Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Bundesliga 2009/2010 - 2. Spieltag

1:1 (1:0)

Termin: Sa 15.08.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 49.000
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 1:0 Caio (17.), 1:1 Albert Bunjaku (65.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Raphael Schäfer
  • Dennis Diekmeier
  • Andreas Wolf
  • Dominik Maroh
  • Horacio Javier Pinola
  • Peer Kluge
  • Jawhar Mnari
  • Marek Mintál
  • Ilkay Gündogan
  • Christian Eigler
  • Isaac Boakye

 

Wechsel
Wechsel
  • Angelos Charisteas für Christian Eigler (56.)
  • Albert Bunjaku für Isaac Boakye (56.)
  • Juri Judt für Horacio Javier Pinola (82.)
Trainer Trainer
  • Michael Oenning

 

Nur ein Punkt im Glutofen Waldstadion

"Wir wollen mit einem Sieg dafür sorgen, dass wir erst mal vorne dabei bleiben, wie das vor 10, 15 Jahren bei Eintracht Frankfurt gang und gäbe war. Ich möchte bewusst nicht zu sehr auf die Euphoriebremse treten. Wir brauchen uns nicht zu verstecken“, sagt Michael Skibbe selbstbewusst vor dem Spiel gegen den Aufsteiger aus Nürnberg, der bei seiner Heimpremiere mit 2:1 gegen Schalke verloren hatte. Dennoch lobt der Trainer den Neuling: “Das ist eine sehr gute Mannschaft, die ihre Stärken in der Umschaltbewegung von Defensive auf Offensive hat, gerade auf rechts ist beim Club viel Feuer im Spiel.“

Leidenschaft und Feuer soll auch die Eintracht bei ihrem ersten Heimspiel der neuen Saison zeigen. Dafür muss Trainer Skibbe jedoch umstellen, denn Schwegler zog sich bei seinem Debüt in der Schweizer Nationalmannschaft gegen Italien eine Innenbanddehnung zu. Für ihn rückt Köhler auf die linke Mittelfeldseite neben Caio und Teber. Amanatidis ist hingegen nach seinem Bluterguss, den er sich in Bremen zuzog, wieder einsatzbereit und stürmt an der Seite von Meier.

Gut gerüstet glaubt sich auch Club-Trainer Michael Oenning, der von Armin Reutershahn, dem ehemaligen Co-Trainer von Friedhelm Funkel, assistiert wird: “Ich glaube, wir werden bei der Eintracht ein gutes Spiel machen.“ Für sein Ziel “Platz 15“ verändert er seine Startelf gegenüber der 2:1-Niederlage gegen Schalke nicht. Hinter den zwei Stürmern Eigler und Boakye soll Mintal mit Kluge und dem 18-jährigen Gündugan die Fäden ziehen. Keine Änderung gibt es in der Abwehr der Franken, die in der Rückrunde der zweiten Liga nur zwölf Tore kassierten. Überhaupt vertraut Trainer Oenning der Mannschaft, mit der er auch den Aufstieg geschafft hat, Leverkusen-Rückkehrer Charisteas und Neuzugang Broich, der von Köln kam, sitzen auf der Bank.

Samstagnachmittag, strahlender Sonnenschein, die Nordwestkurve verwandelt sich in ein Meer aus riesigen Transparenten und schwarz-weißen Fahnen und aus den Lautsprechern ertönt das Lied: “Der Meister heißt Eintracht“. Die Zuschauer werden Teil der großartigen Choreographie der Ultras zu Ehren des Deutschen Meisters von 1959.


Ehre, wem Ehre gebührt... (und ein Dank an Stefan für die Fotos)

Danach geht es trotz Temperaturen von weit über 30 Grad munter los. Es läuft die 2. Spielminute und die Eintracht ist im Angriff. Teber wird das Leder vor dem Strafraum von den Füssen gegrätscht, ein langer Pass, Rechtsverteidiger Diekmeier sprintet mit freundlicher Begleitung von Teber aus der eigenen Hälfte bis vor den Strafraum der Adler und zieht ab. Sein Schuss geht knapp am linken Pfosten vorbei, Torhüter Nikolov wäre aber auch zur Stelle gewesen. Vier Minuten später schickt Spycher auf der linken Seite Amanatidis. Der dribbelt sich am Strafraumrand fest, Wolf will klären, rutscht aber aus, so dass Amanatidis im Strafraum erneut an das Leder kommt, leider aber deutlich verzieht.

