TSG Hoffenheim
- Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2009/2010 - 16. Spieltag
1:1 (1:0)
Termin: Samstag, 12.12.2009, 18:30 Uhr
Zuschauer: 30.150
Schiedsrichter: Günter Perl (München)
Tore: 1:0 Sejad Salihovic (9., Foulelfmeter), 1:1 Pirmin Schwegler (61.)
TSG Hoffenheim | Eintracht Frankfurt |
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Gänsehautmoment für Christoph Preuß Nach dem Sieg gegen den nachtretenden Nachbarn aus Mainz steht nun eine Premiere für die Eintracht an. Erstmals geht es in das neue Stadion der TSG Hoffenheim in Sinsheim, das - so will es der Zufall - in der Dietmar-Hopp-Straße liegt. Es ist erst das dritte Spiel gegen den aktuellen Tabellensechsten, der sich frech den Vereinszusatz “1899“ hat eintragen lassen. “Sie spielen sehr gut nach vorne, haben viele schnelle Spieler in ihren Reihen und üben in ihren Heimspielen ein sehr gutes Offensiv-Pressing aus“, beschreibt Trainer Skibbe das Team, das seine letzten beiden Heimspiele gegen Wolfsburg und Dortmund verloren hat, um zu ergänzen: "Ich möchte sehen, dass wir konkurrenzfähig sind und uns Respekt beim Gegner verschaffen. Wir dürfen nicht vor der Spielstärke der Hoffenheimer in Ehrfurcht erstarren."
Dies soll mit drei Änderungen gelingen. Anstelle des gelbgesperrten Franz rückt erstmals in dieser Saison Jung von Beginn an auf die rechte Abwehrseite und Teber spielt für den angeschlagenen Bajramovic im defensiven Mittelfeld. Nachdem Spycher nach dem Aufwärmen über starke Rückenschmerzen klagt, muss Köhler auf die für ihn ungewohnte, wenn auch nicht unbekannte Position des linken Außenverteidigers. Auf der Bank sitzt nach zwei Jahren verletzungsbedingter Abwesenheit und nach zwei Einsätzen bei der U23 endlich wieder Christoph Preuß. “Wir wollen in der Tabelle nicht nur vor Frankfurt bleiben, sondern uns auch von den anderen Mannschaften hinter uns absetzen", gibt Trainer Rangnick die Richtung für das Spiel vor. Im Vergleich zum 0:0 in Hamburg nimmt der “Fußball-Professor“ zwei Änderungen vor: Für Vorsah kehrt Ibertsberger nach seinem Nasenbeinbruch wieder in die Mannschaft, zudem spielt anstelle von Spielmacher Eduardo Ibisevic neben Ba im Sturm. Mit dem Anstoß der Hoffenheimer zeigen sich die Adler gut gestaffelt und lassen ein konstruktives Offensivspiel der Blauen nicht zu. Bei Ballbesitz geht es hingegen schnell über die Außenbahnen nach vorne. Köhler und vor allem Jung fügen sich nahtlos ein. Das Leder läuft schön durch die eigenen Reihen, Hoffenheim hat bereits in der Anfangsphase weit weniger Ballbesitz als die Adler. Dann die 8. Spielminute, Obasi spielt auf Höhe des Mittelkreises einen schnellen Doppelpass mit Weis und kann sich so von Köhler befreien. Nach einem Sprint auf der linken Außenbahn spielt der 23jährige Nigerianer in die Strafraummitte zu Ibisevic. Der Bosnier stoppt den Ball und holt zum Schuss aus, trifft dabei aber das Schienbein des ein wenig zu ungestüm an ihn herangehenden Teber. Ibisevic tritt über das Leder, fällt spektakulär hin und Schiedsrichter Perl zeigt sofort auf den Elfmeterpunkt. Salihovic läuft an und hämmert den Ball mit Vollspann unter die Latte zum 1:0 für Hoffenheim (9.). Trotz des frühen Rückstandes bleibt es dabei, die Adler lassen den Ball und die “Tolldörfler“ prima laufen - bis zur Strafraumgrenze, danach spätestens endet die Herrlichkeit. Liberopoulos ist bei Compper und Simunic bislang zu gut aufgehoben und auch für Meier und Korkmaz gibt es bislang kein Durchkommen. Aber vielleicht mit einem Standard: Nach einem Foul von Compper an Liberopoulos vor dem Strafraum gibt es Freistoß für die Eintracht. Köhler und Teber sind am Ball, aber der Ex-Hoffenheimer ist es, der die Kugel mit viel Effet knapp am rechten Torpfosten vorbeisetzt (15.). Dann endlich ein direkter Pass von Schwegler zum vorrückenden Teber, doch beim Schussversuch wird er von Simunic von den Beinen geholt. Erneut gibt es Freistoß. Diesmal jedoch setzt Teber den Ball einen halben Meter über die Latte (20.). Fünf Minuten später versucht es Teber noch einmal mit einem Volleyschuss aus 20 Metern nach einem Querschläger von Ibertsberger, mehr Chancen spielen sich die Adler leider nicht hinaus. Nach vorne fehlt völlig der Druck, weder Liberopoulos noch Meier können auch nur ansatzweise für Gefahr sorgen. Den Konzeptfußballern von “Professor“ Rangnick fällt jedoch auch nicht viel ein, kaum Ballbesitz, keine Torgefahr strahlen sie aus. So muss schon Chris in der 30. Spielminute für einen Fehlpass sorgen, damit Ibisevic nach Zuspiel von Weis zu einer Torchance kommt. Doch der Kullerball stellt Torhüter Nikolov nicht vor Probleme.
