Eintracht Frankfurt -
Bayer 04 Leverkusen |
Bundesliga 2009/2010 - 29. Spieltag
3:2 (1:1)
Termin: Sa 03.04.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.900
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Selim Teber (28., Foulelfmeter), 1:1 Stefan Kießling (33.), 1:2 Stefan Kießling (46.), 2:2 Caio (62.), 3:2 Maik Franz (89.)
Eintracht Frankfurt | Bayer 04 Leverkusen |
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Einfach nur Extraklasse Das Hinspiel in Leverkusen bleibt unvergessen, drei Tore innerhalb von 11 Minuten und nach dem 0:4 die fast schon legendäre Brandrede von Michael Skibbe, in der er Verein, Spieler und sich selbst auffordert, endlich Vollgas zu geben. Mehr als 3 Monate und 28 Punkte später blickt der Trainer zurück, um nach vorne zu sehen: "Die Art und Weise, wie sich meine Mannschaft ergeben hat, hat mich total verärgert, wir sind da überrollt worden. Aber wir haben unsere Spielweise umgestellt, die Mannschaft ist nun deutlich weiter und reifer. Und wir entwickeln mehr Eigeninitiative, wir reagieren nicht mehr nur auf die anderen Teams. Wir sind nicht mehr wie das Kaninchen vor der Schlange, wir verteidigen jetzt auch nach vorne." Auch die Mannschaft brennt nun auf die Revanche: "Wir gehen mit breiter Brust in das Spiel, Leverkusen muss uns erst mal schlagen", meint Marco Russ vor dem Spiel gegen den Tabellendritten, der von den letzten sechs Spielen nur eines gewinnen konnte. Verzichten muss Trainer Skibbe im Heimspiel auf Chris und Schwegler, die im Training übel zusammengestoßen sind. Chris zog sich eine Halswirbelsäulenstauchung und Schwegler eine Gehirnerschütterung zu. Daher rückt Franz nach seiner Gelbrot-Sperre in die Innenverteidigung neben Jung, Russ und Köhler, der den noch immer am Oberschenkel verletzten Spycher ersetzt. Vor der Abwehr spielen erneut Meier sowie Teber, der Schwegler ersetzt und davor Ochs, Korkmaz, Caio und Altintop. "Es geht darum, Punkte zu sammeln. Das machen wir nicht. Also haben wir auf Platz drei nichts verloren, wenn wir so weiterspielen", macht sich Kapitän Manuel Friedrich nach dem 0:2 gegen Schalke Luft: "Wir haben keine Krise. Wir machen einiges falsch. Und das müssen wir abstellen." In dieselbe Kerbe haut auch Barnetta vor dem Spiel gegen die Eintracht: "Frankfurt spielt wohl den besten Fußball seit langer Zeit, gegen diese Truppe müssen wir aufpassen, sie hat einen Lauf, den man nur mit höchster Konzentration stoppen kann. Das wird für uns das Wichtigste sein: Uns zu konzentrieren, vor allem die individuellen Fehler der letzten beiden Spiele abzustellen und wieder kompakt zu stehen." Für dieses Ziel nimmt Trainer Heynckes zwei Umstellungen vor. Nach auskurierter Zerrung spielt Kießling statt Helmes wieder im Sturm neben Derdiyok und im defensiven Mittelfeld ersetzt Vidal Renato Augusto. Wie nicht anders zu erwarten, geht es gleich hoch her auf dem Platz, Leverkusen versucht von Beginn an, mit schnellen Spielzügen das Spiel an sich zu reißen, die Eintracht stört sehr früh, offenbart jedoch in der Anfangsphase