Hertha BSC Berlin - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 2009/2010 - 14. Spieltag
1:3 (0:1)
Termin: Samstag, 28.11.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Dr. Helmut Fleischer (Sigmertshausen)
Tore: 0:1 Patrick Ochs (11.), 0:2 Maik Franz (70.), 0:3 Alexander Meier (75.), 1:3 Adrian Ramos (81.)
Hertha BSC Berlin | Eintracht Frankfurt |
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Ein Sieg der Flügel Nach zuletzt zwei Niederlagen wird der Abstand zu den Abstiegsplätzen langsam geringer. Da sollte es doch gelegen kommen, dass es gegen das aktuelle Tabellenschlusslicht geht, das bislang nur einmal - am ersten Spieltag - gewinnen konnte. Doch die Anspannung vor dem Spiel gegen das Team von Ex-Trainer Funkel ist greifbar. “Das ist ein extrem wichtiges Spiel für alle Beteiligten. Für die Hertha geht es um alles, sie werden kämpfen bis zum Umfallen. Wir müssen kämpferisch dagegenhalten und dann versuchen, auch Fußball zu spielen. Da muss sich jeder für die Mannschaft zerreißen“, sagt Kapitän Spycher, der die Mannschaft unter der Woche bei einem gemeinsamen Abendessen ohne den Trainer aufgerüttelt hat. Drei Punkte will auch Michael Skibbe unbedingt holen und gibt die Marschroute vor: “Ich denke, dass Berlin im Bewusstsein der Wichtigkeit dieses Spiels sehr konzentriert und aggressiv an die Aufgabe herangehen wird. Sie werden aber sicherlich nicht blind nach vorne spielen, sondern sich 90 Minuten Zeit geben. Diese Zeit haben wir aber auch, um den entscheidenden Konter zu setzen.“ Hierfür ändert der Trainer sein Team gegenüber der 1:2-Niederlage gegen Gladbach auf zwei Positionen und stellt zudem die Taktik um. Für Caio und Steinhöfer rücken Liberopoulos und Bajramovic in die Mannschaft. Chris spielt in der Innenverteidigung neben Franz, der heute als Rechtsverteidiger agiert. Denn heute soll es mit Ochs und Korkmaz schnell über die Außenbahnen gehen. Rang 18 mit 5 Punkten und sieben Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Kein Wunder, dass Herthas Kapitän Arne Friedrich deftige Worte bemüht: "Das ist ein mega-wichtiges Spiel gegen Frankfurt, um nicht ganz den Anschluss zu verlieren. Wenn wir nicht gewinnen, ist die Kacke richtig am Dampfen!" Ähnlich sieht dies auch Friedhelm Funkel: “Wir müssen gegen Frankfurt gewinnen, ich gehe ja eigentlich sehr vorsichtig mit dem Wort um - aber jetzt bleibt uns keine andere Wahl. Ich drücke der Eintracht die Daumen, aber am Samstag soll sie die drei Punkte schön hier lassen.“ Hierfür wählt Herthas Trainer eine offensivere Aufstellung als zuletzt beim dem 1:1 gegen Stuttgart. Kacar spielt als hängende Spitze anstelle von Bigalke, zudem ist Raffael nach seiner Gelbsperre wieder auf Links dabei, so dass für Wichniarek nur die Ersatzbank bleibt. Denn erneut erhält Domovchiyski den Vorzug im Sturmzentrum. Es ist ein eher abwartender Beginn im Olympiastadion, Hertha versucht, das Spiel zu kontrollieren, was jedoch nicht gelingt. Die Adler stehen dicht gestaffelt bereits in der Hälfte der Berliner, um bei Ballbesitz sofort nach vorne zu spielen. Und zwar anders als zuletzt verstärkt über die Flügel. Von Beginn an wirbelt Ochs mächtig auf der rechten Außenbahn und lässt Herthas Verteidiger Pejcinovic ein ums andere Mal mächtig alt aussehen.
