VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2009/2010 - 28. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: Fr 26.03.2010, 20:30 Uhr
Zuschauer: 24.221
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Lewis Holtby (10.), 1:1 Marco Russ (29.), 1:2 Caio (64.)

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VfL Bochum Eintracht Frankfurt

  • Philipp Heerwagen
  • Matias Concha
  • Marcel Maltritz
  • Mergim Mavraj
  • Christian Fuchs
  • Christoph Dabrowski
  • Andreas Johansson
  • Roman Prokoph
  • Lewis Holtby
  • Vahid Hashemian
  • Stanislav Sestak

 


 

Wechsel
  • Zlatko Dedic für Vahid Hashemian (62.)
  • Paul Freier für Roman Prokoph (62.)
  • Diego Fernando Klimowicz für Andreas Johansson (75.)
Wechsel
Trainer
  • Heiko Herrlich
Trainer

 

Auf der Euphoriewelle

Nach dem glanzvollen Sieg gegen die Bayern geht es nun ausgerechnet zu einem Team, das mitten im Abstiegskampf steckt. So wird Michael Skibbe nicht müde, vor dem Tabellenvierzehnten zu warnen und Konzentration einzufordern: "Wir fahren nicht als Favorit nach Bochum. Der VfL hat sich unter Heiko Herrlich sehr gut entwickelt, und das haben wir durchaus zur Kenntnis genommen. Trotzdem haben sie sich den Klassenerhalt noch nicht gesichert und daher wird es eine schwere, aber interessante Aufgabe für uns." Der letzte Sieg der Eintracht datiert übrigens vom 6. Mai 1995, als die Eintracht durch ein Tor von Komljenovic mit 1:0 siegte. Aber "irgendwann reißt jede Serie einmal", ergänzt der Trainer.

Für dieses Ziel wählt der Michael Skibbe die gleiche taktische Grundordnung wie schon gegen die Bayern, Meier spielt neben Schwegler im defensiven Mittelfeld und Jung bleibt auf der Position des rechten Außenverteidigers. Für Spycher, der eine Einblutung oberhalb seines operierten Knies hat, rückt Köhler in die Abwehr, Korkmaz soll stattdessen für Schwung auf der linken Außenbahn sorgen. Der zuletzt gesperrte Ochs ersetzt Heller auf Rechts, den Sturm bilden - wie gegen die Bayern - Caio als hängende Spitze und Altintop.

Nach zuletzt drei Niederlagen in Folge rücken die Abstiegsplätze für Bochum wieder in bedrohliche Nähe. So will Trainer Heiko Herrlich, der unter Trainer Skibbe in Dortmund auf Torjagd ging, von einem Endspiel zwar nichts wissen, betont aber, dass dies "ein sehr wichtiges Spiel für uns wird. Die Frankfurter werden Gas geben und leidenschaftlich kämpfen." Dem will Herrlich eine kompakte Abwehr um Maltritz und Mavraj entgegenstellen. Da Maric noch rotgesperrt und Azaouagh an der Hand verletzt ist, beginnen - wie schon bei der unglücklichen 2:3-Niederlage in Bremen - Johansson im defensiven Mittelfeld und Prokoph auf der rechten Außenbahn. Anstelle von Dedic beginnt heute Hashemian neben Sestak im Sturm.

"Hurra, hurra, die Frankfurter sind da", schallt es aus dem Gästeblock und genauso treten sie von Beginn an auf. Schön läuft der Ball durch die eigenen Reihen und die Blauen schauen dem Treiben um sie herum fast ängstlich zu. Gleich zu Beginn lässt Caio mal eben drei Abwehrspieler stehen, um auf Schwegler zu passen, der den ersten Schuss jedoch ordentlich verzieht (4.). Nur eine kleine Chance, sie zeigt aber das Selbstbewusstsein der Adler, die weiter druckvoll aufspielen. Ein schneller Vorstoß von Ochs (6.), ein Pass auf Korkmaz am Strafraum, bei dem er nicht abzieht (7.) und ein tolles Abspiel des 24-jährigen Österreichers, das Meier auf dem nassen Rasen vertändelt, statt für Ochs durchzulassen (10.). Die Eintracht spielt wie aus einem Guss nach vorne.

