SG 01 Höchst - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 2008/2009

1:17 (0:10)

Termin: Dienstag, 19.05.2009 im Stadtpark Höchst
Zuschauer: 1000
Schiedsrichter:
Tore: 0:1 Ümit Korkmaz (12.), 0:2 Nikos Liberopoulos (14.), 0:3 Caio (17.), 0:4 Caio (20.) 0:5 Ümit Korkmaz (27.), 0:6 Markus Steinhöfer (29.), 0:7 Nikos Liberopoulos (34.), 0:8 Faton Toski (38.), 0:9 Nikos Liberopoulos (39.), 0:10 Nikos Liberopoulos (42.), 0:11 Martin Fenin (50.), 0:12 Martin Fenin (59.), 0:13 Martin Fenin (61.), 0:14 Martin Fenin (63.), 0:15 Faton Toski (66.), 0:16 Caio (69.), 1:16 Mourad El Uardani (83.), 1:17 Alexander Meier (87.)

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SG 01 Höchst Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Alexander Karsten
Trainer

 

Torschusstraining vor dem großen Knall

Vereinbarungen sollen eingehalten werden und Imagepflege ist notwendig. Dennoch kommt dieses Freundschaftsspiel nach den zuletzt so schwachen Auftritten in der Bundesliga und der immer lauter und harscher werdenden Kritik an Trainer Funkel vier Tage vor dem Saisonfinale gegen den HSV zur Unzeit. Die SG 01 Höchst ist zwar einer der traditionsreichsten und ältesten Vereine in Hessen, spielte von 1977 bis 2002 in der Oberliga und nahm 1998 sogar am DFB-Pokal teil, doch nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten musste der Verein 2003 Insolvenz anmelden. Aktuell spielt Höchst in der Kreisliga A Main-Taunus und stellt somit für die Adler weniger als einen notwendigen Trainingspartner dar.

Dennoch wollen gut 1.000 Zuschauer im westlichen Frankfurter Stadtteil die Eintracht sehen, wo sonst kann man den Stars einmal so richtig nahe kommen? Und seinen Unmut zeigen, wie eine Gruppe Zuschauer pünktlich zum Anpfiff demonstriert, die etwas unkoordiniert “Funkel raus“ ruft. Hören kann er es freilich nicht, denn der Trainer hat sich eine grippebedingte Auszeit nach dem Vormittagstraining genommen. Gecoacht werden die Adler heute von Co-Trainer Reutershahn und Torwarttrainer Menger. Und es sind fast alle Profis mitgekommen, sogar die Langzeitverletzten Preuß und Tsoumou nehmen auf der Bank als Zuschauer Platz, lediglich Amanatidis, Mahdavikia und Vasoski fehlen.

Es ist ein ganz lockerer Beginn, die Eintracht lässt den Ball und den Gegner laufen, in den Trainingseinheiten geht es härter zur Sache. Immerhin, knapp 15 Minuten kann sich die SG Höchst schadlos halten, doch dann fallen die Tore fast im Minutentakt.

Zunächst ist es Korkmaz, der den Torhüter ausdribbelt und das 1:0 erzielt. Kurz darauf zieht Liberopoulos ab, der Ball springt vom Innenpfosten ins Netz. Danach ist es Caio, der die kompletten 90 Minuten durchspielt und mit zwei Toren zum 4:0 erhöht. Auch Korkmaz, Toski, Liberopoulos und Steinhöfer können einnetzen, bevor Liberopoulos mit zwei weiteren Toren den 10:0 Pausenstand erzielt. Nikolov muss bislang nicht einmal reagieren, da Höchst so gut wie gar nicht in die Hälfte der Adler kam. “Ich fand das Spiel trotzdem richtig gut. Es ist eine einmalige Sache gegen die Eintracht zu spielen. Die sind zehnmal schneller wie wir. Da hat man keine Chance“, erzählt der Höchster Libero El Isaoui.

Zur zweiten Halbzeit wechselt Reutershahn aus, für Nikolov steht nun Lehmann im Kasten, zudem kommen Meier, Fenin und Jung für Fink, Liberopoulos und Ochs in die Partie. Und es geht so weiter, wie die erste Halbzeit endete, mit vielen Toren. Fenin legt mächtig los und erzielt in schneller Folge vier Tore zum 14:0 für die Eintracht.

Dann folgt der schönste Treffer des Abends. Petkovic sieht, dass der Höchster Ersatz-Torwart Gottschalk zu weit vor seinem Tor steht, und haut das Leder mit einem tollen Heber aus rund 35 Metern über den staunenden Gottschalk ins Netz. “Ich habe ihn noch kommen sehen, den hätte ich aber sowieso nicht bekommen“, erzählt der Torhüter nach dem Spiel.