Dann die 11. Spielminute, auf der linken Seite spielt Korkmaz den Ball zu Liberopoulos im Halbfeld. Ein kurzer Blick und der 34jährige Grieche schlenzt das Leder zwischen von Bergen und Friedrich hindurch genau zum startenden Ochs. Während Pejcinovic schläft, nimmt Paddy das Leder im Strafraum an und tunnelt den herauseilenden Torhüter Drobny. Der Ball landet im Netz zum 1:0 für die Eintracht! "Das hat heute ganz gut geklappt. Aber es war auch ein supersensationeller Pass von Nikos“, sagt Ochs bescheiden. Ein Schock für die Hertha, die sich so viel vorgenommen hat. Bieder versuchen die Berliner, ein wenig Druck aufzubauen, doch die Eintracht ist hellwach. Schnell werden die Bälle abgelaufen und noch schneller geht es nach vorne. So in der 18. Spielminute, als Kacar das Leder am Mittelkreis an Meier verliert, der sofort zu Ochs spielt, um selbst nach vorne zu laufen. Ochs sprintet mit freundlicher Begleitung von Pejcinovic bis zum rechten Strafraumeck und flankt hoch zu Meier in den Strafraum, dessen Direktabnahme mit der Innenseite jedoch stark ausbaufähig ist. Das Leder trudelt über den Kasten. Schade. Die Eintracht bestimmt weiter das Geschehen und Kapitän Friedrich ist frustriert. Mit einem brutalen Bodycheck rammt er Franz vor dem Strafraum um, als dieser eine Flanke von Ochs annehmen will. Schiedsrichter Dr. Fleischer schaut beschämt weg, Gelbe Karten erhielten bislang nur Russ und Ochs (20.). Zwei Minuten später setzt sich Korkmaz auf der linken Außenbahn durch und spielt das Leder zu Liberopoulos, der erneut das Auge hat, um Ochs auf der rechten Außenbahn zentimetergenau zu bedienen. Schade, diesmal ist der Winkel zu spitz, Torhüter Drobny kann den Schuss in die kurze Ecke abwehren (23.). Und weiter geht es im Minutentakt, zunächst scheitert Meier mit einem Aufsetzer an Torhüter Drobny, bevor sich Liberopoulos mit einem Schlenzer gegen Piszczek und Friedrich durchsetzt und vom Strafraumrand abzieht. Torhüter Drobny ist zur Stelle und hat das Leder im Nachfassen (25.). Die erste Gelegenheit für die Hertha dann in der 28. Minute, als Raffael sich am rechten Strafraumrand gegen Bajramovic durchsetzt und zurück auf Domovchiyski spielt. Aber das Schüsschen des Bulgaren landet in den Armen von Torhüter Nikolov. Und noch einmal versucht es die Hertha nach einem weiten Abschlag von Drobny. Nicu kommt auf der linken Seite an den Ball, verlängert zu Domovchiyski, der sich gegen Chris durchsetzt und Nicu das Leder in den Lauf spielt. Aber Nikolov ist hellwach und kann den Schuss ins lange Toreck mit einer schnellen Fußabwehr klären (31.). Hertha kommt nun ein wenig besser ins Spiel, auch weil die Adler nicht mehr ganz so konsequent wie noch in der ersten halben Stunde gegenhalten. Doch weitere Chancen erspielt sich der Tabellenletzte nicht, bleibt aber konsequent brutal, wenn es gegen Franz geht. Nachdem Nicu ihn Minuten zuvor umgerissen hatte, schlägt nun Domovchiyski dem Rechtsverteidiger bei einem Zweikampf am Mittelkreis mit dem Arm ins Gesicht. Dr. Fleischer ahndet diese Aktion erneut nicht, dafür ziert ein Veilchen Franz’ zur Halbzeit fast zugeschwollenes linkes Auge: "In der Pause musste ich mich langlegen." Zur zweiten Halbzeit wechselt Trainer Funkel. Er lässt jedoch nicht den gegen Ochs völlig überforderten Pejcinovic in der Kabine, sondern bringt Ramos für Domovchiyski. Wichniarek muss weiter zusehen. Bei strömendem Regen zieht sich die Eintracht nun ein wenig zu weit zurück, Hertha hat mehr Ballbesitz, ohne das der Tabellenletzte damit jedoch etwas anfangen könnte. Es läuft die 50. Spielminute, die Eintracht bekommt einen Einwurf auf Höhe der Fünfmeterlinie. Spycher wirft das Leder zu Meier an der Torauslinie, der den Ball bedrängt von Lustenberger und Piszczek mit der Hacke zu Korkmaz spielt. Ümit setzt sich schön gegen Raffael durch und spielt quer vorbei am herauseilenden Torhüter Drobny zu Ochs, der jedoch einen Schritt zu spät kommt. Nicht nur Michael Skibbe ist von seiner Flügelzange angetan: "Ümit hat richtig gut gespielt, wenn auch nicht so spektakulär wie Ochs auf der rechten Seite. Er hatte tolle Flankenläufe, er hat sehr gut gespielt."
