Eintracht Frankfurt -
VfL Wolfsburg |
Bundesliga 2009/2010 - 17. Spieltag
2:2 (1:1)
Termin: Samstag, 19.12.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 41.700
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Maik Franz (26.), 1:1 Edin Dzeko (38.), 1:2 Josué (69.), 2:2 Alexander Meier (80.)
Eintracht Frankfurt | VfL Wolfsburg |
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Trainer | Trainer
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Ein Punkt bei eisigen Temperaturen Das letzte Heimspiel der Hinrunde steht an und der deutsche Meister, der nach dem Weggang von Felix Magath nur selten zur Form des Vorjahres gefunden hat, gibt sich die Ehre. Nach zuletzt vier sieglosen Spielen liegt die Werksmannschaft punktgleich mit den Adlern auf Rang 9. Trainer Skibbe warnt jedoch vor dem angezählten Gegner: “Gerade dies macht Wolfsburg so gefährlich. Sie sind aufgrund ihrer Heimspielergebnisse zuletzt angeschlagen, verfügen aber über eine sehr hohe Qualität in ihrem Kader. Da müssen wir sehr konzentriert zu Werke gehen und eng zusammenstehen. Wir dürfen ihre schnellen Angreifern Grafite und Dzeko nicht zur Geltung kommen lassen. Wir wollen auch mal zu Hause gegen einen großen Gegner zeigen, dass wir richtig gut mitspielen können.“ Hiefür ändert der Trainer seine Mannschaft auf zwei Positionen. Anstelle von Jung spielt Franz nach seiner Gelbsperre wieder rechts in der Abwehrkette, links steht nach den auskurierten Rückenproblemen Kapitän Spycher. Köhler, der diese Position zuletzt innehatte, rückt für den verletzten Korkmaz auf die offensive linke Außenbahn. Bei der Betriebsfußballabteilung rumort es vor dem Spiel. Gerüchten zufolge will der Aufsichtrat um den mächtigen VW-Mann Sanz Trainer Veh entlassen, falls die Wölfe in Frankfurt ähnlich desolat auftreten wie bei der 1:3-Heimniederlage gegen Dortmund. Armin Veh weiß um die Gerüchte, bleibt aber ruhig: “Wir fahren nach Frankfurt, um dort zu gewinnen. Das ist unser Anspruch, und das ist inzwischen auch ein Muss. Wir waren Meister und wollen in diesen Bereich auch wieder zurück.“ Und das soll mit einer auf fünf Positionen veränderten Mannschaft gelingen: In der Abwehr spielt links Johnson für Schäfer, in der Innenverteidigung Madlung anstelle von Costa und rechts kommt Pekarik in die Mannschaft. Dafür rückt Riether ins Mittelfeld, Grafite agiert als zweite Spitze neben Dzeko und Ziani übernimmt die Position des verletzten Misimovic. Nach den Schneefällen der vergangenen Tage ist es kalt geworden, minus 11 Grad zeigen die Thermometer im Eisschrank Waldstadion. Dennoch ist der Platz dank der Rasenheizung in einwandfreiem Zustand. Erwärmen können sich die offiziell 41.700 Zuschauer jedoch zunächst nicht am Spiel. Wolfsburg zieht sich bei Ballbesitz weit in die eigene Hälfte zurück und lauert auf Konter. Die Eintracht kombiniert gefällig, doch wie schon in Hoffenheim fehlt der Zug nach vorne. Bis auf einen Weitschuss von Köhler, der in den Armen von Torhüter Benaglio landet, ist nicht viel zu sehen (4.). Mit einem Schuss von der Strafraumgrenze versucht es in der 11. Spielminute auch Teber nach einer Ecke von Ochs, doch Torwart Benaglio kann den Kracher ins linke Toreck parieren. Dann die 18. Spielminute, ein Pass von Franz vor dem Wolfsburger Strafraum wird abgefangen und nach vorne geschlagen, Dzeko kann das Leder am Mittelkreis stoppen, verlädt Chris und spielt die Kugel Grafite in den Lauf. Russ zögert einen Moment zu lang, so dass der 30jährige Brasilianer alleine in den Strafraum rennt und aus 11 Metern flach abzieht, den Ball aber nicht richtig trifft. So hat Torhüter Nikolov keine Mühe, den Schuss zu halten. Nur eine Minute später erneut ein Konter, als Meier am Mittelkreis einen Fehlpass zu Josué spielt, der den Ball in den Lauf von Dzeko lupft. Der kann sich im Laufduell gegen Spycher durchsetzen und versucht es mit einem Heber vor der Strafraumlinie. Nikolov kann den Ball mit den Fingerspitzen zur Seite lenken, doch die Kugel landet beim nachrückenden Grafite, der kurz vor der Torauslinie zum Glück nur das Außennetz trifft (19.). Trotz der Konter lassen die Adler nicht nach, sie wollen die Führung erzielen. Doch erneut können die Wölfe vor dem eigenen Strafraum einen Pass ablaufen, Gentner trabt mit der Kugel nach vorne und spielt auf die linke Außenbahn zum aufgerückten Johnson. Der wird von Ochs nur halbherzig bedrängt und schiebt das Leder durch die Gasse zum urplötzlich in den Strafraum sprintenden Ziani. Torhüter Nikolov hastet ihm blitzschnell entgegen und der Algerier schiebt die Kugel knapp am linken Torpfosten vorbei (21.). “Da hatten wir mächtig Glück“, meint Michael Skibbe zu recht.
