Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach

Bundesliga 2008/2009 - 28. Spieltag

4:1 (1:0)

Termin: Sa 18.04.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Alexander Meier (40.), 2:0 Nikos Liberopoulos (47.), 2:1 Filip Daems (75, Foulelfmeter), 3:1 Marco Russ (80.), 4:1 Michael Fink (89.)

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Eintracht Frankfurt Borussia Mönchengladbach

 


  • Logan Bailly
  • Paul Stalteri
  • Roel Brouwers
  • Dante Bonfim
  • Filip Daems
  • Karim Matmour
  • Tomás Galásek
  • Alexander Baumjohann
  • Michael Bradley
  • Marko Marin
  • Roberto Colautti

 

Wechsel
Wechsel
  • Moses Lamidi für Alexander Baumjohann (54.)
  • Oliver Neuville für Karim Matmour (66.)
  • Thomas Kleine für Dante Bonfim (82.)
Trainer Trainer
  • Hans Meyer

 

Ein enttäuschender Sieg

Hält die Serie gegen Teams aus dem unteren Tabellendrittel? Nötig wäre es, denn mit einem Dreier gegen den seit drei Spieltagen sieglosen Tabellensechzehnten aus Mönchengladbach würde sich der Abstand auf die Abstiegsplätze auf bis zu 9 Punkte vergrößern. Zudem gilt es, das schlechte Spiel in München vergessen zu machen: “Natürlich erwarte ich von meiner Mannschaft eine Wiedergutmachung. Ich war richtig enttäuscht und verärgert, weil wir es den Bayern viel zu leicht gemacht und uns zu viele Fehler erlaubt haben“, sagt Trainer Funkel unter der Woche, in der er seine Mannschaft richtig rannimmt, wie auch Fink bestätigt, der die Eintracht zum Saisonende verlassen wird: "Wir haben sehr intensiv trainiert, damit auch der Letzte wachgerüttelt wird. Wenn man das als Maßstab nimmt, muss uns nicht bange sein. Wir werden am Samstag die Reaktion auf dem Platz zeigen."

Außerdem zeigt sich die Eintracht bereits zum sechsten Mal in dieser Saison mit einem anderen Torhüter, denn Nikolov zog sich im Abschlusstraining einen Muskelfaserriss an der linken Leiste zu. Auch Trainer Funkel ist schockiert: "Das ist unglaublich, das sind Dinge, die ich noch nie erlebt habe, vor allem noch nie auf dieser Position." Markus Pröll steht heute also wieder im Tor.

Da Köhler sich in München eine Innenbanddehnung im Knie zugezogen hat, feiert heute fünf Monate nach seiner Knorpelschadenoperation Spycher sein Comeback. "Der Zeitpunkt ist jetzt gekommen, da ich ins Spiel zurückkehren kann“, sagt Spycher, der zuletzt im Hinspiel gegen Mönchengladbach am Ball war. Darüber hinaus rückt Chris für Bellaïd in die Innenverteidigung, Inamoto kommt dafür neben Fink im defensiven Mittelfeld zum Einsatz.

Borussen-Trainer Meyer nimmt hingegen im Vergleich zur 2:1-Niederlage gegen Wolfsburg keine Wechsel in der Mannschaft vor. Somit spielt erneut Colautti, der seit 17 Spielen kein Tor für Gladbach geschossen hat, für den verletzten Rob Friend. Wie schon beim 2:1-Sieg in Mönchengladbach lässt Hans Meyer auf der Außenbahn rochieren: Marin spielt auf Rechts, Matmour auf der linken Seite.

Es ist eine seltsame Stimmung im Waldstadion, nachdem zunächst lauthals “Im Herzen von Europa“ geschmettert wird, empfangen Teile des Publikums die Adler mit einem lauten “Funkel raus“, eine Frankfurter “Motivation“ der etwas anderen Art. Dennoch versuchen die Adler von Beginn an, die Initiative zu ergreifen. Aber es ist ein zäher Beginn, Mönchengladbach zieht sich sehr weit zurück und lässt die Eintracht spielen. Es gibt kein Durchkommen, noch fehlt die zündende Idee, und so laufen sich die Adler immer wieder fest. Die erste Chance gibt es in der 9. Spielminute durch eine scharfe Flanke von Steinhöfer, die Torhüter Bailly jedoch wegfausten kann, auch weil Stalteri den einschussbereiten Fenin bedrängt hat, der für Schiedsrichter Dr. Brych zu spektakulär fällt.

In der 15. Spielminute kann Chris zunächst einen Schuss von Bradley abblocken, der Konter der Adler wird jedoch am Mittelkreis abgefangen. Dante versucht sich aus dem linken Halbfeld mit einem Schuss, Chris fälscht das Leder so ab, dass es auf die rechte Strafraumseite zu Marin trudelt, der sich von Spycher weggeschlichen hat. Marin zieht flach ab, aber Torhüter Pröll reagiert glänzend mit einer Fußabwehr.