Lücken in der Deckung. So in der 2. Spielminute, als Derdiyok direkt in die Gasse zu Kießling spielt, Franz jedoch in letzter Sekunde zur Ecke grätschen kann. Castro schlenzt das Leder scharf vor den Fünfmeterraum, Hyypiä köpft, aber Torhüter Nikolov pariert mit einer klasse Reaktion auf der Linie. Der Ball trudelt zu Friedrich, doch Jung blockt ab, so dass Oka den Nachschuss locker auffangen kann (3.). Aber ebenso wie die Werkself spielt auch die Eintracht das Leder schnell und direkt nach vorne, es ist ein klasse Auftakt beider Mannschaften, die sich mit offenem Visier gegenüberstehen. Die 7. Spielminute, aus der eigenen Hälfte schlägt Russ von der linken Seite einen tollen Pass zu Ochs auf der rechten Außenbahn. Paddy schaut und sieht Meier vor den Strafraum laufen, er flankt, doch Alex trifft den Ball bei der Direktabnahme nicht voll, so dass Torhüter Adler keine Probleme hat. Doch welch ein Spielzug und genau so geht es weiter. Nach einem Foul an Teber gibt es Freistoß für die Adler am Mittelkreis. Russ schlenzt das Leder in den Strafraum zu Ochs, der das Leder mit der Brust mitnimmt, dann aber von Friedrich und Hyypiä in letzter Sekunde geblockt wird. Torhüter Adler schlägt ab, jedoch knapp außerhalb des Strafraums, was Schiedsrichter Stark sofort abpfeift. Erneut gibt es Freistoß vor der Strafraumlinie. Caio legt sich das Leder zurecht und zieht flach um die Mauer in die rechte Ecke, doch mit einer Glanzparade kann Adler das Leder um den Pfosten lenken (12.). Im direkten Gegenzug gibt es Ecke für Leverkusen durch Barnetta, Derdiyok steigt höher als Russ, aber Nikolov pariert den platzierten Kopfball klasse (13.).
Auch die nächsten fünfzehn Minuten wogt das Spiel hin und her, aber im Mittelfeld ist es nun sehr eng, weil beide Teams früh angreifen. So versucht es Barnetta nach Zuspiel von Kießling mit einem Schuss aus 25 Metern, setzt ihn aber knapp am linken Pfosten vorbei (26.). Nikolov schlägt ab und nach einem Foul an Jung gibt es Freistoß für die Eintracht im linken Halbfeld. Köhler schlenzt das Leder über die Abwehr, Russ sprintet nach vorne und wird von Derdiyok zu Boden gerissen. Ein klarer Fall, Schiedsrichter Stark zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Teber tritt an, verlädt Torhüter Adler und versenkt das Leder im linken unteren Eck zum 1:0 für die Eintracht (28.). Leverkusen reagiert sofort mit wütenden Angriffen, Kießling lupft den Ball zu Kroos am linken Strafraumrand. Der dribbelt Jung aus und flankt quer zu Derdiyok, doch Köhler kann in letzter Sekunde zur Ecke klären (31.). Zwei Minuten später spielt Hyypiä am Mittelkreis zu Kroos, der das Leder direkt zu Derdiyok spielt. Der 21jährige Schweizer legt den Ball schön in die Gasse zwischen Franz und Jung, Kießling ist da und haut die Kugel aus 13 Metern einfach so ins linke Toreck zum 1:1 (33.). Franz schimpft wie ein Rohrspatz mit Russ, doch ein wenig verschlafen waren sie alle in dieser Szene. Das Spiel lässt auch nach dem Ausgleich nicht nach, weiterhin spielen beide Teams munter nach vorne, auch