Fünf Minuten später gibt es nach einem Foul von Pekarik an Köhler Freistoß für die Eintracht aus halblinker Position. Während Meier, Russ und Liberopoulos vor der Strafraumlinie lauern, steht Franz zwischen zwei Abwehrspielern und löst sich im richtigen Moment. Köhler schlenzt ihm den Ball perfekt auf den Kopf und der 28jährige lenkt ihn geschickt gegen die Laufrichtung von Torhüter Benaglio halbhoch ins rechte Toreck zur 1:0-Führung (26.). Das 5. Saisontor von Franz, der selbst überrascht ist: “Es ist unglaublich, welchen Lauf ich habe, Eintracht und Maik Franz, das passt.“ Auch Michael Skibbe ist erleichtert: “Gut, das wir einen Verteidiger haben, der sich zum Spezialisten fürs Toreschießen entwickelt hat.“ Wolfsburg verstärkt nun ein wenig den Druck, aber die Eintracht kann meist frühzeitig beim Spielaufbau stören. Mit den schnellen Kontern haben die Gastgeber bisher mehr Probleme, genau wie mit dem Spiel in die Spitze. Zwar zeigen die Adler im Mittelfeld ein schönes Kombinationsspiel, doch dies gibt den Niedersachsen Raum für Konter. So in der 38. Spielminute, als ein Freistoß von Köhler vor dem Strafraum abgefangen wird. Josué schlägt das Leder nach vorne, Grafite spielt es bedrängt von Spycher in den Lauf des startenden Gentner, der den Ball aus dem Halbfeld über Chris zu Dzeko auf der linken Außenbahn hebt. Unbedrängt sprintet der 23jährige in den Strafraum und schiebt den Ball aus 12 Metern dem herauslaufenden Nikolov durch die Beine zum 1:1. Zwei Minuten später ein weiteres Beispiel, wie es nicht gehen sollte. Weder Köhler, Meier noch Russ bekommen den Ball beim eigenen Angriff so richtig unter Kontrolle. Schließlich ist es Spycher, der den Ball Josué am Mittelkreis in die Beine spielt. Der läuft zwei Schritte, während Grafite in der Mitte und Dzeko auf Halbrechts gleichzeitig starten. Verfolgt von Spycher bekommt der Bosnier das Leder in den Lauf gespielt, sprintet zum rechten Strafraumeck, um den Ball über den ihm entgegenstürzenden Torhüter Nikolov zu lupfen. Der Ball trudelt zum Glück knapp am linken Torpfosten vorbei (40.). Glück für die Adler, mit dem 1:1 geht es in die Pause. Ohne Wechsel beginnt die zweite Halbzeit und die Adler scheinen in Gedanken noch in der kuschelig warmen Kabine zu sein. Es gibt Einwurf für Wolfsburg durch Pekarik am Mittelkreis. Dzeko verlängert den Ball mit dem Kopf zu Riether auf der linken Außenbahn, der einfach mal zurück auf den startenden Bosnier in den Lauf spielt. Erneut sprintet Dzeko in den verwaisten Strafraum, doch wenigstens Schwegler hastet ihm hinterher und kann ihm kurz vor dem Fünfmeterraum das Leder von hinten weggrätschen (46.).
