Eintracht Frankfurt - FC Schalke 04

Bundesliga 2009/2010 - 25. Spieltag

1:4 (0:2)

Termin: Sa 06.03.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)
Tore: 0:1 Joel Matip (12.), 0:2 Benedikt Höwedes (15.), 1:2 Alexander Meier (52.), 1:3 Ivan Rakitic (80.), 1:4 Kevin Kuranyi (89.)

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Eintracht Frankfurt FC Schalke 04

 


  • Manuel Neuer
  • Carlos Zambrano
  • Benedikt Höwedes
  • Heiko Westermann
  • Rafinha
  • Joel Matip
  • Peer Kluge
  • Ivan Rakitic
  • Lukas Schmitz
  • Kevin Kuranyi
  • Edu

 

Wechsel
Wechsel
  • Alexander Baumjohann für Carlos Zambrano (66.)
  • Christoph Moritz für Peer Kluge (83.)
  • Junmin Hao für Kevin Kuranyi (90.)
Trainer Trainer

 

Standardniederlage

Die beste Abwehr der Liga kommt ins Waldstadion und Michael Skibbe warnt eindringlich vor dem Tabellendritten aus seiner Geburtsstadt: "Schalke spielt um die Champions-League-Plätze mit, vielleicht sogar um die Meisterschaft. Es ist natürlich ein besonderes Spiel für mich. Zu vielen Schalkern habe ich noch eine enge Beziehung. Ich freue mich auf die sportliche Herausforderung, denn wir wollen die Niederlage aus der Hinrunde ausmerzen."

Hierfür verändert er die Mannschaft nur auf einer Position, da Franz noch immer über Schmerzen im Schienbein klagt. So kommt lediglich Teber für Caio zum Einsatz, Jung, Chris, Russ und Spycher bilden die Abwehr. Ein besonderes Spiel ist es auch für Altintop, der ja erst in der Winterpause von den Knappen zur Eintracht kam. Er agiert als einzige Spitze vor Ochs, Meier, Köhler und Schwegler im Mittelfeld. Erstmals seit seiner letzten Einwechslung am 12. Spieltag bei der 0:4-Niederlage in Leverkusen ist auch Martin Fenin wieder dabei und nimmt auf der Ersatzbank Platz. Seine Leistenbeschwerden nach zwei Operationen scheinen endlich abgeklungen zu sein.

"Die Eintracht ist für mich eine der positiven Überraschungen der Saison. Der Verein hat sich heimlich, still und leise an die oberen Tabellenplätze herangepirscht. Spätestens nach dem 3:2-Auswärtssieg vor vier Wochen in Dortmund weiß auch der letzte Beobachter in Deutschland, zu welchen Leistungen die Eintracht fähig ist. Das war schon ein Ausrufezeichen", schmiert Schalkes Trainer Magath den Adlern Honig um die Klauen, um weiter auszuführen: "Die Eintracht ist mannschaftlich sehr geschlossen, jeder Spieler arbeitet für den anderen. Die Defensivspieler Chris, Marco Russ oder Maik Franz sind immer für ein Tor gut, denn die Frankfurter sind gerade bei Standards sehr gefährlich. Die Spielweisen beider Vereine ähneln sich sehr stark, daher wird es ein ganz schwieriges Spiel. Aber wir wollen die Aufgabe erfolgreich lösen und den Schwung des Derbysieges mitnehmen."

Verzichten muss er hierbei im Vergleich zum 2:1-Derbysieg über Dortmund auf Bordon und Farfan. Zambrano und Westermann rücken daher genau in die Mannschaft wie Matip, der Sanchez auf die Bank verdrängt. Auch taktisch stellt Magath um, Rafinha verteidigt diesmal auf der linken Seite, um insbesondere die schnellen Vorstöße von Ochs zu stören, Zambrano verteidigt dafür auf der rechten Seite.

Wie nicht anders zu erwarten, steht zu Beginn des Spiels der Kampf um jeden Meter Raumgewinn im Vordergrund. Sowohl die Adler als auch die Schalker agieren mit einem sehr kompakten Mittelfeld. Die Räume sind eng, die vergebliche Suche beider Mannschaften nach der Lücke prägt das Spiel. Die Eintracht probiert es mit Pressing bereits in der Hälfte der Schalker, die ebenso erfolglos mit langen Bällen auf die Außenpositionen versuchen, zu einer Torgelegenheit zu kommen.

Es läuft die 11. Spielminute, Kluge bekommt das Leder auf der rechten Außenbahn und flankt in den Strafraum. Schwegler will die Kugel nach vorne hauen, trifft sie jedoch nicht richtig, so dass sie ins Toraus segelt. Rakitic führt die Ecke kurz auf Rafinha aus, der unbedrängt an den Fünfmeterraum flanken kann. Meier, Spycher und Nikolov schauen staunend zu, während Schwegler einfach nur hinter Matip verharrt, als der die Kugel ins linke Toreck köpft. Das 1:0 für Schalke dank einträchtlicher Schlafmützigkeit im eigenen Strafraum (12.).

