Eintracht Frankfurt -
FC Bayern München |
Bundesliga 2009/2010 - 27. Spieltag
2:1 (0:1)
Termin: Sa 20.03.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 0:1 Miroslav Klose (7.), 1:1 Juvhel Tsoumou (87.), 2:1 Martin Fenin (89.)
Eintracht Frankfurt | FC Bayern München |
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Verdienter Sieg in einem unvergesslichen Spiel Natürlich geht es nur um Robben, um Ribery und wieder um Robben. Kaum eine Frage an Michael Skibbe, kaum ein Kommentar, der sich nicht um die beiden Spieler dreht. So macht er gute Mine zum blöden Pressespiel, um am Ende doch noch etwas zum Spiel gegen den seit 19 Spieltagen unbesiegten Tabellenführer sagen zu dürfen: "Der FC Bayern hat in den letzten vier Partien auch nicht überragend gespielt. Wenn wir gut ins Spiel kommen, dann ist alles möglich. Wenn sie allerdings ihre Form erreichen, sind sie zu gut. Trotzdem werden wir alles versuchen." Etwas kürzer fasst sich Marco Russ, der die Situation nach zuletzt drei Niederlagen auf den Punkt bringt: "Wenn wir so spielen wie zuletzt, kriegen wir auf die Mütze." Doch dies will der Trainer mit einer überraschend offensiven Aufstellung vermeiden. Da Ochs, Teber und Franz wegen ihrer Kartensperren nach der 1:2-Niederlage in Hannover fehlen werden, sah es im Training so aus, als sollte Clark zu seinem ersten Einsatz für die Adler kommen. Doch stattdessen wird Meier die Position von Teber vor der Abwehr übernehmen. Wenig überraschend ist, dass Jung für Franz auf Rechts in der Abwehr spielt, erstaunte Blicke gibt es hingegen, dass Heller, der das letzte Mal am 7. April 2007 in der Startelf der Eintracht stand, auf der rechten Außenbahn agieren wird. Zudem stürmt Caio als hängende Spitze und Köhler spielt auf der linken Außenbahn. Er soll zudem die Kreise von Robben einengen, so dass für Korkmaz nur die Bank bleibt. Trainer Skibbe nennt seinen Grund für die gewählte Aufstellung: "Ich wollte nicht mit einer ähnlichen Taktik beginnen wie beim 0:4 im DFB-Pokal, ich wollte ein Signal geben: Jungs, spielt nach vorne!" Nicht nur die Presse, auch die Bayern beschäftigen sich zumindest medial kaum mit der Eintracht, die Auslosung des nächsten Gegners in der Champions League steht im Vordergrund: Manchester United. "Meine Mannschaft ist das gewohnt. Sie sind Profis und haben das bislang immer hinbekommen", meint Bayern-Trainer van Gaal nur, während sein Kapitän van Bommel siegessicher ist: "Es ist einfach, den Schalter umzulegen. Wir wollen Meister werden, und da muss man in Frankfurt gewinnen." Über die Mannschaft der Adler weiß er wenig: "Sie haben so viele Ausfälle, wir wissen gar nicht so richtig, was da auf uns zukommt." "Wer mein Gegner ist, macht soviel nicht aus", ergänzt Robben nur, immerhin, über Gegenspieler Spycher bemerkt er: "Den kenne ich." Bekannt ist auch die Aufstellung des Tabellenführers, Schweinsteiger rückt nach seiner Gelbsperre wieder ins Mittelfeld, Müller spielt neben Klose als hängende Spitze und Pranjic wieder auf der linken Seite. Nicht dabei sind die verletzten Ribery, Gomez und Demichelis, dafür darf der erst 17jährige Österreicher David Alaba auf der linken Abwehrseite ran. Es ist nur eine kurze Phase des Abtastens im Mittelfeld, dann bekommt Klose das Leder am Mittelkreis, um es in den Lauf von Robben zu spielen. Mit einem schnellen Haken geht er außen an Spycher vorbei, um in den Sechzehner zu ziehen. Sein Schuss aus halbrechter Position ist jedoch zu schwach für Torhüter Nikolov (1.). Hiervon lässt sich die Eintracht jedoch nicht beeindrucken, schnell läuft der Ball im Mittelfeld durch die eigenen Reihen und der Tabellenführer schaut zunächst nur zu. Dann die 6. Spielminute, die Bayern versuchen, erstmals ein wenig Druck aufzubauen. Über Schweinsteiger kommt der Ball zu Lahm, der ihn zu van Bommel im Halbfeld spielt. Der 32jährige Niederländer wird von Meier nicht angegriffen, schaut und hebt das Leder über die Abwehr in den Strafraum. Chris und Jung spekulieren auf Abseits, in dem Robben auch steht. Doch die Kugel fliegt zum hinter ihm stehenden Klose, der sie mit der Brust stoppt und mit Rechts ins lange rechte Toreck schiebt. Zum 1:0 für die Bayern. "Das war zwar regelkonform, aber man kann es auch anders entscheiden", meint Skibbe zu der Spielsituation. Die Bayern bemühen sich nun, mit ihren typischen Querpässen im Mittelfeld das Spiel zu kontrollieren. Doch die Eintracht setzt hellwach dagegen und bekommt langsam aber sicher mehr Spielanteile. Immer wieder sind es Meier und Schwegler, die die Angriffe vor allem über die rechte Seite mit Jung und dem enorm quirligen Heller starten. So in der 14. Spielminute, als sich Heller einen Ball auf der rechten Seite erkämpft und in die Mitte zu Altintop spielt. Das Leder wird abgefangen, doch aus dem Hintergrund kommt Köhler und zieht aus 25 Metern ab. Mit den Fingerspitzen kann Torhüter Butt den Ball um den Pfosten lenken. Kurz darauf kann sich Heller auf der rechten Außenbahn erneut gegen Alaba durchsetzen und quer auf Altintop im Strafraum spielen. Der sollte quer passen auf Meier, doch ein Haken zu viel vereitelt die Chance (15.).
