Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart

Bundesliga 2009/2010 - 7. Spieltag

0:3 (0:2)

Termin: Sa 26.09.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 49.750
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Tore: 0:1 Julian Schieber (17.), 0:2 Julian Schieber (31.), 0:3 Thomas Hitzlsperger (54.)

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Eintracht Frankfurt VfB Stuttgart

 


  • Jens Lehmann
  • Stefano Celozzi
  • Serdar Tasci
  • Matthieu Delpierre
  • Arthur Boka
  • Roberto Hilbert
  • Sami Khedira
  • Thomas Hitzlsperger
  • Timo Gebhart
  • Ciprian Marica
  • Julian Schieber

 

Wechsel
Wechsel
  • Clemens Walch für Roberto Hilbert (66.)
  • Zdravko Kuzmanovic für Sami Khedira (78.)
  • Cacau für Julian Schieber (84.)
Trainer Trainer
  • Markus Babbel

 

Paralysiert in die Niederlage

Noch immer ist die Eintracht in dieser Saison in den Pflichtspielen ungeschlagen, mittlerweile sogar als einziges Bundesligateam. Und dies soll auch gegen den so schlecht in die Saison gestarteten VfB Stuttgart so bleiben, wenn es nach Trainer Michael Skibbe geht, der pflichtgemäß vor dem Team von Markus Babbel warnt: “Der VfB verfügt über eine deutlich höhere Qualität, als er das bisher gezeigt hat. Stuttgart ist klasse besetzt und hat unter der Woche durch den hart erkämpften Pokalsieg in Lübeck wieder etwas Selbstvertrauen tanken können. Dennoch wollen wir unbedingt gewinnen, indem wir versuchen, das Spiel zu bestimmen und viele eigene Aktionen nach vorne haben. Wenn dies beherzigt wird, kann man einen Gegner verunsichern.“

Für dieses Ziel muss der Trainer die Mannschaft gegenüber dem furiosen 6:4-Pokalsieg gegen Aachen auf zwei Positionen verändern. Für Ochs, der in der Liga noch gesperrt ist, spielt der von seiner Rippenprellung genesene Franz auf der rechten Abwehrseite. Chris rückt für Vasoski, der sich gegen Aachen einen Rippenbruch zugezogen hat, in die Innenverteidigung und Bajramovic spielt vor der Abwehr. Im Mittelfeld sollen Teber, Caio und Schwegler für Schwung sorgen und die Stürmer Liberopoulos und Meier mit Flanken versorgen.

Im Gegensatz zur Eintracht ist bei den Schwaben Katerstimmung angesagt. Erst ein Sieg nach sechs Spieltagen, nur Platz 15 in der Tabelle und beim 3:1-Pokalsieg nach Verlängerung gegen den Regionalligisten Lübeck hat sich die Mannschaft auch nicht mit Ruhm bekleckert. “Das Spiel war ein Spiegelbild unserer Saison. Hinten machen wir einfache Fehler und vorne machen wir unsere Chancen nicht rein“, sagt Markus Babbel, der gerade seinen Trainerlehrgang in Köln absolviert. Dennoch, "diesen Dreckssieg haben wir gebraucht", meint Roberto Hilpert und Mittelfeldkollege Hitzlsperger ergänzt: "Allein mit Reden kommen wir nicht weiter - wir müssen punkten!"

Und für dieses Ziel würfelt Babbel seine Mannschaft einmal mehr mächtig durcheinander. Anstelle von Pogrebnyak und Cacau werden heute Schieber und Marica stürmen, Khedira spielt statt Kuzmanovic neben Hitzlsperger vor der Abwehr, auf der linken Seite soll Gebhart für Rudy wirbeln und in der Abwehr spielt Celozzi für Träsch. Zudem darf Jens Lehmann wieder das Tor hüten, nachdem er wegen seines Oktoberfestbesuchs nach der 2:0-Niederlage gegen Köln suspendiert worden war.


Bei sonnigem Wetter und fast ausverkauftem Waldstadion zeigt die Nordwestkurve zunächst eine wunderschöne Choreographie in Schwarz und Weiß mit rot-pulsierendem Herz. Herz zeigt jedoch zu Beginn nur der VfB, der das Mittelfeld mit schnellen Pässen zu überbrücken versucht. So in der 1. Spielminute, als Hitzlsperger den Ball auf Gebhart vorlegt, der von Chris bedrängt noch zu Schieber am linken Strafraumeck passen kann. Der 20-Jährige zieht sofort ab, aber Russ kann zur Ecke abblocken.

Die Schwaben machen weiter Druck über Hitzlsperger, der das Leder geschickt verteilt, während die Adler dem Treiben nur ratlos zuschauen. Diesmal spielt er den Ball auf die rechte Seite zu Khedira, der sich gegen Spycher durchsetzt, um zu Marica zu flanken. Chris geht nicht richtig ran, so dass Schieber dazwischenspritzt und das Leder quer zu Gebhart passt, der sofort abzieht. Aber Nikolov reagiert blitzschnell und lenkt den Ball über die Latte (3.).