Die Führung spielt den Schalkern perfekt in die Karten, über viele Stationen wird der Ball nun im Mittelfeld gespielt, um die Adler aus der Reserve zu locken. Dies jedoch vergeblich, die Eintracht schaut dem Treiben um den Ball nur hinterher. Nicht jedoch Teber, der Edu auf der rechten Außenbahn mal eben von den Beinen holt. Rakitic führt den Freistoß aus und flankt hoch vor den Fünfmeterraum. Wie schon bei der Ecke zuvor klebt Torhüter Nikolov auf der Linie, Meier verschätzt sich und Höwedes bedankt sich. Locker köpft er das Leder zwischen Alex und Russ ins Netz. Das 2:0 für Schalke (15.). "Bei denen sind sieben Mann über 1,90 Meter groß", stellt Chris nur fest. Dass dies kein Grund ist, bei Standards zu schlafen, verschweigt er.

Zwei Minuten später gibt es Freistoß für die Eintracht nach einem Foul von Kluge an Köhler vor dem linken Strafraumeck. Benny schlenzt das Leder vor den Fünfmeterraum und die Blauen kriegen es nicht aus dem eigenen Strafraum. Dann ein Querschläger von Rakitic, der genau bei Teber landet. Der 29jährige umkurvt Rafinha und zieht aus spitzem Winkel flach ab, verfehlt aber das lange Toreck um Zentimeter.

Immerhin eine Torchance, denn aus dem Spiel heraus geht bei den Adlern gar nichts. Hin und her wird der Ball geschoben, öffnende Pässe und das Laufen ohne Ball finden einfach nicht statt, während die Blauen ihren Stiefel ruhig runter spielen. Dann vielleicht mit einem Freistoß, den es nach Foul von Matip an Teber vor dem Strafraum gibt. Köhler schlenzt die Kugel jedoch über die Schalker Mauer um Zentimeter am linken Pfosten vorbei (23.). Danach ist wieder Leerlauf angesagt. Ein Spiel über die Außenpositionen findet kaum statt, da Rafinha Ochs perfekt im Griff hat und sich auch Köhler immer wieder bei Zambrano festrennt. Hilfreich ist es da nicht, dass Altintop ständig auf die linke Seite ausweicht und die Sturmmitte verwaist bleibt.

Schalke beschränkt sich weiterhin auf das Nötigste, sie lassen Ball und Adler laufen, ohne sich jedoch Torchancen zu erspielen. Schmitz probiert sich nach 33 Spielminuten einmal mit einem Schuss aus 25 Metern, der über das rechte Toreck streicht. Grund zum Jubeln gibt es für die Zuschauer nur beim Blick auf den Videowürfel. Ausgerechnet die Führung von Köln gegen die Bayern durch Podolski wird von viel zu Vielen bejubelt. Seltsam und doch irgendwie passend zum Spiel auf dem Rasen.


Blaue Übermacht
gegen Meier

Lediglich Schwegler prüft Torhüter Neuer noch einmal nach einer schönen Kombination am Strafraum (38.), doch das war es dann auch schon im ersten Teil, der nicht nur Michael Skibbe den Kopf schütteln lässt: "Von der ersten Halbzeit war ich restlos bedient. Da haben wir uns eine Menge versaut. Das war richtig schlecht. Wir haben genau das Gegenteil von dem gemacht, was wir uns vorgenommen haben. Ich hatte vor dem Spiel noch vor den Schalker Standardsituationen gewarnt, und dann bekommen wir dadurch zwei Gegentore." Ungemütlich war wohl auch der Pausentee, "natürlich war er laut", meint Ochs zur Ansprache des Trainers, "in der ersten Halbzeit haben wir Scheiße gespielt."

Zur zweiten Halbzeit kommt Caio für Köhler in die Partie, es sieht jedoch so aus, als sei die komplette Mannschaft ausgetauscht worden. Denn plötzlich geht es mit Druck nach vorne, Schalke kann den erwachten Spielfluss der Adler nur mit vielen kleinen Fouls stoppen. Die 52. Spielminute, über Jung und Schwegler kommt der Ball zu Caio im rechten Halbfeld. Nach einem kurzen Sprint spielt er das Leder in die Gasse. Altintop sieht seine Abseitsposition und stoppt ab, während Ochs mit Wucht an den Ball kommt und weder von Rafinha noch von Westermann am Flanken gehindert werden kann. Das Leder landet punktgenau bei Meier, der es aus kurzer Distanz einfach zum 1:2 ins Tor schiebt.

Und die Eintracht legt nach, plötzlich läuft der Ball schnell und direkt. Schalke wird in die eigene Hälfte zurückgedrängt. Dann ein schneller Einwurf auf der linken Seite von Spycher genau in den Lauf von Altintop, der einmal mehr auf die linke Außenbahn ausgewichen ist. Er sprintet in den Strafraum und legt halbhoch zurück auf Ochs an der Strafraumgrenze, der volley abzieht. Der Knaller geht jedoch am Tor von Neuer vorbei (58.).