Die Eintracht bleibt am Drücker, Chris fängt an der Mittellinie einen Ball ab und spielt zu Jung, der direkt zu Heller passt. Jung sprintet die Außenbahn entlang, bekommt den Ball von Heller und flankt kurz vor der Torauslinie in den Strafraum. Genau zu Meier, der den Ball mit dem Kopf ins rechte Toreck drücken will. Torhüter Butt ist geschlagen, doch van Buyten kann mit der Brust retten und die Kugel wegschlagen (20.). Keine Minute später sprintet Heller erneut die Außenbahn entlang, kann von Alaba nicht aufgehalten werden und flankt in die Mitte. Diesmal ist Köhler mit dem Kopf zur Stelle, doch mit einer klasse Parade kann Butt den Ball über die Latte lenken. "Er musste lernen, rechtzeitig zu flanken, dann ist sein enormes Tempo sein großer Trumpf. Dagegen ist kein Kraut gewachsen, wenn er sich den Ball vorlegt und hinterher hechelt", meint Michael Skibbe über den 24jährigen, der heute ein klasse Spiel abliefert. Aber langsam bekommen die Bayern tatsächlich die Kontrolle über das Spiel zurück. Erneut mit vielen kurzen Pässen, die kaum Raumgewinn bringen. An ein Durchkommen gegen die engagiert kämpfenden Adler ist jedoch nicht zu denken, immer sind mindestens ein bis zwei Eintrachtspieler beim Ballführenden. Es läuft bereits die 36. Spielminute, ein Angriff der Eintracht wird vor dem Strafraum abgefangen und nun geht wird es schnell. Über Schweinsteiger und Müller kommt der Ball auf die linke Seite zu Robben, der an Spycher vorbeisprintet, einen Haken schlägt, das Leder jedoch weit über den Kasten von Torhüter Nikolov haut. Immerhin, die zweite und letzte Möglichkeit für die Bayern im ersten Abschnitt.
Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Eintracht sofort couragiert beginnt und den Tabellenführer in die eigene Hälfte drängt. Diesmal geht es über die rechte Seite mit Meier, der auf Jung spielt und Heller schickt. Ein kurzer Blick und dann spielt der 24jährige den Ball zu Jung, der mitgelaufen ist. Er will ihn quer vor den langen Pfosten schlenzen, doch die Kugel dreht sich in Richtung Tor, so dass Torhüter Butt sich richtig strecken muss, um sie über die Latte zu lenken (49.). Es ist eine Augenweide, den Adlern beim Kombinieren zuzuschauen. Nun geht es direkt über die linke Seite mit Altintop, Köhler und Spycher, der das Leder zu Caio vor den Strafraum flankt. Der 23jährige Brasilianer köpft haargenau in den Lauf von Schwegler, der den Ball jedoch aus acht Metern knapp neben den linken Pfosten setzt (53.). Kurz darauf gibt es Freistoß für die Eintracht nach einem Foul von Lahm an Spycher. Köhler schlenzt das Leder in den Strafraum, Butt faustet raus, aber Schwegler köpft das Leder zurück in die Gefahrenzone. Altintop kommt vor Butt an den Ball, doch statt einfach zu schießen, legt er schlampig quer auf Meier, der zu überrascht von der Vorlage ist (55.). Vier Minuten später setzt Caio zu einem Dribbling in den Strafraum an, wird jedoch von Badstuber unsanft gebremst. Den Freistoß aus 23 Metern führt er selbst aus, verfehlt jedoch um Zentimeter das rechte lange Toreck. Erst nach knapp 70 Minuten sieht es so aus, als würde der Eintracht nach dem schnellen Spiel ein wenig die Luft ausgehen, die Bayern werden nun wieder aktiver. Schweinsteiger setzt sich im Halbfeld gegen Schwegler und Köhler durch, um den Ball zu Robben zu passen. Der tänzelt drei Adler aus und spielt quer auf den für Pranjic eingewechselten Tymoshchuk, der nun freie Bahn in den Strafraum hat. Doch Torhüter Nikolov wirft sich ihm entgegen und kann ihm das Leder vom Fuß grätschen (70.). Nun reagiert Michael Skibbe und bringt für die ausgepowerten Caio, Heller und Spycher erst Fenin (74.), dann Korkmaz (79.) und schließlich den 19jährigen Tsoumou (83.). "Ich habe gemerkt, dass bei vielen die Beine schwer wurden, und wollte noch etwas Belebung in den Angriff bringen", begründet Trainer Skibbe später die Wechsel.