Es läuft bereits die 42. Spielminute, am Mittelkreis spielt Simunic einen langen Pass auf die linke Seite zu Ba, der nach Doppelpass mit Salihovic plötzlich freie Bahn hat und halblinks in den Strafraum rennt. Ein scharfer Schuss in die kurze Ecke, aber Torhüter Nikolov reagiert blitzschnell und bringt den Ball unter Kontrolle. Das war es schon mit der Herrlichkeit, die Eintracht hatte 70 Prozent Ballbesitz, liegt aber mit 0:1 zur Pause zurück. Zur zweiten Halbzeit sind die Blauen kaum wieder zu erkennen. Plötzlich drängen sie mit direktem Spiel in die Hälfte der Eintracht und kommen so in der 47. Spielminute zu ihrem ersten Eckball. Salihovic spielt den Ball hoch in den Fünfmeterraum, Nikolov bleibt jedoch auf der Linie kleben, so dass Compper zum Kopfball kommt, diesen aber Chris in den Rücken haut. Hoffenheim spielt weiter druckvoll, aber zum Glück steht Jung stets genau richtig, so dass Ba keinen Stich macht. Auch Köhler hat die für ihn ungewohnte linke Seite gut im Griff und in der Mitte gewinnt Chris bislang jedes Duell gegen Ibisevic oder Salihovic. Dann die 55. Spielminute, auf der rechten Seite gibt es ein Getümmel um das Leder, das plötzlich bei Obasi landet, der sofort nach vorne sprintet. Köhler und der aufgerückte Chris können dem Nigerianer nicht folgen, der bereits im Strafraum ist und abzieht. Zum Glück für Torhüter Nikolov versemmelt er den Schuss völlig. Das wäre wohl die Vorentscheidung gewesen. Langsam kann sich die Eintracht wieder befreien und versucht, wie schon in der ersten Halbzeit, vergeblich, über schnelle Kombinationen zu Chancen zu kommen. Dann aber die 61. Spielminute, nachdem eine Flanke von Jung aus dem Strafraum geschlagen wird, kommt Schwegler an das Leder und passt zu Chris, der ihm den Ball zurückspitzelt. Ein kurzer Haken um Gustavo und urplötzlich zieht der Schweizer aus 25 Metern ab. Der Ball wird von Gustavo leicht abgefälscht und fliegt über Torhüter Hildebrand hinweg ins Netz. Der längst verdiente Ausgleich zum 1:1! Kurz darauf bringt Trainer Rangnick Eduardo für Weis in die Partie (64.) und die “Konzeptfußballer“ kommen zu ihrer nächsten Chance. Meier stellt sich Salihovic nur halbherzig in den Weg und Chris rutscht beim Abwehrversuch weg, so dass Ba im Strafraum frei zum Schuss kommt, sich den Ball jedoch zu weit vorlegt. Torhüter Nikolov ist diesmal schnell draußen und kann klären (65.). Kurz darauf zeigt Ba, das er noch immer gut schwalben kann. Schiedsrichter Perl fällt nicht darauf rein und Russ darf seinem Kontrahenten zu recht den Vogel zeigen (67.). Ibisevic macht es eine Minute auch nicht besser, als er unbedrängt von Chris einfach mal fällt. Dieses „Konzept“ geht nicht auf. In der 72. Spielminute gibt es richtigerweise Freistoß, nachdem Eduardo von Teber an der rechten Außenbahn gefoult wurde. Salihovic tritt den Ball scharf in den Strafraum, wo er Russ gegen den ausgestreckten Ellenbogen springt und von Chris geklärt werden kann. Einmal mehr kommt es zu wütenden Protesten der “Tolldörfler“, diesmal jedoch zu Recht, wie auch Russ einräumt: “Über den ersten Elfmeter konnte man auch streiten, vielleicht ist das dadurch ausgeglichen worden.“ Teber wird da schon deutlicher: “Das war ein Elfmeter, wir können uns nicht beschweren.