Alles andere als blitzschnell sind die Bemühungen der Adler, ins Spiel zu finden. Es ist keine Bewegung drin, mit vielen Quer- und Rückpässen versuchen sie, das gut gestaffelte Mittelfeld der Schwaben zu überbrücken, was jedoch bislang gründlich misslingt. Dann aber die 9. Spielminute, einen Pass von Franz spielt Teber direkt in den Lauf von Caio, der auf die rechte Außenbahn ausgewichen ist. Der 23-Jährige geht mit einem kurzen Haken an Khedira und Boka vorbei und passt flach in den Strafraum, wo Liberopoulos den Ball unter Kontrolle bekommt und abzieht. Aber viel zu schwach, Torhüter Lehmann hat keine Mühe, das Leder festzuhalten.

Dies war jedoch nur ein Strohfeuer, ängstlich und pomadig wird der Ball im Mittelfeld hin- und hergeschoben. "Es kam kein sauberer Pass ins Mittelfeld, wir haben immer nur hinten rum gespielt", kritisiert auch Trainer Skibbe.

Dann die 16. Spielminute, Celozzi sprintet aus der eigenen Hälfte nach vorne und spielt zu Marica auf der rechten Außenbahn. Russ ist nur halbherzig bei ihm, so dass sich der 23jährige Rumäne bis an den Strafraumrand durchsetzen kann, um nach innen zu passen. Bedrängt von Franz verlängert Schieber nach Links zum nun freistehenden Gebhart, der sofort aus 8 Metern schießt. Aber Nikolov ist schnell draußen und kann mit dem Fuß glänzend parieren.

Nur eine Minute später kommt erneut eine Flanke von Khedira auf die rechte Außenbahn, diesmal ist es Hilpert, der ohne von Spycher bedrängt zu werden scharf vor den Fünfmeterraum flankt. Chris und Russ schauen zu, als Nikolov das Leder wegfausten will. Stattdessen patscht der den Ball, der ohne sein Zutun wohl ins Seitenaus geflogen wäre, vor die Füße von Schieber. Der ist weniger überrascht als Franz und schiebt das Leder aus 8 Metern ins Netz. Das 1:0 für Stuttgart, was für ein Patzer (17.).


Weitschuss von Meier

Trotz des Rückstandes ist kein Aufbäumen bei den Adlern zu sehen. Kein Pressing, kein direktes Spiel, einfach gar nichts. "Der VfB war in allen Belangen schneller, auch gedanklich. Wir sind nur hinterher gerannt, haben immer zu spät reagiert, fast alles haben wir falsch gemacht", sagt Spycher, der selbst einen schwarzen Tag erwischt hat. Auch das Mittelfeld findet nicht statt, Teber und Schwegler üben sich in Quer- und Fehlpässen, Caio trabt, um auf Bälle zu warten, die er dann in sinnlosen Dribblings prompt verliert, Liberopoulos rennt sich immer wieder fest und Bajramovic ist auf dem Platz nur anwesend. Immerhin versucht es Meier in der 27. Spielminute nach Vorlage von Spycher mit einem Weitschuss, den der beschäftigungslose Torhüter Lehmann ohne Probleme fangen kann. Ansonsten versucht sich Alex die Bälle, die er in der Sturmspitze nicht bekommt, im Mittelfeld sich selbst zu holen.

Die 31. Spielminute, einmal mehr wird ein Angriffsversuch der Eintracht durch Schwegler bereits am Mittelkreis abgefangen, über Gebhart kommt der Ball zum aufgerückten Boka, der von der linken Außenbahn unbedrängt in den Strafraum flankt. Chris grätscht den Ball unkontrolliert auf den überraschten Russ, von dem das Leder zu Schieber prallt. Schieber macht seinem Namen Ehre und schlenzt den Ball überlegt und in aller Seelenruhe aus 11 Metern ins Netz. Das 2:0 für Stuttgart.

Eine Minute später verliert Teber am Mittelkreis das Leder und wieder wird es aus Frankfurter Sicht in die falsche Richtung schnell. Über Hitzlsperger, der von Franz nicht gestoppt werden kann, kommt das Leder zu Khedira, der sofort lossprintet, nachdem Chris am Ball vorbeigrätscht. Russ, der von der Seite kommt, verfehlt den Ball zwar auch, holt dafür jedoch Khedira von den Beinen. Schiedsrichter Graefe zögert keine Sekunde und zeigt Russ die Rote Karte. “Bei der Roten Karte war ich auf der gleichen Höhe wie Sami Khedira. Der Schiedsrichter sagte aber zu mir, dass es ein grobes Foulspiel war und Marco Russ nicht vom Platz geflogen ist, weil er letzter Mann war", sagt Spycher nach dem Spiel. "Da ist der Schiri übers Ziel hinausgeschossen", moniert Skibbe die sehr harte, aber vertretbare Entscheidung von Graefe, der seine Linie weiter konsequent verfolgt - im Zweifel für Stuttgart pfeifen. Auch das DFB-Sportgericht will da nicht hinten anstehen und verurteilt Russ wegen unsportlichem Verhalten zu zwei Spielen Sperre.

