FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2008/2009 - 27. Spieltag

4:0 (3:0)

Termin: Sa 11.04.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 69.000
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim)
Tore: 1:0 Franck Ribery (3.), 2:0 Luca Toni (17.), 3:0 Lucio (36.), 4:0 Bastian Schweinsteiger (48.)

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FC Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Jörg Butt
  • Christian Lell
  • Lucio
  • Martin Demichelis
  • Zé Roberto
  • Mark van Bommel
  • Andreas Ottl
  • José Ernesto Sosa
  • Bastian Schweinsteiger
  • Franck Ribery
  • Luca Toni

 


 

Wechsel
  • Massimo Oddo für Christian Lell (46.)
  • Lukas Podolski für Franck Ribery (63.)
  • Breno für Lucio (64.)
Wechsel
Trainer
  • Jürgen Klinsmann
Trainer

 

Osterangsthasen

In der Säbener Straße wird Trauer getragen. Trainer Klinsmann ist schon lange nicht mehr unumstritten, die Buddhas weggeräumt und nach dem 1:5 in Wolfsburg und dem für die stets hochtrabenden Bayernansprüche demütigenden 0:4 in Barcelona ist das Entsetzen groß und das Poltern laut. "Wir müssen retten, was zu retten ist", jammert Karl-Heinz Rummenigge, "wir müssen in der Bundesliga die Kurve kriegen." Für die Mannschaft ergänzt Toni: “Aktuell sind wir am Boden. Aber wir müssen das abhaken, wir müssen drei Punkte holen. Basta!“

Aufbaugegner für die Bayern? Davon will Trainer Funkel nichts hören: "Warum sollten wir Kanonenfutter sein? Wir sind eine gestandene Bundesligamannschaft. Und klar haben wir etwas zu verlieren, nämlich drei Punkte. Wir wollen in München punkten. Wir werden versuchen aus einer gesicherten Defensive nach vorne zu spielen, so wie zuletzt gegen Hoffenheim, in Leverkusen und gegen Cottbus."

Gelingen soll dies mit der gleichen Anfangself, die gegen Cottbus 2:1 gewonnen hatte. Ohne Fenin, der nach seinem Rippenbruch zwar bereits mit einer Karbonschutzweste trainieren kann, aber für das Spiel gegen Mönchengladbach noch geschont werden soll. "Und bei unserem Glück würde ich bestimmt in München einen Schlag auf die Rippe bekommen", sagt Fenin. Mit dabei sind Ochs, der bereits vor dem Spiel ankündigte, auch in der nächsten Saison für die Eintracht zu spielen, und Steinhöfer. Beide kickten bis 2004 bzw. 2006 bei den Bayern-Amateuren unter Trainer Hermann Gerland.

Bayern-Trainer Klinsmann hingegen ändert seine Startformation im Vergleich zum 0:4 beim FC Barcelona. In der Abwehr spielt wieder Lucio für Breno, Zé Roberto auf der linken Seite und Lell Rechtsverteidiger für Oddo. Im Mittelfeld beginnt Sosa für Hamit Altintop und im Tor steht erneut Butt anstelle von Rensing. Das Ziel gibt Rummenigge vor: “Hier geht es nicht nur um drei Punkte, sondern schlichtweg um Wiedergutmachung seitens der Mannschaft, die das Seelenleben ihrer Fans in der Rückrunde schon arg strapaziert hat.“

Und tatsächlich, bei strahlendem Sonnenschein und frühsommerlichen Temperaturen gibt es für die Bayern von Beginn an nur den Weg in die Hälfte der Eintracht, die dies auch freundlich begleitend zulässt. Lediglich Ochs zeigt Zé Roberto mit einer Grätsche gleich zu Beginn, dass dies kein Spaziergang werden soll. So nimmt schon in der 3. Spielminute das Unheil für die Eintracht seinen Lauf. Ein Einwurf von Zé Roberto wird von Van Bommel vor den Strafraum geschlagen, Toni legt zurück auf Ribéry, der mit einem kleinen Schlenzer nach rechts Köhler locker aussteigen lässt, während Chris dem Treiben zuschaut. Der 26jährige Franzose haut das Leder fast ansatzlos aus 22 Metern in den linken Winkel, Torhüter Nikolov ist chancenlos. Das 1:0 für die Bayern (3.).

