führung für Gladbach in die Pause, in der Trainer Skibbe wohl sehr laut wurde, denn: "Wir sind nur hinterhergelaufen, haben nur reagiert, haben viele, viele Fehler gemacht. Das darf so nicht sein." Die Ansprache scheint gewirkt zu haben, denn zu Beginn der zweiten Halbzeit drängen die Adler verstärkt in die Hälfte der Borussen. Einen weiten Abschlag von Nikolov verlängert Meier zu Altintop, Caio spielt auf die rechte Außenbahn zu Köhler, dessen Flanke ein wenig verunglückt. Dennoch kommt Meier an das Leder, zieht den schweren Direktschuss jedoch knapp am linken Toreck vorbei (48.). Der Einsatz wird besser, doch die Angriffsbemühungen bleiben Stückwerk. Zu selten kommt ein Pass an, zu selten funktioniert das Freilaufen ohne Ball und der Blick für den Mitspieler. So wie bei Teber, der von Caio schön in Szene gesetzt wird, es jedoch vorzieht, den Ball bei seinem Passversuch auf Köhler in die Zuschauerränge zu befördern, anstatt einfach abzuziehen oder den vor ihm laufenden Altintop zu bedienen (52.). So haben die Fohlen natürlich keine großen Probleme, die Angriffe immer wieder zu unterbinden. Dann die 55. Spielminute, nach einem Befreiungsversuch von Chris, der in einem Tritt gegen Reus endet, kassiert der Brasilianer die Gelbe Karte, es gibt Freistoß von der linken Außenbahn. Arango zirkelt das Leder vor den Fünfmeterraum, Nikolov bleibt auf der Linie, Russ, Köhler und Chris zögern, nicht aber Dante, der den Ball nun unbedrängt ins rechte Toreck köpft. Das 2:0 für Mönchengladbach dank der versammelten Frankfurter Abwehrschlafmützen. Kurz darauf reagiert Michael Skibbe und bringt Fenin für den heute absolut enttäuschenden Teber (59.). Die Eintracht verstärkt weiter den Druck, doch am Spiel ändert sich nichts. Im Gegenteil, dank der zahllosen Abspielfehler hat Mönchengladbach nun allen Raum, um zu kontern. Nach einem Abspielfehler von Korkmaz kommt der Ball zu Arango, der ihn schön in den Lauf von Daems lupft. Der verlädt am linken Strafraumeck erst Chris und dann Ochs, um quer auf den mitgelaufenen Bobadilla zu legen. Doch dessen Schuss aus elf Metern ist viel zu schwach, so dass Köhler die Kugel für den bereits geschlagenen Nikolov von der Linie hauen kann (60.). Fünf Minuten später bekommt Arango das Leder an der linken Außenbahn. Ohne Probleme spritzt er zwischen Meier und Ochs durch, um auf Bradley zurückzulegen, der wiederum zu Bobadilla passt, dessen Schuss jedoch weit über den Kasten segelt.
Herrje, nun verliert Caio das Leder am Mittelkreis, Arango kommt an den Ball, marschiert ein paar Meter, um den Ball lässig über die aufgerückte Abwehr der Adler zu lupfen. Bobadilla hat freie Bahn, doch Torhüter Nikolov ist schnell draußen und riskiert Kopf und Gesundheit, um den Ball wegzuschlagen. Bobadilla trifft Nikolov, Schiedsrichter Kinhöfer hat für die Beschwerde von Nikolov jedoch nur die unnötige Gelbe Karte übrig (67.). Weiter versucht die Eintracht erfolglos, zu einem geordneten Angriff zu kommen. Aber vielleicht jetzt, Caio spielt zu Köhler auf der linken Außenbahn, der in den Strafraum flankt. Meier legt den Ball mit der Brust auf Altintop ab, der das Leder jedoch freistehend aus 7 Metern über den Kasten knallt (76.). Es ist sein zweiter und letzter Torschuss für heute, die Statistik des eingewechselten Fenin weist am Ende gar null Torschüsse auf. Stattdessen könnte Gladbach sogar nachlegen. Köhler verzettelt sich in der Vorwärtsbewegung, Marx kommt an den Ball und schlenzt ihn in den Lauf von Reus, der jedoch freistehend an Nikolov scheitert (77.). Die Eintracht wird nun vorgeführt, erneut ein Ballverlust, Arango kommt an das Leder und flankt von der linken Außenbahn einfach mal in die Mitte. Genau zu Reus, der mutterseelenallein da steht, mit soviel Freiheit aber nichts anzufangen weiß. Sein Schüsschen landet in den Armen von Torhüter Nikolov (80.). Vier Minuten später dasselbe Bild, vor dem Strafraum der Gladbacher verliert Ochs den Ball, Arango sprintet auf Links nach vorne, passt zu Bobadilla, der nun vor dem Strafraum auf den mitgelaufenen Matmour passen könnte, sich aber für einen Schuss entscheidet, der gründlich daneben geht. Genau wie der Auftritt der Eintracht heute. Sang- und klanglos verlieren sie das Spiel mit 0:2, der Traum von Rang 6 ist fürs Erste gründlich ausgeträumt. (tr) Stimmen zum Spiel Michael Skibbe: "Mag sein, dass einige Spieler durch die Chance, in die Europa League einzuziehen, eine Blockade hatten. Aber wenn es daran lag, kann ich das nicht gelten lassen. Wir haben verdient verloren, weil wir ein sehr schlechtes Spiel gezeigt haben. Angesichts der Chancen der Borussia hätte es uns auch viel schlimmer erwischen können. Es ist sehr schade, dass wir nicht an das Niveau der letzten Wochen anknüpfen konnten." Und zur Europa League Teilnahme: "Das ist abgehakt, für Träumereien ist bei realistischen Trainern kein Platz." Heribert Bruchhagen: "Ich bin über die Leistung ein wenig enttäuscht. Wir haben in keiner Phase der Partie in unser Spiel gefunden. Wir hatten öfter unkonzentrierte Anfangsphasen, aber nicht so schlimm wie heute. Wir hatten uns alle mehr erhofft, aber heute ist nichts gelungen." Halil Altintop: "Wir haben nicht so gespielt, wie es der Trainer vorgegeben hat, nämlich von der ersten Minute draufzugehen. Das war unter aller Sau, auf gut Deutsch gesagt." Marco Russ: "Wir waren in keiner Sekunde im Spiel. Wir mussten nahezu jeden Ball abgeben. Es war heute leicht, uns an die Wand zu spielen. Wir kamen mit breiter Brust hierher, aber man hat heute gesehen, wie schnell man den Karren an die Wand fahren kann." Patrick Ochs: "Was uns die letzten drei Spiele ausgezeichnet hat, vorne Pressing spielen, schnell spielen, den Gegner zu Fehler zwingen, das hat uns heute gefehlt. Mit Alleingängen klappt das nicht. Ich weiß nicht, warum das nicht geklappt hat, ich dachte, wir wären gefestigter." Benjamin Köhler: "Immer, wenn wir nach ganz oben schnuppern können, vergeigen wir das Spiel. Vielleicht sind wir doch noch nicht reif für Europa."
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