Dann wieder die Eintracht über Spycher auf der linken Außenbahn, der den Ball hoch auf Meier am linken Torraumeck spielt. Alex stoppt den Ball im Lauf perfekt mit der Brust und schießt trotz spitzem Winkel aus der Drehung direkt auf den Kasten von Torhüter Bailly. Das Leder rauscht knapp über die Latte, Meier wird zum Dank von Teilen des eigenen Publikums ausgepfiffen (19.).

Danach verflacht das Spiel, die Eintracht spielt nach vorne, sie kämpft, doch es gibt kein Durchkommen. Immer wieder wird der Ball nun quer gespielt, die überhasteten Flanken von Ochs und Fenin mehren sich. Doch auch für Gladbach gibt es keinen Raum für Konter: Spycher hat Marin bislang fest im Griff und die Konterversuche der Gladbacher, die nun meist über die linke Seite kommen, werden von Inamoto, Fink und Ochs schnell geklärt.

Dennoch, die Stimmung ist gereizt, Meier wird bei fast jedem Ballkontakt ausgepfiffen oder mit unflätigen Rufen bedacht, Teile des Publikums feuern die Adler immer wieder mit “Caio-“ oder “Wir wollen euch kämpfen seh’n“-Rufen an. Dabei liegt es mitnichten am Einsatz der Adler. "Die standen mit neun Mann hinterm Ball. Da fällt es fast jeder Mannschaft schwer, so sie denn nicht FC Barcelona heißt, den Gegner auszuhebeln", erläutert Funkel diese Phase des Spiels.

Es läuft schon die 40. Spielminute, es gibt Ecke für die Eintracht von der rechten Seite durch Steinhöfer. Der 22jährige schlägt das Leder hoch in den Strafraum, Brouwers und Galasek steigen hoch, doch Meier steht förmlich in der Luft, köpft das Leder wuchtig in die Mitte und trifft! Das 1:0 für die Eintracht und bei aller Freude kann sich Trainer Funkel eine wegwerfende Handbewegung in Richtung der zahlreichen Pfeifer nicht verkneifen.

Ein paar von denen bedanken sich zu Beginn der zweiten Halbzeit mit einem Banner, "Funkel raus, Hools rein. Wir haben das Mauern satt, wir wollen Mauern einreißen.“ Das Banner wird schnell entfernt und Heribert Bruchhagen ist sauer: “Wir werden uns nicht das Hausrecht nehmen lassen und wir lassen uns auch nicht den Verein nehmen.“

Dies sehen wohl auch die Adler auf dem Rasen so, denn von Beginn der zweiten Halbzeit spielen sie druckvoll nach vorne. Die 47. Spielminute, nach einem Foul gibt es Freistoß für die Eintracht von der linken Außenbahn. Steinhöfer schlenzt hoch in den Strafraum, ein Gladbacher kann den Ball nach vorne schlagen, doch Ochs köpft das Leder zurück zu Fenin. Der 22jährige Tscheche stoppt den Ball mit der Brust, eine schnelle Drehung und drei Borussen sind nur noch staunende Zuschauer, als er das Leder Liberopoulos gekonnt vorlegt. Dante und Daems stehen vor Liberopoulos, aber das stört den Griechen nicht, eiskalt schiebt er das Leder aus 12 Metern flach in die rechte Ecke. 2:0 für die Eintracht! Was für ein schönes Tor nach toller Vorarbeit von Fenin - und das trotz Rippenbruch und Karbonpanzer!

Gladbach reagiert geschockt, die Eintracht kontrolliert nun das Spiel und Trainer Meyer wechselt aus. Für Baumjohann, der gegen Inamoto keinen Stich gemacht hat, kommt Lamidi in die Partie und rückt auf die rechte Außenbahn, Marin wechselt nach Links (54.). Ein Verdienst von Spycher, der die meisten Zweikämpfe gegen den Nationalspieler gewonnen hat: "Ich bin überglücklich, dass es nach der langen Pause so gut geklappt hat. Fünf Monate Tribüne sind schon bitter.“

Dann die 63. Spielminute, ein Angriff der Eintracht über Spycher auf der linken Seite wird abgefangen, Dante spielt nach vorne und über Galasek kommt der Ball zu Marin. Der setzt sich am linken Strafraumeck gegen Ochs durch und flankt hoch an den langen Pfosten. Torhüter Pröll, Bradley, Colautti und Matmour behindern sich gegenseitig, so dass der Kopfball parallel zur Torlinie zu Chris fliegt. Der stoppt den Ball, aber zu lässig. Marin hat aufgepasst und luchst ihm von hinten das Leder ab, das bei Galasek landet, der den Ball humorlos ins Netz hämmert. Doch Schiedsrichter Dr. Brych hat bereits abgepfiffen und zeigt auf den Elfmeterpunkt, Chris hatte Marin zu Fall gebracht. Bradley läuft an und schießt in die linke untere Ecke, doch Pröll fliegt und kann parieren! "Da habe ich richtig spekuliert", sagt er dazu nur.