Weiter wogt das Spiel hin und her, denn die Nürnberger verstecken sich nicht, greifen die Adler früh an, um dann schnell nach vorne zu spielen. So in der 12. Minute, als Caio das Leder am Strafraum weggespitzelt wird. Zwei kurze Pässe und Kluge spielt den Ball Eigler genau in den Lauf. Russ grätscht dazwischen, Eigler kommt auf der Strafraumlinie zu Fall, aber zu spektakulär für Schiedsrichter Weiner, der weiterspielen lässt.

Es läuft die 17. Spielminute, Nürnberg ist im Angriff über Kluge, der das Leder vor dem Strafraum der Eintracht verliert. Meier bekommt den abgewehrten Ball, spielt schnell nach vorne zu Caio, um selbst nach vorne zu sprinten. Caio wird kaum bedrängt und könnte aus knapp 30 Metern nun selbst schießen, entscheidet sich aber zu einem flachen Pass auf Amanatidis auf der linken Außenbahn. Der wiederum sieht, dass Meier nach vorne gelaufen ist und sich seiner Bewacher entledigen kann. Eine wunderbare Flanke an das rechte Fünfmeterraumeck, Meier legt das Leder mit dem Kopf zurück auf Caio, der das Leder aus 9 Metern eiskalt ins linke Toreck schießt. Das 1:0 für die Eintracht, welch ein schöner Spielzug!


Caios Pass auf Amanatidis


Kopfballvorlage von Meier

Caio vollendet

Doch statt nun konsequent nachzusetzen, ziehen sich die Adler ein wenig zurück und überlassen den Franken das Mittelfeld. Dies nutzt der Club und hat mehr Ballbesitz, doch spätestens vor dem Strafraum spielen sie umständlich - da ein Haken zu viel, hier ein schlampiger Querpass. Russ und Vasoski haben bisher keine Mühe mit den Nürnberger Stürmern Eigler und Boakye, Torhüter Nikolov verlebt einen ruhigen Nachmittag. Eingreifen muss er lediglich bei einem wuchtigen Distanzschuss von Mintal aus fast 25 Metern. Russ kann den Abpraller zur Ecke klären (25.).

Aber auch die Eintracht macht es nicht viel besser. Schnell werden die Konter meist über die Außenbahnen begonnen, doch spätestens vor dem Strafraum wird es zu ungenau. In der Mitte fehlt die Abstimmung, Caio wird zu selten angespielt, zudem weicht Amanatidis immer wieder auf die linke Seite aus, während Köhler in die Mitte rückt, Chris und Teber hingegen all zu oft hinten stehen bleiben. Die Adler laufen viel, aber sie spielen nicht miteinander. Dies wiederum schafft den Franken Raum, wenn sie über die Außen ihre Angriffe starten.

Kurz vor der Halbzeit erhöhen die Nürnberger noch einmal den Druck. Eher zufällig kommt das Leder nach einem Pass von Diekmeier im Getümmel zu Mintal, der sofort abzieht - Vasoski kann abblocken (39.). Danach versucht sich Eigler noch einmal vergeblich mit einem Drehschuss, der am rechten Pfosten vorbei geht (44.). Von der Eintracht kommt in diesen Minuten nichts. Dies moniert auch Trainer Skibbe zur Halbzeit: "Wir waren nach dem 1:0 nicht mehr so aggressiv und haben in den Mannschaftsteilen nicht mehr eng genug zusammengestanden", verzichtet aber vorerst auf einen Wechsel.