wenn es dadurch mal Lücken in der Abwehr gibt. So macht Fußball Spaß. Doch Chancen ergeben sich nicht mehr, so dass es mit dem 1:1 in die Pause geht. Die zweite Halbzeit beginnt ohne Wechsel, dafür aber mit einem Paukenschlag. Ein weiter Ball nach vorne wird von Jung vor dem eigenen Strafraum gestoppt, dann will er zu Meier passen, spielt das Leder jedoch Vidal vor die Füße. Der sprintet los, um quer auf Kroos zu legen, der die Kugel direkt in den Lauf von Kießling am rechten Strafraumrand schiebt. Köhler kommt zu spät, Franz schläft und Jung zögert, nicht aber Kießling, der das Leder über den hinausstürzenden Nikolov ins Netz schlenzt. Zum 2:1 für Leverkusen (46.). Die Werkself versucht nun, das Tempo aus dem Spiel zu nehmen. Schwaab tändelt mit dem Leder auf Höhe der Mittellinie, Korkmaz startet plötzlich und grätscht dem überraschten 21-Jährigen den Ball von den Füssen, um sofort nach vorne zu starten. Doch Schwaab setzt nach und haut ihm mit gestrecktem Bein brutal in den linken Knöchel. Erneut zögert Schiedsrichter Stark nicht und zeigt Schwaab die Rote Karte (48.). Das ist die Initialzündung, denn nun geben die Adler so richtig Gas, jeder spürt, sie wollen den Ausgleich. Vier Minuten später gibt es Ecke von der rechten Seite, Köhler schlägt das Leder scharf vor den kurzen Pfosten, Teber köpft, verfehlt aber das Tor um einige Zentimeter. Kurz darauf erkämpft sich Meier das Leder in der eigenen Hälfte, passt zu Ochs, um nach vorne zu sprinten. Paddy spielt zu Jung, der Castro einfach mal überläuft und scharf an den linken Pfosten flankt. Meier ist da, setzt den schwierigen Volleyschuss jedoch knapp über das Toreck (53.). Dann aber kontert Leverkusen nach einem Fehlpass von Franz, Reinartz passt zu Vidal. Meier bedrängt ihn, passt den Ball jedoch genau zu Kießling, der auf Rechts zum gerade eingewechselten Castro spielt. Castro legt den Ball für Kießling vor, doch diesmal haut er das Leder knapp am linken Pfosten vorbei (55.). Drei Minuten später reagiert Michael Skibbe und bringt mit für Fenin für Teber einen weiteren Stürmer (58.), um den Druck weiter zu erhöhen.
Es läuft die 62. Spielminute, Russ schiebt das Leder an der Mittellinie zu Caio. Der läuft drei Schritte und zieht einfach ab, aus über 33 Metern! Der Ball fliegt, flattert von links nach rechts, um sich urplötzlich zu senken. Dann knallt er an die Unterseite der Latte, um im Netz zu landen. Zum 2:2, was für ein traumhaftes Tor! Auch Trainer Heynckes nimmt seinen Torhüter in Schutz: "Gegen so einen Schuss gibt es nur ein Mittel: Der liebe Gott muss helfen" und Rudi Völler ergänzt: "Das war eine Fackel. So eine Flugbahn habe ich selten gesehen." Die Werkself schafft es danach in einer immer hektischer werdenden Partie, das Treiben ein wenig vom eigenen Tor fernzuhalten. Die 66. Spielminute, Barnetta ergrätscht sich einen Pass vor Korkmaz, um schnell nach vorne auf Vidal zu spielen. Der Chilene lässt Franz mit einem kurzen Haken stehen, schlenzt das Leder aber freistehend aus 18 Metern neben den linken Pfosten ins Toraus.