Und Bochum? Nach der Chance von Meier wird das Leder zu Hashemian auf der rechten Außenbahn gespielt. Der Iraner sprintet verfolgt von Köhler los, Russ stellt sich ihm in den Weg und Köhler kommt im Fallen zunächst an den Ball, der jedoch weitertrudelt. Hashemian reagiert schnell, läuft ein paar Meter, um die Kugel quer zu Holtby vor dem linken Fünfmetereck zu passen. Meier grätscht vorbei, nicht aber der 19-Jährige, der das Leder ins Netz schiebt. Zum 1:0 für Bochum (11.), bereits das 11. Gegentor für die Eintracht in der Anfangsviertelstunde.

Der Rückstand beeindruckt die Adler jedoch nicht. Immer wieder leiten Meier und Schwegler schnelle Angriffe ein, bei denen entweder Korkmaz oder Jung im Zusammenspiel mit Ochs den Gegenspielern das Nachsehen lassen. Und in der Mitte wirbelt immer wieder Caio mit schnellen direkten Pässen. Doch es gibt kaum ein Durchkommen gegen das engmaschige Bochumer Abwehrbollwerk, so dass Altintop, der ständig zwei Bewacher um sich hat, meist auf die Flügel ausweichen muss. Die Eintracht spielt wunderschön, nur die letzte Konsequenz beim entscheidenden Pass und beim Abschluss fehlt noch. Bochum versucht sich nur halbherzig mit langen Bällen in Richtung des einsamen Sestak, die jedoch allesamt bei einem Adler landen.


Russ zum 1:1

Dann die 23. Spielminute, Köhler setzt sich auf der linken Außenbahn durch und flankt vor den Strafraum, Maltritz klärt, aber aus dem Hintergrund kommt Caio und zieht aus 22 Metern ab, verfehlt jedoch um ein paar Zentimeter das rechte Toreck. Fünf Minuten später passt Schwegler auf Ochs, der von Fuchs rabiat in den Knöchel getreten wird. Köhler führt den fälligen Freistoß von der rechten Außenbahn aus. Hoch fliegt der Ball in den Strafraum, zwei Bochumer springen, doch Russ steigt zwischen den Beiden höher und versenkt die Kugel mit dem Hinterkopf im linken Toreck zum längst verdienten 1:1-Ausgleich (29.).

Die Eintracht macht weiter mit ihrem schnellen, direkten Spiel. Caio setzt sich auf Rechts durch und flankt in den Strafraum zu Altintop. Gerade so wird das Leder rausgeschlagen, doch Schwegler ist da und spielt flach zu Meier, der sich am rechten Strafraumeck gegen Mavraj und Fuchs durchsetzt, den Schuss aus spitzem Winkel aber knapp über die Latte zieht (33.). Kurz darauf fängt Chris einmal mehr einen schüchternen Angriffsversuch der Blauen ab und passt zu Altintop, der das Leder direkt in den Lauf von Caio spielt. Der 23-jährige Brasilianer sprintet freundlich begleitet von drei Bochumern nach vorne, um kurz vor dem Strafraum nach links auf Korkmaz zu spielen. Der Ball landet jedoch ein wenig im Rücken des Österreichers, so dass der den Heber über Torhüter Heerwagen über die Latte setzt (37.). Das war es zunächst an Torchancen, mit dem 1:1 geht es in die Halbzeitpause.


Köhler in der Bochumer Zange

Ohne Wechsel, dafür aber wohl mit einem Donnerwetter von Trainer Herrlich in den Ohren legt Bochum zu Beginn der zweiten Halbzeit mächtig los. Dabrowski passt vor dem Strafraum der Eintracht auf Holtby, der sich im Duell mit Ochs durchsetzt und aus 18 Metern abzieht. Nur knapp fliegt die Kugel am linken Toreck vorbei (46.). Der Tabellenviertzehnte wirkt nun wesentlich entschlossener und aggressiver, aber falls ein Blauer tatsächlich einmal an Schwegler oder Meier vorbei kommt, ist die Abwehr um Chris und Russ nun hellwach. Dafür lassen die Angriffsbemühungen der Eintracht etwas nach, die schnellen Pässe werden ungenauer, die Zweikämpfe im Mittelfeld verbissener. Doch nach wie vor bleibt die Ballbesitzquote für die Eintracht um die 60. Spielminute beeindruckend: 70:30 bei 12:2 Torschüssen!

