VfB Stuttgart - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2009/2010 - 24. Spieltag
2:1 (2:1)
Termin: Sa 27.02.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 41.000
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim)
Tore: 0:1 Benjamin Köhler (39.), 1:1 Cacau (41.), 2:1 Cacau (45.)
VfB Stuttgart | Eintracht Frankfurt |
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Selbst ins Bein geschossen "Ich weiß, was ich hier habe, ich habe eine Geschichte bei der Eintracht. Ich konnte das alles nicht so einfach hinschmeißen. Ich hätte New York gern als Lebenserfahrung mitgenommen, sportlich wäre es aber ein Rückschritt gewesen. Zudem hat mir die Eintracht jetzt ein gutes und angemessenes Angebot gemacht." Mit dieser kurzen Rede ist das Pokerspiel um den vorzeitigen Wechsel von Oka Nikolov nach New York oder Dallas beendet. Der Torhüter unterschrieb kurz vor dem Spiel beim aktuellen Tabellenneunten einen Zwei-Jahres-Vertrag. "Der VfB ist ein Team, das über enorme Qualitäten verfügt", warnt Michael Skibbe vor dem Auftritt im Schwabenland. Immerhin hat der VfB nach dem Absturz auf Rang 17 am 14. Spieltag und der Entlassung von Trainer Babbel unter dem neuen Coach Groß eine beeindruckende Serie gestartet. Nach zwei Unentschieden und sechs Siegen bei einer Niederlage steht Stuttgart nun nur noch vier Punkte hinter der Eintracht. "Ich rechne damit, dass der VfB an uns vorbeiziehen wird, weil ihr Kader richtig gut ist und sie ins Rollen gekommen sind. Meine Spieler müssen zeigen, dass wir im Vergleich mit den sogenannten großen Mannschaften aufgeholt haben. Wir müssen uns gut verkaufen und einen Punkt oder mehr mitnehmen", betont Trainer Skibbe. Hierfür muss er die Eintracht auf zwei Positionen verändern. Neben Teber, der seine Sperre nach der zehnten Gelben Karte absitzt, muss auch Franz nach dem Warmmachen kurzfristig passen. Die tiefe Risswunde, die er sich beim Zusammenprall mit einem "Dummy" - einer Trainingsfigur - am Schienbein zugezogen hatte, schmerzt zu arg. So rückt Chris in die Innenverteidigung neben Jung, Russ und Spycher. Im Mittelfeld kommt dafür erstmals seit dem 13. Spieltag Caio wieder von Beginn an in die Partie, Meier wird sich somit nach hinten fallen lassen. Am Mittwoch spielten die Schwaben 1:1 gegen den FC Barcelona in der Champions League, nun ist wieder Alltagsgeschäft angesagt. "Um den Wechsel zur Bundesliga hinzubekommen, muss man mental stark sein, und das sind meine Spieler", versichert Christian Groß, um zu ergänzen: "Frankfurt will in die Europa-Liga. Wenn wir sie schlagen, sind wir nur noch einen Punkt hinter der Eintracht." Der Trainer baut hierbei im Sturm anstelle von Marica auf Cacau, der in der Vorwoche 4 Tore beim 5:1-Auswärtssieg in Köln sowie den Führungstreffer gegen Barcelona erzielt hatte. Als zweiter Stürmer spielt Progrebnyak vor dem Mittelfeld mit Khedira, Träsch, Gebhart und Hleb. Vom Anpfiff weg verstecken sich die Adler nicht und versuchen, dem VfB mit schnellen Pässen den Schneid abzukaufen. In der 2. Spielminute läuft das Leder über Caio zu Jung, der nach seinem Pass auf Ochs nach vorne sprintet. Paddy flankt in den Strafraum und der abgefälschte Ball landet genau bei Jung, der den Ball aus 6 Metern jedoch ein wenig überhastet über die Latte knallt. Stuttgart kommt nicht so richtig in das Spiel und die Adler nutzen dies mit schnellen Angriffen aus. Aber noch ist das entscheidende Abspiel zu ungenau. Die 8. Spielminute, Schwegler passt das Leder auf die rechte Seite zu Altintop. Der versetzt mit einem schnellen Haken Träsch und Celozzi, um den Ball aus 25 Metern ins linke Toreck zu hauen. Aber Torhüter Lehmann bekommt den Aufsetzer im Nachfassen unter Kontrolle. Die Eintracht bleibt tonangebend, aber die letzte Konsequenz im Spiel nach vorne fehlt. Zudem häufen sich nach gut 15 Minuten die Abspielfehler, die Schwaben finden hingegen langsam ins Spiel. Die 21. Spielminute, es gibt Einwurf von der rechten Seite für Stuttgart. Celozzi flankt vor den Strafraum, Hleb legt direkt auf für Gebhart, der den Schuss aus fünf Metern jedoch völlig verzieht. Das war es zunächst an Torraumszenen, mühsam plätschert das Spiel nun im Mittelfeld hin und her. Die Adler beschränken sich allzu sehr auf das Ballhalten und den Schwaben geht jegliche Passgenauigkeit ab.
