Eintracht Frankfurt -
Werder Bremen |
Bundesliga 2008/2009 - 32. Spieltag
0:5 (0:0)
Termin: Mi 13.05.2009, 20:00 Uhr
Zuschauer: 51.000
Schiedsrichter: Peter Sippel (München)
Tore: 0:1 Torsten Frings (51., Foulelfmeter), 0:2 Torsten Frings (56.), 0:3 Alexandros Tziolis (60.), 0:4 Claudio Pizarro (62.), 0:5 Hugo Almeida (77.)
Eintracht Frankfurt | Werder Bremen |
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In elf Minuten auseinandergenommen Mittwochabend, das letzte Flutlichtspiel der Saison vor über 50.000 Zuschauern im Waldstadion steht an und die Eintracht will die letzten Punkte für den Klassenerhalt einfahren. Zudem gilt es gegen die in dieser Saison auswärtsschwachen Bremer, die 0:5-Niederlage aus dem Hinspiel vergessen zu machen. Dies sieht auch Trainer Funkel so, der von seiner Mannschaft Kampfgeist einfordert: “Wir müssen uns robust gegen die Bremer zur Wehr setzen, dann haben wir eine Chance. Wir wollen gewinnen und das geht nur, wenn wir die nötige Aggressivität zeigen.“ Diese hat Caio im Training vermissen lassen, kritisiert Funkel und streicht den 22jährigen Brasilianer: “Wir haben 25 Mann im Kader und nur 18 Kaderplätze zu vergeben. Da muss sich jeder Spieler im Training anbieten und den Trainer überzeugen. Wer nicht überzeugt, der hat auch keine Chance zu spielen.“ Im Team steht hingegen wieder Kapitän Amanatidis, der je nach Spielverlauf sein Comeback feiern könnte und sehr glücklich darüber ist: “Wieder dabei zu sein, die ganzen Emotionen hautnah mitzukriegen und nicht nur von der Tribüne aus, ist das Beste, was einem Spieler passieren kann. Ich war ja so lange nicht dabei, fast sieben Monate nicht. Das ist eine verdammt lange Zeit.“ Gegenüber dem 1:1 in Hannover ändert Friedhelm Funkel die Adler auf zwei Positionen: Für Korkmaz, der noch an einer Muskelverhärtung laboriert, spielt Liberopoulos in der zentralen Angriffsposition, Fenin rückt dafür auf die linke Außenbahn. Zudem ersetzt der zuletzt gelbgesperrte Chris im defensiven Mittelfeld Fink. Für Bremen ist die Bundesligasaison als Tabellenzehnter mit nur einem Auswärtssieg quasi schon gelaufen. Was zählt, ist das UEFA-Cup-Endspiel in Istanbul in der kommenden Woche sowie das Pokalendspiel in Berlin. Und so ändert Trainer Schaaf sein Team auch aufgrund der Verletzungen von Diego und Mertesacker im Vergleich zum 2:0-Heimsieg gegen den HSV auf sechs Positionen: Kapitän Baumann rückt für den verletzten Naldo neben Prödl in die Innenverteidigung, dafür spielt Frings heute auf der Sechserposition neben Tziolis und Neumeyer im Mittelfeld. Außerdem stürmt Pizarro anstelle von Almeida an der Seite von Rosenberg. Es ist ein ruhiger Beginn im Waldstadion, Werder überlässt der Eintracht weitgehend die Initiative und zieht sich bei Ballbesitz der Adler weit in die eigene Hälfte zurück. Keineswegs das Spiel, das der Eintracht behagt, so dass sich zunächst keine Torchancen ergeben. Dann jedoch ein schneller Gegenstoß über Pizarro, der das Leder vorbei am grätschenden Russ direkt in den Lauf von Frings spielt. Bellaïd hastet ihm vergeblich hinterher, Frings legt sich das Leder im Strafraum jedoch zu weit vor und trifft kurz vor der Torauslinie allein vor Pröll nur das Außennetz (6.). Die Adler bemühen sich weiter meist über die linke Seite mit Fenin und Spycher, doch die Flanken bleiben zumeist harmlos. So ist es Inamoto, der aus 20 Metern nach Zuspiel von Meier einfach einmal mit seinem schwächeren linken Fuß abzieht, Torhüter Wiese kann dem Schuss jedoch gelassen hinterher schauen (10.). Dann die 13. Spielminute, nach einem Foul von Fritz an Fenin im linken Halbfeld gibt es Freistoß für die Eintracht. Mahdavikia schlenzt das Leder in den Strafraum, Meier verlängert mit dem Kopf auf Fenin, doch dessen Kopfball aus 6 Metern ist leichte Beute für Wiese. Kurz darauf ist wieder die Eintracht im Angriff, Inamoto verliert das Leder und Bremen kontert. Der wieselflinke Özil spielt Rosenberg auf der linken Seite in den Lauf, aber der Schwede setzt das Leder bedrängt von Russ aus spitzem