Leider viel weniger spektakulär wird es in den kommenden Minuten, die Adler machen nicht mehr als unbedingt notwendig und Hertha spielt, wie es sich für einen Tabellenletzten gehört. Wenn sie schießen sollten, spielen sie ab, wenn sie abspielen könnten, dribbeln sie. Umständlich, ohne Mumm und ohne Ideen. Doch Trainer Funkel denkt gar nicht daran, sein Team umzustellen. Es läuft bereits die 70. Spielminute, am Mittelkreis schieben sich die Adler den Ball auf engstem Raum hin und her, bis es Franz zu viel wird und er nach einem Pass von Schwegler einfach nach vorne sprintet. Er spielt den Ball zu Ochs auf der rechten Außenbahn, der einmal mehr von Pejcinovic nicht aufgehalten wird. Ein flacher Pass an den kurzen Pfosten und Franz grätscht das Leder aus vollem Lauf ins kurze Toreck. Das 2:0 für die Eintracht, bereits das dritte Tor für Franz in dieser Saison, der mit weit ausgebreiteten Armen und violett geschwollenen Auge zur Frankfurter Kurve rennt. "Das ist unglaublich, ich bin wieder mal richtig glücklich", sagt er nach dem Spiel.
Hertha sollte nun alles nach vorne werfen, doch die Eintracht spielt. Diesmal über Meier, der den in den Strafraum sprintenden Ochs in den Lauf spielt. Doch in höchster Not kann der von seiner Abwehr verlassene Torhüter Drobny zur Ecke klären. Ochs selbst tritt die Ecke von der rechten Seite, Friedrich köpft hoch nach vorne, die Abwehr der Herthaner rennt ebenfalls nach vorne. Schwegler jedoch köpft das Leder einfach mal zurück zum plötzlich völlig freistehenden Meier, der das Leder aus acht Meters ins Netz haut. Zum 3:0 für die Eintracht (75.)! Hertha ist nun völlig zusammengebrochen, kommt aber tatsächlich noch einmal zu einer Torchance. Pejcinovic ist es, der sich ohne Begleitung von Ochs nach vorne wagt und Ramos in den Lauf spielt, während es Chris aus der Abwehr drängt. Torhüter Nikolov kommt einen Tick zu spät raus und auch Russ ist einen Tick zu langsam, als der 23jährige Kolumbianer den Ball zum 1:3 ins Netz schiebt. Doch das Tor bleibt nur Ergebniskosmetik, Friedhelm Funkel bringt keinen weiteren Stürmer mehr und die Eintracht bringt das Spiel souverän über die Zeit. Mit nun 19 Punkten bleiben die Adler auf Platz 10 in der Tabelle. (tr)
Michael Skibbe: “Mit der Leistung meiner Mannschaft bin ich sehr zufrieden, besonders über die rechte Seite haben wir immer wieder gefährliche Offensivaktionen gezeigt. Das könnte durchaus ein Modell für die Zukunft sein. Mit diesem Sieg konnten wir uns etwas von unseren direkten Konkurrenten absetzen, nun wollen wir im nächsten Spiel gegen Mainz nachlegen.“ Friedhelm Funkel: “Meine Mannschaft konnte nicht ansatzweise umsetzen, was wir im Vorfeld der Partie abgesprochen haben, vor allem im Mittelfeld. Die Eintracht hat das hier gut runter gespielt und war sehr ballsicher, das habe ich von meiner Mannschaft nicht gesehen.“ Heribert Bruchhagen: “Wir waren 90 Minuten lang besser und haben Hertha nicht mehr aus ihrer Nervosität entlassen" Patrick Ochs: "Die Mannschaft hat seit langem mal wieder Charakter bewiesen, es hat einer für den anderen gespielt."
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