Der verschossene Strafstoß wirkt wie ein Weckruf für die Gladbacher, die nun ihre Angriffsbemühungen verstärken, immer wieder über Marin auf der linken Seite. In der 73. Minute scheitert der aufgerückte Stalteri am glänzend reagierenden Pröll. Dann vertändelt der für Steinhöfer gekommene Korkmaz im linken Halbfeld leichtfertig den Ball, Lamidi spielt zu Marin in den Strafraum. Ein kurzer Haken, dann läuft der kleine Gladbacher gegen die breite Schulter von Russ und fällt wie vom Blitz getroffen. Dr. Brych zögert nicht und entscheidet sofort auf Elfmeter. Aber auch Russ räumt ein: “Er schlägt Haken wie ein Hase. Im Spiel habe ich gedacht, ich hätte den Ball berührt, aber nachdem ich die Szene im Fernsehen gesehen habe, muss ich einräumen: Das war ein klarer Elfer, ich komme ein bisschen zu spät.“ Diesmal tritt Daems an und lässt Pröll mit einem halbhohen Schuss in die rechte Ecke keine Chance. Der 1:2-Anschlußtreffer (75.).

Es ist nun ein offenes Spiel, beide Mannschaften wollen das nächste Tor. Die 80, Spielminute, ein Angriff der Adler wird abgefangen, es gibt aber Ecke von der rechten Seite. Fink schlenzt das Leder an die kurze Ecke, Russ schleicht sich im Rücken von Galasek frei, steht somit unbedrängt am rechten Fünfmeterraumeck und köpft das Leder aus fünf Metern ins Netz. Das 3:1 für die Eintracht! “Das habe ich in der Bundesliga wirklich noch nie erlebt. Entweder es werden beide Pfosten abgedeckt oder nur der kurze. Aber dass am langen Pfosten einer steht, am kurzen aber nicht - das ist schon mehr als komisch", sagt Russ nach dem Spiel. Findet Trainer Meyer nicht, der den schlafenden Dante kurz darauf für Kleine auf die Bank schickt.

Damit ist der Widerstand der Gladbacher gebrochen, es spielt nur noch die Eintracht. Die 88. Spielminute, eine Flanke von Korkmaz in den Strafraum wird abgefangen, der Ball landet bei Ochs, der ihn flach zu Fink am rechten Strafraumeck spielt. Fink flankt quer zu Liberopoulos, der im Fallen den Ball nicht richtig trifft, so dass er zu Fink zurücktrudelt. Bradley will den Ball wegschlagen, trifft aber Fink, der das Leder sodann aus fünf Metern mit dem Außenrist ins kurze Eck hämmert. Das 4:1 für die Eintracht.

Kurz darauf kommt Bajramovic für Fenin auf den Platz, muss jedoch bereits fünf Minuten nach seiner Einwechslung wieder gehen: Er hat sich das linke Sprunggelenk verdreht. Für ihn kommt Caio in der 90. Minute. Dann pfeift Schiedsrichter Dr. Brych unter dem nun einhelligen Jubel das Spiel ab. Auch Trainer Funkel ist zufrieden: “Das war ein ganz, ganz wichtiger Sieg. Wir haben zur richtigen Zeit ein Zeichen gesetzt. Dafür gebührt der Mannschaft großes Lob.“ Die Eintracht klettert mit nun 32 Punkten auf Platz 11 und hat 9 Punkte Vorsprung vor dem Tabellen16ten Mönchengladbach. (tr)


Stimmen zur Stimmung

Marco Russ: "Wir haben auch ohne Caio unsere Tore geschossen, aber diese Rufe gegen den Trainer sind ja schon normal bei uns. Das interessiert uns überhaupt nicht."

Markus Pröll "Es herrschte hier sowieso eine negative Stimmung."

Alexander Meier: “Man darf sich davon nicht beeinflussen lassen, sonst geht gar nichts.“

Ein Spieler: “Es ist eine Schande, was die Zuschauer mit dem Trainer und den Kollegen machen. Nenn’ meinen Namen nicht, sonst pfeifen sie mich auch noch aus.“

Friedhelm Funkel: “Ich höre sie, aber ich ignoriere sie, denn ändern kann ich sowieso nichts.“ “Diese Dinge höre ich nicht und sie interessieren mich nicht. Es ist unglaublich, wie niedrig die Hemmschwelle geworden ist, Menschen zu beschimpfen, aber die Mannschaft kann damit umgehen. Außerdem können wir das sowieso nicht ändern."

Heribert Bruchhagen: “Ich will auf diese Dinge nicht eingehen, weil wir sie nicht beeinflussen können, aber es ist einfach nur enttäuschend. Die gesamte Stimmung macht mir große Sorgen. Aber, auch wenn es die öffentliche Meinung fordert, werden wir keine neuen Schulden machen, werden wir keinen neuen Trainer holen. Ich werde nicht einknicken, ich lasse mich nicht beirren."

 

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