Der Weckruf hat geholfen, Wolfsburg macht weiter Druck, doch nun steht die Abwehr und nach 50 Minuten können sich die Adler langsam wieder befreien. Es gibt Ecke von der linken Seite durch Köhler, der sie zu kurz vor den linken Pfosten tritt. Der Ball wird herausgeköpft, doch Teber kommt heran und spielt zurück auf Köhler, der das Leder nach einem schnellen Haken zurück zu Schwegler spielt. Der 22jährige Schweizer schaut und lupft den Ball prima über die Abwehr hinweg genau auf Köhler, der nun völlig frei vor Torhüter Benaglio steht. "Ich stehe im Abseits", schießt es ihm durch den Kopf, statt das Leder einfach zu versenken, passt er so fahrig quer zu Liberopoulos, dass Torhüter Benaglio das Leder aufnehmen kann. "Ich habe mich falsch entschieden", sagt Köhler einsichtig, während ihm die Zuschauer mit einem gellenden Pfeifkonzert für diese Aktion abstrafen (51.). Nun ist es das gleiche Bild wie schon in der ersten Halbzeit: Die Adler haben mehr Ballbesitz, bleiben aber harmlos im Abschluss, während Wolfsburg immer wieder zu schnellen gefährlichen Kontern ansetzt. “Unser Flügelspiel war heute eher lahm und in der Spitze sind wir nicht schnell und spielstark genug", analysiert Michael Skibbe nach dem Spiel. Es läuft bereits die 69. Spielminute, Gentner spielt das Leder am Mittelkreis auf die rechte Seite zu Riether. Über Grafite kommt die Kugel zu Josué, der in den Strafraum passen will. Chris grätscht dazwischen, doch Josué ist bereits gestartet und schneller als Teber am Ball, um zu Dzeko zu passen. Franz geht drauf, doch erneut landet die Kugel bei Josué, der vom Elfmeterpunkt keine Mühe hat, das Leder ins Netz zu schießen. Die 2:1-Führung für Wolfsburg (69.). Nun reagiert Trainer Skibbe und bringt Caio für den heute unglücklich agierenden Köhler (71.). Die Eintracht versucht nun, den Druck zu verstärken, was bis zum Strafraum auch ansehnlich gelingt. Nur der richtige Pass, um zum Torschuss zu kommen, will einfach nicht gelingen. So lässt Trainer Skibbe U23-Stürmer Alvarez rufen, der sich nun an der Seitenlinie für seine Einwechslung bereithält.
Scheinbar ist das ein Weckruf für die Adler auf dem Platz. Der aufgerückte Spycher spielt den Ball an den linken Strafraumrand zu Teber, der dem Kapitän das Leder zurückpasst. Spycher flankt in den Strafraum zu Liberopoulos, der versucht den Ball gegen Madlung und Barzagli zu behaupten. Barzagli spitzelt ihm den Ball von den Füssen, jedoch genau zu Meier an der Strafraumlinie, der das Leder mit Links und viel Gefühl genau ins linke Toreck schlenzt. Der 2:2-Ausgleich (79.) und bereits das 6. Saisontor von Meier. “Ich treibe Alex zu Höchstleistungen“, flachst Franz, der nun wieder auf Rang 2 der internen Torschützenliste liegt. Beide Teams haben in der Schlussphase noch ein paar Chancen, doch es bleibt beim 2:2, das der Eintracht mit 24 Punkten die beste Hinrundenbilanz seit der Saison 1993/94 beschert, als man nach 17 Spieltagen auf Platz 1 stand. Auch Wolfsburgs Trainer Veh ist zufrieden, denn er darf seinen Trainerjob vorerst behalten, wie Aufsichtsratschef Sanz bestätigt. (tr)
Michael Skibbe: "Wir haben am Anfang und am Ende ganz gut gespielt, doch in der Zwischenzeit hatten wir Glück, dass wir nicht noch mehr Gegentore bekommen haben. Deshalb bin ich mit dem Unentschieden sehr zufrieden - ebenso wie mit den erreichten Punkten in der Hinrunde. Ich habe hier ein sehr schönes halbes Jahr bei Eintracht Frankfurt gehabt." Heribert Bruchhagen: “2009 war ein nicht leichtes, wechselhaftes Jahr gewesen. Mit dem sportlichen Erfolg sind wir sehr zufrieden, die vorhandenen Dellen konnten wir ausgleichen und am Ende war es ein sehr schönes Jahr. 24 Punkte sind außerordentlich gut. Zumal wir im Sturm auf Amanatidis und Fenin verzichten mussten, da hätten auch andere Vereine Probleme gehabt.“
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