Chris klärt per Kopf

Auch zur zweiten Halbzeit beginnt Nürnberg druckvoll, was der Eintracht erneut Raum für schnelle Konter eröffnet. Es läuft die 53. Spielminute, ein Angriff der Franken wird abgefangen. Meier reagiert schnell und spielt in der eigenen Hälfte schön auf Caio, der das Leder direkt in den Lauf von Amanatidis spielt. Der Grieche sprintet nach vorne, wird ein wenig nach links abgedrängt und zieht am Strafraumrand flach ab, aber Torhüter Schäfer kann das Leder reaktionsschnell mit den Fingerspitzen parieren. Nur eine Minute später setzt sich Diekmeier auf der rechten Seite gegen Spycher durch und flankt in den Strafraum auf Eigler, der das Leder per Kopf auf Boakye ablegt - zum Glück kann Vasoski auf der Linie für Oka Nikolov klären. Der direkte Gegenzug läuft über Caio, der das Leder zu Teber im rechten Halbfeld passt. Der 28-Jährige sieht, das Amanatidis sich am linken Strafraumrand freiläuft und schlenzt ihm das Leder in den Lauf. Ioannis nimmt das Leder an und zieht aus acht Metern voll ab, aber erneut ist der Winkel ein wenig zu spitz, wieder kann Torhüter Schäfer parieren und das Leder über die Latte lenken (54.).

Nun reagiert Club-Trainer Oenning und tauscht den kompletten Sturm aus, für Eigler und Boakye kommen Bunjaku sowie Charisteas (56.). Keinen Wechsel gibt es hingegen bei der Eintracht, obwohl das Spiel der Adler nun immer mehr ins Trudeln gerät. Zu viele Querpässe, zu viele weite Abschläge von Torhüter Nikolov, die meist beim Gegner landen. Amanatidis fasst sich ein ums andere Mal an das operierte Knie, bei Meier mehren sich die Fehlpässe und Teber kann offenkundig nicht mehr. Nürnberg hingegen erhöht den Druck mit den frischen Stürmern.

Es läuft die 65. Spielminute, ein Einwurf an der Mittellinie wird vom Club schnell ausgeführt, das Leder kommt in der Mitte zu Bunjaku, der es direkt in den Lauf von Charisteas spielt. Vasoski kann dem Griechen nicht folgen und so zieht der aus halblinker Position im Strafraum ab, Nikolov pariert mit einer Faustabwehr, doch die Kugel trudelt genau vor die Füße des nachrückenden Bunjaku, der sie ins verwaiste Tor einschiebt. Der 1:1-Ausgleich.

Nun reagiert Trainer Skibbe und bringt Bajramovic für den völlig erschöpft wirkenden Teber (68.) und fünf Minuten später Fenin für Meier. Doch es ändert sich nicht viel am Spiel der Adler, sie wirken müde, ganz im Gegensatz zu den Franken, die das Spiel nun im Mittelfeld bestimmen, damit zumeist aber nichts anzufangen wissen. Es läuft die 79. Spielminute, eine Ecke von der linken Seite können die Adler nicht richtig klären. Der Ball kommt zu Kluge am linken Strafraumrand, der zu Charisteas flankt. Das Leder wird abgeblockt, Charisteas zieht ab und Bunjaku grätscht in den Schuss, der nun im Netz zappelt. Schiedsrichter Weiner entscheidet auf Abseits, es ist eine knappe Entscheidung, die auch anders hätte ausfallen können.

Nürnberg drängt auf den Siegtreffer, die Adler können sich kaum noch befreien. Dann aber die 84. Spielminute, es gibt Einwurf von der rechten Seite. Chris wirft weit in den Strafraum, Amanatidis verlängert den Ball mit dem Hinterkopf genau auf Bajramovic vor dem Fünfmeterraum. Der versucht akrobatisch das Leder mit dem Fuß in Richtung Tor zu bringen, das misslingt. Ob er da nicht besser einen Kopfball versucht hätte? Kurz darauf kommt Franz für Chris in die Partie und rückt in die Innenverteidigung, Russ dafür vor die Abwehr.

Es läuft bereits die letzte Spielminute, nach einem Foul an Fenin gibt es Freistoß für die Eintracht. Ochs schlägt das Leder in den Strafraum, ein Nürnberger klärt, doch Köhler kommt an den Ball und zieht ihn volley auf den Kasten, verzieht jedoch um ein paar Zentimeter. Verdient wäre die Führung auch nicht mehr gewesen.