Spycher: "Charakter
gezeigt" - für
zehn Minuten

Keine zwei Minuten später fängt Russ einen Schalker Konterversuch ab, um selbst nach vorne zu sprinten. Bereits in der Hälfte der Schalker legt er auf für Altintop, der mit einem kurzen Haken Zambrano verlädt und flach in die Mitte spielt. Genau zu Ochs, der die Kugel kurz zum besser postierten Meier tippt. Am rechten Rand des Fünfmeterraums spielt Alex den Ball scharf quer auf den lauernden Russ. In allerhöchster Not und mit viel Glück kann Höwedes das Leder mit der Fußspitze zur Ecke klären (60.)."In dieser Phase hatten wir großes Glück", meint Schalke-Trainer Magath, während Kapitän Spycher lobt: "Da hat die Mannschaft Charakter und Herz gezeigt."

Von Schalke ist nun nicht mehr viel zu sehen, lediglich Rakitic prüft Torhüter Nikolov mit einem gefährlichen Aufsetzer aus 23 Metern, den Oka jedoch zur Ecke klären kann (64.). Kurz darauf reagiert Magath und bringt Baumjohann für den sichtlich ausgebrannten Zambrano, Rafinha rückt wieder auf die rechte Abwehrseite und Schmitz dafür auf die linke Seite (66.). Und die Umstellung zeigt Wirkung, die Abwehr der Schalker lässt sich nun nicht mehr überraschen, gleichzeitig geht der Schwung der Anfangsphase bei den Adlern jedoch immer mehr verloren, so dass Schalke sich aus der Umklammerung befreien kann. Nun reagiert auch Michael Skibbe und bringt Korkmaz für Teber ins Spiel (75.).

Doch auch dies ändert nicht viel, zumal sich Ümit ein ums andere Mal mit gesenktem Kopf in der dichten Schalker Abwehrkette fest dribbelt. So in der 80. Spielminute, als er den Ball vor dem Strafraum verliert. Das Leder wird zum Mittelkreis geschlagen, wo Edu ihn vor Chris mit dem Außenrist direkt in den Lauf des startenden Kuranyi spielt. Unbedrängt kann der Nationalspieler in den Strafraum sprinten, um quer auf den mitgelaufenen Rakitic abzulegen, der keine Mühe hat, die Kugel ins Netz zu schieben. Zum 3:1 für Schalke.

Noch einmal wehren sich die Adler. Ochs führt einen Freistoß von der rechten Außenbahn aus, der jedoch aus dem Strafraum geschlagen wird. Genau zu Schwegler, der die Kugel volley auf den Kasten zieht. Doch mit Glück, Reaktion und seinen Knien kann Torhüter Neuer den Ball zur Ecke klären (82.). Erneut reagiert Trainer Skibbe und bringt nun nach viermonatiger Verletzungspause Fenin für Spycher.

Doch auch dies nützt nichts, abgeklärt spielt Schalke seinen Stiefel runter und schlägt gegen die weit aufgerückte Abwehr der Adler noch einmal zu. Moritz spielt den Ball am Mittelkreis zum nach vorne sprintenden Kuranyi, der Torhüter Nikolov umkurvt und aus spitzem Winkel das 4:1 erzielt (89.). Kuranyi stand beim Zuspiel zwar im Abseits, aber was spielt dies noch für eine Rolle.

Zwanzig gute Minuten reichen in einem Heimspiel einfach nicht. Verdient verliert die Eintracht und rutscht auf Platz 8 in der Tabelle. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir haben immer nur reagiert, aber nie agiert, wir sind nur wie ein Scheibenwischer den Bewegungen des Balles gefolgt. Auch deshalb bin ich gerade über diese erste Halbzeit total enttäuscht. Diese Halbzeit hat uns eine Menge versaut. Insgesamt aber ist die Mannschaft im Vergleich zur Hinrunde ein gutes Stück nach vorne gekommen. Mittendrin habe ich auf den Ausgleich gehofft, aber Schalke hat am Ende verdient gewonnen. Wir haben uns nun da etabliert, wo wir uns selbst einschätzen." Im "Niemandsland" der Tabelle.

Hierauf angesprochen, meint Heribert Bruchhagen: "Ich bin doch der Letzte, der sich dafür rechtfertigen müsste. Am Ende werde ich wieder recht behalten, weil ich es besser weiß. Es werden sich nach 34 Spieltagen vorne in der Tabelle jene Mannschaften einreihen, die mit den dicksten Etats wirtschaften könnten. Das sei eben so. Und je öfter ich recht behalte, desto wütender werden meine Antipoden, die glauben, dieses zementierte Ranking aufbrechen zu können."

 

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