Nach dem 16:0 durch Caio dürften aber auch die Gastgeber einmal jubeln. Both setzt sich auf der linken Seite durch und passt quer zu El Uardani, der das Leder sicher an Torhüter Lehmann vorbei zum 1:16 einschiebt. “Das war natürlich ein besonderes Tor für mich. Ich wurde für das Spiel extra von der Arbeit freigestellt“, freut sich El Uardani, der für diesen Treffer von Trainer Karsten eine Reise nach Mallorca geschenkt bekommt.

Den Schlusspunkt kurz vor dem Ende der Partie setzt Meier mit einem wuchtigen Schuss zum 17:1-Endstand, mit dem Torhüter Gottschalk nicht ganz zufrieden ist: “Ich hatte zwischen 12:0 und 15:0 getippt. Das war schon ein brutales Tempo.“

Danach beginnt der Ansturm auf die Autogramme, der Vorsitzende der SG Höchst, Helmut Wagner, ist zufrieden: “Die Resonanz war sehr gut und für die Jungs war das ein Riesen-Erlebnis. Ich finde es hervorragend, dass die Eintracht mit allen Stars hier war. Das war super.“


Chronik der Ereignisse. Der Trainer beim Vormittagstraining, erste Gerüchte, der Rücktritt.

Friedhelm Funkel am Dienstagvormittag zur anstehenden Aufsichtsratssitzung am Montag nach dem letzten Spieltag: „Ich habe noch nie in meinem Leben vor irgendetwas Angst gehabt. Schon gar nicht davor, dass ich meinen Job verlieren könnte. Ich habe ein gutes Trainerteam, ich weiß einen guten Vorstand und gute Mitarbeiter auf der Geschäftsstelle hinter mir – deswegen fühle ich mich in dieser Situation in keinster Weise alleingelassen.“

Friedhelm Funkel, ebenfalls am Dienstagvormittag: "Ich habe schon vor einiger Zeit gesagt: Wenn hier mal ein neuer Trainer herkommt, geht es in Frankfurt genauso weiter. Der andere Trainer ist dann erfolgreicher oder auch nicht. Aber das ist nicht entscheidend, entscheidend ist, wenn Bruchhagen nicht mehr da ist, bricht der ganze Verein zusammen. Da geht es hier wieder so zu wie vor sieben Jahren. Ich hoffe für Eintracht Frankfurt, dass Bruchhagen bleibt, es gibt hier ja auch ein paar Vernünftige."

Mittwoch, 20. Mai, 17:30 Uhr, es gibt, ausgelöst durch Indiskretionen aus dem Aufsichtsrat, erste Zeitungsmeldungen, nach denen Friedhelm Funkel mit sofortiger Wirkung entlassen werden soll. Dies wird zunächst von der Pressestelle der Eintracht dementiert: “Dies ist absoluter Quatsch. Funkel wird bei der turnusmäßigen Pressekonferenz am Donnerstag ganz normal anwesend sein.“

Donnerstag, 21. Mai, 12:00 Uhr: Friedhelm Funkel gibt bei der Pressekonferenz seinen Rücktritt bekannt: “Ich habe mit Heribert Bruchhagen gesprochen und ihn gebeten, mein Vertragsverhältnis, das eigentlich bis Sommer 2010 gegangen wäre, zum 30. Juni aufzulösen. Mein Beschluss reifte langsam und hat nichts mit den Anhängern zu tun. Ich wollte mit dieser Maßnahme den Druck von der Mannschaft nehmen, da sie offensichtlich Probleme hatte, mit der Situation umzugehen. Die Spieler sollen unbelastet in die neue Spielzeit gehen. Ich hatte hier meine schönste Zeit als Trainer überhaupt und wünsche der Mannschaft für die Zukunft alles Gute. Eintracht wird immer in meinem Herzen bleiben!“

Donnerstag, 21. Mai, 14:30 Uhr: Anstelle des Nachmittagstraining gibt es einen Waldlauf, hunderte Fans, darunter hauptsächlich Ultras versammeln sich vor der Haupttribüne, um die Mannschaft für ihre Leistungen der letzten Wochen zur Rede zu stellen. Zunächst ist es Kapitän Amanatidis, der die Antworten gibt: “Nächste Saison müssen der neue Trainer, die Mannschaft und die Fans wieder einen gemeinsamen Weg finden, in diesem Jahr waren Mannschaft und Fans keine Einheit.“ Amanatidis wird mit Beifall verabschiedet. Später stoßen Fink, Korkmaz, Ochs und Steinhöfer dazu und versichern, alles für die Eintracht geben zu wollen. Erneut brandet Beifall auf, danach zieht ein Gewitter über dem Waldstadion auf. Hoffentlich ein gutes Omen. (tr)

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