Aber die Minuten verrinnen, mit viel Einsatz wehren sich die Adler weiterhin gegen das ungerechte Ergebnis, doch die Pässe in die Spitze werden nun ungenauer und die Bayern spielen ihren Stiefel routiniert runter. Bis zur 87. Spielminute: Meier spielt den Ball zu Fenin vor den Strafraum, der direkt auf Altintop am rechten Strafraumeck vorlegen will. Alaba ist jedoch schneller und passt das Leder lässig quer zu Torhüter Butt. Darauf hat Tsoumou gelauert. Butt ist zwar vor Tsoumou am Ball, doch bei seinem Abwehrversuch prallt der Ball an Tsoumous Schienbein und von dort über Butt hinweg ins Tor zum längst verdienten 1:1! "Ich dachte, ich komme vor dem Torwart an den Ball, aber der Butt war vor mir dran, glaube ich, ich weiß es nicht mehr so genau. Ich weiß nur noch, dass der Ball im Tor lag", beschreibt der 19-Jährige sein erstes Bundesligator, um zu ergänzen: "Ich kann leider heute nicht feiern, weil ich morgen für die Amateure auflaufen muss."
Welch ein Jubel und welch ein Ruck, der noch einmal durch die komplette Mannschaft geht. Nun wollen sie den Sieg. Chris spielt das Leder auf die linke Außenbahn zu Altintop, der sich umschaut, um das Leder dann gefühlvoll zu Fenin im Strafraum zu flanken. Der 22-jährige Tscheche nimmt das Leder vor dem rechten Torpfosten an und dreht sich, um Alaba auszutanzen. Dann zieht er einfach ab. Aus spitzem Winkel setzt er den Ball gegen den langen linken Pfosten, von wo aus er ins Netz springt. Zum 2:1 für die Eintracht! "Das war volle Absicht, wie er den Ball da über den Außenspann rutschen lässt, damit er diesen Drall kriegt. Das war klasse", lobt Trainer Skibbe den Torschützen. Das Waldstadion gleicht längst einem Hexenkessel, während die Bayern noch einmal erfolglos versuchen, zu einer Ausgleichschance zu kommen. Doch dann ertönt der letzte Pfiff von Schiedsrichter Weiner, es ist vollbracht! Völlig verdient gewinnt die Eintracht in einem tollen Spiel, das für die Zuschauer mit Sicherheit unvergessen bleiben wird. (tr)
Stimmen zum Spiel Michael Skibbe: "Ein toller Tag für uns, endlich haben wir uns mal gegen einen großen Gegner nicht ins Hemd gemacht. Ich bin mächtig zufrieden und richtig stolz auf mein Team. Nach dem 0:1 hat die Mannschaft eine tolle Reaktion gezeigt und sich den Ausgleichs- und auch den Siegtreffer verdient." Heribert Bruchhagen: "Es ist ein absolut verdienter Sieg. Wir haben gut gespielt. In meinen Augen war die Qualität der rechten Seite am Ende ausschlaggebend für den Spielausgang." Marcel Heller: "Ich habe hart gearbeitet und heute
meine Chance erhalten. Ich denke, ich habe dem Trainer sein Vertrauen
mit Leistung zurückgezahlt. Wir waren heute spielerisch und kämpferisch
überlegen. Mit einem Punkt hatte ich schon gerechnet, aber drei Punkte
sind einfach klasse. Nun können wir mit breiter Brust nach Bochum
fahren."
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