Winkel am langen Toreck vorbei (14.). Drei Minuten später ergibt sich erneut eine Konterchance für Werder über Frings und Boenisch, der sich auf der linken Außenbahn leicht gegen den zurücklaufenden Mahdavikia durchsetzt und in den Strafraum flankt. Pizarro steigt höher als Bellaïd und trifft das Leder aus sechs Metern, aber Torhüter Pröll reagiert blitzschnell und kann den Ball mit der linken Faust von der Linie holen. Rosenberg kommt an den Abpraller, setzt den Ball aber bedrängt von Meier knapp neben das Tor (17.). Dennoch, die Adler bestimmen nun das Spiel mit schönen Kombinationen immer wieder über Meier und Fenin. So auch in der 23. Spielminute, als Russ sich im Mittelfeld das Leder erkämpft und vorrückt. Es folgt ein Doppelpass mit Meier und das Leder kommt zu Liberopoulos. Ein direkter Pass in den Lauf von Meier, der sich in den Strafraum geschlichen hat und aus acht Metern schiebt „der Lange“ Torhüter Wiese das Leder durch die Beine, doch Boenisch kann den Ball mit einer Grätsche in letzter Sekunde noch von der Linie kratzen. Die Eintracht bleibt am Drücker, doch die nächste gute Möglichkeit ergibt sich erst wieder in der 36. Spielminute. Es ist ein Konter der Eintracht über Chris und Meier, Liberopoulos kommt im Halbfeld an das Leder, sprintet nach vorne und schiebt den Ball durch die Abwehr auf den startenden Fenin, der auf Wiese zuläuft und aus 14 Metern abzieht. Wiese ist jedoch blitzschnell draußen, reagiert prächtig und kann den Schuss im Nachfassen festhalten. Nachdem Özil noch eine Möglichkeit nach Ecke von Frings vergibt (41.), geht das Spiel mit 0:0 in die Pause. Dennoch, Zuschauer und auch Trainer Funkel sind mit dem couragierten Auftritt zufrieden: "Ich habe meiner Mannschaft in der Halbzeit gesagt, dass wir so konzentriert weiter spielen müssen wie in den ersten 45 Minuten." So ist es, mit Beginn der zweiten Halbzeit spielt nur die Eintracht. Die 47. Spielminute, Flankenwechsel von Mahdavikia auf den aufgerückten Spycher, dann ein kurzer Pass auf Fenin, der das Leder in den Strafraum schlägt. Die Kopfballabwehr eines Bremers kommt genau auf Liberopoulos, der aus 15 Metern flach in die linke Ecke abzieht, doch erneut pariert Wiese glänzend. Die Eintracht ist weiter im Vorwärtsgang, doch dann wird das Leder abgefangen. Özil startet auf der linken Seite und kann von Mahdavikia nicht gehalten werden, der 20jährige spielt einen Doppelpass mit Pizarro und will im Strafraum schießen. In diesem Moment fädelt der zurückgeeilte Ochs von hinten ein und bringt Pizarro zu Fall. Schiedsrichter Sippel zögert nicht, entscheidet auf Elfmeter und zeigt Ochs zudem die Rote Karte. Er wird das nächste Spiel in Bochum aussetzen müssen. Frings tritt an und versetzt Torhüter Pröll mit einem wuchtigen Schuss ins linke obere Eck, das 1:0 für Bremen (51.). Was danach passiert, fasst Spycher zusammen: “Nach dem 0:1 war es einfach nur noch schlecht. Jeder muss sich da an die eigene Nase fassen. Wir wollten auf alle Fälle die Ordnung beibehalten. Was dann aber passiert war, ist für mich unerklärlich.“ Torhüter Pröll ergänzt: "Nach dem 0:1 sind wir völlig zusammengebrochen.“ So ist es, Trainer Funkel verzichtet auf einen Wechsel, so dass die rechte Außenverteidigerposition unbesetzt bleibt. Zudem treibt es nun plötzlich auch Bellaïd nach vorne - an der linken Strafraumgrenze der Bremer vertändelt er den Ball nach Zuspiel von Liberopoulos gegen Frings und Baumann. Özil schlägt das Leder nach vorne, wo nun auch auf der rechten Außenbahn freie Bahn herrscht, da Mahdavikia viel zu weit vorne steht. Rosenberg spielt das Leder flach in den Strafraum, Tziolis kommt am linken Fünfmeterraumeck unbedrängt an das Leder, spielt zurück auf Pizarro, der den Ball wiederum zurück auf Frings legt. Aus der Drehung schießt der das Leder aus 18 Metern flach ins lange linke Eck, keine Chance für Pröll. Das 2:0 für Bremen (56.), bei dem die Frankfurter Abwehr nur Zuschauer ist. Noch immer reagiert Trainer Funkel nicht, vogelwild versuchen die Adler nach vorne zu spielen, aber