Es läuft bereits die 39. Spielminute, endlich einmal ist die Eintracht im Angriff mit Ochs, der das Leder in den Strafraum flankt. Tasci klärt mit dem Kopf, Khedira jedoch tänzelt mit dem Ball vor dem eigenen Strafraum, macht einen Schlenzer, den Caio jedoch erahnt. Er nimmt Khedira die Kugel ab, zieht von halblinks zum Tor, um den Ball mit Übersicht vorbei an Torhüter Lehmann quer zu legen. Genau zu Köhler, der keine Probleme hat, das Leder aus vier Metern über die Linie zu drücken. Das 1:0 für die Eintracht nach einer tollen Vorbereitung durch Caio! Wütend greift der VfB vom Anstoß weg an, aber der Ball wird abgefangen. Schwegler vertändelt ihn jedoch im Halbfeld. Gebhart sprintet los, umkurvt Russ und zieht ab. Zum Glück kann Spycher zur Ecke abblocken, die Gebhart von der rechten Seite ausführt. Hoch fliegt das Leder in den Strafraum, Delpierre verlängert mit dem Kopf zu Cacau am langen Toreck, der den Ball aus drei Metern ins Tor köpft - zum 1:1-Ausgleich im direkten Gegenstoß (41.). Nicht nur Russ ist verärgert, denn Delpierre hatte sich während der Kopfballverlängerung bei Altintop aufgestützt: "Wenn der Schiedsrichter da pfeift, kommt der Ball gar nicht erst zu Cacau." Dennoch ist unerklärlich, dass der Rekordtorschütze der letzten Woche bei einem Standard derart freistehen kann. "Ich dachte, wir bringen wenigstens das 1:1 in die Halbzeit", ergänzt Russ. Doch erneut kommt ein langer Ball auf die linke Außenbahn. Hleb spielt zu Cacau, für den sich keiner verantwortlich fühlt, so dass der 28jährige Nationalspieler aus 22 Metern einfach abzieht. Das kann nicht wahr sein, die Kugel landet genau im linken Toreck zum 2:1 für den VfB. Erneut ärgert sich Russ: "Wir wissen doch, dass er einen guten Schuss hat, da müssen wir als Abwehr schneller draufgehen und ihn gar nicht erst schießen lassen." Zu spät kommt diese Erkenntnis.
Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit. Der VfB lässt nun den Ball ruhig durch die eigenen Reihen laufen, es gibt kaum eine Chance für die nun offensiver spielenden Adler, auch nur in die Nähe des Strafraums zu kommen. So reagiert Trainer Skibbe und bringt Korkmaz für Köhler in der 56. Spielminute. Aber die Stuttgarter Abwehr lässt sich hiervon nicht beeindrucken, Molinaro und Celozzi haben Ochs und Korkmaz leider viel zu gut im Griff. Und sie kontern nun geschickt im eigenen Stadion, erneut unterläuft der Eintracht ein Ballverlust im Mittelfeld. Über Molinaro und Hleb kommt das Leder zu Cacau im Halbfeld. Nach Doppelpass mit Gebhart zieht er von der Strafraumgrenze ab, doch Nikolov kann den Ball zur Seite fausten. Genau zum aufgerückten Gebhart, der jedoch überrascht ist und das Leder statt ins verwaiste Tor in den Nachmittagshimmel drischt (58.). Die Eintracht bemüht sich weiter um den Ausgleich, doch die Aktionen wirken umständlich. Zudem fehlt in der Mitte die Anspielstation, denn Altintop weicht immer wieder auf die Flügel aus, rennt unermüdlich hin und her, ohne jedoch für Torgefahr zu sorgen. So deckelt Ochs den Stürmer nach dem Spiel sanft: "Er rochiert intuitiv auf die Flügel, er will halt immer anspielbar sein. Aber es wäre besser, wenn er mehr in der Mitte bleiben würde. Dann hätten wir eine Anspielstation ganz vorne, und wenn wir über die Außen kommen, kann er die Dinger rein machen." Trainer Skibbe widerspricht dem zwar: "Altintops Spiel ist interaktiv, er ist halt immer in Bewegung und braucht viele Ballkontakte, um sein Spiel zu entfalten. Und es stoßen ja immer wieder andere Spieler in die Mitte, Benjamin Köhler beim 1:0 etwa." Doch genau daran hapert es heute, zumal Meier kaum etwas gelingt und Caio immer mehr abtaucht. Korkmaz auf der linken Seite versucht es hingegen mit Gewalt, immer wieder rennt er sich gegen Celozzi fest, kaum eine Flanke findet den Weg in die Mitte. Vielleicht jetzt, Meier bekommt den Ball im Halbfeld und spielt zu Korkmaz, während er nach vorne läuft. Der Österreicher sieht dies und schlenzt das Leder in den Strafraum. Meier köpft, doch aus 10 Metern verfehlt er den Kasten von Torhüter Lehmann um einen halben Meter (68.). Leider bleibt dieser schnelle Angriff die Ausnahme. Umständlich pirschen die Adler um den Strafraum der Schwaben, die sich nun ganz auf Ballsicherung beschränken. In der 81. Spielminute reagiert Trainer Skibbe erneut und bringt mit Liberopoulos für Caio einen weiteren Stürmer. Doch es bleibt dabei, die Aktionen sind behäbig, die Abspiele vor dem Strafraum viel zu ungenau. Nun kommt mit Heller ein weiterer Stürmer für Jung (85.) und der VfB kontert nach einem Ballverlust von Liberopoulos vor dem Stuttgarter Strafraum über den eingewechselten Kuzmanovic. Der zieht begleitet von Progrebnyak und Träsch in die Hälfte der Adler, nur Spycher hat es noch hinten gehalten. Kuzmanovic spielt auf Progrebnyak, der am linken Strafraumrand abzieht. Torhüter Nikolov kann mit den Füssen parieren, auch beim Nachschuss des Russen hält er seine Fäuste dazwischen. Der Ball trudelt zu Kuzmanovic am Elfmeterpunkt und erneut kann Oka mit einer Fußabwehr parieren (86.). Eine klasse Aktion des 35-Jährigen, doch die Minuten verrinnen und noch immer steht es 2:1 für die Schwaben. Die Adler werfen nun alles nach vorne und bekommen kurz
vor dem Abpfiff noch einmal einen Freistoß nach einem Foul von Progrebnyak
an Altintop. 18 Meter Torentfernung, Meier steht bereit, aber Liberopoulos
führt aus, schaufelt das Leder jedoch gut einen Meter über das
linke Toreck. "Wir hatten gedacht, Alex Meier schießt mit der
Kraft seiner Innenseite", sagt Russ nach dem Spiel, Michael Skibbe
nimmt jedoch den Griechen in Schutz: "Eigentlich war es die Position
für einen Linksfuß." Danach ist Schluss, mit 2:1 gewinnt
der VfB gegen harmlose Adler, die weiter mit 35 Punkten auf Platz 7 bleiben.
(tr) Stimmen zum Spiel Michael Skibbe: "Mit der Leistung der Mannschaft bin ich zufrieden. Mit dem Ergebnis nicht. Diesmal haben wir mitgehalten und haben den VfB von der ersten bis zur letzten Minute mächtig ins Schwitzen gebracht, die Fortschritte sind erkennbar." Heribert Bruchhagen: "Nach dem 1:0 haben wir einen Augenblick an Aggressivität verloren. Doch wir stehen mit leeren Händen da und sind hammerhart bestraft worden." Marco Russ: "Wir haben uns heute selbst ins Bein
geschossen. Die Niederlage müssen wir uns selbst an die Nase schmieren.
Uns hat die Cleverness gefehlt."
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