So bleibt es beim 1:1, die Eintracht hat nun vier Punkte auf dem Konto und muss am kommenden Wochenende zu den noch punktlosen Kölnern. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: “Unser Spiel hatte heute insgesamt sehr viele Höhen und Tiefen, bis zu unserem Führungstor war ich sehr zufrieden mit meiner Mannschaft, wir haben flüssig kombiniert und uns auch Torchancen erarbeitet. Nach der Führung haben wir den Nürnbergern zu viele Räume gelassen. Gar nicht gefallen hat mir, dass wir bei vielen guten Chancen bis 25 Meter vors Tor alles richtig, dann aber alles falsch gemacht haben. Insgesamt war es ein gerechtes Ergebnis."

Heribert Bruchhagen: “Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Der Ablauf des Spiels hat nicht mehr hergegeben. Ab der 60. Minute hatte Nürnberg mehr Laufvermögen, präsentierte sich als stabile Mannschaft, die eine Niederlage nicht verdient gehabt hätte.“

Ioannis Amanatidis: “Es waren unglaubliche Witterungsbedingungen, am Ende war das Ergebnis leistungsgerecht. In der zweiten Halbzeit war es ein offener Schlagabtausch. Da konnte alles passieren.“

 

REPORTAGEREIMWERK von philadlerist

15.08. / 2. Spieltag Heimspiel:

EINTRACHT 1 : 1 1. FC NÜRNBERG
Tabellenplatz 5

Erwartungen, Spekulationen und Euphorie
Dies alles so schön wie fast noch nie
Oder sagen wir mal, wie schon lang nicht mehr
Gingen dem ersten Heimspiel vorher
Bei deutlichem Sieg winkt Stimmungsgewinn
Da wär ja sogar die Tabellenführung drin
Und tatsächlich nach siebzehn Minuten
Startet die Eintracht einen sensationell guten
Griechisch-deutsch-brasilianischen Angriff
Und schenkt so dem Spiel seinen zweiten Anpfiff
Vom Mittelkreis, wie nach Toren so üblich
Und zunächst für die Franken betrüblich
Doch wir Frankfurter Fans träumen noch davon
Wahrscheins für den gesamten Rest der Saison
Denn nach diesem Traumtor zeigt die Blitztabelle
Unseren Adler an aller oberster Stelle

Das erinnert spontan an bessere Zeiten
Wohl auch unsere Spieler, denn die bereiten
Nun den Nürnbergern kaum noch Schwierigkeiten
Die Laufbereitschaft, das Zweikampfbestreiten
Und damit das schnelle Spiel in die Spitze,
Werden allmählich Opfer der Hitze
Die Adler ziehen sich deutlich zurück
Und spekulieren wohl auf ihr Konterglück
Die Nürnberger, jetzt schon fast feldüberlegen
Halten zwar konzentrierter dagegen
Aber irgendwie neutralisieren beide sich
Doch bis zum pünktlichen Pausenpfiff

Nach der Pause keimt noch mal Hoffnung auf
Amanatidis kommt zweimal zum Lauf
Alleine auf Torwart Schäfer zu
Der aber stellt jeweils den Winkel zu

Danach bauen die Adler zunehmend ab
Das Eins Null von Caio war vorher schon knapp
Aber jetzt wird es doch allmählich eng
Die Franken schnüren die Frankfurter ein
Und drücken uns schließlich die Pille rein
Charisteas zwingt Nikolov zur Parade
Und Bunjaku staubt ab. Ja, irgendwie schade
So war die Tabellenführung dahin
Und für Nürnberg war sogar noch mehr drin
Zum Glück hat der Schiedsrichter ein Abseits gesehn
Und so blieb zuletzt das Einseins stehn

Tja, so folgt nach Bremen der Dämpfer schnell
Im Frankfurter Nürnberger Würstchenduell
Ach, hättet Ihr Helden nur Dreinull gewonnen
Wir könnten uns eine Woche lang sonnen
Aber so sind wir genau genommen
Mit blauem Auge davon gekommen

 

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