Für Russ rückt nun Franz in die Innenverteidigung, Schwegler übernimmt dafür die rechte Abwehrseite. In der 39. Spielminute reagiert Trainer Skibbe und bringt Köhler für Liberopoulos. Bis zur Pause passiert nichts mehr, der VfB führt verdient mit 2:0.

Auch zur zweiten Halbzeit ändert sich nichts, Stuttgart kontrolliert das Spiel und die Eintracht schaut zu. Celozzi tanzt an der Mittellinie mit einer Drehung Spycher aus und passt zu Khedira, der ruhig nach vorne laufen kann. Kurz vor dem Strafraum zieht er ab, aber die Kugel streicht Zentimeter am linken Torpfosten vorbei (47.). Kurz darauf verliert Meier im Mittelfeld lässig den Ball, über Khedira kommt das Leder zu Hilpert auf der rechten Außenbahn, der den Ball in den Strafraum flankt. Gezeter bei den Adlern und Teber schiebt die Kugel ruhig zu Hitzlsperger vor dem Strafraum, der sofort abzieht. Diesmal ist Oka Nikolov auf dem Posten, lässt den strammen Schuss aber nach vorne prallen. Schieber reagiert schneller als Franz und Chris, köpft aber weit über das Tor (49.).

Vier Minuten später kommt Khedira im Halbfeld an das Leder und kann freundlich begleitet von Köhler einen flachen Pass durch die Frankfurter Abwehr spielen, genau auf den startenden Marica, der schneller als Chris ist und sofort abzieht. Aber Nikolov hat den Winkel geschickt verkürzt und kann abwehren. Der Ball trudelt zu Gebhart auf die rechte Seite, doch nun lenkt Franz den Schuss zur Ecke. Gebhart gibt die Ecke von der rechten Seite hoch in den Strafraum zum völlig freistehenden Khedira, der den Ball auf den ebenfalls allein gelassenen Hitzlsperger zurücklegt. Und der zimmert das Leder aus 18 Metern in den vom Schützen aus gesehen linken Torwinkel. Das 3:0 für Stuttgart (54.).


Zlatan Bajramovic

Kurz darauf wechselt Trainer Skibbe den enttäuschenden Caio aus und bringt Fenin, der jedoch auch nicht mehr für Schwung sorgen kann. Außer ein paar Einzelaktionen und überhasteten Spurts von einer Abseitsposition zur nächsten ist vom 22jährigen Tschechen nichts zu sehen. Aber da befindet er sich in guter Gesellschaft, denn gegen sich nun weit zurückziehende Schwaben sorgt einzig Köhler für ein wenig Schwung. Immerhin schafft es Bajramovic mit einem Schuss aus 25 Metern, der von Tasci abgefälscht wird, Torhüter Lehmann zu einer Parade zu zwingen (63.). Seine letzte an diesem Tag.

Währenddessen feiert die Nordwestkurve lautstark. Imaginäre Tore werden bejubelt, “Oh, wie ist das schön“ und “Schon wieder ungeschlagen SGE“ hallt es durch das Waldstadion. Frustbewältigung der Fans. Unterirdisch ist der Versuch einiger Stuttgarter “Anhänger“, sich am Ende auch „Gehör“ zu verschaffen. Kanonenschläge explodieren kurz vor Schluss, viel Rauch um nichts, bevor Schiedsrichter Graefe das Spiel pünktlich abpfeift.

Nach der ersten Saisonniederlage rutscht die Eintracht auf Rang 9 in der Tabelle und hat bis Freitag Zeit, sich Gedanken über ihr heutiges Spiel zu machen. Dann geht es nach Schalke. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Der Sieg war verdient für den VfB. Wir waren heute in der Abwehr zu nachlässig. Das 0:1 war ein unglückliches Tor. Der zweite Gegentreffer und der Platzverweis haben uns dann das Genick gebrochen. Die Topclubs der Liga sind uns in einzelnen Bereichen überlegen, bei Dribbelstärke, Geschwindigkeit und Passsicherheit können wir nicht mithalten.“

Heribert Bruchhagen: "Von der ersten Minute an waren wir wie paralysiert. Wir haben eine deprimierende Niederlage nach einem enttäuschenden Spiel einstecken müssen."

Mike Franz: “Wir brauchen gar keine großen Ausreden zu suchen. Es hört sich blöd an: Wir waren nicht auf dem Platz. Aber heute war es so.“

 

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