Es läuft die 64. Spielminute, nach einem Zusammenprall von Köhler mit dem kurz zuvor für Prokoph eingewechselten Freier, gibt es Freistoß für die Eintracht vor dem eigenen Strafraum. Torhüter Nikolov schlägt das Leder weit nach vorne, Maltritz will klären, köpft die Kugel aber im Halbfeld vor die Füße von Korkmaz, der sie quer auf Caio spielt. Der 23-Jährige legt sich den Ball ein wenig vor und zieht ab. Wie ein Strich saust sie ins linke untere Toreck, unhaltbar für Torhüter Heerwagen! Riesenjubel im Gästeblock und auf dem Rasen, Caio wird unter einer Spielertraube begraben, es steht 2:1 für die Eintracht (64.).

Kurz darauf wechselt auch Michael Skibbe und bringt Fenin für Korkmaz (66.), während es nun wie aus Kübeln schüttet. Doch auch das Wetter bringt die Adler nicht aus dem Konzept. Sie bleiben weiter spielbestimmend und schieben sich den Ball nach Belieben hin und her, während die Gästekurve die Eintracht lautstark feiert. Nachdem bereits Dedic für Hashemian in die Partie kam, lässt Bochums Trainer Herrlich nun mit Klimowicz für Johannsen einen weiteren Stürmer auflaufen (75.). Doch die Angriffsversuche bleiben Stückwerk und stellen die Frankfurter Defensive vor keine Probleme.

Dann die 77. Spielminute, Caio und Altintop spielen sich das Leder auf der linken Außenbahn zu. Dann ein Pass zurück auf Schwegler, während Altintop nach vorne stürmt. Der 23-jährige Schweizer schiebt den Ball durch die Lücke zu Altintop, der auf Fenin zurücklegt. Ein Schuss, das Tor, doch der Linienrichter hatte die Fahne bereits oben. Angeblich mit dem Kopf stand Altintop beim Pass von Schwegler im Abseits. Na ja. Im direkten Gegenzug spielt Bochum auch einmal schnell über Freier, der von der rechten Außenbahn in den Strafraum flankt. Im Rücken von Klimowicz und Jung landet das Leder bei Dedic, der die Direktabnahme aber weit über den Kasten von Nikolov semmelt (77.).

Danach kommen Heller für Ochs (80.) und Teber für Altintop (82.), um die letzten Minuten souverän über die Runden zu bekommen. Völlig verdient gewinnt die Eintracht mit 2:1 und lässt sich zu Recht von den begeisterten Frankfurter Fans feiern. Mit nunmehr 41 Punkten rückt die Eintracht auf Platz 8 in der Tabelle, mit nur drei Punkten Rückstand auf Rang 6, der in diesem Jahr für die Europa-League-Teilnahme ausreicht. (tr)

 

Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Wir waren von der ersten Minute an wach. Der Gegentreffer hat uns nicht aus dem Konzept gebracht. In der 2. Hälfte hatten wir dann einige Schwierigkeiten, aber wir haben uns zur Wehr gesetzt. Wir haben es sehr gut durchgezogen und verdient gewonnen. Unser Ziel bleibt es, 46 Punkte zu holen. Für ganz vorne wird es wohl nicht reichen."

Heribert Bruchhagen: "Ich bin oft zufrieden, aber diesmal haben wir spielerisch überzeugt, das ist eine besondere Freude. Da gab es gute Ballpassagen, das war sehr ansehnlich."

Marcel Maltritz, Bochum: "Wir sind natürlich sehr enttäuscht, dass wir aus diesem wichtigen Spiel nichts mitgenommen haben. Die Eintracht war uns spielerisch aber dermaßen überlegen, dass wir froh sein können, nur 1:2 verloren zu haben."

Heribert Bruchhagen zum Blick auf die Europa-League-Plätze: "Es müsste schon einiges zusammenkommen, da müssen wir auch auf eine Krise der vor uns stehenden Mannschaften hoffen. Aber es wäre ja töricht, wenn wir nicht nach diesen Plätzen schielen würden. Wenn wir unsere Leistung aus den Spielen gegen Bayern und Bochum konservieren können, haben wir gute Chancen." Vom TV-Moderator auf seine ungewohnt offensive Aussage angesprochen, bemerkt Bruchhagen trocken und ohne eine Miene zu verziehen: "Ich habe die Nerven verloren."

 

 

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