“ Danach plätschert das Spiel ein wenig hin und her. Hoffenheim greift ideenlos an und die Eintracht beendet ihre schönen Angriffe frühzeitig. So in der 77. Spielminute, als Ochs und Jung einmal mehr auf der rechten Außenbahn entlang wirbeln. Jung passt in die Mitte, Korkmaz legt ab auf Meier. Doch der bekommt den Ball erst nicht unter Kontrolle, um ihn dann Torhüter Hildebrand in die Arme zu schießen. Kurz darauf versucht es Korkmaz auf der linken Außenbahn mit einem Dribbling, wird jedoch am Strafraumrand von Ibertsberger umgegrätscht. Mit Folgewirkung, vier Minuten später kommt Titsch-Rivero zu seinem ersten Bundesligaeinsatz für den 22jährigen Österreicher, der sich bei der Aktion den kleinen Zeh gebrochen hat. Hoffenheim verstärkt nun noch einmal den Druck, doch die Eintracht lässt sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil, die Adler suchen ebenfalls ihre Chancen. So in der 88. Spielminute nach einem Foul von Gustavo an Schwegler am Mittelkreis. Der Schweizer spielt den Ball flach nach vorne. Zur Überraschung von Simunic und Vukcevic lässt Liberopoulos das Leder laufen, das beim rechtzeitig gestarteten Titsch-Rivero landet. Der 19jährige rennt allein mit dem Ball aufs Tor zu, "Abspielen oder schießen", überlegt er ein wenig zu lange, so dass der für Obasi eingewechselte Vukcevic ihm hinterher hechten und den Schuss abblocken kann. Es läuft die 91. Spielminute, noch einmal versucht es Ochs mit einem Flankenlauf, der zur Ecke geklärt wird. Genau vor den Gästeblöcken, wo es mit der Lautstärke eines startenden Flugzeugs „Eintracht!“ schallt. Ochs spielt die Ecke scharf vor den Fünfmeterraum, dort prallt sie ab und landet bei Chris, der volles Risiko mit dem schwächeren linken Fuß abzieht. Doch der Knaller geht knapp über den Kasten von Torhüter Hildebrandt.
Dann kommt der “Gänsehautmoment“, wie Preuß seine Einwechslung selbst beschreibt. Begleitet von tosendem Beifall und „Christoph Preuß“-Sprechchören der Frankfurter Fans kommt er nach über zwei Jahren Leidenszeit zurück in die Bundesliga. “Einmal den Ball weggeschlagen, fehlerfrei gespielt“, kommentiert er seinen Kurzeinsatz augenzwinkernd: “Es war schon zuvor ein Riesengefühl, wieder im Hotel und im Bus dabei zu sein, meine Arbeit und meine Geduld sind belohnt worden.“ Und Michael Skibbe lobt: "Das war kein Weihnachtsgeschenk. Das hat sich Christoph verdient. Wenn er gesund bleibt, ist er für die Rückrunde eine echte Alternative." Bereits einen Spieltag vor Ende der Hinrunde haben die Adler das erste Etappenziel erreicht. Mit 23 Punkten stehen sie auf Rang 10 in der Tabelle. (tr)
Stimmen zum Spiel Michael Skibbe: “Das war eine richtig reife Leistung, wir haben von der ersten Minute an guten Fußball gespielt.“ Heribert Bruchhagen: “Das war ein hochverdienter Punkt, auch wenn uns lange die Torgefahr fehlte. Die Breite des Kaders hat sich heute ausgezahlt, Köhler und Jung haben gespielt, als seien sie feste Bestandteile der Mannschaft." Sebastian Jung: "Schön, dass ich mal wieder spielen durfte. Ich glaube, ich habe heute meine Chance positiv genutzt." Chris: “Heute waren wir richtig gut. Wir sind
viel besser als letztes Jahr.“
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