Bremen stellt sich routiniert dagegen und kontert. In unnötiger Gemeinschaftsarbeit foulen Bellaïd und Mahdavikia Rosenberg unweit der linken Eckfahne, es gibt Freistoß für Bremen. Özil schlenzt das Leder in den Strafraum, Tziolis steigt fast unbedrängt vom neben ihn stehenden Fenin hoch und köpft den Ball zum 3:0 in die rechte lange Ecke (60.). Die Stimmung bei den Frankfurter Fans kippt nun endgültig, Pfeifkonzerte und “Funkel raus“-Rufe wechseln sich ab. Zwei Minuten später nimmt das Debakel weiter seinen Lauf. Tziolis spielt vom Mittelkreis aus einen langen Ball auf Özil, der freundlich begleitet von Mahdavikia den Ball quer zu Pizarro spielt. Bellaïd schaut zu, während Pizarro das Leder vor dem Fünfmeterraum per Volleyschuss im rechten Toreck versenkt. Das 4:0 für Bremen (62.). Nachdem bereits U23-Spieler Andersen für Frings zu seinem ersten Bundesligaeinsatz kommt (59.), schont Trainer Schaaf nun auch Pizarro und bringt Almeida (63.). Trainer Funkel lässt seine nun völlig in sich zusammenbrechende Mannschaft unverändert. Bremen hat allerdings erst einmal genug, sie lassen Ball und die Eintracht laufen und kontrollieren das Spiel völlig. Große Teile des Frankfurter Publikums unterbieten unterdessen die Leistung auf dem Platz und quittieren jeden Ballbesitz eines Adlers mit einem höhnischen “Hey“, während einige Fans das Waldstadion fluchtartig verlassen. In der 74. Minute reagiert Trainer Funkel endlich und bringt Jung für Liberopoulos sowie später Fink für Inamoto (77.). Kurz zuvor erhält Bellaïd für ein überflüssiges Foul an Almeida seine fünfte Gelbe Karte und muss wie Ochs gegen Bochum aussetzen. Für den Freistoß bildet die Eintracht eine Vier-Mann-Mauer, der Ball wird kurz angetippt und Almeida knallt das Leder aus über 30 Meter mittig auf den Kasten des verdutzten Pröll, der die Arme nicht mehr schnell genug hochreißen kann. Der Ball schlägt im Netz ein, es steht 5:0 für Bremen (77.) und nicht nur die Bremer Fans jubeln nun. Der Rest des Spiels ist ein Spießrutenlauf für die Adler, gedemütigt von den Bremern, abwechselnd ausgepfiffen und verhöhnt von den eigenen Fans, schleppen sie sich bis zum Schlusspfiff durch. Nicht nur im Stadion, auch vor dem Haupteingang, an dem sich hundert Fans postiert haben, schallen die "Funkel-raus"-Rufe und "Wir ham die Schnauze voll" durch das Stadion. Es ist die höchste Heimniederlage seit dem 0:6 gegen Hamburg im April 1991, die damals für die Entlassung von Trainer Jörg Berger sorgte. Dennoch bleibt die Eintracht weiterhin auf Rang 13, mit nunmehr 5 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. (tr)
Friedhelm Funkel: “Ich bin enttäuscht über die ärgerliche Niederlage. Wir haben in elf Minuten das Spiel verloren, das darf so nicht passieren. Es lag daran, dass wir versucht haben, sofort den Ausgleich zu erzielen und nach vorne gespielt haben. Dies haben wir in der Hinrunde beim 0:1 auf Schalke anders gemacht. Da haben wir nach der Roten Karte für Chris sehr defensiv weiter agiert und uns so bis zum Schluss die Möglichkeit offen gehalten, den Ausgleich zu erzielen.“ Heribert Bruchhagen: "Es ist sehr deprimierend, dass wir so auseinandergenommen wurden. Am Klassenverbleib habe ich seit unserem Sieg gegen Gladbach keine Zweifel, aber das ist kein Trost. Ich habe andere Erwartungen. Wenn wir in Zukunft in der Bundesliga bestehen wollen, müssen wir uns erheblich steigern.“ Heribert Bruchhagen über die Mannschaft: “Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei den Spielern auseinander. Sie haben einen hohen Anspruch, das zeigen sie bei jeder Vertragsverhandlung. Jetzt ist der Zeitpunkt da, wo man das von ihnen auch auf dem Platz abverlangen darf. So wie gegen Bremen dürfen wir uns nicht darstellen. Wir haben eine andere Erwartungshaltung an die Mannschaft.“ Vizepräsident Axel Hellmann: “So sieht Abstiegskampf
nicht aus. Wie die Mannschaft aufgetreten ist, war die absolut falsche
Darstellung nach außen, das akzeptiert kein Fan.“
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