Drei Minuten später spielt die Eintracht erneut über die linke Seite mit Köhler und Korkmaz. Dann ein kurzer Doppelpass zwischen Caio und Fenin, der den Ball im Halbfeld wunderbar in die Gasse legt. Altintop reagiert blitzschnell und schlenzt das Leder an Torhüter Adler vorbei in die Maschen. Doch der Linienrichter hat die Fahne oben und der Schiedsrichter entscheidet auf Abseits, was leider genau die falsche Entscheidung ist. Wie bereits in Bochum werden die Frankfurter um ein reguläres Tor gebracht. Davon lässt sich die Eintracht jedoch nicht beeindrucken. Immer wieder geht es nun über die schnellen Ochs, Jung und Korkmaz nach vorne. Dann die 78. Spielminute, nach einem Konter der Werkself gibt es Ecke von der linken Seite, die Barnetta vor den Fünfmeterraum schlägt. Reinhartz steigt zum Kopfball hoch, Nikolov faustet am Ball vorbei, hat jedoch Glück, dass die Kugel knapp neben dem rechten Pfosten ins Toraus segelt. Das Spiel steht nun wirklich auf des Messers Schneide, beide Mannschaften suchen den direkten Weg nach vorne. Dann ein Ballverlust der Werkself in der Hälfte der Eintracht. Köhler hat das Auge für den startenden Altintop auf der linken Außenbahn und schickt ihn. Altintop sprintet nach vorne und legt quer auf Fenin, der aus 12 Metern in den linken Winkel abzieht. Aber mit einer fast schon unglaublichen Glanzparade kann Torhüter Adler das Leder irgendwie noch um den Pfosten lenken (82.).
Wahnsinn, noch immer spielen sie auf den Sieg, immer wieder geht es hin und her. Trainer Skibbe wechselt nun erneut und bringt Heller für Ochs (85.). Und der wirbelt sofort auf der rechten Außenbahn. Es läuft die 88. Spielminute, über Altintop und Meier kommt das Leder zu Heller auf der rechten Außenbahn. Der sprintet los und legt das Leder scharf und flach in den Strafraum. Mit letztem Einsatz kann Hyypiä jedoch den Ball vor Altintop ins Toraus grätschen, es gibt Ecke von der linken Seite. Köhler schlenzt die Kugel in den Strafraum, Russ steigt hoch und köpft sie in den Fünfmeterraum. Genau zu Franz, der mit dem Rücken zum Tor steht. Und was macht er? Fallrückzieher! Die Kugel fliegt an Torhüter Adler vorbei ins Netz. Das 3:2 für die Eintracht (89.). "Das war Gänsehaut-Feeling pur, einfach ein geniales Gefühl, direkt vor den Fans so kurz vor Schluss das Tor zu machen. Das erlebt man nicht allzu oft", freut sich Franz, während Michael Skibbe grinsend ergänzt: "Zum Glück hat er sich nicht am Rücken verletzt." Kurz darauf pfeift Schiedsrichter Stark begleitet von riesigem Jubel im Waldstadion ab. Ein toller Sieg, der Dritte in Folge, bringt die Eintracht auf nunmehr 44 Punkte. Platz 6 ist nur noch einen Zähler entfernt. (tr)
Michael Skibbe: "Es war ein superoffenes und superspannendes Spiel mit einer fantastischen Leistung meiner Mannschaft. Wir versuchen, von der ersten bis zur 90. Minute zu attackieren und nach vorne zu spielen. Was die Mannschaft zurzeit leistet, ist Extraklasse. Deshalb sind diese Siege auch kein Zufall und kein Glück, selbst wenn sie in der Schlussphase zustande kommen. Die Mannschaft darf sehr stolz darauf sein, ich kann nur den Hut ziehen." Heribert Bruchhagen: "Ich bin glücklich über das Resultat. Es war ein spannendes Spiel. Bayer ist ein gutes Team, aber wir haben unsere Ausfälle erneut gut kompensiert. Wir haben heute nicht nur gekämpft, sondern auch gut gespielt und gut gekontert. Der Sieg war nicht nur glücklich, sondern auch verdient. Man kann sehen, dass Selbstvertrauen Berge versetzen kann." Herbert Becker, Aufsichtsratsvorsitzender an die Adresse der Medien: "Jetzt habt ihr alle gesehen, was Caio kann, wenn man ihn spielen lässt. Und mich habt ihr als Ahnungslosen hingestellt." Patrick Ochs: "Die Mannschaft weiß genau,
wohin sie will. Wir wollen so weit wie möglich nach oben. Und wenn
man die Möglichkeit dazu hat, muss man sie beim Schopfe packen. Es
macht keinen Spaß, immer nur im Mittelfeld zu spielen."
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