Perfekt für die Münchener, die nun das Leder ruhig und abgeklärt im Mittelfeld laufen lassen. Noch immer schauen die Adler fasziniert zu, keine Grätsche, kein Aufbäumen, nur das Warten auf den Fehlpass, um selbst ruhig nach vorne spielen zu können. So versucht sich Chris in der 6. Minute mit einem Schuss á la Ribéry, der jedoch gut zwanzig Meter über den Kasten von Torhüter Butt fliegt. Kurz darauf probiert es Steinhöfer mit einem Freistoß, der aber in den Armen von Butt landet (8.).

Nun lässt auch die Eintracht den Ball laufen, aber nur im Halbfeld der Bayern. Schön wird der Ball von links nach rechts gespielt, immer ruhig, stets mit dem gleichen Tempo. Das ist angenehm für die Bayern und Chancen ergeben sich so natürlich nicht. In der 12. Spielminute, die Bayern schieben die Kugel hin und her, erfolgt ein plötzlicher Tempowechsel: Ribéry spielt auf Lell in der Mitte, der direkt zu Zé Roberto auf der rechten Seite passt, während Fink und Chris zu Salzsäulen erstarrt sind. Bei der folgenden schönen Flanke hat aber immerhin Bellaïd aufgepasst und kann vor Toni retten.

Obwohl nach 5 Minuten Schweigen auf den Rängen zum Gedenken an einen verstorbenen Bayernfan die Stimmung in der Gästekurve nun richtig laut ist, Gehör findet es bei den Adlern auf dem Rasen nicht. Ob Köhler, Russ, Fink oder Chris, stets werden die roten Spieler nur begleitet, der Ballführende wird nicht konsequent angegriffen, allzu locker wird die Abwehrarbeit verrichtet. Dann die 14. Spielminute, Steinhöfer schlägt einen Freistoß von der rechten Seite auf die linke Außenbahn zu Korkmaz, der Köhler den Ball überlässt. Der läuft ein paar Schritte und schießt aus 20 Metern flach in die kurze Ecke. Kein Problem für Torhüter Butt, immerhin aber ein Torschuss.

Weiter geht es mit Sommerfußball, die Bayern setzen nicht richtig nach und die Eintracht verwaltet den knappen Rückstand. Plötzlich verliert Ochs im Mittelfeld den Ball, ein kurzer Pass auf Sosa, der sofort Richtung Strafraum läuft. Diesmal kennt Fink kein Erbarmen und grätscht dazwischen, es gibt Freistoß aus gut 25 Metern. Ribéry schlenzt das Leder über die Viermann-Mauer, Toni sprintet schneller als Köhler und Chris, der den Franzosen decken sollte, und haut das Leder aus 8 Metern direkt unter die Latte. Das 2:0 für die Bayern (17.).

Direkt mit dem Anpfiff verlieren die Adler den Ball sofort wieder, schnell geht es von Lell zu Sosa über die rechte Seite, aber diesmal ist Tony einen Schritt zu spät, während Köhler und Korkmaz nur entgeistert mit den Schultern zucken können. Dass Benny weiter vorne wesentlich besser aufgehoben ist, zeigt er in der 20. Minute. Ein schnelles Dribbling, dann der Pass auf Chris, der das Leder zu Steinhöfer auf der rechten Außenbahn spielt. Der Ball kommt zu Ochs, der sofort hoch in den Strafraum flankt. Genau zum aufgerückten Fink, der aber vom Elfmeterpunkt aus um Zentimeter am linken Torpfosten vorbeiköpft. Schade, der Anschlusstreffer wäre wichtig gewesen (21.).

Aber die Adler setzen auch nicht entschlossen nach. Geordnete Angriffe finden nicht statt, auch weil Chris und Meier den Ball nicht fordern und sich geschickt verstecken. Korkmaz wirkt auf der linken Außenbahn genauso verloren wie Liberopoulos, der vorne einsam seine Runden dreht. Die Bayern lassen weiterhin den Ball locker im Mittelfeld laufen, immer freundlich begleitet von einem Adler. Einsatz und Kampf sehen anders aus, ganz anders. Diplomatisch drückt dies Bajramovic nach dem Spiel aus: “Man kann schon besser spielen, irgendwie war das von uns heute gar nichts.“

Irgendwie gibt es dann aber doch mal wieder einen Angriff der Bayern auf der linke Seite, Ochs klärt jedoch vor Schweinsteiger zur Ecke. Schweinsteiger schlägt das Leder hoch vor den langen Pfosten, Nikolov zögert auf der Linie, Russ verschätzt sich beim Kopfball, nicht aber Lucio, der das Leder mutterseelenallein ins rechte Toreck köpfen kann. Das 3:0 für die Bayern mit freundlicher Unterstützung der Eintrachtabwehr (37.). “Wenn man nicht zur Sache geht, wenn man nicht die Zweikämpfe gewinnt, dann wird man eben auch nur zweiter Sieger“, meint Co-Trainer Reutershahn hierzu trocken.

Danach wieder ein wenig Ballgeschiebe im Mittelfeld, bis Schiedsrichter Dr. Drees Spieler und Zuschauer zur Halbzeit erlöst. Bei den Bayern kommt nun Oddo für den angeschlagenen Lell, während Trainer Funkel nicht reagiert. Es gibt weder einen Wechsel noch eine Umstellung.

Und so geht es auch zu Beginn der zweiten Halbzeit weiter. Die Bayern spielen locker, die Adler schauen zu. In der 48. Spielminute verliert dann Liberopoulos den Ball im Mittelkreis, Ottl, Schweinsteiger und Ribéry passen sich das Leder locker zu, dann ein flacher Pass auf Sosa, der ein paar Meter läuft und mit der Pieke in den Lauf von Toni spielt. Russ schaut zu, als der Italiener Nikolov tunneln will, doch der hat aufgepasst. Die abgewehrte Kugel rollt jedoch zum aufgerückten und ungedeckten Schweinsteiger, der das Leder am Fünfmeterraum nur noch einschieben muss, während der Rest der Abwehr an der Strafraumgrenze zuschaut. Das 4:0 für die Bayern (48.).

Was danach passiert, beschreibt das Fußballmagazin “11Freunde“ so: “Dieses Spiel ist mit Abstand die unwirklichste Gala in der Geschichte der Bundesliga. Eine Mannschaft, die mit vier Toren Vorsprung führt, freut sich nicht. Eine andere, die gerade deklassiert wird, ärgert sich nicht, bäumt sich nicht auf. Alles wirkt völlig belanglos. Fußball ohne Emotionen." Patrick Ochs fasst es so zusammen: “Nach dem 0:4 ging es nur noch um Schadensbegrenzung, da haben wir geguckt, dass wir nicht noch abgeschlachtet werden."

In der 64. Minute reagiert nun auch Trainer Funkel und erlöst Meier und Korkmaz. Für die beiden müssen nun Bajramovic und Caio ran, ändern können sie freilich nichts mehr. Die Eintrachtfans, die noch im Stadion sind, sehen Sommerfußball und dann noch einen Freistoß von Schweinsteiger, der aus 28 Metern gegen die Latte klatscht (67.).

Als wäre das Spiel nicht traurig genug, zieht sich Köhler bei einem Zweikampf mit Sosa eine Innenbanddehnung im rechten Knie zu und wird mindestens für das nächste Heimspiel gegen Mönchengladbach ausfallen (74.), vielleicht länger. Da kurz zuvor Mahdavikia für Steinhöfer auf den Rasen kam, muss die Eintracht das Spiel nun mit zehn Mann zu Ende bringen. Immerhin, dies gelingt.

Mit 29 Punkten bleibt die Eintracht auf dem 12ten Platz mit 6 Punkten Vorsprung auf den Tabellen16ten Mönchengladbach, dem nächsten Gegner. (tr)


Stimmen zum Spiel

Heribert Bruchhagen: "Ich bin restlos enttäuscht. Das war ein richtig müder Kick von uns, die schwächste Auswärtsleistung in dieser Saison. Wir haben schon ein paarmal Mannschaften, die in der Krise steckten, auf die Beine geholfen. Das ist uns wieder eindrucksvoll gelungen."

Friedhelm Funkel: “Zu keinem Zeitpunkt fanden wir zu unserem Spiel und unserer gewünschten Kompaktheit. So viele individuelle Fehler kann man sich gegen Bayern nicht leisten. So was passiert im Fußball, das kann man nicht erklären. Dennoch, wir werden das kritisch analysieren, da werden auch harte Worte fallen.“

Patrick Ochs: "Das war Angsthasenfußball.“

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